Länderbericht: Indien
Länderbericht: Indien
Kooperation international

Inhaltsverzeichnis
-
Zusammenfassung
Zusammenfassung -
Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und –politik
Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und –politik -
Internationale Kooperationen des Landes in Bildung, Forschung und Innovation
Internationale Kooperationen des Landes in Bildung, Forschung und Innovation
1Allgemeine Landesinformationen
Bevölkerung und Geografie
Ländername |
Republik Indien, Republic of India, Bharatiya Ganarajya (Hindi) Kurzform: Bharat (Hindi) / Indien |
---|---|
Hauptstadt |
New Delhi |
Fläche |
3.287.000 km² |
Bevölkerungszahl |
1.399.179 585 (Schätzung 2023)) |
Bevölkerungswachstum |
0,7 Prozent (Schätzung 2023) |
Sprachen |
Hindi und Englisch als Landessprachen, 21 weitere anerkannte Sprachen |
Religionen |
Hinduismus (circa 79,8 Prozent), Islam (circa 14,2 Prozent), Christentum (circa 2,3 Prozent), Sikhismus (circa 1,7 Prozent) sowie Buddhismus, Jainismus, Parsen und andere |
Zeitzone |
MEZ + 4,5 (UTC + 5,5) Keine Sommer-/Winterzeitumstellung in Indien |
Währung |
100 Indische Rupie INR / 100 Paise Aktueller Wechselkurs unter OANDA.com - Währungskonverter (siehe u.a. Links) |
Vorwahl |
+91 |
Weitere Informationen
Links/Institutionen
Politik und Administration
Ländername |
Republik Indien, Republic of India, Bharatiya Ganarajya (Hindi) Kurzform: Bharat (Hindi) / Indien |
---|---|
Hauptstadt |
New Delhi |
Staatsform / Regierungsform |
Parlamentarische Demokratie |
Staatsoberhaupt |
Draupadi Murmu Staatspräsidentin, Amtsantritt 25.07.2022 |
Regierungschef |
Narendra MODI Premierminister, Amtsantritt 26.05.2014, zweite Amtszeit seit 30.05.2019 (Bharatiya Janata Party - BJP) |
Außenminister/in |
Dharmendra PRADHAN (Minister of External Affairs, seit 07.07.2021) |
Bildungsminister/in |
Ramesh Pokhriyal NISHANK (Minister of Human Resource Development, seit 31.05.2019) |
Wissenschaftsminister/in |
Dr. Jitendra SINGH (Minister of Science & Technology and Minister of Earth Sciences, seit 08.07.2021) |
Parlament |
Zwei-Kammer-Parlament
|
Regierungsparteien |
„National Democratic Alliance“ (NDA), 338 von insgesamt 543 (545) Sitzen, geführt von der BJP (303 Sitze) mit kleineren Parteien. |
Oppositionsparteien |
Die wichtigsten Oppositionsparteien sind:
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Verwaltungsstruktur |
Indien ist verwaltungsmäßig in 29 Bundesstaaten und 7 Unionsterritorien unterteilt. |
Nationalfeiertag |
26. Januar: Tag der Republik (26.01.1950: Inkrafttreten der Verfassung) |
Unabhängigkeitstag |
15. August 1947 |
Tabelle 2: Politik und Administration Quelle: Auswärtiges Amt, Ministry of External Affairs of India, Ministry of Human Resource Development of India, Ministry of Earth Sciences |
Politisches System
Indien ist mit über 1.399 Milliarden Einwohnern die bevölkerungsreichste parlamentarische Demokratie der Welt. Es ist laut Verfassung eine säkulare, demokratische und föderale Republik. Indien hat 29 Bundesstaaten und sechs sog. Unionsterritorien.
Die Hauptstadt Neu Delhi hat einen besonderen Rechtsstatus. Die Zentralregierung hat deutlich größere Kompetenzen als die Regierungen der Bundesstaaten und kann im Fall interner Probleme einen Bundesstaat für einen begrenzten Zeitraum unter direkte zentralstaatliche Verwaltung stellen.
Indien hat nach der Unabhängigkeit von Großbritannien (1947) den Grundsatz der Gewaltenteilung von Legislative, Exekutive und Judikative durchgesetzt. Die Entscheidungen der staatlichen Verwaltung (Bürokratie, Militär, Polizei) unterliegen der Kontrolle durch die freie Presse des Landes. Indien hat zudem eine lebendige Zivilgesellschaft, die mit vielfältigen Initiativen an der Gestaltung der Politik mitwirkt.
Seit Juli 2022 ist Präsidentin Draupadi Murmu indisches Staatsoberhaupt. Das Amt bringt vor allem repräsentative Aufgaben mit sich, im Krisenfall verfügt die Präsidentin aber über weitreichende Befugnisse.
Regierung und aktuelle Politik
Die Bharatiya Janata Party (BJP – Indische Volkspartei) hat die Wahlen zur Lok Sabha (Unterhaus des Parlaments) im Mai/Juni 2019 mit 303 von 543 (545) Sitzen deutlich gewonnen. Am 30. Mai 2019 wurde die zweite Amtszeit des Spitzenkandidats Narendra Modi als Premierminister Indiens verteidigt. Die United Progress Alliance (UPA) Koalition unter Führung der Kongresspartei (Indian National Congress – INC) ist im neuen Parlament nur noch mit 92 Sitzen (INC: 52 Sitze) vertreten.
In der ersten Regierungszeit Modis wurden bereits einige Reformen vorgenommen: Im August 2016 wurde die langerwartete Verfassungsänderung zur Einführung einer indienweiten einheitlichen Umsatzsteuer umgesetzt. Im Herbst 2017 wurde ein umfassendes Sanierungsprogramm für staatliche Banken angestoßen, die unter hohen faulen Krediten leiden. Die Agenda der zweiten Regierungszeit Modis ist weiterhin stark wirtschaftspolitisch geprägt. Die Regierung arbeitet an neuen wirtschaftlichen Reformen, will die Verwaltung professionalisieren und versuchen Jobs für die vielen Millionen jährlich auf den Arbeitsmarkt strömenden Inder schaffen.
Während der ersten Regierungszeit haben sich hindu-nationalistische Einflüsse verstärkt und die Situation religiöser Minderheiten ist schwieriger geworden. Es werden Einflüsse hindu-nationalistischer Kreise auf die Bildungs- und Kulturpolitik kritisiert. Demokratische Grundlagen bleiben jedoch robust.
(Quellen: Auswärtiges Amt - Indien: Länderinformationen, BBC Country Profiles – Indien, Staatschef und Kabinettsmitglieder – Indien, Elections by country (Wikipedia), Regierungsportal – Indien, Premierminister – Indien, World Statesmen – Indien)
Wirtschaftsinformation
Wirtschaftsdaten zu Indien finden Sie in der Reihe "Wirtschaftsdaten kompakt" von Germany Trade and Invest (GTAI). Diese wird zweimal jährlich im Mai und November aktualisiert. Folgende Indikatoren sind unter anderem enthalten: Einwohner, Bevölkerungsdichte, Währung, Wechselkurs, Bruttoinlandsprodukt, BIP je Einwohner, BIP-Wachstum, Inflationsrate, Durchschnittslohn, Arbeitslosigkeit, Haushaltssaldo, Außenhandel, wichtigste Ein- und Ausfuhrgüter, wichtigste Handelspartner, ausländische Direktinvestitionen, Länderbonität, Devisenreserven, Außenhandel mit der EU und Deutschland, wichtigste deutsche Ein- und Ausfuhrgüter.
