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Länderbericht: Japan

Länderbericht: Japan

Kooperation international

 

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

1Allgemeine Landesinformationen

Bevölkerung und Geografie

Tabelle 1: Bevölkerung und Geografie
Quelle: Auswärtiges Amt, CIA World Factbook, WHO

Ländername

Japan

Nippon, Nihon

Hauptstadt

Tokyo

Fläche

362.169 km² (vier Hauptinseln)

Bevölkerungszahl

123.719.238

(Schätzung 2023)

Lebenserwartung

Männer: 82,11 Jahre, Frauen: 88,6 Jahre

(Schätzung 2023)

Altersstruktur (Schätzung 2018)

0-14: 12,29 Prozent

15-64: 58,49 Prozent

65 und älter: 29,22 Prozent

Bevölkerungswachstum

-0,241 Prozent

(Schätzung 2023)

Sprachen

Japanisch

Religionen

Die traditionell stärksten Religionen in Japan sind Shintoismus und Buddhismus. Daneben gibt es christliche und andere religiöse Minderheiten.

Nationaltag

23. Februar, Geburtstag des Kaisers (Tennō)

Zeitzone

MEZ + 8 (UTC + 9).

Keine Sommer-/Winterzeit. Differenz zu Mitteleuropa im Winter +8 Std., im Sommer +7 Std

Währung

Japanischer Yen (¥) JPY

   

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Politik und Administration

Tabelle 2: Politik und Administration
Quelle: Auswärtiges Amt, Prime Minister of Japan and His Cabinet, Ministry of Foreign Affairs of Japan, House of Councillors, House of Representatives

Ländername

Japan

Hauptstadt

Tokyo

Staatsform / Regierungsform

Parlamentarische Erbmonarchie

Staatsoberhaupt

de facto: seit dem 01. Mai 2019 Kaiser NARUHITO als Nachfolger des emeritierten Kaisers AKIHITO (1989/1990 - 2019)

Regierungschef

Premierminister KISHIDA Fumio (LDP)

(seit Oktober 2021)

Cabinet Office

Yoshimasa HAYASHI,

Chief Cabinet Secretary

(seit September 2023)

Außenministerin

Yoko Kamikawa

(seit September 2023)

Minister für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie

Masahito Moriyama

(seit September 2023)

Parlament

  • 2-Kammer-Parlament: Unterhaus (UH) mit 465 Sitzen, Oberhaus (OH) mit 248 Sitzen
  • Nächste Parlamentswahl 2025
  • Aktuelle Zusammensetzung UH (Stand Mai 2023)
    • Liberaldemokratische Partei (LDP): 262 Sitze
    • Konstitutionell-Demokratische Partei, Independent Forum: 97 Sitze
    • Nippon Isshin (Japan Innovation Party): 41Sitze
    • Komeitō: 32 Sitze
    • Demokratische Volkspartei: 10 Sitze
    • Kommunistische Partei Japans (KPJ): 10 Sitze
    • Yūshi no Kai: 5 Sitze
    • REIWA SHINSENGUMI: 3 Sitze
    • Unabhängige: 4 Sitze
    • Vakant: 1 Sitz
  • Aktuelle Zusammensetzung OH (Stand Juni 2023):
    • Liberaldemokratische Partei (LDP): 119 Sitze
    • Konstitutionell-Demokratische Partei, Sozialdemokratische Partei: 40 Sitze
    • Komeitō: 27 Sitze
    • Nippon Ishin: 21 Sitze
    • Demokratische Volkspartei, Shinryokufūkai: 13 Sitze
    • Kommunistische Partei Japans (KPJ): 11 Sitze
    • REIWA SHINSENGUMI: 5 Sitze
    • Okinawa no Kaze (Okinawa Whirlwind): 2 Sitze
    • Seijikajoshi48party: 2 Sitze
    • Unabhängige: 8 Sitze
    • Vakant: 0 Sitze

Regierungsparteien

Liberaldemokratische Partei (LDP), mit Komeitō

Verwaltungsstruktur

47 Präfekturen , Verwaltung ist zentralisiert

   

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Politisches System

Japan hat gemäß seiner Verfassung vom 03.11.1946 (in Kraft getreten 1947) ein parlamentarisches Regierungssystem mit Gewaltenteilung. Der Tennō (Kaiser; seit dem 01.05.2019: Kaiser Naruhito) ist laut Verfassung 'Symbol des Staates'. Er stellt für die Mehrheit der Bevölkerung den wichtigsten Bezugspunkt zur nationalen Identität dar. Mit der Nachkriegsverfassung wurden seine Befugnisse auf repräsentative Aufgaben beschränkt.

Das Parlament besteht aus zwei Kammern: Das Unterhaus hat 465 Sitze, die in allgemeinen Wahlen für jeweils vier Jahre vergeben werden. Zu vorzeitigen Auflösungen des Unterhauses kommt es immer wieder, zuletzt im Oktober 2017. Das Oberhaus hat 248 Mitglieder. Alle drei Jahre wird jeweils die Hälfte seiner Mitglieder für sechs Jahre gewählt. Die jüngsten Wahlen zum Unterhaus fanden am 31.10.2021 statt, Oberhauswahlen zuletzt am 10.07.2022. Die nächste reguläre Wahl auf nationaler Ebene steht 2025 an. Im Unterhaus werden derzeit 48 Mandate von Frauen ausgeübt, im Oberhaus 66. In der japanischen Politik sind Fraktionswechsel, Namensänderungen und Neugründungen von Parteien sehr viel häufiger als in Deutschland. Zudem gibt es Nachwahlen für einzelne Parlamentssitze, wenn Abgeordnete ihr Mandat abgeben oder versterben, so dass sich auch zwischen den Wahlen die Zusammensetzung des Parlaments ändern kann.

Die Verwaltung in Japan ist weitgehend zentralisiert. Das Land ist in 47 Präfekturen eingeteilt. Die Gouverneure der Präfekturen werden direkt gewählt, stehen jedoch in starker Abhängigkeit von der Zentralregierung.

(Quelle: Auswärtiges Amt, House of Councillors, House of Representatives)

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Wirtschaftsinformation

Japan ist nach den USA und der VR China laut Weltbank die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft. Das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag 2022 bei 552.29 Billionen Yen, oder 4,30 Billionen USD, damit erwirtschaftete Japan mit einer Bevölkerung von 124,77 Millionen Einwohnern rund 4,2 Prozent des kaufkraftbereinigten Welt-BIP. Das BIP pro Kopf (nominal) beträgt 4.412.288 Yen oder 34.358 USD (2022).Das Land verfügt über eine breit aufgestellte, technologisch hoch entwickelte und exportorientierte Wirtschaftsstruktur.

Japan selbst hat kaum mineralische, landwirtschaftliche oder chemische Rohstoffe und ist sowohl bei der Energie- als auch bei der Lebensmittelversorgung in hohem Maße von Importen abhängig. Die exportorientierte und innovationsfreundliche Wirtschaftsstruktur, die neben den international bekannten Großunternehmen auch eine sehr große Zahl kleiner und mittelständischer Unternehmen umfasst, wird in Forschung, Entwicklung und Produktion im Maschinen- und Automobilbau, in der Elektronik- und der Chemieindustrie weltweit in einer führenden Position gesehen. Die nach der COVID-19 Pandemie zu sehende positive Tendenz wurde auf Grund der gegenwärtigen Lage bei ansteigenden Energiepreisen und Inflation gebremst und BIP Prognosen für das Jahr 2023 wurden nach unten korrigiert.

Die Schwächung des Yens, die die Exportpolitik Japans in den letzten Jahren förderte führte im Jahr 2022 bei den Energieimporten auf Grund von generell steigenden Preisen und zusätzlicher Inflation zu einer Steigung von 39,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies führte zu einem zehnmal so großen Außenhandelsdefizit als im Jahr 2021.

Japans Hauptabnehmerländer sind seit dem Jahr 2003 u.a. China mit einem Abnehmeranteil von mind. 10%, sowie die USA. Beide Länder stehen seitdem durchgehend an der Spitze der Exportabnehmer. Im Jahr 2021 war China mit 21,6 Prozent das Hauptabnehmerland Japans, noch vor den USA mit 18,0 Prozent.

(Quellen: GTAI, 2022, Auswärtiges Amt, Worldbank)

Ausführliche Wirtschaftsdaten zu Japan finden Sie in der Reihe „Wirtschaftsdaten kompakt“ von „Germany Trade and Invest (GTAI)“. Diese wird zweimal jährlich im Mai und November aktualisiert.

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Weitere Informationen

Handel mit Deutschland

Japans Außenhandelsbilanz ist negativ (2021: Einfuhr 772 Mrd. USD – Ausfuhr 757 Mrd. USD; 2022: Einfuhr 898,6 Mrd. USD – Ausfuhr 746,7 Mrd. USD). Bei Exporten aus Deutschland lag Japan 2022 auf Rang 18, bei Importen nach Deutschland lag Japan auf Rang 17. Die wichtigsten Importgüter nach Deutschland sind Maschinen, Elektronik, chemische Erzeugnisse, Elektrotechnik, Kfz und -Teile sowie Mess- und Regeltechnik. Die wichtigsten deutschen Exportgüter sind chemische Erzeugnisse, Kfz und -Teile, Maschinen, Mess- und Regeltechnik sowie Elektrotechnik. (Quelle: GTAI, Statistisches Bundesamt)

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2Zusammenfassung

2.1 Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik

Japan gehört mit seiner leistungsstarken Wirtschaft und seinen großen technologischen Fähigkeiten zu den wirtschaftlich stärksten Ländern der Welt. Zusätzlich ist Japan einer der größten Investoren in Forschung und Entwicklung (FuE): Im weltweiten Vergleich liegt Japan mit FuE-Gesamtausgaben in Höhe von 213 Milliarden USD (kaufkraftbereinigt; inflations- und kaufkraftbereinigt: 193 Milliarden USD) 2023 auf Rang 3 hinter den USA und China. Dahinter folgt Deutschland mit 179 bzw. 159 Milliarden auf Rang 4 (siehe FuE-Indikatoren).

Einen Spitzenplatz nahm Japan lange Zeit in Bezug auf seine FuE-Intensität, das heißt den Anteil der gesamten FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein: Inzwischen haben andere Länder ihre Investitionen ebenfalls ausgebaut: Im Jahr 2023 liegt Japan mit 3,44 Prozent weltweit auf dem fünften Rang hinter Israel (6,3 Prozent), Südkorea (5 Prozent), Schweden (3,6 Prozent) und den USA (3,45 Prozent). Die hohe FuE-Intensität in Japan ist vor allem durch das starke Engagement der Unternehmen bedingt, deren Anteil – ähnlich wie in Südkorea und Israel - mehr als drei Viertel an den Gesamtausgaben ausmacht. Dagegen hat sich der Beitrag des japanischen Staates zur Finanzierung von FuE reduziert: Die Ausgaben liegen mit einem Anteil von 0,5 Prozent am BIP unter dem OECD-Durchschnitt (siehe FuE-Indikatoren).

In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen platziert sich Japan 2024 auf Rang 7. Nachdem das Land 1996 noch Rang 3 hinter den USA und Großbritannien eingenommen hatte, wurde es zwischenzeitlich von China, Deutschland, Indien und Italien überholt (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 22, 2025, from www.scimagojr.com).

Im Global Innovation Index (GII) 2023, in dem Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet werden, liegt Japan im weltweiten Vergleich auf Rang 13 (USA: Rang 3; Singapur: Rang 5; Deutschland: Rang 8; Südkorea: Rang 10; China: Rang 12).

Die Zukunft des Bildungs-, Wissenschafts- und Technologiestandort Japan wird durch die fortgeschrittene Alterung der japanischen Bevölkerung beeinflusst. Nach aktuellen statistischen Erhebungen sind bereits heute 29 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt (Stand 2023). Vorhersagen gehen davon aus, dass sich die japanische Bevölkerung zwischen den Jahren 2044 und 2054 auf unter 100 Millionen reduziert, während der Anteil der über 65-jährigen weiter wächst.

Das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (Ministry of Education, Culture, Sports, Science and Technology, MEXT) ist das verantwortliche Ministerium für Schulen und Hochschulen. In Bezug auf Aus- und Weiterbildung teilt es sich die Kompetenzen mit dem Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales (Ministry of Health, Labour and Welfare, MHLW).Das japanische Hochschulwesen zeichnet sich durch eine große Anzahl an privaten, öffentlich-lokalen und staatlichen Hochschulen aus. Über drei Viertel der Studierenden besuchen teure private Hochschulen. Aber auch an staatlichen und öffentlich-lokalen Hochschulen müssen einheimische Studierende verhältnismäßig hohe Gebühren bezahlen.

Im Bereich Forschung und Innovation sind die Zuständigkeiten zwischen dem MEXT und dem Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (Ministry of Economics, Trade and Industry, METI) aufgeteilt.

Vor allem die staatlichen Universitäten engagieren sich in der Forschung. Neun staatliche und zwei private Universitäten haben sich 2009 im Interessenverband Research Universities 11 (RU11) zusammengeschlossen. Grundlagenforschung an Hochschulen wird vor allem durch die Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) gefördert, während die Japan Science and Technology Agency (JST) für angewandte Forschung zuständig ist. Um den Herausforderungen der alternden Gesellschaft zu begegnen, hat die japanische Regierung 2015 eine neue Förderagentur speziell für Gesundheitsforschung und -innovation gegründet, die Agency for Medical Research and Development (AMED).

Zu den wichtigsten außeruniversitären Forschungseinrichtungen zählt RIKEN (jap. als Kurzform für Rikagaku Kenkyūjo‚ Physikalisch-chemisches Institut). Die renommierte Einrichtung für Grundlagenforschung war 1917 nach dem Vorbild der damaligen Kaiser Wilhelm Gesellschaft, der Vorgängerin der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), gegründet worden. Industrienahe angewandte Forschung wird heute teilweise durch RIKEN, teilweise durch das National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST) durchgeführt.

Im privaten Forschungssektor sind viele globale Industriekonzerne tätig. Die aktivsten Branchen sind 1. Fahrzeugbau, 2. Computer, Elektronik und Optik sowie 3. Arzneimittel.

Direkte Förderung für Unternehmen ist in Japan vergleichsweise knapp bemessen. Zuständig für die Vergabe ist vor Allem die New Energy and Industrial Technology Development Organization (NEDO). Da japanische Unternehmen nur selten Hochschulen oder außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit der Durchführung von FuE beauftragen, haben öffentlicher und privater Sektor in Japan nur wenig Kontakt.

In Forschung und Innovation besonders aktive (Groß-)Regionen sind Tokyo, Kansai und Nagoya.

Die japanische Regierung legt die wesentlichen Ziele für Bildungspolitik sowie Forschungs- und Innovationspolitik in mehrjährigen Basisplänen fest. Die übergreifende Planungs- und Koordinierungskompetenz für FuE obliegt dem Cabinet Office (CAO) beim Ministerpräsidenten. Dem CAO ist der Council for Science, Technology and Innovation (CSTI) als zentrales Beratungs- und Koordinierungsgremium unterstellt.

