Überblick zur internationalen Kooperation: Vereinigtes Königreich (Großbritannien)

Für die internationale Bildungszusammenarbeit sind verschiedene Ministerien zuständig. Die britischen Hochschulen werden bei ihrem erfolgreichen Werben um internationale Studierende (Study UK Portal) durch den weltweit operierenden British Council und durch Universities UK International (UUKi), einen Zweig des Hochschulverbandes Universities UK, unterstützt und beworben. Ein weiteres wichtiges Gremium, das sowohl Hochschulen als auch internationale Studierende selbst unterstützt, ist der UK Council for International Student Affairs (UKCISA). Das Außenministerium, das Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit (Department of International Development, DFID) und das Bildungsministerium unterstützen mit verschiedenen Stipendien die Mobilität von Studierenden in Richtung Großbritannien.

Hochschulmarketing und Förderung waren bisher sehr erfolgreich: Das Vereinigte Königreich liegt als Zielland für internationale Studierende, die einen Abschluss anstreben, weltweit mit etwa 600.000 auf dem zweiten Platz hinter den USA. Mit einem Gesamtanteil von 20,1 Prozent internationaler Studierender (2021) übertrifft das Land den OECD-Durchschnitt um das Dreifache, in der Promotionsphase erreicht der Anteil sogar über 40 Prozent (siehe Bildungsindikatoren). Unter einer neuen internationalen Bildungsstrategie („International Education Strategy: global potential, global growth") hatte sich die britische Regierung das Ziel gesetzt, die Anzahl der internationalen Studierenden mit Hilfe eines Maßnahmenkatalogs bis 2030 auf 600.000 zu steigern. Dieses Ziel wurde trotz eines Rückgangs der Studierendenzahlen aus der EU bereits 2021 erreicht (siehe Bildung auf einen Blick, S. 273).

Die führenden Herkunftsländer für internationale Studierende liegen derzeit mehrheitlich außerhalb Europas. Es sind China, Indien, Nigeria, die USA und Hong Kong. Erst danach folgen europäische Länder wie Italien und Frankreich. Deutschland ist auf Rang 11 zurückgefallen. Bis 2020 genossen Studierende aus den EU-Ländern gewisse Privilegien in Bezug auf Studienfinanzierung („home fee status“). Aufgrund des Brexits müssen Studierende aus der EU in Großbritannien deutlich höhere Studiengebühren zahlen und können nicht mehr auf staatlich finanzierte Kredite zurückgreifen. Die Bewerbungen sind entsprechend zurückgegangen und Hochschulen in Großbritannien haben 2021 rund 50 Prozent weniger Studierende aus der Europäischen Union (EU) angenommen als im Vorjahr. Im Gegenzug stieg die Anzahl der Studierenden aus Nicht-EU-Ländern stark an (Siehe Bericht The benefits and costs of international higher education students to the UK).

Britische Studierende sind deutlich weniger mobil, ihre führenden Zielländer sind die USA, Deutschland, Bulgarien, Australien und Irland (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).

Die internationale Ko-Publikationsrate hat sich im Zeitraum von 1996 bis 2021 von 26,6 auf 60,6 Prozent mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: In Deutschland nahm der Anteil im selben Zeitraum von 30,8 auf 52,7 Prozent weniger stark zu (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved October 31, 2022, from www.scimagojr.com).

Unter den britischen Ko-Publikationsländern belegt die USA den Spitzenplatz, gefolgt in weitem Abstand von China, Deutschland, Italien und Australien. Mit der höchsten Zuwachsrate unter den Top 20 belegt Indien derzeit Rang 13 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).

Für den Aufbau und die Pflege von Kontakten vor Ort wird seit 2001 das Science and Innovation Network (SIN) genutzt, das über 100 Vertreterinnen und Vertreter in etwa 40 Ländern umfasst, die überwiegend an den britischen Botschaften postiert sind.

Unterhalb der Regierungsebene waren bisher die Forschungsräte aktiv. Traditionell spielt die Zusammenarbeit mit den USA unter Abkommen, die die Forschungsräte mit der National Science Foundation (NSF) geschlossen haben, eine wichtige Rolle. 2022 publizierte UKRI ein eigenes Strategiedokument für internationale Kooperationen („UKRI International Strategic Framework“).

Aktuelle internationale Förderbekanntmachungen mit britischer Beteiligung können auf einer Webseite von UUKi aufgerufen werden („UUKi 'Global research and innovation funding gateway“).

Der neue Wissenschaftsminister Großbritanniens präsentierte kurz nach Amtsantritt 2023 die Internationale Technologiestrategie („The UK's International Technology Strategy“). Außerdem gab er den Startschuss für den International Science Partnership Fund (ISPF) als neues Förderinstrument. Die britische Regierung setzt damit auf den Ausbau internationaler Partnerschaften mit Schlüsselpartnern und die Stärkung der Zusammenarbeit mit etablierten und aufkommenden Wissenschafts- und Technologienationen. Vor dem Hintergrund wachsender Bedrohungen durch autokratische Systeme sind die Leitprinzipien: Offenheit, Verantwortung, Sicherheit und Widerstandskraft.

Ab 2021 verzichtet Großbritannien auf eine Teilnahme am ERASMUS+-Programm der Europäischen Union, unter dem die Kurzzeitmobilität von Studierenden und Lehrkräfte in beide Richtungen gefördert wurde.  Stattdessen wird die weltweite Mobilität der britischen Studierenden unter dem neuen Turing Scheme gefördert werden (siehe nächster Abschnitt).

Großbritannien und die Europäische Union haben nach längeren Verhandlungen zur Assoziierung mit dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) im September 2023 eine Vereinbarung erzielt. Forschende und Einrichtungen aus Großbritannien können ab dem 1. Januar 2024 an Horizont Europa teilnehmen und europäische Fördermittel erhalten. Zwischen November 2021 und Januar 2024 stellt Großbritannien eine Ersatzförderung bereit. An dem Vorgängerprogramm Horizont 2020 war Großbritannien als Vollmitglied beteiligt. Bis Dezember 2021 warb das Land europäische Fördergelder in Höhe von 7,75 Milliarden Euro unter Horizont 2020 ein. Unter den insgesamt 10.240 Projekten, an denen sich Großbritannien bisher beteiligte, wies mit 4.110 Projekten 40 Prozent auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Datenbank).

Andere Varianten europäischer Kooperation setzen nicht auf einen gemeinsamen Fördertopf unter dem Rahmenprogramm der EU, sondern auf die Verbindung verschiedener nationaler Fördertöpfe, um gemeinsame Projekte im Rahmen von Public Public Partnerships (P2Ps) zu finanzieren. Derzeit ist das Vereinigte Königreich an 42 aktiven P2Ps beteiligt, darunter verschiedene ERA-NETs sowie gemeinsamen Programminitiativen (Stand Oktober 2023, siehe ERA-LEARN-Plattform). Das Land gehörte außerdem 1985 zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks zur Unternehmens- und Innovationsförderung EUREKA und beteiligt sich auch an dem gemeinsamen Förderprogramm Eurostars. Dabei wird Großbritannien durch die Förderorganisation Innovate UK vertreten (EUROSTARS-Webseite Vereinigtes Königreich).

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