Weitere Informationen
Links/Institutionen
Handel mit Deutschland
Deutschland ist Indiens wichtigster Handelspartner innerhalb der EU und sechstwichtigster Handelspartner im weltweiten Vergleich. Seit Beginn der indischen Reformpolitik 1991 hat das bilaterale Handelsvolumen rasant zugenommen. In der Rangfolge der deutschen Handelspartner stand Indien 2023 auf Platz 23, bei Einfuhren auf Platz 23 und bei Ausfuhren auf Platz 22.
Im Jahr 2023 hat der bilaterale Handel zwischen Indien und Deutschland weiter zugelegt und lag bei rund 30 Mrd. Euro in den ersten Monaten. Deutsche Ausfuhren lagen 2023 bei 16 Mrd. Euro (22 Prozent), während Einfuhren aus Indien bei 14 Mrd. Euro lagen. Deutschland erzielte im Jahr 2023 einen Handelsbilanzüberschuss in Höhe von rund 2,3 Milliarden Euro. Zeitgleich zeigt sich ein stetiges Wirtschaftswachstum der indischen Volkswirtschaft.
Zu den wichtigsten Exportgütern nach Indien gehören Maschinen, die über 27 Prozent am Gesamtexport ausmachen, Flugzeuge und Flugzeugteile, chemische Erzeugnisse, Elektrotechnik sowie Automobilteile.
Der Schwerpunkt indischer Exporte nach Deutschland kommt aus der Chemieindustrie, gefolgt von Maschinen, Bekleidung und Elektrotechnik. Neu ist der höhere Import von Treibstoffen aus Indien.
Zu den wichtigen deutsch-indischen Wirtschaftsabkommen zählt das Abkommen über Soziale Sicherheit von 2011, das am 05. April in Kraft getreten ist. Derzeit laufen Diskussionen über ein Freihandelsabkommen zwischen Indien und der EU, was den bilateralen Handel mit Deutschland weiter stärken könnte.
(Quelle: Auswärtiges Amt, Außenwirtschaftsportal Bayern).
2Zusammenfassung
2.1 Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik
Mit Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in Höhe von 57,9 Milliarden USD (kaufkraftbereinigt) belegt Indien im globalen Vergleich Rang 8 hinter den USA, China, Japan, Deutschland, Südkorea, dem Vereinigten Königreich und Frankreich (für Indien Angaben zu 2020, für die anderen Länder zu 2022). In Indien hält die Priorisierung von FuE nicht Schritt mit der wachsenden Wirtschaft: Die FuE-Intensität, d.h. der Anteil der gesamten FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt ist von 0,8 Prozent im Jahr 2010 auf 0,64 Prozent im Jahr 2020 zurückgegangen (siehe Research & Development Statistics at a Glance 2022-23, S. 1). Im OECD-Raum dagegen nimmt die FuE-Intensität zu: Inzwischen werden 2,7 Prozent erreicht, aktuelle Daten dazu auf Kooperation international unter FuE-Indikatoren).
In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen platzierte sich Indien im Zeitraum von 2014 bis 2018 auf Rang 5 hinter den USA, China, Großbritannien und Deutschland. Nachdem Indien 2019 Deutschland und 2022 Großbritannien überholt hatte, ist das Land auf Rang 3 hinter China und den USA vorgerückt und hält diesen Rang auch 2023 (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 26, 2024, from www.scimagojr.com).
Im Global Innovation Index (GII) 2023, in dem Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet werden, belegt Indien, einem deutlichen Aufwärtstrend folgend, im weltweiten Vergleich aktuell Rang 40. 2015 war Indien noch auf Rang 81 platziert (Pressemitteilung NITI Aayog). In der Gruppe der Länder mit niedrigem mittlerem Einkommen („lower middle income countries") liegt Indien auf dem Spitzenrang vor Vietnam und der Ukraine.
Die Zuständigkeiten für Forschung und Bildung sind heterogen und vielfältig verzweigt. Die organisatorische Struktur ist historisch gewachsen. Einige Bereiche werden auf nationaler Ebene gesteuert, andere auf unionsstaatlicher Ebene, verteilt auf zahlreiche Akteure.
Das Bildungswesen ist stark vom System der ehemaligen britischen Kolonialmacht geprägt. Zudem koexistieren staatliche, semistaatliche und private Einrichtungsformen und die Qualität der Bildungseinrichtungen weist große Unterschiede auf. Gleichzeitig muss Indien mit großen Zuwachsraten durch eine junge Bevölkerung fertig werden: Die Anzahl der Studierenden an den Hochschulen hat sich von etwa 10,5 Millionen im Jahr 2002 auf 40,5 Millionen im Jahr 2022 praktisch vervierfacht (siehe Bildungsindikatoren). Damit liegt Indien weltweit an zweiter Stelle hinter China mit 57 Mio. Studierenden.
Die verschiedenen Fachministerien und deren nachgeordnete Einrichtungen tragen die Verantwortung für die Forschung in ihrem Ressort. Das Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MST) als zentrales Ministerium verfügt nur über einen kleinen Stab hochrangiger Beamter für Planung, Haushalt und Personal. Die eigentliche Arbeit des Ministeriums wird von drei ihm unterstellten Departments geleistet, nämlich dem Department für Wissenschaft und Technologie (DST), dem Department für wissenschaftliche und industrielle Forschung (DSIR) und dem Department für Biotechnologie (DBT).
Der öffentliche Forschungssektor in Indien wird durch eine Vielzahl von außeruniversitären spezialisierten Forschungseinrichtungen dominiert, die den Fachministerien unterstehen (z.B. Energie, Biotechnologie, Informations- und Kommunikationstechnologien). Besonders hohe Forschungsausgaben entstehen in den Forschungseinrichtungen für die Ressorts Verteidigung, Kernenergie und Raumfahrt. Andere Fachministerien, das DSIR und das Ministerium für Bildung (MoE) finanzieren sogenannte Forschungsräte, die ebenfalls in einer Vielzahl von Instituten forschen und teilweise wettbewerblich fördern (z.B. Indian Council of Medical Research (ICMR), Council of Scientific and Industrial Research (CSIR), Indian Council of Social Science Research (ISSRC)).
Die indischen Hochschulen sind traditionell auf die Lehre konzentriert und sie belegen in internationalen Ranglisten häufig hintere Plätze. Bedeutende Forschungsleistungen erbringen hauptsächlich Hochschulen mit einem besonderen Status und besonderer Finanzierung wie das Indian Institute of Sciences (IISc) in Bangalore sowie die Indian Institutes of Technology (IITs). Mit der „National Education Policy (NEP) 2020" soll die Forschung an den indischen Hochschulen unter anderem durch die Gründung einer National Research Foundation gefördert werden (s. unten).
Unternehmen haben ihren Anteil an Forschung und Entwicklung in Indien seit den 1990er Jahren gesteigert. Gleichzeitig liegen die Anteile bei der Finanzierung und Durchführung noch deutlich unter den hohen Werten, die in den USA, China, Japan und Südkorea erreicht werden (siehe FuE-Finanzierung und FuE-Durchführung). Schätzungen gehen davon aus, dass über 1.000 multinationale Unternehmen Forschungs- und Entwicklungszentren in Indien eröffnet haben. Beobachter sehen Stärken vor allem in den Bereichen Biotechnologie, Arzneimittel, Fahrzeugbau sowie Informations- und Kommunikationstechnologien.