Um Reformen vorzubereiten, hat Japan sein Bildungssystem 2018 von der OECD begutachten lassen. Unter neuen Basisplan für Bildungsförderung („3rd Basic Plan for the Promotion of Education“, 2018-22) stand die Überarbeitung von Lehrplänen in Schulen sowie die Verbesserung von Bildungschancen für ältere Personen („Lebenslanges Lernen“) und ärmere Bevölkerungsgruppen im Vordergrund stehen

Die Festlegung von fachlichen Schwerpunkten für die Forschungs- und Inovationspolitik erfolgt in Japan im Rahmen von „Science, Technology and Innovation Basic Plans“ („STI Basic Plans“) mit fünfjähriger Laufzeit. Ergänzt werden diese durch die jährliche Publikation einer „Integrated Innovation Strategy“ (zuletzt 2023). Der sechste Basisplan („Sixth STI Basic Plan“, 2021-2026) orientiert sich wie schon sein Vorgänger an der Vision einer „Society 5.0“. Unter dem sechsten Basisplan wird angesichts der geostrategischen Herausforderungen und der Erfahrungen mit COVID-19 der Schwerpunkt auf Sicherheit gelegt. Ziele der Politik sind die wirtschaftliche Resilienz, Nachhaltigkeit der technologischen Infrastruktur Japans und der Schutz geistigen Eigentums, insbesondere im Bereich der Hochtechnologien (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 37). Weiterhin bemüht sich Japan in den letzten Jahren um die Schaffung eines japanischen Innovationsökosystems, das unter anderem auf die Förderung von Innovation in kleinen Unternehmen („Small Business Innovation Research“, SBIR-Programme) und eine neue Start-Up-Kultur setzt. Ein japanisches Ziel ist außerdem die Schaffung von Forschungsuniversitäten von Weltklasse, die sich am US-amerikanischen Modell privater Hochschulen orientiert. Die Japan Science and Technology Agency (JST) hat dazu einen University Endowment Fonds mit Mitteln von 10-Billionen Yen (63,63 Mrd. Euro) ausgestattet.

 

2.2 Überblick zur internationalen Kooperation

Japan liegt in den int. Bildungsstatistiken in Bezug auf die Anteile int. Studierender unter den Durchschnittswerten der OECD. In der für die Wissenschaft wichtigen Promotionsphase meldete Japan über längere Zeit höhere Anteile als Deutschland von ausländischen beziehungsweise internationalen Promovierenden. 2020 registrierte Deutschland jedoch einen Anteil von 23 Prozent, was gegenüber dem Vorjahrswert von 12 Prozent in 2019 praktisch eine Verdoppelung darstellte. Nach den jüngsten Zahlen platziert sich Deutschland mit 22,5 Prozent nun vor Japan mit 21,7 Prozent. Auch der Anteil der japanischen Studierenden, die im Ausland einen Abschluss anstrebten, liegt in Japan unter 1 Prozent und damit unter dem OECD-Durchschnitt (siehe Bildungsindikatoren).

Die meisten internationalen Studierenden in Japan stammen aus den asiatischen Ländern Vietnam, Nepal, Sri Lanka, Indonesien und Myanmar. Die meisten der mobilen japanische Studierenden wählen als Zielland die USA, gefolgt mit weitem Abstand von Großbritannien, Australien, Südkorea und Kanada. Deutschland liegt auf Rang 6 (Quelle: UNESCO Global Flow of Tertiary-Level Students).

Die Internationalisierung von Hochschullandschaft und Studium ist für Japan ein Langzeitprojekt. Ein wichtiger Anbieter von Stipendien für Kurzzeitaufenthalte ist die Japan Student Service Organization (JASSO), für Studierende, die einen Bachelor-, Master- oder Promotionsabschluss in Japan anstreben, bietet das Bildungsministerium MEXT Förderungen an (Broschüre zu Stipendienprogrammen). Im April 2023 hat die japanische Regierung die Strategie „J-MIRAI: Japan Mobility and Internationalisation: Re-engaging and Accelerating Initiative for future“ (Kurzfassung) veröffentlicht, die für die Internationalisierung der Bildung in Japan längerfristige Ziele vorgibt. Erhöht werden soll der Anteil der japanischen Hochschulen mit internationalen Austauschprogramme, die Anzahl der Studiengänge in englischer Sprache und der Studiengänge mit doppeltem bzw. gemeinsamen Studienabschluss. Die Anteile der int. Studierenden sollen für alle Studiengänge bzw. Bildungsphasen erhöht werden. Am ehrgeizigsten sind die Pläne für das Promotionsstudium in Japan: Der Anteil int. Promovierender soll von derzeit 21 auf 33 Prozent gesteigert werden. Für internationale Studierende soll eine Willkommenskultur im Land geschaffen werden.   

Japanische Fördereinrichtungen wie die Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) und die Japan Science and Technology Agency (JST) unterstützen seit langem grenzüberschreitende Mobilität und Kooperation. Insbesondere das JSPS vergibt Förderung an ausländische Forschende in allen Phasen der wissenschaftlichen Laufbahn (Promotion, Post-Doc, Professur), um diesen einen Japan-Aufenthalt zu ermöglichen (Übersicht JSPS-Fellowship-Programme). Im Gegenzug können auch japanische Forschende für Auslandsaufenthalte Förderung erhalten. Die Japan Science and Technology Agency (JST) nutzt für bi- und multilaterale Förderbekanntmachungen das Strategic International Collaborative Research Program (SICORP), das je nach Partnerland beziehungsweise multilateralem Kontext angepasst wird.

Japan fokussiert die Kooperationen mit einzelnen Ländern auf die USA, die EU (und hierbei insbesondere Deutschland) sowie im asiatisch-pazifischen Forschungsraum auf China und Südkorea (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 37).Ein wichtiges japanisches Ziel ist derzeit die Verringerung der Abhängigkeiten von China auf der einen Seite und verstärkte Kooperationen insbesondere in Hochtechnologiebereichen mit „Wertepartnern“ wie den USA und europäischen Ländern auf der anderen Seite. So können beispielsweise die neuen ASPIRE-Förderungen ausschließlich für eine Kooperation mit Forschenden in den USA, Australien und verschiedenen europäischen Ländern eingesetzt werden.

Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an der Gesamtzahl der wissenschaftlichen Publikationen hat sich in Japan zwischen 1996 und 2023 von 15,3 auf 32,1 Prozent verdoppelt. Dennoch sind diese Werte im Vergleich zu Deutschland und vielen anderen westlichen Industrieländern gering: Hier betragen die Anteile inzwischen über 50 Prozent (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).

Unter den fünf wichtigsten Ko-Publikationsländern der letzten vier Jahre liegen die USA an erster Stelle, gefolgt von China, Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Indien platziert sich auf Rang 10 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).

Die „Integrated Innovation Strategy“ aus dem Jahr 2017 betonte bereits die mangelnde globale Vernetzung der Wissenschafts- und Innovationslandschaft. Ein Ziel war es, sich global führend in Bezug auf die Nutzung von Wissenschaft, Technologie und Innovation (STI) zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) zu positionieren („STI for SDGs") zu platzieren. Gerade in Zusammenarbeit mit multinationalen Organisationen und Foren ist Japan bildungs- und forschungspolitisch sehr aktiv gewesen, in der OECD und im Rahmen des Vorsitzes für die G7-Gruppe. Im Jahr 2019 hatte Japan den Vorsitz der G20-Gruppe übernommen und setzte einen Fokus auf das Thema „STI for SDGs".

Seit 2011 besteht ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit zwischen Japan und der Europäischen Union. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Zusammenarbeit mit Japan im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden.

Einrichtungen aus Japan können sich an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in Ausnahmefällen auch eine Förderung erhalten. Dasselbe galt bereits für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Bis  Januar 2025 warb das Land unter Horizont Europa europäische Fördergelder in Höhe von 1,25 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 102 Projekten, an denen sich Japan beteiligte, verzeichneten mit 68 Projekten mehr als zwei Drittel auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).

Die Zusammenarbeit mit interessierten europäischen Staaten wird auch ohne spezielle Förderung der Europäischen Kommission im Rahmen der 2014 gegründeten European Interest Group CONCERT-Japan fortgesetzt, die jährlich eine Förderbekanntmachung veröffentlicht (EIG CONCERT).

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2.3 Überblick zur Kooperation mit Deutschland

Für Japan hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für japanische Studierende platziert sich Deutschland auf Rang 6, als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen liegt Deutschland sogar auf Rang 3 (siehe vorheriger Abschnitt).

Grundlage der bilateralen Kooperation im Bereich Wissenschaft und Technologie zwischen Japan und Deutschland ist ein Regierungsabkommen über die Zusammenarbeit auf wissenschaftlich-technologischem Gebiet (WTZ) von 1974. Als gemeinsame Forschungsschwerpunkte sind darin die Meeresforschung und -technologie, die Lebenswissenschaften sowie die Umweltforschung benannt. Gefestigt wird die Zusammenarbeit durch WTZ-Sitzungen, die in regelmäßigen Abständen organisiert werden. Die letzte (24.) Sitzung fand im Februar 2023 in Bonn statt. Im Jahr 2024 wird das 50. Jubiläum der WTZ-Partnerschaft zwischen Deutschland und Japan gefeiert.

Seit der Unterzeichnung des WTZ-Abkommens haben sich zahlreiche und weitgefächerte Kooperationen zwischen Deutschland und Japan entwickelt. Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) stellt als Nachfolger des BMBF über seine internationale Abteilung Mittel für Strukturmaßnahmen, Forschungsprojekte und 2+2-Projekte bereit. Neben dem deutsch-japanischen WTZ-Abkommen gibt es Absichtserklärungen zu spezifischen Themen, z.B. zu „Automatisiertem und vernetzten Fahren“, „Batterietechnologien“ oder zuletzt im Juni 2023 zur 5G/6G-Forschung. Auch gemeinsame Förderbekanntmachungen werden regelmäßig veröffentlicht, beispielsweise zu den Fachgebieten Optik und Photonik (September 2017), Informations- und Kommunikationstechnologie (April 2020), nachhaltige Wasserstofftechnologie (April 2021) und Grüner Wasserstoff (Juni 2021) (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMFTR).

Die Kooperation mit Japan ist sowohl bilateral als auch multilateral ausgestaltet. Das Forschungsministerium beteiligt sich nach dem Auslaufen der europäischen Förderung weiterhin an der European Interest Group CONCERT-Japan (EIG CONCERT), die 2014 gegründet wurde. In diesem Rahmen veröffentlicht die japanische Förderorganisation JST zusammen mit Ministerien und Förderorganisationen interessierter europäischer Länder jährlich eine gemeinsame Förderbekanntmachung.

Zu dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) haben deutschen und japanische Forschungseinrichtungen bereits zahlreiche Memoranda of Understanding (MoUs) unterzeichnet – darunter u.a. das MoU zwischen dem Berlin Big-Data-Center (BBDC) und RIKEN Center for Advanced Intelligence Project (RIKEN-AIP) sowie zwischen dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) und dem National Institute of Advanced Industrial Science and Technology AIST (Artificial Intelligence Research Center, AIRC). Im Juli 2022 hat das DFKI mit der Osaka Metropolitan University (OMU) ein MoU für ein gemeinsames Forschungslabor (DFKI Lab Japan) unterzeichnet, Forschungsschwerpunkte sollen vor allem in den Bereichen Smart City, Smart University, Bildung und Lehre sowie in medizinischen Anwendungen liegen.

Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist derzeit 855 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Japan aus. 176 deutsche Hochschulen kooperieren mit 219 japanischen Hochschulen und 13 sonstigen Einrichtungen (Stand: 08/2024). Eine besondere Rolle bei der deutsch-japanischen Hochschulzusammenarbeit spielt seit 2010 das HeKKSaGOn-Netzwerk. In diesem einzigartigen Verbund haben sich die Universitäten Göttingen und Heidelberg sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit drei der führenden japanischen Hochschulen, den Universitäten Kyoto, Osaka und Tohoku, zusammengeschlossen. Zwischen 2010 und 2018 haben mehr als 1.500 Bachelor-, Master- und PhD-Studierende an Austauschprogrammen, Workshops und Sommer- oder Winterschulen teilgenommen. Die beteiligten Universitäten bauen die Kooperationen in Forschung und Lehre weiter aus. Im September 2023 fand an der Uni Göttingen eine HeKKSaGOn-Konferenz zum Einsatz von KI an Hochschulen statt.

Internationale Mobilität von und nach Japan wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.

2023 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Japan an 934 (860) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 100 (102) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 230 (313) und 105 (96) Geförderte aus Japan eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt, darunter auch Deutschlandaufenthalte, zu finanzieren.

Die AvH fördert ausländische Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aller Fächer und Länder, die mit Hilfe von Forschungsstipendien und -preisen in Deutschland tätig werden. 2023 vergab die AvH 8 Forschungsstipendien und 3 Forschungspreise an Geförderte aus Japan.

Die Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) hat durch ihre Förderprogramme (Übersicht für Deutschland) unter anderem bisher den Aufenthalt von etwa 3000 deutschen Forschenden in Japan ermöglicht (ab Promotionsphase). Die JSPS ist seit 1992 durch ein Auslandsbüro in Bonn vertreten, das vier Mal im Jahr einen Rundbrief zu japanischen Forschungsleistungen sowie Reformen in der Hochschul- und Forschungspolitik in deutscher Sprache veröffentlicht. Hier ist auch das Sekretariat der Deutschen Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten e.V. angesiedelt, das den Kontakt zu den deutschen Alumni pflegt. Sowohl die AvH als auch der DAAD unterstützen die JSPS dabei, geeignete Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Deutschland auszuwählen. 2012 beschlossen DAAD und JSPS zudem eine gemeinsame Finanzierung und Verwaltung im Programm des Projektbezogenen Personenaustauschs (PPP). Darunter können sich bilaterale deutsch-japanische Forschungskooperationen um eine Förderung für Mobilitätsmaßnahmen wie Reisekostenzuschüsse bewerben.

Die DFG fördert aktuell zwei internationale Graduiertenkollegs mit Japan: „Energiekonvertierungssysteme: von Materialien zu Bauteilen“ sowie „Funktionelle pi-Systeme: Aktivierung, Wechselwirkungen und Anwendungen (pi-Sys)“ (Stand September 2023). Neu eingerichtet wird ab Herbst 2024 das deutsch-japanische Graduiertenkolleg „Hy-Potential: Wasserstoff – Grundlagen für Herstellung, Speicherung und Transport, Anwendungen und Wirtschaft". Mit dem Eugen und Ilse Seibold-Preis der DFG wurden von 1997 bis 2020 japanische und deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet, die in besonderer Weise zum Verständnis des jeweils anderen Landes beigetragen haben.

Deutschland beteiligt sich auch an dem neuen Programm „Adopting Sustainable Partnerships for Innovative Research Ecosystem“ Programm, kurz ASPIRE, das von JST getragen wird. Im Rahmen dieses Programms können Forschende in Japan Mittel für die Zusammenarbeit mit Forschenden in Deutschland erhalten, die bereits von deutschen Einrichtungen wie beispielsweise dem Forschungsministerium und der DFG gefördert werden. Eine Liste zu den bisher ausgewählten Projekten mit internationalen Partnern wurden Anfang 2024 publiziert. Die DFG bereitet zudem eine gemeinsame Bekanntmachung mit JST zum Thema Quantentechnologien vor, die zwischen April und Juni 2024 veröffentlicht werden soll.

Auch die großen außeruniversitären Forschungsorganisationen pflegen die deutsch-japanische Zusammenarbeit. Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) beherbergte 2022 136 japanische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und sie führte 126 Projekte mit Partnern in Japan durch. Die Fraunhofer Gesellschaft (FhG) führte 2023 230 Projekte mit japanischer Beteiligung durch. Sowohl MPG als auch FhG sind vor Ort vertreten. Das Fraunhofer Project Center for Electroactive Polymers an dem National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST) Kansai unter Beteiligung des Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) hat seine Arbeiten abgeschlossen (siehe unten).

Bereits 1986 begannen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Japanische Luft- und Raumfahrtagentur (JAXA) ihre Zusammenarbeit bei der internationalen Beobachtung des Kometen Halley. Mittlerweile ist das DLR durch mehr als 50 Kooperationsverträge mit japanischen Partnern aus Wissenschaft und Industrie verbunden. 2016 wurde ein erstes Rahmenabkommen zwischen dem DLR und JAXA geschlossen, das 2022 erweitert wurde. Kooperationsschwerpunkte liegen unter anderem in den Bereichen Erdbeobachtung, Internationale Raumfahrstation (ISS) und Mikrogravitationsforschung, Exploration und Planetenforschung, Raumtransport sowie Raumfahrtsysteme und -technologien (JSPS Rundschreiben aus Wissenschaft und Forschung | Nr. 01/2022).

Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-japanische Kooperation tragen und unterstützen:

  • Das DLR eröffnete 2013 ein eigenes Büro in Tokyo (DLR Tokyo Office) als zentrale Anlaufstelle für die japanischen und asiatischen Partner in der Region;
  • Das Deutsche Institut für Japanstudien (DIJ Tokyo), das 1988 eröffnet wurde, gehört seit 2002 zu der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland;
  • Das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus Tokyo (DWIH Tokyo) bildet ein Forum für die Organisationen der deutschen Wissenschaft und forschenden Wirtschaft in Japan. Es wird seit 2010 vom Auswärtigen Amt gefördert. Das DWIH Tokyo bietet individuelle Beratung, die Organisation von Veranstaltungen (u.a. Forschungs- und Bildungsmarketing) und die Organisation und Begleitung von Delegationsreisen nach Japan an. Außerdem koordiniert das DWIH Tokyo die Vergabe des German Innovation Award, der seit 2010 jährlich von zwölf technologieorientierten deutschen Unternehmen und der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan (DIHKJ) vergeben wird. Zum DWIH Tokyo gehört die Außenstelle des DAAD in Tokyo, die Vertretung der DFG sowie das Fraunhofer Representative Office in Tokyo;
  • Fraunhofer Project Center NEMS / MEMS Devices and Manufacturing Technologies an der Tōhoku University unter Beteiligung des Fraunhofer Institute for Electronic Nano Systems ENAS;
  • Max Planck-RIKEN Joint Center for Systems Chemical Biology in Tokyo: Eingerichtet in 2011. Beteiligt sind neben der japanischen Forschungseinrichtung für Grundlagenforschung RIKEN das MPI für molekulare Physiologie und das MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung. Herzstück der Center-Aktivitäten sind die jährlichen Symposien, auf denen die gemeinsamen Arbeiten präsentiert werden;
  • Auf Initiative des MPIs für Kernphysik wird die Kooperation mit RIKEN weiter vertieft: 2019 nahm ein neues MPG-PTB-RIKEN - Center for Time, Constants and Fundamental Symmetries in Tokyo die Arbeit auf. Beteiligt sind zusätzlich das MPI für Quantenoptik sowie die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB). Antworten auf fundamentale Fragen soll die gemeinsame Nutzung der Experimentalphysik liefern. Im Januar 2024 begann die zweite fünfjährige Förderperiode des deutsch-japanischen Zentrums.
  • Max Planck - UBC - UTokyo Centre for Quantum Materials: Gegründet wurde das Center ursprünglich zwischen der MPG (MPI für Festkörperforschung) und dem Advanced Materials and Process Engineering Laboratory der University of British Columbia (UBC). Die University of Tokyo trat im Februar 2017 als dritter Partner hinzu.

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Weitere Informationen
Bekanntmachungen
Nachrichten
 

3Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und –politik

3.1 Bildungslandschaft

Indikatoren für Bildung

Tabelle 3: Bildungsindikatoren
Quelle: OECD Data Explorer (Stand Oktober 2024) und "OECD - PISA 2022: Ergebnisse", außer
1 UNESCO Institute of Statistics (Stand Oktober 2024)
* OECD (UNESCO) registrieren nur diejenigen internationalen Studierenden, bei denen aufgrund der Aufenthaltsdauer davon auszugehen ist, dass sie einen Abschluss im Ausland anstreben.
** OECD (UNESCO) registrieren nur diejenigen internationalen Studierenden bzw. Promovierenden, bei denen aufgrund der Aufenthaltsdauer davon auszugehen ist, dass sie einen Abschluss in dem jeweiligen Land anstreben.

Indikator

Japan

Deutschland

OECD-Gesamt

Stand

Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: Bildung insgesamt [Prozent]

3,97

4,57

4,91

2021

Wachstum des Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres) [Prozent]

-0,16

-0,03

-0,15

2021

Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: tertiäre Bildung [Prozent]

1,38

1,32

1,48

2021

Öffentlicher Anteil an den Ausgaben für tertiäre Bildung [Prozent]

36,6

83,9

68,7

2021

Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]*

0,79

4,08

1,79

2022

Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.]1

3,892

3,363

- -

2022

Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]**

5,12

12,00

- -

2022

Anzahl Promovierender insgesamt

80.050

200.307

- -

2022

Anteil internationaler abschlussorientierter Promovierender im Land [Prozent]**

22,30

22,79

- -

2022

Anteil 25- bis 34-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent]

65,47

38,51

47,57

2023

Anteil an neuen Studienabschlüssen in Mathematik, Statistik und Naturwissenschaften [Prozent]

3,02

7,93

5,45

2022

Anteil an neuen Studienabschlüssen in Ingenieurswissenschaften, Fertigung und Konstruktion [Prozent]

18,26

22,53

13,60

2022

PISA-Ergebnisse: Lesen [Punktzahl (Platzierung)]

516 (2)

480 (21)

472

2022

PISA-Ergebnisse: Mathematik [Punktzahl (Platzierung)]

536 (5)

475 (24)

485

2022

PISA-Ergebnisse: Naturwissenschaften [Punktzahl (Platzierung)]

547 (2)

492 (22)

476

2022

         

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Weitere Informationen
Dokumente

Schulen und Hochschulen

Das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (Ministry of Education, Culture, Sports, Science and Technology, MEXT) trägt die Verantwortung für Schulen und Hochschulen (siehe Quelle für Zahlenangaben in diesem Abschnitt MEXT: Veröffentlichung der Zahlen des Bildungsbereichs für das Jahr 2021 (in japanischer Sprache). Das National Institute for Educational Policy Research (NIER) ist dem MEXT unterstellt und ist als nationales Bildungsforschungsinstitut verantwortlich für die Konzeption von Bildungsstrategien.

Das im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts nach westlichem Vorbild modernisierte Bildungswesen Japans wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs unter amerikanischem Einfluss in seine heutige Form umgestaltet. Die folgenden Informationen sind dem BQ-Portal entnommen: In Japan dauert die Grundschule (shōgakkō) sechs Jahre. Eingeschult werden die Kinder nach Vollendung des 6. Lebensjahrs. Nach der Grundschule besucht man die dreijährige Mittelschule (chūgakkō). Nach Besuch und Abschluss der ersten neun Schuljahre, endet die Schulpflicht. SchülerInnen können dann entweder eine Oberschule besuchen oder auch anfangen zu arbeiten. Die Quote derjenigen, die sich für den Besuch einer Oberschule entscheiden liegt in jedoch bei etwa 97 Prozent. Zur Wahl stehen allgemeinbildenden oder berufsbildenden Oberschulen, die u.a. die Fachrichtungen Landwirtschaft, Technik, Wirtschaft, Marine und Fischerei anbieten.

Der Zugang zu einer Oberschule ist generell durch eine Aufnahmeprüfung geregelt. Zur Vorbereitung besuchen viele Schülerinnen und Schüler zusätzlich zum regulären Schulunterricht an durchschnittlich 2-3 Tagen in der Woche private Nachhilfeschulen (juku).

Der Abschluss der Oberschule qualifiziert formal zum Eintritt in eine Universität. Allerdings gibt es keine Abschlussprüfung im eigentlichen Sinne, sondern man erwirbt den Abschluss durch regelmäßige Teilnahme am Unterricht und durch Bestehen von Klassenarbeiten. Der Übergang von der Oberschule zu einer Hochschule ist generell mit dem Bestehen einer Eintrittsprüfung verbunden. Der Schwierigkeitsgrad der Prüfungen ist mit einer Rangordnung der aufnehmenden Bildungsinstitution gekoppelt, so dass sich eine Hierarchie der Hochschulen und Universitäten entwickelt hat.

Von den insgesamt 803 (Voll-)Universitäten (daigaku) im Jahr 2021 sind (in Klammern die zuständige Hochschulvertretung):

  • 86 staatliche Universitäten (Japan Association of National Universities, JANU);
  • 98 von Präfekturen und Städten gegründete öffentlich-lokale Universitäten (Japan Association of Public Universities, JAPU) und die
  • 619 restlichen – mehr als drei Viertel – in privater Trägerschaft (Federation of Japanese Private Colleges and Universities Associations, FJPCUA; Japan Association of Private Universities and Colleges JAPUC)

2021 wurden zudem 315 Kurzzeit-Universitäten (tanki daigaku, Junior College) registriert, die nach 2-3 Jahren einen Associate Degree Abschluss (jungakushi) vergeben.

2021 haben in Japan etwa 83 Prozent eines Jahrgangs nach dem Schulabschluss einen tertiären Bildungsgang gewählt. Knapp 54 Prozent wählten einen Studiengang, der mit einem Bachelor (gakushi) abschließt. Vier Prozent wählten einen Studiengang an einer Kurzzeit-Universität (tanki daigaku), während 24 Prozent den Weg über die Vocational und Technical Colleges (senmon gakkō) wählten. Die Gesamtzahl der Studierenden in tertiären Bildungsgängen betrug in Japan 3,879 Millionen (siehe Bildungsindikatoren).

Nur ca. 11 Prozent der japanischen Studierenden haben im Jahr 2021 einen Masterkurs (daigakuin, zwei Jahre; Abschluss: shūshi) nach dem Bachelor angefangen. 
Gewöhnlich nehmen nur diejenigen Studierenden, die sich für eine wissenschaftliche Laufbahn entschieden haben, die Mühen eines mindestens dreijährigen Promotionsstudiums auf sich, um den Doktortitel (hakushi) zu erlangen, im Jahr 2021 waren es 10 Prozent der Mastergraduierten, die sich für die Promotion entschieden. Japan gehört außerdem zu den wenigen Ländern in der OECD, in der die Mehrzahl der Studierenden – fast drei Viertel – private Hochschulen besucht.. Aber auch für staatliche und öffentlich-lokale Universitäten in Japan sind die Studiengebühren relativ hoch, das Land gehört innerhalb der OECD zur Spitzengruppe. Im April 2020 hat die japanische Regierung ein neues System von Studienhilfen für Studierende aus einkommensschwachen Familien eingeführt, bei dem sowohl Zuschüsse zu den Studiengebühren als auch zu den Lebenshaltungskosten gewährt werden, die nicht zurückgezahlt werden müssen (siehe DAAD-Bildungssystemanalyse Japan, S. 17, Stand 23.01.2024).

Die finanzielle Unterstützung der Hochschulen ist Aufgabe des MEXT. Auch die privaten Hochschulen erhalten in geringem Umfang Subventionen. Alle staatlichen Universitäten wurden 2004 halbprivatisiert und in „nationale Universitätsgesellschaften“ (university corporations) umgewandelt. Dabei verloren sämtliche Lehrkräfte und Universitätsmitarbeiter ihren Status als öffentliche Bedienstete.

Die Bildungsergebnisse, die Japan bisher erzielt hat, sind beeindruckend. Unter dem OECD-Programm zur Kompetenzmessung von Schülerinne und Schülern (PISA) gehört Japan regelmäßig zu den Spitzenreitern. Im Jahr 2022 belegt Japan im Lesen und den Naturwissenschaften weltweit Rang 2, in Mathematik Rang 5 (siehe Bildungsindikatoren). Bei den Tests zu den Kompetenzen der erwachsenen erwerbsfähigen Bevölkerung (PIAAC) lag Japan in Bezug auf Lese- und Rechenkompetenzen weltweit auf Platz 1, schnitt allerdings bei den Computerkenntnissen deutlich schlechter ab.

Bereits 2012 wurde die Reform des Hochschulwesens begonnen, mit dem Ziel das Land zukunftsfähiger zu machen und seine Innovationskraft zu stärken. Seit 2014 gehört das Programm „Top Global Universities“ dazu (siehe unter Internationale Kooperation – Programmatik). Da sich die Immatrikulationsquote in Japan deutlich erhöht hat, sind die Studierendenzahlen trotz des demographischen Wandels zunächst relativ konstant geblieben. Im Jahr 2018 zeichnet sich jedoch ein deutlicher Rückgang ab. Auch aus diesem Grund sind weitere Reformen in Bezug auf Hochschulzulassung, Studiengebühren, Zusammenschlüsse von Hochschulen und Einführung von berufsbildenden Hochschulen geplant (siehe unter Bildungspolitische Zielsetzungen und Programme).

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Berufliche Bildung

Die berufliche Bildung in der Zuständigkeit des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Wohlstand (MHLW) wird durch das Berufsbildungsförderungsgesetz geregelt. Es bietet eine umfassende gesetzliche Regelung der öffentlichen und mit öffentlichen Mitteln geförderten beruflichen Ausbildung, Weiterbildung und Umschulung. Gleichzeitig unterstehen jedoch eine Reihe von Einrichtungen wie zum Beispiel die berufsbildenden Oberschulen dem Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (Ministry of Education, Culture, Sports, Science and Technology, MEXT).

  • Für Japanerinnen und Japaner, die an einer beruflichen Ausbildung interessiert sind, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, die einzeln oder in Kombination genutzt werden können. Der Besuch und Abschuss einer berufsbildenden Oberschule (Jahr 2021: 662.153 SchülerInnen an 3083 Schulen);
  • ein Zertifikat (shōmeisho) nach Abschluss der 1-jährigen Berufsschule (kakushu gakkō). Im Jahr 2021 waren 102.469 SchülerInnen an 1.070 Schulen (bis auf wenige Ausnahme in privater Trägerschaft) eingeschrieben;
  • oder einen Associate Degree (jungakushi) nach erfolgreicher Teilnahme an der 5-jährigen Technischen Fachhochschule (College of Technology, kōtō senmon gakkō). 2021 waren 56.905 Personen an 57 Schulen eingeschrieben. Diese Art der beruflichen Ausbildung ist in den letzten beiden Jahren der Tertiärbildung zuzurechnen, führt zu einem Hochschulabschluss und genießt in Japan hohes Ansehen.

Außerdem können Personen, die eine berufsbildende Oberschule absolviert oder einen gleichwertigen Abschluss besitzen, eine Berufsausbildung an einem Technischen Institut (professional oder specialised training colleges, senshū gakkō) absolvieren. Die Ausbildung, die als Tertiärbildung eingestuft wird, dauert vier Jahre und führt zu einem Advanced Diploma Abschluss (kōdo senmonshi), der gleichwertig eines Bachelorabschlusses ist. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es mit diesem Abschluss möglich ein relevantes Masterstudium zu beginnen.

Innerhalb des japanischen Bildungssystems ist der Stellenwert der staatlich organisierten und kontrollierten Berufsbildung insgesamt gering. Die berufsspezifischen Aus- und Weiterbildungen werden in erster Linie in den jeweiligen Unternehmen und Betrieben als on-the-job Training ausgeführt. Der Gedanke, dass das Unternehmen als solches am besten auf die vorliegende Arbeit vorbereiten kann ist weiterhin weitverbreitet.

Auf Seiten von Staat oder Öffentlichkeit werden von den Unternehmen jedoch keine Ausbildungsleistungen erwartet, die über ihre betriebliche Verwertbarkeit hinaus reichen.