Durch die Wahlen von April/Mai 2019 wurde Premierminister Narendra Modi, der der Hindunationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP – Indische Volkspartei) angehört, im Amt bestätigt. Modis Agenda ist stark wirtschaftspolitisch bestimmt.
Die Gründung eines eigenen Ministeriums für Qualifizierung und Unternehmertum („Ministry of Skill Development and Entrepreneurship", MSDE) und die Annahme einer Strategie für Berufsbildung unter der „Skill India Initiative" unterstreichen die politische Bedeutung, die Berufsbildung in Indien seit 2015 zugemessen wird. Weitere Anreize im Umfeld von Forschung und Innovation setzt die Regierung Modi seit 2014 durch mehrere ressortübergreifende Flaggschiff-Initiativen: „Make in India“, „Digital India“ sowie die „Smart Cities Mission“. Mit Hilfe der Initiativen will die Regierung Modi Anreize für ausländische Investoren schaffen und Indien zu einem Drehkreuz für die herstellende Industrie machen.
Außerdem hat die indische Regierung nach der Wiederwahl von Präsident Modi eine große Bildungsreform („National Education Policy 2020", NEP 2020) auf den Weg gebracht. Die langfristig angelegte Reform soll unter anderem die staatliche Schulpflicht, die Struktur der indischen Hochschullandschaft, die Hochschulregulierung, die interdisziplinäre Ausrichtung und Internationalisierung von Hochschulen, digitale Bildung sowie die Förderung von FuE durch eine große neue Fördereinrichtung (National Research Foundation) reformieren (NEP 2020 Stand der Umsetzung Juli 2023). Bisher wurden diverse Richtlinien und Regulierungen zum Erreichen dieser Reformpläne eingeführt, noch ist allerdings unklar, was die genauen Auswirkungen sind. Nennenswert sind hierbei Regulierungen für mehr akademische Kollaboration zwischen indischen und internationalen Hochschulen und Richtlinien für verstärkte Multidisziplinarität in Bildung und Forschung, die beide 2022 in Kraft getreten sind (Überblick Richtlinien unter NEP 2020).
Das DST veröffentlichte 2024 einen Überblick zu den von dem Department finanzierten und geleiteten Forschungsaktivitäten (DST: Brief Statement of Activities 2023-24).
Im August 2023 hat das indische Parlament die gesetzliche Grundlage für die Gründung der Anusandhan National Research Foundation (ANRF) geschaffen, die einen wesentlichen Beitrag dazu leisten soll, die Forschung an den indischen Hochschulen zu stärken. Die neue Stiftung ersetzt das Science und Engineering Research Board (SERB), das 2008 eingerichtet wurde. Die Homepage der neuen ANRF ist derzeit unter der SERB-Adresse eingerichtet und informiert über die bisherigen SERB-Programme (Stand April 2024).
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- EC-OECD STIP COMPASS: Indien – Länderinformationen zur Wissenschafts-, Technologie- und Innovationspolitik
- Indien: ISTI - India Science, Technology and Innovation Portal
- Indien: DST - Department für Wissenschaft und Technologie
- Indien: DSIR - Department für wissenschaftliche und industrielle Forschung
- Indien: DBT - Department für Biotechnologie
- Indien: MoE - Bildungsministerium
- Indien: MSDE - Ministerium für berufliche Qualifizierung und Unternehmertum
- Indien: ICMR – Indian Council of Medical Research
- Indien: CSIR – Council of Scientific and Industrial Research
- Indien: ICSSR – Indian Council of Social Science Research
- Indien: IISc - Indian Institute of Science
- Indien: IIT - Indian Institutes of Technology
- Indien: Übersicht Hochschulen (Study in India)
Nachrichten
2.2 Überblick zur internationalen Kooperation
Federführend in der internationalen Bildungszusammenarbeit ist das Ministerium für Bildung (MoE). Um die Anzahl und den Anteil der internationalen Studierenden in Indien zu erhöhen, hatte das Ministerium m April 2018 das Portal „Study in India" lanciert. Die Internationalisierung des indischen Hochschulsektors wird seit 2021 unter der „National Education Policy 2020" (NEP 2020) gezielt vorangetrieben. Ausländischen Hochschulen bieten sich daher seit kurzem neue Chancen in Indien, da die Ansiedlung von Zweigstellen (Auslandscampussen) in Indien und die Einrichtung von Studiengängen mit dualen und gemeinsamen Abschlüssen („Joint Degrees“) erleichtert wird.
Indien stellt nach China weltweit das zweithöchste Kontingent an international mobilen Studierenden: 2021 strebten mehr als 508.000 indische Studierende einen Abschluss im Ausland an. Indien ist dagegen mit etwa 46.000 ausländischen Studierenden bisher kein beliebtes Zielland. In Bezug auf prozentuale Anteile liegt Indien jeweils weit unter dem OECD-Durchschnitt (siehe Bildungsindikatoren). Vier von fünf Herkunftsländern liegen in Asien (Nepal, Afghanistan, Bangladesh, die Vereinigten Arabischen Emirate). Die USA belegt Rang 3. Bei den Zielländern liegt Großbritannien an erster Stelle, gefolgt von den USA, Kanada, Australien und Deutschland (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).
Federführend für die Außenwissenschaftsbeziehungen ist das indische Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MST) in enger Abstimmung u.a. mit dem Ministerium für Auswärtige Beziehungen (MEA), den indischen Auslandvertretungen, den indischen Wissenschaftsreferenten an den Botschaften in Deutschland, Japan, Russland und den USA, Interessensgruppen in wissenschaftlichen, technologischen und akademischen Einrichtungen sowie verschiedenen Industrieverbänden in Indien.
Obwohl es einzelne Stipendien für Rückkehrende gibt, hat Indien nicht in demselben Umfang wie China Programme aufgelegt, um die zahlreichen ins Ausland abgewanderten Forschenden zurückzuholen. Inzwischen gibt es auch Maßnahmen, um ausländisches Lehr- und Forschungspersonal für Kurzaufenthalte in Indien zu gewinnen („Visiting Advanced Joint Research Faculty Scheme", VAJRA). Im Bereich Forschung und Entwicklung bestehen derzeit bilaterale Kooperationsvereinbarungen („bilateral S&T cooperation agreements“) mit 83 Ländern, die durch das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) gepflegt werden. Als wichtige Partnerländer werden Australien, Kanada, die EU, Frankreich, Deutschland, Israel, Japan, Russland, Großbritannien und die USA genannt (Quelle: Webseite des DST). Dementsprechend gibt es eine Vielzahl von bilateralen Programmen und Ausschreibungen. Für naturwissenschaftliche Grundlagenforschung und angewandte Forschung ist auf indischer Seite meist das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) zuständig. Teilweise beauftragt das DST die Global Innovation & Technology Alliance (GITA) zur Förderung von anwendungsorientierter Forschung und zur Stärkung des indischen Innovationsökosystems.
Für die dauerhafte Pflege der bilateralen Beziehungen in Bildung und Forschung hat Indien mit einigen Staaten bilaterale Organisationen aufgebaut. Dazu gehören das Indo French Centre for the Promotion of Advanced Research (IFCPAR/CEFIPRA) sowie das India-US Science & Technology Forum (IUSSTF). Deutschland hat mit der Einrichtung des Indo-German Science and Technology Centre (IGSTC) eine ähnliche Initiative unternommen (siehe nächster Abschnitt).
In Indien ist der Anteil internationaler Ko-Publikationen an allen wissenschaftlichen Publikationen über die letzten zwei Jahrzehnte hinweg konstant niedrig geblieben, einen verhältnismäßig hohen Wert erreichte der Anteil bereits 2007 mit 19,4 Prozent, ging dann aber wieder zurück. Seit 2015 gibt es einen Aufwärtstrend, 2023 wurden 23,7 Prozent erreicht. Die Ko-Publikationsrate in vielen westlichen Industrieländern hat sich hingegen dynamischer entwickelt. So nahm die Ko-Publikationsrate in Deutschland von 30,8 auf 53,3 Prozent zu (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).
Unter den fünf wichtigsten indischen Ko-Publikationsländern der letzten vier Jahre liegen die USA an erster Stelle, gefolgt in weitem Abstand von Großbritannien und Saudi-Arabien. China und Südkorea belegen die Ränge 4 und 5 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).
Seit 2001 besteht ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit zwischen Indien und der Europäischen Union. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Kooperation mit Indien im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden. Einrichtungen aus Indien können sich an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in Ausnahmefällen auch eine Förderung erhalten; dasselbe galt bereits für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Bis Januar 2025 warb Indien unter Horizont Europa Fördergelder in Höhe von 2,2 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 45 Projekten, an denen sich das Land beteiligte, verzeichneten mit 32 Projekten mehr als zwei Drittel auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCorda-Datenbank).
Im Einklang mit seinen strategischen Zielen engagiert sich Indien in Organisationen, die in Europa Großforschungseinrichtungen aufbauen und betreiben (ITER, CERN und FAIR).
Indien baut die Zusammenarbeit mit den USA seit 2022 über eine amerikanisch-indische Initiative für kritische und aufstrebende Technologien aus. 2023 vereinbarten indische und US-amerikanische Hochschulvereinigungen die Gründung eines gemeinsamen Instituts für globale Herausforderungen. Multilateral kooperiert Indien seit 2022 verstärkt in der Quad-Gruppe mit den USA, Australien und Japan. Weiterhin ist multilateral die Kooperation mit den südostasiatischen Ländern der ASEAN-Gruppe und mit den BRICS-Ländern (Brasilien, Russland, China und Südafrika) von Interesse. Seit 2016 haben die BRICS-Länder sechs Förderbekanntmachungen für prioritäre Themen unter einem gemeinsamen Rahmenprogramm für Wissenschaft, Technologie und Innovation veröffentlicht („BRICS STI FP“, Stand Januar 2024).
Weitere Informationen
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Nachrichten
2.3 Überblick zur Kooperation mit Deutschland
Für Indien hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für indische Studierende platziert sich Deutschland unter den Top 5, als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen unter den Top 10 (siehe vorheriger Abschnitt).
Aus deutscher Perspektive ist Indien als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen unter den Top 25 platziert. Als Herkunftsland für internationale Studierende verzeichnet Indien ein stetiges Wachstum: 2013 strebten 5.645 Studierende aus Indien einen Abschluss in Deutschland an. Im Wintersemester 2022/23 waren es 42.578 indische Studierende in Deutschland (Daten Wissenschaft weltoffen 2023). Damit hat Indien China als das wichtigste Herkunftsland für internationale Studierende in Deutschland überholt und nimmt jetzt den ersten Rang ein.
Indien zählt zu den Schwerpunktländern der internationalen Kooperation Deutschlands. Dies gilt sowohl für Berufsbildung als auch für Wissenschaft und Innovation. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) beteiligt sich seit 2007 an einer deutsch-indischen Arbeitsgruppe (AG), die die indische Regierung bei der Reform des Berufsbildungssystems unterstützt. Im Jahr 2011 richtete die Initiative iMOVE des damaligen Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ein Büro in Delhi ein, um die Vermarktung deutscher Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen in Indien zu unterstützen.
Die Zusammenarbeit im Wissenschaftsbereich reicht über 60 Jahre zurück. Seit der Unterzeichnung des Regierungsabkommens zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit im Jahr 1974 haben sich zahlreiche und weitgefächerte Kooperationen entwickelt. Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) stellt als Nachfolger des BMBF über seine internationale Abteilung Mittel für Sondierungs- und Vernetzungsaktivitäten bereit. In den Fachabteilungen werden Kooperationsprojekte mit verschiedenen fachlichen Schwerpunkten gefördert (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMFTR).
Indien ist darüber hinaus das einzige Land, mit dem die deutsche Regierung seit 2011 alle zwei Jahre Regierungskonsultationen abhält. Die thematischen Schwerpunkte der vom deutschen Forschungsministerium unterstützten bilateralen Forschungsprojekte liegen derzeit bei den Materialwissenschaften, Biotechnologie, Gesundheitsforschung, Nachhaltigkeitsforschung, Produktionstechnologie, Künstliche Intelligenz und der Zukunftsstadt (Quelle: Webseite des BMBF).
Ein Meilenstein der bilateralen Zusammenarbeit war die Eröffnung des Indo-German Science and Technology Centre (IGSTC) im Dezember 2010 mit Sitz in Delhi. Träger sind auf deutscher Seite das BMFTR (als Nachfolger des BMBF) sowie das indische Department für Wissenschaft und Technologie (DST). Über das IGSTC werden primär sogenannte „2+2“-Technologieprojekte (jeweils ein akademischer und ein industrieller Partner beider Länder) gefördert. Zudem werden über das IGSTC Mittel zur Förderung von Workshops und der Zusammenarbeit exzellenter Wissenschaftlerinnen sowie wissenschaftlichen Nachwuchses bereitgestellt. Derzeit stellt das IGSTC 8 Millionen EUR pro Jahr an Fördermitteln zur Verfügung.
Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist 466 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und dem Indien aus.148 deutsche Hochschulen kooperieren mit 182 indischen Hochschulen und 10 sonstigen Einrichtungen (Stand: 08/2024). Da sich Deutschland am Aufbau des 1959 gegründeten Indian Institute of Technology (IIT) Madras in Chennai (früher bekannt unter dem Namen Madras) beteiligt hat, sind bis heute die Beziehungen zu dieser indischen Forschungsuniversität besonders intensiv. Seit 2020 fördert die indische Regierung das IIT Madras als eine von wenigen „Institutions of Eminence", um Lehre und Forschung von Weltklasse zu entwickeln. 2010 wurde ein deutsch-indisches Forschungszentrum für Nachhaltigkeit am IIT Madras eingerichtet (siehe unten).
Eine zentrale Institution zur Förderung von Forschungskooperationen zwischen Hochschulen ist die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Sie kooperiert auf indischer Seite insbesondere mit dem Department of Science and Technology (DST), dem Department of Biotechnology (DBT) und der Indian National Science Academy (INSA), mit denen bilaterale Förderprogramme durchgeführt werden (siehe 3. APRA-Monitoring Bericht 2021, S. 76). Ab Herbst 2024 fördert die DFG für fünf Jahre ein Internationales Graduiertenkolleg (IGK) mit Indien zu dem Thema „Photolumineszenz in supramolekularen Matrices". Ziel ist es, eine neue Generation von Materialien mit Lumineszenz-Eigenschaften zu entwickeln.
Internationale Mobilität von Studierenden und Forschenden wird in beide Richtungen durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die DFG, Stipendien der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), sowie durch die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) (India Travel Grant) gefördert.
2023 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen (u.a. der länderspezifischen Kampagne „A New Passage to India“ - ANPtI) Förderung für einen Aufenthalt in Indien an 327 (575) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 118 (144) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 1.969 (1.099) und 598 (201) Geförderte aus Indien eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt, darunter auch Deutschlandaufenthalte, zu finanzieren.