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3.2 Forschungs- und Innovationslandschaft

FuE-Indikatoren

Tabelle 4: Indikatoren zu Forschung und Entwicklung (FuE)
Quelle: OECD Main Science and Technology Indicators, Stand März 2025
(1) OECD Patents Statistics, Stand Dezember 2024 (Die Jahreszahl bezieht sich auf das Eingangsdatum der ersten Patentanmeldung (Prioritätsdatum).)
* in laufenden Preisen, kaufkraftbereinigt
** inflations- und kaufkraftbereinigt

Indikator

Japan

Deutschland

OECD

Stand

Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD**]

193.911

158.837

1.930.649

2023/2023/2023

FuE-Ausgabenwachstum im Vergleich zum Vorjahr [Prozent]

2,69

0,85

2,43

2023/2023/2023

Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*]

213.804

178.970

2.196.800

2023/2023/2023

FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent]

3,44

3,11

2,70

2023/2023/2023

Anteil der FuE-Ausgaben des Staates am BIP [Prozent]

0,55

0,92

0,61

2023/2021/2022

Anteil der FuE-Ausgaben der Wirtschaft am BIP [Prozent]

2,68

1,93

1,75

2023/2021/2022

Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*]

169.201

122.149

1.615.925

2023/2023/2023

Anteil der öffentlich finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen (direkter Förderanteil) [Prozent]

1,85

3,52

4,81

2023/2021/2022

Anteil der vom Ausland finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen [Prozent]

0,72

7,90

8,09

2023/2021/2022

Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*]

23.681

30.838

347.351

2023/2023/2023

Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in Hochschulen [Prozent]

3,58

13,09

6,25

2023/2021/2021

Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*]

18.529

21.715

187.216

2023/2023/2023

Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen [Prozent]

3,36

7,93

2,52

2023/2021/2022

Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente)

699.232

498.500

6.327.470

2023/2023/2022

Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1000 Beschäftigte

10,20

10,83

9,91

2023/2023/2022

Anteil der Forschenden (VZÄ) in privaten Unternehmen [Prozent]

74,87

61,75

66,36

2023/2023/2022

Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent](1)

2,9

19,4

8,2

2020

         

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FuE-Finanzierung

In den OECD-Ländern mit überwiegend hohem Einkommen finanziert meist die inländische Wirtschaft den größten Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (OECD Gesamt und Deutschland 64 Prozent). Die Anteile betragen für den Staat 24 bzw. 28 Prozent und für das Ausland 7 Prozent (OECD Gesamt und Deutschland).

Die inländische japanische Wirtschaft liegt inzwischen mit Finanzierungsanteilen von fast 80 Prozent noch deutlich vor Deutschland und den meisten OECD-Ländern. Nur in Israel, China und Südkorea ist der Anteil der inländischen Wirtschaft ähnlich hoch. Der japanische Staat hat einen deutlich geringeren Anteil. Auffällig ist der sehr niedrige Anteil an Auslandsfinanzierung, ähnlich wie in China und Südkorea.

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FuE-Durchführung

Bei der Durchführung von Forschung und Entwicklung nehmen die Unternehmen in den OECD-Ländern meist eine dominante Rolle ein (Anteile für Deutschland und OECD Gesamt liegen bei 67 und 71 Prozent). Im Vergleich dazu haben die Unternehmen in Japan ähnlich wie bei der Finanzierung sogar noch höhere Anteile.

Im öffentlichen Sektor sind der OECD-Raum und in geringerem Maße auch Deutschland hochschulzentriert (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 35 : 65 bzw. 45 : 55). Dies gilt auch für Japan (Verhältnis von GOVERD zu HERD von 40 : 60).

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Forschungs- und Förderorganisationen

Zentraler Akteur im japanischen Forschungs- und Innovationssystem ist das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT). Bei der Konzipierung von Wissenschafts- und Innovationspolitik wird das MEXT durch das National Institute of Science and Technology Policy (NISTEP) unterstützt. Das Ministerium trägt die Verantwortung für die forschenden Hochschulen, die beiden wichtigsten Fördereinrichtungen (s. unten) sowie fünf wichtige außeruniversitäre Forschungseinrichtungen:

  • Die private Gründung von RIKEN (jap. als Kurzform für Rikagaku Kenkyūjo‚ Physikalisch-chemisches Institut) im Jahr 1917 war inspiriert von der deutschen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft als Vorgänger der Max-Planck Gesellschaft (MPG). Heute führt RIKEN in verschiedenen öffentlichen Forschungszentren exzellente Grundlagenforschung und angewandte Forschung in den Lebenswissenschaften, Chemie, Physik und Ingenieurwissenschaften durch (Zusammenarbeit mit der Industrie erfolgt über das RIKEN Innovation Centre).
  • Das National Institute for Materials Science (NIMS), dessen Vorgänger 1956 gegründet worden war, führt hochklassige Forschung in den Materialwissenschaften durch.
  • Die 2003 durch eine Fusion gegründete Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA) ist die japanische Luft- und Raumfahrtbehörde, die Forschung durchführt.
  • Die 2005 ebenfalls durch eine Zusammenlegung entstandene Japan Atomic Energy Agency (JAEA) ist die wichtigste außeruniversitäre Einrichtung zur Erforschung der Atomenergie. 2015 wurden einige Abteilungen an das neue Quantum Science and Technology Research Institute ausgelagert.
  • Die 2004 gegründete Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology (JAMSTEC) forscht zu den Geo- und Meereswissenschaften.

Industrieforschung durch öffentliche Institute hat in Japan eine lange Tradition, die teilweise bis zu hundert Jahren zurück reicht. Das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) ist zuständig für die zentrale öffentliche Industrieforschungseinrichtung Japans, das 2001 durch Fusionen gegründete National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST). Forschungsgebiete des AIST sind Geowissenschaften, Umwelt und Energie, Messtechnik, Materialwissenschaften, Elektronik und Fertigungstechnologie sowie Biotechnologie und Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) mit einem Schwerpunkt auf Künstlicher Intelligenz (KI).

In Japan haben viele Ministerien eigene Ressortforschungseinrichtungen, wie zum Beispiel das Ministerium für Umwelt (National Institute for Environmental Studies, NIES). Die National Agriculture and Food Research Organization (NARO) sowie das auf Entwicklungsländer ausgerichtete Japan International Research Center for Agricultural Sciences (JIRCAS) gehören zum Ministerium für Landwirtschaft, Forsten und Fischerei. Dazu kommt eine wichtige Forschungseinrichtung des Ministeriums für Inneres und Kommunikation (MIC), das National Institute of Information and Communications Technology (NICT).

Das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt (MHLW) ist für das National Institute of Public Health (NIPH) verantwortlich, das für die Ausbildung von medizinischen Fachpersonal, sowie Forschungen zur Prävention von Krankheiten und Krisenfällen zuständig ist. Weitere Forschungseinrichtungen sind das National Institute of Biomedical Innovation, Health and Nutrition (NIBIOHN) sowie die National Hospital Research Institutes, die mit staatlichen Krankenhäusern verbunden sind (z.B. National Cancer Center Research Institute NCCRI). Das National Institute of Infectious Diseases (NIID), ein international renommiertes Forschungsinstitut, spielte bei bei Bekämpfung  der Covid-19 Pandemie eine wichtige Rolle.

Das MEXT trägt die Verantwortung für die forschenden Hochschulen. Eine Besonderheit Japans stellen die „Inter-University Research Institutes“ (IURIs) dar. IURIs schließen Forschungseinheiten an verschiedenen Hochschulen zusammen, um den Aufbau und Erhalt teurer Forschungsinfrastrukturen und deren breite Nutzung zu ermöglichen. Im Jahr 2004 wurden die japanischen IURIS unter vier „Inter-University Research Institute Corporations“ neu organisiert:

  • die National Institutes for the Humanities (NIHU) die sechs IURIs zusammenführen;
  • die National Institutes of Natural Sciences (NINS), die fünf IURIs zusammenführen;
  • die Research Organization of Information and Systems (ROIS), die u.a. die bedeutenden Forschungseinrichtungen für Informatik und Genetik beherbergt (National Institute of Informatics, NII, und National Institute of Genetics, NIG);
  • das KEK-Forschungszentrum für Hochenergie (High Energy Accelerator Research Organization, KEK), das in Japan eine Spitzenposition im Bereich der Plasmaforschung einnimmt.

Wettbewerbliche Förderung für Hochschulen wird in Japan von Ministerien geleistet, vor allem von MEXT (Grundlagenforschung). Daneben gibt es drei Fördereinrichtungen, von denen die ersten beiden ausschließlich dem MEXT unterstehen:

  • Die 1932 gegründete Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) nutzt vor allem themenoffene Ausschreibungen, um die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Kooperation zwischen Hochschulen und Unternehmen sowie die Wissenschaftskommunikation zu fördern. Die Förderung erstreckt sich auf Geistes- und Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik. Es wird überwiegend Individualförderung vergeben;
  • Die 1996 durch einen Zusammenschluss gegründete Japan Science and Technology Corporation (JST) ist dagegen auf bestimmte thematische Prioritäten fokussiert. Ziel ist es, durch die Förderung der Grundlagenforschung an Hochschulen Erkenntnisse zu generieren, die in Zusammenarbeit mit Unternehmen weiterentwickelt werden können, um gesellschaftlich nützliche Innovationen hervorzubringen;
  • Die 2015 neu gegründete Japan Agency for Medical Research and Development (AMED) soll die Förderung für die gesamte medizinische Forschung von der Grundlagenforschung bis hin zu klinischen Versuchen bündeln und zusammenführen. Für die unabhängige Einrichtung sind der Premierminister, sowie die Ministerien für Wirtschaft (METI), Gesundheit (MHLW) und Wissenschaft (MEXT) gemeinsam zuständig. Die öffentlich-private Kooperation wird durch spezielle Programme gefördert.

Die wichtigste Fördereinrichtung für Unternehmen ist die New Energy and Industrial Technology Development Organization (NEDO). Sie wurde 1980 durch die japanische Regierung gegründet, mit dem Ziel der Entwicklung neuer Energietechnologien als Alternative zum Öl. 1988 wurde das Themengebiet der NEDO auf Forschung und Entwicklung im Bereich der industriellen Technologie erweitert. 1990 kam die Umwelttechnologie hinzu, erneuerbare Energien 1993. NEDO schreibt zur Bewältigung von wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen gezielt Projekte zur Technologieentwicklung aus. Eine weitere wichtige Förderquelle für japanische Unternehmen ist das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI), das Innovationsförderung (z.B. für Cluster) betreibt.

Die 2003 gegründete Japan International Cooperation Agency (JICA) fördert die Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern (siehe unter Internationale Kooperationen - Strategien und Programme). Sie verfügt zur Unterstützung über ein eigenes Forschungsinstitut („JICA Research Institute“).

Die japanische Regierung hat den verwaltungsrechtlichen Status der Forschungs- und Förderorganisationen nach der Jahrtausendwende zwei Mal reformiert. Im Jahr 2001 wurden die Organisationen in weitgehend selbständige Körperschaften („independent admininistrative authorities“) umgewandelt. Seitdem besitzen die Institute größere Freiheiten bei der Verfügung über staatliche Zuschüsse, bei der Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Industrie sowie bei Umstrukturierungen. Andererseits müssen sie ihre Planung auf die drei- bis fünfjährige mittelfristige Zielsetzung von Seiten der Behörden ausrichten und sich einer strengen Evaluation unterziehen. In einem zweiten Schritt wurden 2015 32 von insgesamt 98 Organisationen in sogenannte „National Research and Development Agencies“ umgewandelt. Diese werden in größeren Abständen evaluiert und können höhere Gehälter zahlen.

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FuE im öffentlichen und privaten Sektor

In Forschung und Entwicklung (FuE) besonders aktive (Groß-)Regionen sind Tokyo, Kansai und Nagoya. Die einzelnen Regionen weisen dabei auch besondere Spezialisierungen auf. Besonders ausgeprägt sind die Aktivitäten in den Lebenswissenschaften in der Kansairegion, Fahrzeugtechnik und Ingenieurwissenschaften in Nagoya, Materialwissenschaften in der Tōhokuregion, Nanotechnologie in Tsukuba (Großraum Tokyo) und Umwelttechnologie auf Kyūshū (Quelle: ERAWATCH-Report 2012, S. 17). Das Portal Kooperation International bietet ein Porträt zu der Hightech-Region Tokyo / Kanto Region an. Bei einem weltweiten Vergleich wissenschaftlicher Publikationen und Patente platziert sich das Wissenschafts- und Technologie-Cluster Tokyo weiterhin an erster Stelle (siehe Global Innovation Index).

In Japan sind vor allem die staatlichen Universitäten („national universities“) sehr aktiv. Angesichts wachsender internationaler Konkurrenz schlossen sich im Jahr 2009 elf japanische Universitäten zu den Research Universities 11 (RU11) zusammen, darunter neun staatliche und zwei private Universitäten. Die international ausgerichteten Forschungsexzellenzzentren („World Premier International Research Centers", WPI) wurden fast ausschließlich an den RU11-Universitäten angesiedelt (siehe unter Internationale Kooperationen - Strategien und Programme).

Internationale  Rankings können Hinweise auf Forschungs- und Innovationsstärke von Hochschulen geben. Die sechs bestplatzierten Universitäten in Japan sind (in Klammern Platzierung Shanghai Ranking 2023):

  • University of Tokyo (27)
  • Kyoto University (39)
  • Nagoya University (101-150)
  • Osaka University (151-200)
  • Tokyo Institute of Technology (151-200).

Anlass zur Sorge gibt seit einigen Jahren die Platzierung in den internationalen Hochschulrankings, bei der japanische Hochschulen unter Druck geraten sind. Ein Artikel in dem Wissenschaftsmagazin Nature „What price will Japanese science pay for austerity?“ vom März 2017 führt sinkende Publikationsleistungen in Japan auf die Sparmaßnahmen an den Hochschulen zurück, die seit 2004 durchgeführt wurden. Als Reaktion darauf führte die japanische Regierung ein neues Hochschulförderprogramm ein, das den Grundzügen der deutschen Exzellenzinitiative folgt (Zusammenfassung). Zehn von 86 Nationalen Universitäten tragen inzwischen den Titel einer „Nationally Designated University“ (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 26). Die japanische Regierung möchte darüber hinaus die Forschungsfinanzierung für ausgewählte japanische Hochschulen auf ein Level anheben, welches ihnen ermöglicht, mit US-amerikanischen Spitzenuniversitäten zu konkurrieren (Nature Index „Shoring up Japans Research Performance“, March 2023). Um eine Finanzierung aus Steuermitteln zu vermeiden, wurde ein University Endowment Fund aufgelegt (siehe unter Forschungs- und innovationspolitische Zielsetzungen und Programme).

Der Unternehmensverband Keidanren Nippon ermutigt den japanischen Privatsektor, in Forschung und Innovation zu investieren. Mit Ausgaben von 136 Mrd. USD liegen die japanischen Unternehmen deutlich vor den deutschen Unternehmen, die 96 Mrd. USD investierten (2020). Ganz ähnlich wie in Deutschland und China dominiert in Japan der Sektor industrielle Fertigung, in dem 2017 knapp 87 Prozent der gesamten FuE-Ausgaben in Unternehmen anfielen (116,9 Mrd. von 134,2 Mrd. USD). Die wichtigste Branche ist wie in Deutschland der Fahrzeugbau, der mit 34,9 Mrd. USD für ein Viertel der Gesamtausgaben verantwortlich zeichnete. An zweiter Stelle liegen Computer, Elektronik und Optik (26 Mrd. USD), gefolgt von Arzneimitteln (14,3 Mrd. USD). Die wichtigsten FuE-aktiven Branchen im Dienstleistungssektor sind gewinnorientierte FuE-Dienstleister mit Ausgaben von 7,99 Mrd. USD, gefolgt von Computerprogrammierung und -beratung mit 2,8 Mrd. USD (Daten für 2017, OECD Research and Development Expenditure in Industry 2019, ANBERD).

Unter den weltweit 50 größten FuE-Investoren sind 5 Unternehmen mit Hauptsitz in Japan platziert: die Fahrzeughersteller Toyota und Honda, das Telekommunikationsunternehmen Nippon Telegraph and Telephone Corporation (NTT), der Elektronikkonzern Sony und der Pharmakonzern Takeda Pharmaceuticals. Zum Vergleich: 8 Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland finden sich unter den TOP 50. Bei Betrachtung der Top 2.500 ergibt sich für Japan ein günstigeres Bild, denn mit 229 Unternehmen liegt es hinter den USA und China an dritter Stelle und somit klar vor Deutschland, das mit 113 Unternehmen Rang 4 belegt (Quelle: 2023 EU Industrial R&D Investment Scoreoboard, Anm.: FuE-Ausgaben je Unternehmen im IRI umfassen Ausgaben für Aktivitäten im Hauptsitzland, aber auch allen anderen Ländern).