Die AvH fördert ausländische Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aller Fächer und Länder, die mit Hilfe von Forschungsstipendien und -preisen in Deutschland tätig werden. 2023 vergab die AvH 54 Forschungsstipendien und 3 Forschungspreise an Geförderte aus Indien.
Die großen Forschungsorganisationen pflegen die Zusammenarbeit mit Indien seit Langem intensiv. Für die MPG ist Indien ein bedeutender internationaler Partner: Unter den Herkunftsländern für Gastforschungsaufenthalte an MPG-Einrichtungen lag Indien mit 1.365 Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an zweiter Stelle hinter China (bezugnehmend auf Staatsangehörigkeit). 20232 führte die MPG 70 Projekte mit Partnern in Indien durch. Die Einrichtung von internationalen Max Planck Centern stellt die Kooperation auf eine neue Ebene (siehe unten). Die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) versucht ebenfalls, die Zusammenarbeit auf Projektebene stärker zu institutionalisieren. Ende 2012 wurde ein eigenes Representative Office in Bangalore etabliert (siehe unten).
Aus der Vielzahl von Kooperationen der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) ragt vor allem die Zusammenarbeit mit dem DESY (Deutsches Elektronen-Synchrotron) im Bereich der Material- und Nanowissenschaften heraus. Indische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerinnen nutzen dabei die hervorragenden Forschungsmöglichkeiten an der weltweit einmaligen Synchrotronstrahlungsquelle PETRA III bei DESY in Hamburg. 2023 wurden 513 indische Gastforschende an Einrichtungen der HGF aufgenommen; damit liegt Indien als Herkunftsland ähnlich wie bei der MPG auf dem zweiten Platz hinter China.
Östlich des GSI-Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung in Darmstadt entsteht seit 2017 das Beschleunigerzentrum FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research). Ab 2025 soll Materie im Labor erzeugt und erforscht werden, wie sie sonst nur im Universum vorkommt. Das FAIR-Projekt ist multinational, das heißt, es wird durch die Kooperation einer Reihe von Mitglieds- und Partnerländern realisiert. Indien ist einer der Gesellschafter von FAIR und koordiniert die indischen Beiträge zum Aufbau und zur Forschungsarbeit über das BOSE Institute in Kalkutta (Bose Institute Indo-FAIR Coordination Centre, BI-IFCC).
Aktuell gibt es 40 Kooperationsprojekte mit Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft mit indischen Partnern. Die Kooperationen erstrecken sich über alle Sektionen der Leibniz-Gemeinschaft (Geisteswissenschaften und Bildungsforschung, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften, Lebenswissenschaften, Mathematik, Natur- und Ingenieurswissenschaften und Umweltwissenschaften).
Auf Länderebene hat die Bayerische Landesregierung das „Bayerisch-Indische Zentrum" (BayIND) in Hof gegründet. Es dient als Anlaufstelle für alle, die an einem Austausch in Studium, Lehre und Forschung zwischen Bayern und Indien interessiert sind. Unterstützung gibt es z.B. bei Fragen zu Stipendien, Praktikums- oder Studienplätzen, Kooperationspartnern oder Mobilitätshilfen. Wirtschaftsunternehmen nutzen das Bayerisch-Indische Zentrum u.a. als Netzwerkplattform. Hierzu organisiert BayIND regelmäßig Workshops und Seminare.
Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-indische Kooperation tragen und unterstützen:
- Deutsches Haus für Wissenschaft und Innovation (DWIH) in Neu-Delhi
- Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) – im DWIH
- Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) Außenstelle in Neu Delhi im DWIH, zusätzlich Informationspunkte in Bangalore, Chennai und Pune
- DFG Office India im DWIH
- Forschungszentrum Jülich India Office im DWIH
- Universitäten im DWIH: Freie Universität Berlin, Universität Göttingen, Universität Heidelberg, Universität zu Köln, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen, Technische Universität München
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Das 2021 gegründete Max Weber Forum für Südasienstudien Delhi (MWF Delhi) geht auf eine Initiative des Deutschen Historischen Instituts London (DHI London) zurück und ist seit 2014 im indischen Recht als deutsches Auslandsinstitut verankert. Es nimmt eine Mittlerrolle zwischen der deutschen und südasiatischen geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung ein. Ein wichtiger Partner ist das 2015 eingerichtete Maria Sibylla Merian - R. Tagore Centre in Delhi. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Erfurt, Göttingen und Würzburg sowie des DHI London haben in einer Vorbereitungsphase gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Indien das Forschungskolleg zum Thema "Metamorphosen des Politischen" aufgebaut (M.S. Merian – R. Tagore International Centre of Advanced Studies ‘Metamorphoses of the Political’, ICAS:MP).
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Der DAAD richtet in Indien (Hauptsitz) und Thailand (Satellit) bis 2025 eines von acht fächerübergreifenden „Globalen Zentren“ zur Bewältigung weltweiter Herausforderungen ein: Themen des „Global Water and Climate Adaptation Centre“ (ABCD-Centre, DAAD-Seite) sind Wassersicherheit und Anpassung an den Klimawandel. Die Projektverantwortung liegt bei der TU Dresden und der RWTH Aachen, zu den Partnern zählt unter anderem das Indian Institute of Technology Madras, Ocean Department in Chennai (Hauptsitz des Zentrums) und das Asian Institute of Technology (Satellit in Bangkok, Thailand).
- Fraunhofer
- Fraunhofer Office India (FhG) in Bangalore
- Zukünftig: “Fraunhofer Applied Centre for Advanced Automotive Research (CAAR)” am Indian Institute of Technology (IIT) Madras.
- Indo-German Science and Technology Centre (IGSTC) in Gurgaon südlich von Delhi
- Indo-German Center for Sustainability (IGCS) in Chennai an dem Indian Institute of Technology (IIT) Madras mit der RWTH Aachen
- Max Planck-Gesellschaft (MPG)
- Vertretung im DWIH
- Max Planck Centers of excellence: „The Indo German Max Planck-NCBS Center for Research on Lipids" im National Center for Biological Sciences (NCBS) in Bangalore und „The Indo Max Planck Collaboration in Computer Science" (IMPECS)
- Seit 2011 hat iMOVE ein Büro in Neu-Delhi und hilft deutsche Bildungsdienstleister auf ihrem Weg in den indischen Markt und Indien bei der Reform des Berufsbildungssystems.
Weitere Informationen
Bekanntmachungen
Links/Institutionen
- BIBB-GOVET: Indien – Länder- und Projektinformationen zur Berufsbildung
- IGSTC - Indo-German Science and Technology Centre
- DWIH - Deutsches Wissenschafts- und Innovationshaus New Delhi
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Nachrichten
3Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und –politik
3.1 Bildungslandschaft
Indikatoren für Bildung
Indikator |
Indien |
Deutschland |
Stand |
---|---|---|---|
Anteil öffentlicher Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
4,12 |
4,54 |
2022/2022 |
Wachstum des öffentlichen Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres) [Prozent] |
-0,51 |
-0,91 |
2022/2022 |
Anteil öffentlicher Ausgaben für die tertiäre Bildung am BIP [Prozent] |
1,57 |
1,35 |
2021/2021 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]* |
1,53 |
3,75 |
2022/2022 |
Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.] |
41,38 |
3,36 |
2023/2022 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]** |
0,11*** |
12,00 |
2023/2022 |
Anzahl Promovierender insgesamt |
235.616 |
200.307 |
2023/2022 |
Anteil 25- bis 34-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent]1 |
23,10 |
38,51 |
2023 |
Anteil an neuen Studienabschlüssen in Mathematik, Statistik und Naturwissenschaften [Prozent] |
13,72 |
7,93 |
2023/2022 |
Anteil an neuen Studienabschlüssen in Ingenieurswissenschaften, Fertigung und Konstruktion [Prozent] |
9,47 |
22,52 |
2023/2022 |
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Schulen und Hochschulen
Unter Präsident Modi wurde im Juli 2020 die „National Education Policy 2020" (NEP 2020) wirksam, die nach 34 Jahren die letzte Bildungsreform Indiens ersetzt hat. Mit dem Ziel, Indien zu einer globalen „knowledge superpower“ zu erheben, sind im gesamten Bildungssystem Umstrukturierungen geplant.
Das von der britischen Kolonialmacht eingeführte Bildungssystem war nach der indischen Unabhängigkeit in seiner Struktur im Wesentlichen erhalten geblieben: Nach acht Jahren Grundschule (Primary und Upper Primary School) folgen insgesamt vier Jahre Mittelschule (Secondary und Upper Secondary School). Dieser so genannte "10 plus 2" Schulabschluss ermöglicht den Zugang zu Hochschulen. Mit dem Ziel, dieses System auf ein „5+3+3+4“- System umzustrukturieren, wurde bereits ein National Curriculum Framework für die „Grundstufe“ (Altersklasse 3-8 Jahre) festgelegt. Das Ziel der Elementarbildung für alle wurde als eines der prioritären Ziele der indischen Regierung in Forschung und Bildung erklärt. 2005 wurde erstmals ein zentrales Gesetz zum Recht auf Bildung formuliert und 2010 für ganz Indien (außer in den Unionsstaaten Jammu und Kaschmir) in Kraft gesetzt, was darauf hindeutet, dass Indien in diesem Prozess noch nicht sehr weit fortgeschritten ist.
In den letzten Jahren hat, mit dem Anstieg der Ausgaben, eine schnelle Expansion des Bildungssystems in Indien stattgefunden. In diesem Rahmen wurden viele Kinder aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen in das Bildungssystem integriert. Trotzdem mangelt es nach wie vor an einer fundierten und modernen Lehrkräfteausbildung und finanzieller, personeller und materieller Ausstattung der Schulen. In einigen der ärmeren Unionsstaaten erscheinen fast 40 Prozent der Lehrer nicht regelmäßig zum Dienst. In mehr als der Hälfte der Klassen in ländlichen Regionen sitzen Schüler unterschiedlicher Jahrgangsstufen zusammen, oft in Klassenstärken von 50-80 Schülern. Unter der NEP 2020 wurden einige Reformen zum Aufbau von Lehrkapazitäten umgesetzt. Zum Beispiel wurden 59 neue staatliche Institute für die Ausbildung von Lehrkräften ab dem Studienjahr 2022-23 angegliedert, die Anerkennung für ein integriertes Lehrkräftebildungsprogramm an 41 Hochschuleinrichtungen wurde ermöglicht sowie Berufsstandards (National Professional Standards for Teachers) festgelegt.
Eine große Herausforderung stellt nach wie vor die Alphabetisierung Indiens dar. Nichtregierungsorganisationen schätzen, dass mindestens sieben Millionen Kinder in Indien überhaupt keine Schulbildung erhalten und die Hälfte die Grundschule nicht beendet. 2022 wurde der Prozentsatz der Lese- und Schreibkundigen (literacy rate) mit 76 Prozent der Gesamtbevölkerung angegeben (83Prozent männlich und 69 Prozent weiblich mit starken regionalen Unterschieden). Im Zuge der NEP 2020 wurde 2021 eine nationale Initiative implementiert, mit dem Ziel, dass alle Kinder bis zum Ende der 3. Klasse grundlegende Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten erreichen.
Der indische Hochschulsektor hat sich dynamisch entwickelt. Im Jahr 2022 waren 40,5 Millionen Studierende in einem tertiären Bildungsgang eingeschrieben (siehe Bildungsindikatoren). Damit liegt Indien weltweit an zweiter Stelle hinter China. Die Anzahl der Studierenden hat sich in Indien ausgehend von etwa 10,5 Millionen im Jahr 2002 etwa verfvierfacht. Ursache ist neben dem Bevölkerungswachstum, dass in Indien ein wachsender Anteil der Bevölkerung einen tertiären Bildungsgang wählt: Die Brutto-Immatrikulationsquote ist zwischen 2002-2018 von 10 auf 28 Prozent gestiegen. Verglichen mit den westlichen Industrieländern hat Indien hier noch erhebliches Steigerungspotential: In den USA liegt die Quote bei 88 Prozent, in Deutschland bei 70 Prozent (Quelle: UNESCO Institute of Statistics, 16-09-2019).
Derzeit erhalten die indischen Hochschulen ihre Zulassung zum Lehrbetrieb durch die University Grants Commission (UGC), während die technischen Colleges durch den All India Council for Technical Education (AICTE) zugelassen werden. In Indien werden bisher fünf Hochschultypen unterschieden, zu vier davon bietet die UGC die aktuellste Liste an (Stand Januar 2024):
- zentralstaatliche Universitäten („Central Universities", Anzahl 56, Liste UGC)
- bundesstaatliche Universitäten („State Universities", Anzahl 483, Liste UGC)
- gleichgestellte Universitäten („Deemed to be Universities", die UGC geht von 129 aus, Liste UGC). Es sind spezialisierte Einrichtungen, denen die UGC aufgrund ihrer Lehrqualität den gleichen akademischen Status wie eine Universität verleiht. Die bekannteste „deemed university" ist das 1909 gegründete staatliche Indian Institute of Sciences (IISc) in Bangalore, das 1958 als erstes Institut die Anerkennung der UGC erhielt (Quelle: DAAD-Bildungssystemanalyse (2016), S. 11)
- Institutions of National Importance (INI) (je nach Quelle schwanken die Angaben zwischen 74 und mehr als 160 Einrichtungen). Die INI werden direkt durch die indische Regierung mit besonderer Autonomie und Finanzierung ausgestattet, um hoch spezialisierte Fachkräfte auszubilden. Zu den wichtigsten Gruppierungen innerhalb der INI zählen die Indian Institutes of Technology (IITs), die National Institutes of Technology (NITs), die All India Institutes of Medical Science (AIIMS), die National Institutes of Pharmaceutical Education and Research (NIPER) und die Indian Institutes of Information Technology (IIITs). Der Ausbau dieser INI wurde von der indischen Regierung sehr forciert: alleine zwischen 2010 und 2016 wurden 35 INI neu gegründet (Liste des MoE).
- private Hochschulen (Anzahl 478, Liste UGC). In den letzten Jahren hat die Anzahl der privaten Hochschulen rasant zugenommen. Etwas über 60 Prozent der indischen Studierenden – das heißt etwa 24 Millionen – schreiben sich an einer privaten Hochschule ein.
Die Mehrheit der indischen Studierenden ist nicht direkt an der Universität, sondern an einem der zahlreichen Colleges eingeschrieben, das mit einer Universität verbunden ist. Ihre Gesamtzahl liegt derzeit bei geschätzt 42.340, davon sind 77 Prozent privat. Studiengebühren werden generell erhoben, jedoch in sehr unterschiedlicher Höhe. Innerhalb des öffentlichen Sektors ist das Studium an prestigereichen Einrichtungen wie den Indian Institutes of Technology (IITs) grundsätzlich deutlich teurer als das an regulären staatlichen Hochschulen. Hier gewährt die Regierung jedoch auch vielfach eine Reduzierung der Gebühren für Studierende aus einkommensschwächeren Familien (Quelle: DAAD-Bildungssystemanalyse (2016), S. 11 ff.).