Die Unternehmen erhalten für ihre FuE-Aktivitäten vergleichsweise wenig Unterstützung von der japanischen Regierung. Der direkte Förderanteil macht nur knapp 1 Prozent aus (siehe FuE-Indikatoren) und wird durch Steuererleichterungen ergänzt, die einen Anteil an den Gesamtausgaben für FuE in Unternehmen von 3 Prozent erreichen. Länder wie Frankreich, Südkorea und die USA fördern ihre Unternehmen deutlich stärker (Quelle: OECD.Stat).

Öffentlicher und privater Sektor sind in Japan insgesamt nur wenig verzahnt. Die Unternehmen sind darauf bedacht, FuE primär selbst durchzuführen oder, falls nötig, gewinnorientierte Dienstleister zu beauftragen. Nur selten gehen Forschungsaufträge an staatliche Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die dadurch jeweils weniger als 4 bzw. 3 Prozent ihrer FuE-Ausgaben abdecken. Besonders beim Anteil der Hochschulen liegt Japan deutlich unter dem OECD-Durchschnitt (siehe FuE-Indikatoren).

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3.3 Fachliche Stärken des Forschungssystems

Übersicht

Der Spezialisierungsindex dient dazu, das wissenschaftliche Profil eines Landes darzustellen. Er zeigt an, in welchen Bereichen ein Land im Vergleich zum gesamten weltweiten Publikationsaufkommen stark oder schwach vertreten ist. Ein negatives Vorzeichen stellt eine unterdurchschnittliche Spezialisierung dar. Der Indikator ist auf einen Wertebereich von -100 (stark negative Spezialisierung) bis +100 (stark positive Spezialisierung) normalisiert. Er geht zurück auf frühere Indikatoren für die Handelsspezialisierung und baut auf dem Konzept des komparativen Vorteils auf.

Japan weist gegenüber dem weltweiten Publikationsaufkommen eine besonders starke Spezialisierung (+25 und mehr) in den Fachgebieten Organische Chemie, Physik, Multidisziplinäre Forschung, Medizintechnik, Biotechnologie und Nukleartechnologie auf.

Seit 1949 haben 29 japanische Wissenschaftler den Nobelpreis erhalten. Davon wurden seit der Jahrtausendwende 17 Forschende für ihre Leistungen in Chemie, Physik oder Medizin (Physiologie) geehrt (Liste).

Die Festlegung von fachlichen Schwerpunkten erfolgt in Japan im Rahmen von sogenannten Basisplänen („Science, Technology and Innovation Basic Plans“, „STI Basic Plans“) mit fünfjähriger Laufzeit. Der sechste Basisplan („Sixth STI Basic Plan“, 2021-2026) orientiert sich wie schon sein Vorgänger, der fünfte Basisplan (2016-20) an der Vision einer „Society 5.0“. Diese neue Phase der Menschheitsgeschichte soll dem Zeitalter der Jäger- und Sammler (Society 1.0), dem Agrarzeitalter (Society 2.0), dem Industriezeitalter (Society 3.0) sowie dem Informationszeitalter (Society 4.0) nachfolgen. Im fünften Basisplan (2016-20) hatte die japanische Regierung die anzustrebende Society 5.0 als eine „menschenzentrierte Gesellschaft, die ökonomischen Fortschritt mit der Lösung sozialer Probleme in Einklang bringt“ definiert. Dazu soll ein System geschaffen werden, das den virtuellen und realen Raum stark miteinander integriert. Das Auftreten der Pandemie Covid-19 sowie andere geopolitische Herausforderungen legen den Fokus auf Sicherheit: Demnach ist die Society 5.0 eine „nachhaltige und widerstandsfähige Gesellschaft, die die Sicherheit der Menschen und das Wohlbefinden des Einzelnen schützt“. Schwerpunkte der Politik sind die wirtschaftliche Resilienz, Sicherung, von Lieferketten, Nachhaltigkeit der technologischen Infrastruktur Japans und der Schutz geistigen Eigentums, insbesondere im Bereich der Hochtechnologien (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 37).

Wissenschaft, Technologie und Innovation kommt bei der Verwirklichung der Society 5.0 eine Schlüsselrolle zu. Vor allem digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Quanteninformationstechnologien sollen in Industrien und der Gesellschaft breit zum Einsatz kommen und neue Werte durch Innovation kreieren. Weiterhin betont der sechste Basisplan, dass die Vision einer Society 5.0 auch im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen steht, zu denen auch die Bekämpfung des Klimawandels zählt.

Eine besondere fachliche Förderung wird im Rahmen des Moonshot-Programms („Moonshot Research and Development Programs“) geleistet. Übergreifendes Ziel ist es, durch disruptive Innovationen soziale Herausforderungen zu lösen (siehe APRA-Monitoring Bericht Japan, S. 22 ff.). Die neun Moonshot-Ziele, an der verschiedene Teams an Hochschulen und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen wie RIKEN über einen Zeitraum von 5-10 Jahren arbeiten, sind derzeit:

  1. Überwindung von Grenzen von Körper, Geist, Raum und Zeit;
  2. Extrem frühe Vorhersage und Intervention bei Krankheiten;
  3. Ko-Evolution von Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotik;
  4. Nachhaltige Ressourcenkreisläufe zur Wiederherstellung der globalen Umwelt;
  5. Industrie für eine nachhaltige Lebensmittelversorgung durch Nutzung bisher ungenutzter Ressourcen;
  6. Entwicklung eines fehlertoleranten universellen Quantumrechners zur Revolutionierung von Wirtschaft, Industrie und Sicherheit;
  7. Nachhaltige Pflegesysteme zur Überwindung weit verbreiteter Krankheiten bis 2040;
  8. Kontrolle und Veränderung des Wetters;
  9. Mehr Seelenfrieden („peace of mind“) und Vitalität.

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Energie

Grundsätzlich verfolgt Japan das Ziel, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Die wichtigsten Ziele für den Energiemix im Jahr 2030 hat Japan zuletzt 2021 im „Strategic Energy Plan“ festgelegt.


Nuklearenergie/Fusionsenergie

Der Anteil der Nuklearenergie am Energiemix von 22 bis 24 Prozent bleibt gegenüber dem vorhergehenden Plan von 2018 unverändert. Dazu müssten viele stillgelegte Meiler wieder ans Netz gehen, die nach der Nuklearkatastrophe von 2011 abgeschaltet worden. Das Land betreibt weiter Forschung und Entwicklung an neuen Reaktoren, vor allem in Kooperation mit den USA und Frankreich: So hat der Mischkonzern Mitsubishi Heavy Industries bis Mitte 2030 einen neuen Reaktortyp angekündigt, der besonders geeignet sein soll, Stromschwankungen bei den erneuerbaren Energien auszugleichen (GTAI 2023a: Energie: Energiemix wird grüner). Japan ist an dem Aufbau eines Internationalen Thermonuklearen Reaktors (ITER) in Frankreich, einem Großforschungsprojekt für Fusionsenergie beteiligt. Die japanische Forschungs- und Entwicklungsarbeit soll unter der neuen Fusion Energy Innovation Strategy vom April 2023 gezielt in Richtung Industrialisierung von Fusionsenergie vorangetrieben werden.


Erneuerbare Energien

Zu erneuerbaren Energien hat das National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST) 2014 in Koriyama, Fukushima das Fukushima Renewable Energy Institute (FREA) eingerichtet. Der Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix soll bis 2030 auf 36 bis 38 Prozent steigen. Japan hat bisher deutlich stärker auf Sonnenenergie in Form von Freiflächenanlagen als auf Windenergie gesetzt. Seit 2019 plant Japan auch den großflächigen Ausbau der Offshore-Windkraftnutzung. Ende 2022 begann der erste größere kommerzielle Offshore-Windpark mit der Stromerzeugung (siehe GTAI 2023b: Grüne Energien haben noch viel Ausbaupotenzial).


Wasserstoff

Bei der Nutzung von Wasserstoff (siehe Wasserstoffstrategie von 2017) sollen erneuerbare Energien grundsätzlich dabei helfen, langfristig eine lokale und dezentrale Versorgung mit grünem Wasserstoff aufzubauen (siehe dazu das 2020 fertig gestellte Testfeld Fukushima Hydrogen Energy Research Field). Jedoch benötigt die Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff in Japan voraussichtlich hohe Subventionen. Daher investiert die Regierung in den Ausbau einer Lieferinfrastruktur, um vorläufig blauen Wasserstoff aus energiereichen Ländern wie Australien zu importieren. Zudem ist Japan mit den südostasiatischen Staaten eine Kooperation eingegangen (Asia CCUS Network). Ein langfristiges Ziel ist es, abgeschiedenes CO2 mit erneuerbarer Energie in grünen Ammoniak und Wasserstoff umzuwandeln und dann per Schiff nach Japan zu transportieren (siehe GTAI 2023c: Dekarbonisierung braucht Kooperation). Die Erzeugung von Wasserstoff ist somit für Japan eng verbunden mit Technologien für das Abscheiden und Speichern von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS) wie auch die CO2-Wiederverwertung (Carbon Capture and Utilization, CCU).


CCUS-Technologien

An der Entwicklung von CCUS-Technologien arbeiten japanische Unternehmen und Forschungsinstitute und suchen international nach Kooperationen. Dies betrifft nicht nur Wasserstoff, sondern auch die Nutzung von Kohle. Nach der Nuklearkatastrophe 2011 in Fukushima hatte Japan schnell neue Kraftwerkskapazitäten benötigt, um die landesweit abgeschalteten Atommeiler zu ersetzen. Der Kohleverbrauch zur Stromerzeugung stieg daher zwischen 2010 und 2020 um mehr als ein Drittel an. Japan wird neue, effiziente Kohlekraftwerke vorerst weiter betreiben und entwickelt sogenannte ultra-superkritische Anlagen, die die Kohlendioxid-Emissionen minimieren. In der Präfektur Hiroshima setzt ein Demonstrationsprojekt auf die Kofeuerung von Ammoniak und Biomasse sowie auf Abscheiden und Speichern von CO2. Inwieweit dieser Ansatz auch kommerziell realisierbar ist, muss sich noch zeigen (siehe GTAI 2023d: Kohle bleibt kritischer Rohstoff).

Eines der ersten CCS-Projekte in Japan ist das Projekt Tomakomai auf der nördlichen Insel Hokkaido. Hier wird das in einer Raffinerie anfallende Kohlendioxid direkt eingefangen und vor der Küste in den Unterseeboden gepumpt. Zudem starten ab 2024 Testläufe für die Verschiffung von verflüssigtem Kohlendioxid. Als Speicherort dienen weitgehend erschöpfte Gas- und Ölfelder (siehe GTAI 2023b). Um die Wiederverwendung von abgeschiedenem Kohlendioxid voranzutreiben, hat das japanische Wirtschaftsministerium 2021 die 2019 angenommene „Roadmap for Carbon Recycling Technologies" aktualisiert. Sie soll Innovationen anschieben, beispielsweise um CO2-neutrale Brennstoffe wie synthetisches Gas oder E-Fuels zu erzeugen. Pläne hierzu hat unter anderem der Energieversorger Tokyo Gas. In Osaki-Kamijima in der Präfektur Hiroshima ist im Jahr 2022 ein Forschungs- und Entwicklungsstandort für diverse CO2-Recycling-Verfahren entstanden. Zu den hier entwickelten Technologien zählen die effiziente Verwertung von Kohlendioxid in Baustofferzeugnissen, in der Synthese von Kunststoffen und zur Biokraftstoffherstellung in der Algenzucht (siehe GTAI 2023c: Dekarbonisierung braucht Kooperation).

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Gesundheitsforschung

Vor dem Hintergrund der stark alternden japanischen Gesellschaft wurde 2015 die Japan Agency for Medical Research and Development (AMED) neu gegründet. Sie soll die Förderung für die gesamte medizinische Forschung von der Grundlagenforschung bis hin zu klinischen Versuchen bündeln und zusammenführen. Ziel ist es, Ergebnisse der Grundlagenforschung reibungslos in Produkte oder Patente umzusetzen. AMED bündelt dabei ein Budget von 142,9 Mrd. Yen  (792,6 Mio. Euro, Wechselkurs 1€=157Yen), welches von den Ministerien für Wirtschaft (METI), Gesundheit (MHLW) und Wissenschaft (MEXT) kommt. Schlüsselbereiche sind Demenzforschung, Krebsforschung, Forschung zu Infektionskrankheiten, klinische Forschung, regenerative Medizin, Therapien für schwerbehandelbare Krankheiten, pharmazeutische Produkte, medizinische Geräte sowie die Nutzung genetischer Informationen. Als Reaktion auf die Corona-Pandemie wurde im März 2022 unter AMED das Strategic Center of Biomedical Advanced Vaccine Research and Development for Preparedness and Response (SCARDA) gegründet.

Um die Herausforderungen der Zukunft zu stemmen, plant Japan den stärkeren Einsatz fortschrittlicher Medizintechnik, Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotik (siehe unter Digitaler Wandel). Im Mai 2022 änderte die Regierung den bisherigen Masterplan für Medizintechnik aus dem Jahr 2016 („Basic Plan for the Promotion of Research and Development and Dissemination of Medical Devices to Improve the Quality of Medical Care Received by the Public“). Neu hinzu kamen 2022 unter anderem die Förderung der Forschung und Entwicklung von Software als Medizinprodukt (Software as a Medical Device, SAMD) und die Versorgungssicherheit bei Medizinprodukten (siehe GTAI (2023): Japan bleibt ein Top-Markt für Medizintechnik).

Japan Healthcare 2035 ist eine Vision für das Gesundheitssystem in den nächsten 20 Jahren, gefördert durch das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales. Die Vision geht von der Erkenntnis aus, dass vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung die steigenden Bedürfnisse und Kosten im Gesundheitswesen nicht durch einfache finanzielle Anpassungen bewältigt werden können. Der Plan sieht vor, dass jeder Bürger in die Lage versetzt wird, sein volles Wellness-Potenzial auszuschöpfen und die Verantwortung für seine Gesundheitsbedürfnisse zu übernehmen (siehe Europ. Kommission (2021): Advanced Technologies for Industry – Report on Japan: technological capacities and key policy measures, S. 11).

Japan verfügt über eine weltweit führende pharmazeutische Industrie. Akademisch-industrielle Partnerschaften für die Wirkstoffforschung sind weit verbreitet.

Auch im Bereich der Stammzellenforschung wirkt die japanische Forschung mit; so zum Beispiel das RIKEN-Zentrum, das weltweit Beachtung für ihre Erfolge im Bereich der ipS-Stammzellenforschung bei der Regenerierung von Netzhautzellen fand . Bei ipS (induzierte pluripotente Stammzellen) handelt es sich um im Labor entstandene Gewebezellen, die durch die Zugabe von genetischen Faktoren neu programmiert wurden und ähnliche Eigenschaften wie embryonale Stammzellen aufweisen.

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Grundlagenforschung

Das Wissenschaftsministerium MEXT hat im Sommer 2016 entschieden, den RIKEN Heavy-Ion Linac (RILAC) Teilchenbeschleuniger in Wako, Präfektur Saitama, weiter auszubauen. Das Ziel ist der Nachweis weiterer schwerer Elemente.

Zwischen 2004 und 2012 wurden am RILAC die Experimente zum Nachweis des neuen Elements mit der Ordnungszahl 113 durchgeführt. Japan erhielt 2015 die Namensrechte für das Element 113. Man entschied sich für den Namen „Nihonium“ (Nihon ist der Name des Landes in eigener Sprache). Am 14. März 2017 gab es in der Japan-Akademie in Tokyo in Anwesenheit des damaligen Kronprinzen zum Anlass dieser Namensgebung eine feierliche Zeremonie.