Das größte Problem der Hochschulen ist der Mangel an Lehrpersonal. 40-50 Prozent der Stellen sind nicht besetzt. Eine wesentliche Rolle für das knappe Angebot an gut ausgebildeten wissenschaftlichen und technischen Fachkräften auf dem indischen Markt spielt die gewaltige Abwanderung insbesondere Richtung Westen. Viele der Abgewanderten kehren auch nach dem Abschluss der Ausbildung nicht zurück nach Indien.
In der ersten Amtsperiode des Präsidenten Modi wurden verschiedene Reformen im Hochschulsektor diskutiert und teilweise umgesetzt, darunter die Einrichtung der neuen Agentur Higher Education Financing Agency (HEFA), die günstige Kredite vor allem für den Aufbau von Forschungsinfrastruktur an Hochschulen vergibt (siehe unter Forschungs- und Förderorganisationen). Die „National Education Policy (NEP) 2020" wird sowohl auf den Schul- als auch auf den Hochschulsektor starke Auswirkungen haben (siehe unter Bildungspolitische Ziele und Programme). Das gilt auch für die Internationalisierung des indischen Hochschulsektors, der neue Kooperationschancen für deutsche Hochschulen erröffnet (siehe unter Internationale Programmatik).
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Berufliche Bildung
Die Bedeutung der formalen Berufsbildung ist in Indien derzeit noch sehr gering. Von den 15-19 jährigen hat sich demnach nur 2,6 Prozent in einen formalen Berufsbildungsgang eingeschrieben. Zum Vergleich: Im OECD-Raum sind dies 25 Prozent (Quelle: OECD (2021): Education at a Glance, Country Note India). Ein Grund ist, dass in Indien viele Inhalte, die in Deutschland auf der Ebene der Berufsbildung vermittelt werden, im Sektor der höheren akademischen Bildung verortet sind, so zum Beispiel die Ausbildung für das Hotelgewerbe. Berufsbildung wird unter anderem durch die sogenannten Industrial Training Institutes (ITIs) vermittelt, die der Fachaufsicht durch die Bundesstaaten unterliegen und von diesen finanziert werden. Die berufliche Bildung in Indien wird unter vielen Gesichtspunkten als mangelhaft eingeschätzt (siehe iMOVE-Markstudie Indien (2018)).
Die Gründung des Ministeriums für Qualifizierung und Unternehmertum („Ministry of Skill Development and Entrepreneurship", MSDE) im Jahr 2015 unterstreicht die wachsende politische Bedeutung, die der Berufsbildung in Indien zugemessen wird. Ein zentrales Anliegen besteht darin, die zersplitterten Zuständigkeiten in der Berufsbildung zu fokussieren und damit schlagkräftigere Initiativen zu initiieren. Aktuell sind die dringlichsten Herausforderungen für die Berufsbildung in Indien:
- in einem kurzen Zeitraum viele Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen;
- die Qualität der Ausbildung zu steigern;
- die Berufsbildung aufzuwerten, damit sie von jungen Inderinnen und Indern als erstrebenswerter Karriereweg wahrgenommen wird (Quelle: iMOVE bei Sitzung der deutsch-indischen Arbeitsgruppe zur Berufsbildung).
Das zentrale Strategiedokument im Berufsbildungsbereich ist die „National Policy for Skill Development and Entrepreneurship" , die 2015 angenommen wurde (siehe unter Bildungspolitische Ziele und Programme).
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3.2 Forschungs- und Innovationslandschaft
FuE-Indikatoren
Indikator |
Indien |
Deutschland12 |
OECD-Gesamt12 |
Stand |
---|---|---|---|---|
Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*] |
57.900 1 |
174.857 |
2.105.759 |
2020/22/22 |
FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
0,6 2 |
3,1 |
2,7 |
2020/22/22 |
Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*] |
23,739 3 |
117.799 |
1.552.993 |
2020/22/22 |
Anteil von BERD am BIP [Prozent] |
etwa 0,24 4 |
2,1 |
2,0 |
2020/22/22 |
Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*] |
5,211 5 |
31.709 |
328.495 |
2020/22/22 |
Anteil von HERD am BIP [Prozent] |
etwa 0,05 6 |
0,6 |
0,4 |
2020/22/22 |
Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*] |
28,95 7 |
21.163 |
179.168 |
2020/22/22 |
Anteil von GOVERD am BIP [Prozent] |
etwa 0,3 8 |
0,4 |
0,2 |
2020/22/22 |
Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente) |
361.9249 |
484.823 |
6.117.392 |
2020/22/21 |
Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1.000 Beschäftigte |
0,26 10 |
10,6 |
9,9 |
2020/22/21 |
Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent] 11 |
29,1 |
19,3 |
8,2 |
2020 |
FuE-Finanzierung
Im Vergleich zu den OECD-Mitgliedsländern und China ist in Indien die Rolle der einheimischen Wirtschaft bei der Finanzierung der FuE-Ausgaben deutlich eingeschränkter. In vielen Ländern werden mit wachsender Tendenz Anteilswerte für Unternehmen von bis zu 80 Prozent erreicht, in Indien liegt der Wert bei nur 40,8 Prozent (2020). Zum Anteil ausländischer FuE-Finanzierung im Lande (normalerweise inkl. Unternehmen, die ihren Hauptsitz im Ausland haben), macht Indien keine Angaben.
Laut indischen Angaben gibt es beim Finanzierungsanteil der Wirtschaft seit den 1990er Jahren einen langfristigen Aufwärtstrend: Damals lag der Wert bei nur 24,3 Prozent. Dieser Aufwärtstrend ist allerdings nicht stetig; zwischenzeitlich gab es wieder einen Rückgang von 45 Prozent auf 37,7 Prozent (zwischen 2012-13 und 2019-20, siehe Indisches DST: Research & Development Statistics at a Glance 2022-23, S. 5).
FuE-Durchführung
Auch bei der Durchführung von FuE ist die Rolle der Unternehmen in Indien mit einem Anteil von gut 40 Prozent im Vergleich zu den klassischen Industrieländern und China deutlich eingeschränkter: In Japan und Südkorea fallen inzwischen knapp 80 Prozent der FuE-Ausgaben in Unternehmen an, knapp dahinter folgen die USA und China mit einem Anteil von mehr als 75 Prozent. In Deutschland werden über 66 Prozent erreicht, in Kanada und Australien über 50 Prozent.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal bei der Durchführung im öffentlichen Forschungssektor ist die Rolle der außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen in Relation zu den Hochschulen: Im OECD-Raum zeichnen diese nur noch für gut ein Drittel der Ausgaben im öffentlichen Sektor verantwortlich, während knapp zwei Drittel der Ausgaben an den Hochschulen anfallen. In Indien ist dagegen die Relation etwa 80 : 20; hier spielen die Hochschulen bei der Durchführung gegenüber den außeruniversitären Einrichtungen bisher eine untergeordnete Rolle (siehe für einen internationalen Vergleich: Indisches DST: Research & Development Statistics at a Glance 2022-23, S. 7).
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Forschungs- und Förderorganisationen
Das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) ist der wichtigste Akteur und zuständig für die Formulierung der generellen Forschungspolitik des Landes, die Koordinierung der staatlichen Forschung und die Finanzierung von etwa 25 über das gesamte Land verteilten 25 Autonomen Institute, darunter 16 Forschungseinrichtungen. Dazu zählt beispielsweise das Jawaharlal Nehru Centre for Advanced Scientific Research (JNCASR) in Bangalore (zu den vom vom DST finanzierten und geleiteten Aktivitäten: DST: Brief Statement of Activities 2023-24, zu den Aktivitäten der Autonomen Institute: S. 38 ff.).