Angespornt von diesem großen Erfolg, möchte Japan nun auch die Elemente mit den Atomzahlen 119 und 120 schneller als die Mitbewerber Deutschland und Russland nachweisen.

Nach den Wünschen der High Energy Accelerator Research Organisation (KEK) sollte der Teilchenbeschleuniger ILC in der Präfektur Iwate nördlich von Tokyo entstehen. Geplant war, mit der Forschung am ILC an die Forschung am Large Hadron Collider (LHC, CERN) zum Higgs-Boson und anderen exotischen Teilchen anzuknüpfen. Allerdings wurde dem Plan bis heute (Stand Juni 2023) nicht zugestimmt. Grund hierfür sei unter anderem die sich nicht rechnenden sehr hohen Ausgaben gegenüber möglichen physischen Erkenntnissen.

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Weitere Informationen

Digitaler Wandel

Wie in der Einleitung ausgeführt, orientiert sich Japan an der übergreifenden Vision einer Society 5.0. Im September 2021 gründete die japanische Regierung eine Digitale Agentur mit dem Auftrag, das „Priority Policy Program for Realizing the Digital Society“ in Kooperation mit Ministerien und Agenturen voranzutreiben. Im Zentrum der Bemühungen stehen öffentliche Sektoren wie Bildung, Gesundheit und Katastrophenvorsorge. In diesem Feld sollen bevorzugt sogenannte Digitale Zwillinge eingesetzt werden, um auf verschiedene Katastrophenszenarien optimal vorbereitet zu sein (Integrated Innovation Strategy 2024, S. 10 f.). Eine übergreifende Vision für Japan bietet die „Digital Garden City“. Ziel ist es, mit Hilfe digitaler Technologien eine Revitalisierung des ländlichen Raumes und eine bessere Verbindung mit den Städten zu erreichen.  


Industrie und Robotik

Im März 2017 hat das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie und Industrie (METI) das politische Konzept 'Connected Industries' lanciert mit dem Ziel durch die Verbindung von Dinge, Menschen, Technologien und Organisationen für die japanische Industrien neue Werte zu schaffen (siehe Europ. Kommission (2021): Advanced Technologies for Industry – Report on Japan: technological capacities and key policy measures, S. 10). Die Initiative ist in 5 Schwerpunktbereiche gegliedert, nämlich:

  • Automatisiertes Fahren und Mobilitäts-Dienstleistungen;
  • Fertigung und Robotik;
  • Biotechnologien und Werkstoffe;
  • Sicherheitsmanagement für Anlagen/Infrastruktur;
  • Intelligentes Leben

Das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie hatte 2015 eine erste Roboter-Strategie angenommen, die 2018 erneuert wurde („New Robot Strategy“). Die Initiative zielt darauf ab, Japans führende Position in der Robotik zu stärken, indem die Technologie in weiteren Bereichen eingesetzt wird. Dazu gehört das Pflege- und Gesundheitswesen, um die Risiken für das Pflegepersonal zu minimieren; die Landwirtschaft (Einführung automatisierter Traktoren bis 2020 und einer breiten Palette von Robotern auf den Feldern) und das Bauwesen (zur Verbesserung der Produktivität, Schutz der Arbeitskräfte vor Gefahren, auch um alternde kritische Infrastrukturen zu reparieren und höhere Ziele für unbemanntes Bauen zu realisieren). Eine der Moonshot-Ziele (siehe unter Fachliche Stärken: Übersicht) ist es, Robotern bis 2050 durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) das selbständige Lernen zu ermöglichen (siehe GTAI (2022): Roboter willkommen). Japanische Forschende der Kyoto University haben derweil mit Hilfe von KI einen humanoiden Roboter entwickelt, der gemeinsam mit Menschen lachen kann, wobei sich die Art zu lachen jeweils dem kontaktierten Menschen anpasst (siehe JSPS-Rundschreiben 03/2022).

Die „Robot Revolution Initiative“ (RRI) ist ein 2015 gegründetes Industriekonsortium zur Förderung der Entwicklung von Robotern. Diese Public-Private-Plattform zählte Mitte 2022 allein 262 Unternehmen, darüber hinaus mehr als 90 Institutionen, Forschungseinrichtungen und Gesellschaften. Deutsche Unternehmen wie Bosch und Siemens sind ebenfalls beteiligt.


Künstliche Intelligenz (KI)

Die japanische Regierung hat 2016 eine erste Strategie für KI vorgelegt und diese bereits zwei Mal in 2019 und 2022 überarbeitet. Die aktualisierte KI-Roadmap der japanischen Regierung (AI Strategy 2022) steht im Einklang mit dem sechsten Basisplan und stuft die Förderung der KI-Forschung als essentiell ein. Von den unter früheren Versionen der Strategie geplanten Maßnahmen konnte mit 154 von 171 eine Vielzahl planmäßig durchgeführt werden. Aktuell gibt es fünf strategischen Ziele:

  1. Förderung von Human Resources;
  2. Sicherstellung von industrieller Wettbewerbsfähigkeit;
  3. Aufbau von technologischen Systemen;
  4. Förderung von internationalen Kooperationen und
  5. Maßnahmen in Krisenzeiten.

In der jüngsten Version der KI-Strategie von 2022 legt die japanische Regierung einen Schwerpunkt darauf, KI der Bevölkerung näherzubringen und mögliche Ängste und Missverständnisse aufzulösen, damit es zu einer reibungslosen Aufnahme von KI-Technologien in der Gesellschaft kommen kann.

Die drei Ministerien für Forschung (MEXT), Wirtschaft (METI) sowie Kommunikation (MIC) verwalten jeweils Teile des KI-Budgets mit folgenden Bausteinen:

  • AIP RIKEN Center for Advanced Intelligence Project (RIKEN-AIP) – Schwerpunkt Deep-Learning;
  • AIST-Projekt Artificial Intelligence Research Center (AIRC) – Schwerpunkte: Roboter und KI-Anwendungsentwicklung;
  • National Institute of Information and Communications Technology (NICT) – Schwerpunkte: Verarbeitung natürlicher Sprache, multilingualer akustischer Übersetzung und neuronale Netzwerke.


Quantentechnologien

Seit 2018 ist Quantentechnologie einer der Förderschwerpunkte der japanischen Regierung. In seiner „Vision of Quantum Future Society” vom April 2022 definiert die japanische Regierung folgende Ziele bis 2030: (1) 10 Millionen Nutzer in Japan; (2) Erhöhung der Produktion von Quantentechnologie auf 50 Billionen Yen (3) Förderung von neuen Unternehmen zur Eröffnung neuer Märkte. Seit April 2023 gibt die „Strategy of Quantum Future Industry Development” Eckpunkte und wichtige Ziele für die Industrialisierung von Quantentechnologien vor. 


Hochleistungsrechner

Japans neuester Höchstleistungsrechner (HPC) Fugaku hat im Mai 2020 als Nachfolger des K Supercomputer in Kobe den regulären Betrieb aufgenommen. Fugaku wurde im Juni zum schnellsten Supercomputer der Welt. Diese Position konnte Fugaku für zwei Jahre halten. Der Fugaku Supercomputer wurde, wie der K Supercomputer auch, von der japanischen Firma Fujitsu gebaut. Er wurde u.a. während der COVID-19 Pandemie zur Untersuchung von Schutzmasken und ihrer Wirksamkeit genutzt. Auch in der KI Forschung findet er Anwendung, so wird er für die Entwicklung von japanischen Sprachfähigkeiten in generativer KI eingesetzt.

 

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Mobilität und Raumfahrt

Seit der erfolgreichen weichen Landung einer kleinen Sonde im Januar 2024 gehört Japan zu den sechs Mondlandenationen weltweit. Die japanische Regierung fasst ihre Raumfahrtstrategie im jährlich aktualisierten „Basic Plan for Space“ zusammen. Mit dem letzten Plan vom Juni 2020 wurde der Fokus auch weiterhin auf Sicherheitsthemen sowie die Entwicklung ziviler, kommerziell relevanter Anwendungen gelegt. Darüber hinaus soll die nachhaltige Entwicklung der Raumfahrt relevante Beiträge zum Umgang mit globalen Herausforderungen liefern.

Im Satellitenbereich entsteht ein Wachstumsmarkt, bei dem Japan vor allem für Klein- und Nano-Raumsonden großes Entwicklungspotenzial sieht. Dabei bestehen kooperative Ansätze mit Deutschland, das Subsysteme für die Kontrolle, für Sensoren und andere Teile liefert (GTAI (2022): Satelliten versprechen dynamisches Wachstum).

Die Kooperation zwischen dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der Japanischen Agentur für Luft- und Raumfahrt (JAXA) hat eine lange Tradition (siehe unter Kooperation mit Deutschland). Zusammen mit dem DLR und dem französischen Nationalen Zentrum für Raumfahrt (CNES) plant JAXA eine gemeinsame Rover Mission („IDEFIX“) auf den Mars Monden, nachdem die drei Einrichtungen bereits im Rahmen der Hayabusa2 Mission erfolgreich kollaboriert hatten.

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3.4 Ministerien und Gremien

Für Bildung und Forschung zuständige Ministerien

Das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (Ministry of Education, Culture, Sports, Science and Technology, MEXT) und das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (Ministry of Economics, Trade and Industry, METI) sind die staatlichen Hauptakteure in den Bereichen Forschung und Entwicklung (FuE) sowie Innovation.

Die übergreifende (FuE)-Planungs- und Koordinierungskompetenz obliegt dem Cabinet Office (CAO) beim Ministerpräsidenten. Dem CAO unterstehen vier Gremien, von denen eines der Council for Science, Technology and Innovation (CSTI) als zentrales Koordinierungsgremium für Wissenschaft und Technologie ist. Unter dem Vorsitz des Premierministers gehören ihm neben dem Wissenschaftsministerium MEXT und dem Wirtschaftsministerium METI vier weitere Kabinettsmitglieder an, darunter das Ministerium für Innere Angelegenheiten und Kommunikation (MIC). Dazu kommen sechs Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie der Präsident des Wissenschaftsrats (Science Council of Japan, SCJ).

Zu den Aufgaben des CSTI zählt die Formulierung der sogenannten Basispläne (aktuell der sechste) mit einer Laufzeit von 5 Jahren sowie der jährlich angenommenen „Comprehensive Strategies on Science, Technology and Innovation“, die Gesamtkoordination von Förderpolitiken, die Festlegung von Fördermaßnahmen für priorisierte Bereiche sowie die Evaluation. Das CSTI hat jedoch keinen inhaltlichen Einfluss auf die Fachprogramme der Ministerien.

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Beratungsgremien für Forschungs- und Bildungspolitik

Im Bildungsbereich wird das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT) durch den Central Council for Education beraten. Auf Anforderung entwirft der Rat Basispläne mit einer Laufzeit von fünf Jahren, die wesentliche Ziele der Bildungspolitik festlegen. 2018 wurde der Dritte Basisplan für Bildungsförderung („3rd Basic Plan for the Promotion of Education“, 2018-22) angenommen. Im Dezember 2021 hat das japanische Cabinet Office das Beratungsgremium Council for the Creation of Future Education unter Vorsitz des Premierministers geschaffen (siehe Regierung Nachrichten zu Bildung).

Das National Institute of Science and Technology Policy (NISTEP) ist direkt dem MEXT unterstellt. NISTEP erstellt für MEXT Analysen und führt Zukunftsstudien zu technologischen Entwicklungen durch, die bei der Entwicklung von Wissenschafts- und Technologiepolitik nützlich sind.

Daneben leistet der Science Council of Japan (SCJ) ebenfalls Politikberatung. Das SCJ hat 210 gewählte Mitglieder mit einer Amtszeit von sechs Jahren, Wahlen für die Hälfte der Sitze finden alle drei Jahre statt. Bei den Mitgliedern handelt es sich ausschließlich um versierte Forschende. Als Vertretung der japanischen Wissenschaft ist der SCJ direkt dem Premierminister unterstellt.

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3.5 Politische Zielsetzungen und Programme

Bildungspolitische Ziele und Programme

Grundlage der japanischen Bildungspolitik ist das seit 1947 geltende Fundamental Law of Education. Der „Education Reform Plan for the 21st Century“, der 2001 angenommen wurde, sieht grundsätzlich vor, eine pädagogische Philosophie in Japans Schulen einzuführen, die modernen gesellschaftlichen Anforderungen entspricht. Mittelfristige bildungspolitische Ziele legen Basispläne mit 5-jähriger Laufzeit fest.

Ein bildungspolitischer Schwerpunkt lag bisher auf der Wissenschaftserziehung an den japanischen Schulen. Ausgewählte und besonders geförderte Oberschulen vermitteln als sogenannte „Super Science Highschools" (SSHs) spezielle Kenntnisse in Naturwissenschaften und Mathematik. Auf Initiative des MEXT lehren Fachkräfte aus Wissenschaft und Technik auf Teilzeitbasis in Schulen. Sie sind aufgerufen, wissenschaftliche Erkenntnisse verstärkt über Medien, Veranstaltungen und öffentliche Vorträge an den Universitäten zu verbreiten.

2014 hat die japanische Regierung eine Reform des Hochschulzugangsverfahrens beschlossen, die unter anderem vorsieht, ab 2020 die bisherige Prüfung durch einen Test zur „Evaluation der Leistungen von Studienbewerbern“ zu ersetzen, der an mehreren Terminen im Jahr stattfinden soll. Dabei soll eine breitere Palette von Kompetenzen als bisher geprüft werden, so zum Beispiel die schriftliche Ausdrucksfähigkeit in der japanischen Sprache sowie die mündliche Beherrschung der englischen Sprache.

Um Reformen vorzubereiten, hat Japan sein Bildungssystem 2018 von der OECD begutachten lassen. Unter dem neuen Dritten Basisplan für Bildungsförderung („3rd Basic Plan for the Promotion of Education“, 2018-22) stand die Überarbeitung von Lehrplänen an Schulen sowie die Verbesserung von Bildungschancen für ältere Personen („Lebenslanges Lernen“) und ärmere Bevölkerungsgruppen im Vordergrund. Im April 2020 hat die japanische Regierung ein neues System von Studienhilfen für Studierende aus einkommensschwachen Familien eingeführt, bei dem sowohl Zuschüsse zu den Studiengebühren als auch zu den Lebenshaltungskosten gewährt werden, die nicht zurückgezahlt werden müssen (siehe DAAD-Bildungssystemanalyse Japan, S. 17, Stand 23.01.2024).

Um einem Rückgang der Promotionen in Japan entgegenzuwirken, hat die Regierung Gegenmaßnahmen ergriffen: Für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses setzt die japanische Politik nun auf den Erlass von Promotionsgebühren und die erstmalige Bereitstellung von Stipendien für Promovierende (APRA-Monitoring Demographische Herausforderungen (2024), S. 28).

Im Mai 2017 hat Japan ein Gesetz angenommen, auf dessen Basis ein neuer Typus von Hochschulen ab 2019 berufsbildende College- oder Bachelor-Abschlüssen anbieten kann (JSPS-Rundschreiben 02/2017).

Der Central Council of Education veröffentlichte im Jahr 2018 einen umfassenden Bericht zu einer Reform des japanischen Hochschulwesens vor dem Hintergrund des Demografischen Wandels (Zusammenfassung „Grand Design for Higher Education toward 2040“). Zum Ausgleich für den Rückgang der 18-jährigen Studienanfängerinen und -anfänger ist darin ein verstärkter Fokus auf Weiterbildung der älteren Bevölkerung und eine verbesserte Diversität des Lehrpersonals an Hochschulen vorgesehen („diverse students, diverse teachers, diverse and flexible education programmes“).

Eine im Jahr 2020 durchgeführte Umfrage OECD zeigte, dass Japan einen der geringsten Anteile weiblicher Lehrkräfte in der Hochschulbildung hat (30 Prozent gegenüber 45 Prozent unter allen OECD-Mitgliedsländern). Die University of Tokyo gab im November 2022 bekannt, dass sie bis 2027 mehr als 300 Professorinnen und weibliche Associate Professor einstellen möchte. Ziel ist es, den Anteil der Frauen an den Lehrenden bis zum Fiskaljahr 2027 von 16 Prozent auf mindestens 25 Prozent zu erhöhen (JSPS-Rundschreiben 03/2022).

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Forschungs- und Innovationspolitische Ziele und Programme

Zu den vielfältigen strategischen Grundlagen der japanischen Forschungs- und Innovationspolitik gibt es hier einen Überblick. Gesetzliche Grundlage der japanischen Forschungs- und Technologiepolitik ist das „Science & Technology Basic Law“ von 1995, das vorsieht, das die wesentlichen mittelfristigen Ziele der Forschungs- und Innovationspolitik in mehrjährigen Basisplänen festgelegt werden. Um flexibel auf Zwischenevaluierungen und sich verändernde weltpolitische Rahmenbedingungen reagieren zu können, wird ergänzend jährlich eine „Integrated Innovation Strategy“ publiziert. Wichtige Weichenstellungen erhalten demnach der sechste Basisplan („Sixth Science, Technology and Innovation Basic Plan“, „Sixth STI Basic Plan, 2021-26) sowie die „Integrated Innovation Strategy“ in der Fassung von 2023. Der sechste Basisplan wurde vom japanischen Kabinett im März 2021 genehmigt. Die japanische Orientierung an der Vision einer „Society 5.0“, ergänzt durch einen Fokus auf Sicherheit und Nachhaltigkeit wie auch die Förderung disruptiver Innovation durch die Moonshot-Programme wurden bereits unter dem Abschnitt Fachliche Stärken thematisiert.

Der sechste Basisplan wurde vor dem Eindruck einer wachsenden Schwäche des japanischen Forschungs- und Innovationssystems angenommen. Kennzeichnend dafür ist eine schrumpfende Anzahl hochwertiger wissenschaftlichen Publikationen und eine stagnierende Anzahl von Promotionen. Um das japanische System zu stärken, sieht der Plan massive Investitionen in Forschung und Innovation vor. Nach einer Zwischenbilanz der Integrated Innovation Strategy 2023 ist Japan auf gutem Wege, die angestrebten Investitionsziele zu erreichen:  Geplant waren über den gesamten Zeitraum von 2021-26 Regierungsinvestitionen von 30 Billionen Yen, ergänzt durch 120 Billionen öffentliche und private Ausgaben. Die Zwischenbilanz von 2021 zeigt, dass Regierungsinvestitionen von 21,9 Billionen Yen erreicht wurden.

Im Fokus steht außerdem die Schaffung eines japanischen Innovationsökosystems, das unter anderem auf die Förderung von Innovation in kleinen Unternehmen („Small Business Innovation Research“, SBIR-Programme) und eine neue Start-Up-Kultur setzt. Die Anzahl technologisch anspruchsvoller Spin-Off Unternehmen an Universitäten hat seit einigen Jahren stark zugenommen. Im Jahr 2021 lag diese bei 3.300 Spin-Offs. Die japanische Regierung unterstützt die japanische Start-Up-Szene nun im Rahmen eines Fünf-Jahres-Plans (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 22).

Ein japanisches Ziel ist außerdem die Schaffung von Forschungsuniversitäten von Weltklasse, die sich am US-amerikanischen Modell privater Hochschulen orientiert. Die Japan Science and Technology Agency (JST) hat dazu einen University Endowment Fonds mit Mitteln von 10-Billionen Yen (63,63 Mrd. Euro) ausgestattet. Die ausgewählten Universitäten sollen ab dem Fiskaljahr 2024 eine finanzielle Förderung in Höhe von mehreren zehn Milliarden Yen (63,63 Mio. Euro) erhalten, die aus Investitionsgewinnen des Fonds ausgezahlt wird (Nature Index „Shoring up Japans Research Performance“, March 2023). Die Förderdauer des Programms ist auf 25 Jahre begrenzt. Anfangs werden nur einige Hochschulen ausgewählt, während nach und nach weitere hinzukommen. Im April 2023 hat das Ministerium MEXT bekannt gegeben, dass sich unter diesem Programm zehn Hochschulen als „Universities of International Research Excellence“ beworben hatten. Ein Problem ist jedoch, dass der Fonds im ersten Jahr statt Investitionsgewinnen Verluste eingefahren hat (siehe JSPS Rundschreiben Nr. 02/2023, Ausgabe 124).

Zwischen 2014 und 2018 lief das ressortübergreifende „Cross ministerial Strategic Innovation Promotion Program“ (SIP). Das Nachfolgeprojekt SIP-2, wurde zwischen 2018 und 2022 durchgeführt. Das Programm erstreckt sich mittlerweile auf zwölf Forschungsfelder, die der Council for Science, Technology and Innovation (CSTI) ausgewählt hat. Für jedes dieser Felder setzte der CSTI einen Programmdirektor aus Wissenschaft oder Industrie ein.

Das „ImPACT“-Programm („Impulsing Paradigm Change through Disruptive Technologies“) sollte disruptive Technologien mit hohem Entwicklungsrisiko, aber potenziell hohem Nutzen in die Anwendung überführen und startete ebenfalls in 2014, bestand aus 16 Projekten, die je durch einen Programme-Manager geleitet wurden und wurde mittlerweile beendet. Das Gesamtbudget für die 5-jährige Projektlaufzeit (bis Ende HHJ2018) betrug 55 Mrd. JPY (rund 46 Mio. Euro).

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Ergebnisse von Evaluierungen

Wie bereits erwähnt hat Japan sein gesamtes Bildungssystem 2018 von der OECD begutachten lassen  Die OECD lobte das positive Lernumfeld in den Schulen, das durch engagierte Lehrkräfte und Familien geschaffen wurde und das zu exzellenten Bildungsergebnissen in den PISA- und PIAAC-Studien führte.

Eine Erfolgskontrolle bei der Umsetzung der Basispläne für Wissenschaft und Technologie wurde nach dem fünften Basisplan (2016-20) eingeführt. Der Stand der Umsetzung des aktuellen Plans soll anhand von bestimmten Indikatoren bewertet werden, die sich u.a. auf Zielgrößen aus den Bereichen Hochschulranking, Patente, Publikationen, Start-ups, Forschermobilität und Technologietransfer beziehen. Mittlerweile neu hinzugekommen sind weitere Indikatoren zu Innovation, der Entwicklung neuer Forschungsbereiche und Beiträge zum Thema „Diversity“ Die Zwischenergebnisse sollen dem Cabinet Office (CAO) in den Umsetzungsphasen der Basispläne eine Nachsteuerung ermöglichen.

Die OECD hat 2021 eine Zwischenbilanz zu missionsorientierter Innovationspolitik Japans publiziert (OECD (2021) Mission-oriented innovation policy in Japan). Japan ist demnach eines von weltweit nur wenigen Ländern, welche bereits über die volle Laufzeit Erfahrungen mit missionsorientierten Programmen wie SIP („Strategic Innovation Promotion Program“) und ImPACT („Impulsing Paradigm Change through Disruptive Technologies“) sammeln konnten. Die Steuerung (Governance) der Programme stellte für Japan eine besondere Schwierigkeit dar. Empfohlen wird eine Orientierung zukünftiger Initiativen an globalen Herausforderungen unter Einbeziehung von Bottom-Up-Ansätzen, mit denen Norwegen und Schweden experimentieren.

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Weitere Informationen

4Internationale Kooperationen des Landes in Bildung, Forschung und Innovation

4.1 Internationale Programmatik

Strategien und Programme

Die Internationalisierung von Hochschullandschaft und Studium ist für Japan ein Langzeitprojekt mit hoher Priorität. Ein wichtiger Anbieter von Stipendien für Kurzzeitaufenthalte ist die Japan Student Service Organization (JASSO), für Studierende, die einen Abschluss in Japan anstreben, hat auch das Bildungs- und Wissenschaftsministerium MEXT verschiedene Angebote für Bachelor-, Master- und Promotionsstudien. Aufgrund der Covid-19-Pandemie kam es in den letzten Jahren zu großen Schwankungen bei der Anzahl der Studierenden mit Auslandserfahrung. Die Anwerbung internationaler Studierender hat vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in Japan an Bedeutung gewonnen (siehe unter Bildungspolitische Ziele und Programme).

Vor diesem Hintergrund hat die japanische Regierung im April 2023 die Strategie „J-MIRAI: Japan Mobility and Internationalisation: Re-engaging and Accelerating Initiative for future“ (Präsentation, Kurzfassung) veröffentlicht, die für die Internationalisierung der Bildung in Japan längerfristige Ziele vorgibt. Diese Internationalisierung soll bereits im Schulalter beginnen, indem Schulunterricht an der Oberstufe der High School in verschiedenen Fächern in englischer Sprache angeboten wird. Gleichfalls erhöht werden soll der Anteil der japanischen Hochschulen mit internationalen Austauschprogrammen, die Anzahl der Studiengänge in englischer Sprache und die der Studiengänge mit doppeltem bzw. gemeinsamen Studienabschluss. Bis 2033 sollen eine Reihe von Ergebnissen erzielt werden: Die Anzahl der internationalen Schülerinnen und Schüler in Japan soll dann bei jährlich 20.000 liegen, die Anzahl der internationalen Studierenden an den Hochschulen bei 380.000 (nach den jüngsten Zahlen von 2021 liegt die Anzahl bei noch recherchieren). Für die verschiedenen Studiengänge sind Steigerungen der Anteile internationaler Studierender vorgesehen (ggrundständiges Studium: von derzeit 3 auf 5 Prozent; Master: von 19 auf 20 Prozent; Promotion: von 21 auf 33 Prozent).

Auch in der Gegenrichtung sind die Ziele ehrgeizig: Insgesamt 500.000 junge Menschen aus Japan sollen 2033 jährlich Auslandserfahrung sammeln, davon 110.000 Schülerinnen und Schüler im Rahmen sogenannter Study Tours von bis zu 3 Monaten. Gewünscht ist ferner, dass 2033 jährlich 230.000 japanische Studierende einen Studienaufenthalt im Ausland durchführen und zusätzlich 150.000 einen Studienabschluss im Ausland erwerben. Japanische Unternehmen werden ermutigt, Auslandserfahrung bei japanischen Graduierten positiv zu bewerben. Für internationale Studierende soll eine Willkommenskultur im Land geschaffen werden.    

Grenzüberschreitende Mobilität und Kooperation in Forschung und Entwicklung wird seit langem durch die beiden großen japanischen Fördereinrichtungen, die Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) und die Japan Science and Technology Agency (JST) unterstützt. Das JSPS vergibt Förderung an ausländische Forschende in allen Phasen der wissenschaftlichen Laufbahn (Promotion, Post-Doc, Professur), um diesen einen Japan-Aufenthalt zu ermöglichen (JSPS-Fellowship-Programme). Eine Broschüre (2022-23) bereitet die Forschenden auf das Leben in Japan vor. Im Gegenzug können japanische Forschende für Auslandsaufenthalte Förderung erhalten. JSPS hat außerdem Kooperationsabkommen mit Fördereinrichtungen für Grundlagenforschung in etwa 30 Ländern abgeschlossen.

Die Japan Science and Technology Agency (JST) nutzt für bi- und multilaterale Förderbekanntmachungen das Strategic International Collaborative Research Program (SICORP). Das Programm wird je nach Partnerland bzw. multilateralem Kontext angepasst. SICORP gewährt für einen Zeitraum von 3-5 Jahren pro Projekt und Jahr eine Förderung in Höhe von 5 bis 100 Millionen JPY. Im Rahmen von SICORP hat Japan inzwischen Abkommen mit 41 Ländern. Von 2009–22 wurden insgesamt 219 Projekte auf Gebieten gefördert, die für beide Seiten von strategischer Bedeutung sind (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 38).

Um die Verbreitung und Nutzung japanischer Technologien im Ausland zu fördern, unterstützt die Wirtschaftsförderagentur NEDO (New Energy and Industrial Technology Development Organization) unter anderem mit ihren sechs internationalen Außenstellen Demonstrationsvorhaben in ausgewählten Ländern (Webseite NEDO International). Neben der Forschungsförderung im Bereich neuer Energien ist ein weiteres Ziel die Reduktion von CO2-Emissionen.

Im Jahr 2008 haben das japanische Außenministerium und das MEXT unter dem Stichwort „Science Diplomacy“ das gemeinsame Förderprogramm „Science and Technology Research Partnerships for Sustainable Development“ (SATREPS) aufgelegt. Zweck der Förderung ist es, wissenschafts- und technologiebasierte Lösungen für Probleme von Entwicklungsländern gemeinsam mit den dort ansässigen Forschenden zu finden. Unter SATREPS bestehen Kooperationsvereinbarungen mit 53 Ländern und 168 Projekte wurden 2008-22 durchgeführt. Schwerpunktbereiche waren hierbei Umwelt und Energie, Bioressourcen sowie Schutz vor Infektionskrankheiten und Schutz vor Naturkatastrophen (siehe APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 39).

Aufgrund wachsender geopolitischer Spannungen hat die japanische Regierung die Ausrichtung ihrer internationalen Kooperationspolitik verändert. Die strategischen Prioritäten will das Land auf die langfristige Politik der USA zur Förderung von kritischen und neuen Hochtechnologien abstellen (6. Basisplan für Wissenschaft und Technologie als auch die Integrated Innovation Strategy 2022). Das Economic Security Law zur Stärkung der japanischen Wirtschaft, das vom Parlament der Kishida-Regierung am 11. Mai 2022 verabschiedet wurde (JT 2022) zielt auf vier zentrale Punkte ab: Stärkung der Lieferketten, Erhöhung der Sicherheit von Schlüsselinfrastrukturen (z. B. Sicherheit von Kommunikationsverbindungen gegen Cyber-Angriffe), Intensivierung der öffentlich-privaten FuE-Kooperationen bei innovativen Technologien sowie Nichtoffenlegung von Patenten in sensiblen Bereichen. Zudem wurde der Posten eines Ministers für wirtschaftliche Sicherheit geschaffen, dessen Aufgabe es nun ist, sensible und zukunftsrelevante Technologien Japans zu schützen und Lieferketten widerstandsfähiger aufzustellen (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 37).

Neben dem neuen Fokus auf Sicherheit und Resilienz hat Japan sich die Schaffung international gut vernetzter exzellenter Forschungsuniversitäten als vorrangige Ziel gesetzt. Hintergrund ist die mangelnde internationale Vernetzung der japanischen Forschung, wie sie beispielsweise durch den geringen Anteil int. Ko-Publikationen belegt (siehe „Integrated Innovation Strategy“ (2022), S. 10). Dabei hatte Japan auch bisher schon Anstrengungen unternommen, die japanischen Hochschulen im Forschungsbereich stärker zu vernetzen, so beispielsweise durch die 2007 lancierte Flaggschiffinitiative  „World Premier International Research Center Initiative (WPI). Die dreizehn geförderten Forschungszentren können jährlich zwischen 700 Mil. und 1,4 Mrd. JPY erhalten. Die Dauer beträgt bis zu 10 Jahren, die vor 2012 aufgenommenen Zentren erhalten die Fördergelder sogar für 15 Jahre. An jedem Zentrum sind laut MEXT zwischen 7-20 Forschende von Weltrang tätig. Während mindestens 30 Prozent der Forschenden aus dem Ausland stammen müssen, liegt die Quote bei ungefähr 40 Prozent. Die Schwerpunkte liegen in den Lebenswissenschaften und Materialwissenschaften (Broschüre zu den WPI). Allerdings haben die WPI-Zentren in Bezug auf Internationalisierung der japanischen Forschung keine Breitenwirkung erzielt (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 45). 2022 wurden drei neue Zentren eingerichtet.

Ein neues japanisches Förderprogramm für internationale Kooperation ist das „Adopting Sustainable Partnerships for Innovative Research Ecosystem“ Programm, kurz ASPIRE, das von JST getragen wird. Der erste Probeaufruf fand zwischen September und November 2022 statt, gefolgt von einem Förderaufruf im Juli 2023. Förderungen können je nach Projekt zwischen 30 Mio. Yen (in etwa 193.500 Euro) und 100 Mio. Yen (in etwa 645.445 Euro) für eine Dauer von bis zu fünf Jahren betragen. ASPIRE wendet sich an Forschende, die bereits eine japanische Förderung erhalten und die zusätzliche Mittel erhalten wollen, um sich international zu vernetzen. Eine Liste zu den ausgewählten Projekten mit internationalen Partnern wurde Anfang 2024 publiziert.

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Internationale Präsenz

Die Förderagenturen JSPS, JST, AMED und NEDO haben jeweils ein eigenes Netzwerk von Auslandsvertretungen geschaffen. Alle vier Förderagenturen sind in den USA vertreten. drei in China sowie in Frankreich (JSPS, JST und NEDO). Dazu kommen für JSPS  Vertretungen in Großbritannien, Thailand, Brasilien, Ägypten, Kenia, Schweden und Deutschland (Bonn, seit 1992); für JST Vertretungen in Indien und Singapur und für NEDO Vertretungen in Indien und Thailand. AMED besitzt Vertretungen in Großbritannien und zwischen 2016 und 2020 in Singapur.  Die Auslandsbüros informieren sich vor Ort über neue Forschungsergebnisse, Entwicklungen in der Forschungslandschaft und Trends auf den Technologiemärkten. Sie publizieren ihrerseits Informationen zu Wissenschaft und Innovation in Japan und pflegen Netzwerke. Für JSPS stehen dabei die Alumni-Netzwerke der ehemaligen JSPS-Stipendiatinnen und -Stipendiaten im Vordergrund.

Die Einrichtung für Grundlagenforschung RIKEN in den USA bereits seit 1997 durch ein Forschungszentrum an dem Brookhaven National Laboratory präsent (RIKEN BNL Research Center, RBRC). Ende 2018 hat RIKEN seine Vertretungen in Singapur und Peking um eine Auslandspräsenz in Brüssel ergänzt.

Gemeinsam mit Ägypten hat Japan seit 2009 eine binationale Forschungs- und Postgraduiertenuniversität aufgebaut. Die Egypt-Japan University of Science and Techology (E-JUST) soll ein Modell für Afrika und den Mittleren Osten sein. Federführend auf japanischer Seite ist die Japan International Cooperation Agency (JICA).

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4.2 Bi- und multilaterale Kooperationen

Auswahl an Regierungs- und Ressortabkommen mit Partnerländern

Abkommen über Wissenschaftlich-Technologische Zusammenarbeit (WTZ) bestehen mit folgenden Staaten:

Es gibt 18 bilaterale WTZ-Abkommen: Russland (1973, Abkommen mit UdSSR wurde übernommen), Frankreich (1974, revidiert 1991), Deutschland (1974), Polen (1978), USA (1980, revidiert 1988), China (1980), Australien (1980), Indonesien (1981), Jugoslawien (1982, von Kroatien und Slowenien fortgeführt), Spanien (1985), Indien (1985), Südkorea (1985), Kanada (1986), Italien (1988), Großbritannien (1994), Israel (1994), Niederlande (1996), Finnland (1997), Schweiz (2007).

Darüber hinaus gibt es WTZ-Vereinbarungen mit 6 Staaten: Rumänien (1975), Bulgarien (1978), CSSR (1978, von der Tschechischen und Slowakischen Republik fortgeführt), Ungarn (1979).

Japan fokussiert die Kooperationen mit einzelnen Ländern auf die USA, die EU (und hierbei insbesondere Deutschland) sowie im asiatisch-pazifischen Forschungsraum auf China und Südkorea (siehe APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 37). Ein wichtiges japanisches Ziel ist derzeit die Verringerung der Abhängigkeiten von China auf der einen Seite und verstärkte Kooperationen insbesondere in Hochtechnologiebereichen mit „Wertepartnern“ wie den USA und europäischen Ländern auf der anderen Seite, darunter auch Deutschland. So können beispielsweise die neuen ASPIRE-Förderungen ausschließlich für eine Kooperation mit Forschenden in den USA, Australien und verschiedenen europäischen Ländern eingesetzt werden (siehe unter Internationale Programmatik-Strategien und Programme).

Bis 2018 fanden FuE-Kooperationen mit China im Rahmen des SATREPS-Programms statt, das einen wichtigen Beitrag zu Japans Entwicklungszusammenarbeit leistet. Nach einer Neuorientierung startete 2020 die bilaterale Projektförderung im Rahmen des SICORP im Bereich Umwelt und Energie. In sicherheitsrelevanten Bereichen, wie zum Beispiel bei der digitalen Infrastruktur Japans, geht das Land keine FuE-Kooperationen mit China mehr ein (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 41).

Mit Indien bestehen Kooperationen in verschiedenen Bereichen wie Biotechnologie, Künstlicher Intelligenz (KI), Nanotechnologien und Quantentechnologien. Diese werden insbesondere durch JSPS-Programme gefördert. Kürzlich haben beide Länder drei gemeinsame Forschungslabore auf den Gebieten Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), KI und Big Data eröffnet (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 67). Zudem wurde mit dem Quadrilateral Security Dialogue (Quad) ein neuer multilateraler Kooperationsrahmen mit Australien, Indien und den USA begründet (siehe unter Mitgliedschaften in internationalen Regierungsorganisationen und -foren).

Weiterhin will Japan sein Engagement mit anderen APRA-Ländern intensivieren, um seinen Führungsanspruch in der Region weiterhin geltend zu machen (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 37).

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Teilnahme an europäischen Programmen und Initiativen

Seit 2009 besteht ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit zwischen Japan und der Europäischen Union. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Zusammenarbeit mit Japan im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden. Ein weiterer bedeutsamer Schritt für die Beziehungen zwischen der EU und Japan ist der Abschluss eines Freihandelsabkommens im Jahr 2018, das am 1. Februar 2019 in Kraft getreten ist. Seit 2019 ist die japanische Einrichtung für Grundlagenforschung RIKEN mit dem Ziel die Verbindungen zur EU bzw. zu Regierungs- und Fördereinrichtungen aus Europa zu intensivieren vor Ort in Brüssel vertreten.

Einrichtungen aus Japan können sich an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in Ausnahmefällen auch eine Förderung erhalten. Dasselbe galt bereits für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Zur Teilnahme liegen jetzt vorläufige finale Zahlen vor. Bis Dezember 2021 warb das Land Fördergelder in Höhe von 8,55 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 153 Projekten, an denen sich Japan beteiligte, wies mit 98 Projekten zwei Drittel auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Vertragsdatenbank). Wichtige Fachgebiete waren Marie Sklodowska-Curie Aktionen zur Förderung von Forschungsmobilität, Umweltforschung, Nanotechnologien und fortgeschrittene Materialien (NMBP) sowie Kernforschung durch EURATOM.

Im Mai 2020 wurde eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben, um die Kooperation in Wissenschaft, Technologie und Innovation (STI) unter dem Rahmenprogramm Horizont Europa (2021-27) und dem japanischen Moonshot-Programm zu fördern. Schwerpunkte liegen im Bereich der Gesundheit, Klimawandel, Digitalisierung und demografischer Wandel, sowie der Kampf gegen den Covid-19 Virus.

Andere Spielarten europäischer Kooperation setzen nicht auf einen gemeinsamen Fördertopf unter dem Forschungsrahmenprogramm der EU, sondern auf die Verbindung verschiedener Fördertöpfe. um gemeinsame Projekte zu finanzieren. So hat die Europäische Kommission zwischen 2011 und 2017 mit verschiedenen japanischen Förderagenturen insgesamt neun koordinierte bilaterale Förderbekanntmachungen veröffentlicht. Die Themen waren Energie, Aeronautik, Materialien, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sowie gesundheitsbezogene Robotik.

Außerdem hatte die Europäische Kommission bereits unter dem 7. EU-Forschungsrahmenprogramm, dem Vorläufer des Programms Horizon 2020, spezielle Netzwerke zur Vertiefung der Kooperation mit Japan gefördert (CONCERT-Japan, JEUPISTE). Seit Ende 2014 haben sich einige Partner von CONCERT-Japan und JEUPISTE zusammengefunden, um die Kooperation im Rahmen einer sogenannten European Interest Group CONCERT Japan (EIG CONCERT-Japan) auch ohne Finanzierung der Europäischen Kommission zu verstetigen. Jährliche multilaterale Förderbekanntmachungen zu verschiedenen Fachbereichen stärken die Kooperation. Die interessierten europäischen Länder sind durch verschiedene Ministerien und Förderagenturen vertreten, für Japan engagiert sich die Förderagentur Japan Science and Technology Agency (JST).

Das japanische Wirtschaftsministerium METI hat gemeinsam mit dem Generaldirektorat Unternehmen der Europäischen Kommission das EU-Japan Centre for Industrial Cooperation aufgebaut. Das Zentrum bietet Informationsreisen und Schulungen an und vermittelt Praktika in japanischen und europäischen Unternehmen an Studierende technischer und naturwissenschaftlicher Fachrichtungen. Außerdem finanziert die Europäische Kommission das Portal „EU Business in Japan“.

EURAXESS Japan ist ein weiteres Programm der Europäischen Kommission, das den Austausch  der europäischen und die japanischen Wissenschaftscommunity ermöglicht.

Japan hat einen Beobachterstatus bei der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) und beteiligt sich sowohl finanziell als auch durch die Entwicklung von Messgeräten an dem Projekt Large Hadron Collider (LHC).

An dem Aufbau eines Internationalen Thermonuklearen Reaktors (ITER) in Frankreich ist Japan ebenfalls beteiligt.

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Mitgliedschaften in internationalen Regierungsorganisationen und -foren

Japan ist dafür bekannt, in der Zusammenarbeit mit multinationalen Organisationen und Foren bildungs- und forschungspolitisch sehr aktiv zu sein, beispielsweise im Rahmen der OECD, APEC, ASEAN, bei der G20-Gruppe (hier hatte Japan 2019 den Vorsitz) und bei den G7-Staaten, wo Japan 2023 den Vorsitz übernahm (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 39). So organisierte Japan im Jahr 2000 das erste G8-Bildungsministertreffen und im Jahr 2008 das erste G8-Wissenschafts-/Technologieministertreffen.

Bereits 1987 nutzte Japan den Vorsitz der damaligen G7-Gruppe, um ein gemeinsames Förderprogramm anzuregen: Unter dem Human Frontier Science Program (HFSP) wird seit 1989 multilaterale Grundlagenforschung zu lebenden Organismen gefördert. Die Trägerorganisation hat ihren Sitz in Straßburg. Neben Japan arbeiten die USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, die EU sowie die Schweiz, Südkorea und Australien mit.

Japan gehörte 2007 mit Australien, Indien und den USA zu den Gründungsmitgliedern der sogenannten Quad-Gruppe. Dabei handelt es sich um eine Kooperation großer Demokratien im asiatisch-pazifischen Raum, die zunächst ausschließlich auf Sicherheitspolitik fokussiert war. Seit 2022 treiben die Mitglieder auch die Kooperation in Wissenschaft und Technologie voran, so beispielsweise mit einem neuen Stipendienprogramm. Ziel ist es, ein nachhaltiges, integratives und widerstandsfähiges Wirtschaftswachstum im asiatisch-pazifischen Raum über eine Kooperation zu Schlüsseltechnologien (einschließlich Halbleiter, Quantentechnologien, Telekommunikation und Weltraum) zu erreichen (siehe APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 67).

Japan ist der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur UNESCO 1951 und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD 1962 beigetreten. Damit hat das Land in den allgemeinen Bildungs- und Wissenschaftsgremien der OECD vollen Delegiertenstatus. Japan ist außerdem Mitglied in den folgenden Regierungsorganisationen, die Schwerpunkte in den Bereichen Forschung und Innovation setzen:

  • Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC);
  • Weltbiodiversitätsrat (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, IPBES);
  • Weltgsundheitsorganisation (WHO),
  • Internationale Energieagentur (International Energy Agency, IEA);
  • Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency, IRENA).

Für die Forschungskooperation mit internationalen Umweltorganisationen hat Japan eine besondere Schnittstellenorganisation beauftragt: das Institute for Global Environmental Strategies (IGES).

Japan ist Gründungsmitglied des Asien-Pazifik Wirtschaftsforums (APEC), das sich die Liberalisierung und Förderung von Handel und Investitionen in der Region sowie wirtschaftliche und technische Kooperationen zur Aufgabe gemacht hat. Die japanische Regierung beteiligt sich daher beispielsweise an den APEC-Programmen der Economic and Technical Cooperation (ECOTECH). Japan ist außerdem Dialogpartner der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN).

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Teilnahme an multilateralen Programmen und Initiativen

Japan beteiligt sich seit dem Jahr 2000 regelmäßig an dem OECD-Programm zur Kompetenzmessung von Schülern (PISA). Die Kompetenzen der erwachsenen erwerbsfähigen Bevölkerung wurden unter dem Programm PIAAC (2008-13) getestet, auch die Teilnahme am 2. Zyklus der PIAAC Studie ist geplant.

Das Land ist außerdem Mitglied in der Global Biodiversity Information Facility (GBIF).

Unter dem von Japan 2012 initiierten e-ASIA Joint Research Program werden gemeinsame Förderbekanntmachungen durchgeführt und Forschungsprojekte gestartet, die helfen sollen, die Probleme der Region Ostasien zu bewältigen. Dabei können sich je nach Interesse Ministerien bzw. Fördereinrichtungen aus insgesamt 18 Ländern beteiligen (zehn ASEAN-Mitgliedsländer, sowie acht weitere Länder, darunter auch die USA, Russland und Südkorea).

Japan ist außerdem Dialogpartner der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN). Seit 2023 pflegt Japan die Kooperation mit den südostasiatischen Staaten unter dem „Networked Exchange, United Strength for Stronger Partnerships between Japan and ASEAN“ (NEXUS).

In der weltweit größten Nichtregierungsorganisation im Bereich Wissenschaft, dem Internationalen Wissenschaftsrat (International Science Council, ISC) wird Japan durch den Science Council of Japan (SCJ) vertreten.

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Sitzland für Einrichtungen internationaler Organisationen

Die Universität der Vereinten Nationen (United Nations University, UNU) ist ein autonomes Nebenorgan der Vereinten Nationen. Sie wurde 1973 mit dem Ziel gegründet, Zukunftsfragen der Menschheit in allen Lebensbereichen auf konzentrierter wissenschaftlicher Basis zu erarbeiten. Sie hat ihren Hauptsitz in Tokyo. Zudem ist Tokyo Sitz des Centre for Policy Research (UNU-CPR) sowie des Institute for the Advanced Study of Sustainability (UNU-IAS). Ebenfalls mit der UNU assoziiert ist das National Food Research Institute (NFRI) mit Sitz in Ibaraki in Japan.

Zusätzlich beherbergt Japan zehn UNESCO-Chairs.

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5Weitere Informationen

Nähere Informationen zu Japan erteilt im Auftrag des BMBF der DLR Projektträger.

Fachlicher Ansprechpartner für Japan ist:
Dr. Nicola Hartlieb
DLR Projektträger
Europäische und Internationale Zusammenarbeit
Tel: +49 228 3821-1409
E-Mail: nicola.hartlieb(at)dlr.de

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Erscheinungsweise online unter

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