Das Department für Biotechnologie (DBT) koordiniert die Forschung im Bereich Biotechnologie in Indien. Dem DBT unterstehen wichtige Forschungseinrichtungen wie das National Institute of Immunology (NII) in Delhi, das National Center for Cell Science (NCCS) in Pune und das Institute of Plant Genome Research (NIPGR) in Delhi. Das DBT ist auch zuständig für die indische Niederlassung des International Center for Genetic Engineering and Biotechnology in Delhi (ICGEB, siehe unter Sitzland für Einrichtungen Internationaler Organisationen).
Das Department für wissenschaftliche und industrielle Forschung (DSIR) lenkt die größte staatliche Forschungseinrichtung, den Council of Scientific and Industrial Research (CSIR). Dieser Organisation sind derzeit indienweit 37 Laboratorien sowie 39 sogenannte „Outreach Centres“ unterstellt. Mit über 17.000 Beschäftigten stellt es ein Flaggschiff der staatlich geförderten Forschung in Indien dar. Präsident des CSIR ist der jeweils amtierende Premierminister, Vizepräsident der amtierende Forschungsminister. Aufgabe des CSIR ist die Förderung, die Entwicklung und der Transfer von Technologien. Dies schließt z.B. Managementprogramme und einen Beratungsservice für Unternehmen mit ein.
Die Defence Research and Development Organization (DRDO) ist verantwortlich für die Entwicklung von Sicherheitstechnologien. Die DRDO ist die größte und vielfältigste Forschungseinrichtung Indiens. Der Organisation sind etwa 50 Forschungsinstitute angegliedert, die in verschiedenen Forschungsgebieten wie Rüstung, Elektronik, Luft-und Raumfahrt, Raketen, Marine, Landkampftechnik, Lebenswissenschaften und Werkstoffe sind.
Das Department für Atomenergie (Department of Atomic Energy, DAE) und das Department für den Weltraum (Department of Space, DoS) unterstehen direkt dem Premierminister. Das DAE ist für das gesamte zivile indische Nuklearprogramm zuständig. Das DAE finanziert eine Reihe autonomer Forschungsinstitute und Centers for Advanced Technology, sowie Grundlagenforschung unter anderem in den Bereichen der Materialforschung, der physikalischen und chemischen Grundlagenforschung, auf dem Gebiet der Biotechnologie und im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie in den beiden Forschungszentren Bhabha Atomic Research Centre (BARC) in Mumbai und Indira Gandhi Centre for Atomic Research (IGCAR) in Kalpakkam.
Das Department für den Weltraum koordiniert und finanziert das ehrgeizige Weltraumforschungsprogramm Indiens (größtes Einzelbudget im öffentlichen Forschungshaushalt). Die Durchführungsorganisation des DOS ist die Indian Space Research Organization (ISRO), die mit der Entwicklung von Raumfahrttechnologien, darunter Satelliten, Trägerraketen, Höhenforschungsraketen und unterstützender Bodentechnik, beauftragt ist.
Neben dem oben genannten CSIR gibt es weitere Forschungsräte ("Councils"), die ebenfalls Forschung finanzieren und durchführen:
- Der Indian Council of Medical Research (ICMR) untersteht dem Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt der Familien (Ministry of Health and Family Welfare, MoHFW). Seine Aufgaben liegen in der Förderung, Konzeption und Koordination der biomedizinischen Forschung in Indien. Insgesamt sind 27 Institute dem ICMR unterstellt. 23 Institute konzentrieren sich auf spezifische Forschungsbereiche wie Tuberkulose, Lepra, Cholera und Durchfallerkrankungen, AIDS, Malaria, Immunhämatologie, Onkologie und medizinische Statistik. Weitere 4 regionale medizinische Forschungszentren konzentrieren sich auf regionale Gesundheitsprobleme und zielen auf die Verstärkung der Forschungskapazitäten in den verschiedenen geografischen Gebieten des Landes ab.
- Der Forschungsrat Indian Council of Agricultural Research (ICAR) untersteht dem Department für Agrarforschung und –bildung (DARE) im Ministerium für Landwirtschaft (Ministry of Agriculture and Farmers Welfare, MoA&FW). ICAR ist für die Koordination und Verwaltung von Forschung und Lehre in der Landwirtschaft einschließlich Gartenbau, Fischerei und Veterinärwissenschaften zuständig. Es verfügt landesweit über 101 Institute und 71 landwirtschaftliche Hochschulen.
- Der Forschungsrat Indian Council of Forestry Research and Education (ICFRE) untersteht direkt dem Ministerium für Umwelt, Forsten und Klimawandel (Ministry of Environment, Forest and Climate Change, MoEFCC). Der ICFRD hat seinen Sitz in Dehradun (Uttarakhand). Zu seinen prioritären Aufgaben gehört es, forstwirtschaftliche Forschung zu koordinieren, die Ergebnisse in die Anwendung zu überführen und forstwirtschaftliches Wissen zu vermitteln. Der Rat besteht aus neun Forschungsinstituten und weiteren vier Zentren, die den Forschungsbedarf verschiedener biogeografischer Regionen decken.
- Zu den Forschungseinrichtungen des Ministeriums für Elektronik und Informationstechnologie (Ministry of Electronics and Information Technology, MeitY) zählt das 1988 gegründete Centre for Development of Advanced Computing (C-DAC) und die Digital India Corporation (DIC, früher Media Lab Asia). Die DIC führt und leitet die Verwirklichung der Flaggschiffinitiative zur umfangreichen Digitalisierung Indiens „Digital India". Das National Informatics Centre (NIC) unterstützt die Entwicklung von digitalen Dienstleistungen der Regierung.
- Seit dem Ende der sechziger Jahre hat Indien auch geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungsräte aufgebaut, für die das Department für Hochschulen im Ministerium für Bildung (MoE) die Verantwortung trägt. Dazu gehören der Indian Council of Social Science Research (ICSSR), der Indian Council of Historical Research (ICHR) sowie der Indian Council of Philosophical Research (ICPR).
Die Forschungseinrichtungen der Bundesstaaten sind vielfach sehr klein und finanziell eher dürftig ausgestattet. Sie befassen sich hauptsächlich mit Landwirtschaft, Forsten und Fischerei und in zunehmendem Maß mit Energie- und Umweltfragen.
Eine Vielzahl von Einrichtungen vergibt Fördermittel an Hochschulen. Die University Grants Commission (UGC) hat dabei keine fachliche Beschränkung. Auch die Fachministerien und -abteilungen wie das Department für Biotechnologie (DBT), das Ministerium für Elektronik und Informationstechnologie (MeitY) sowie das Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt der Familie (MoHFW) stellen Fördermittel bereit. Der Forschungsrat Indian Council of Medical Research (ICMR) vergibt ebenfalls wettbewerblich Fördermittel. Die Forschungsräte ICHR, ICPR und ISSRC vergeben Stipendien für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung. Das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) fördert selbst, nutzt aber auch die Förderagentur Technology Development Board (TDB), die sich auf die Entwicklung marktfähiger Produkte konzentriert (zu den Aktivitäten des TDB: siehe DST: Brief Statement of Activities 2023-24, S. 59). Zwischen 2008 und 2023 förderte das dem DST unterstellte Science und Engineering Research Board (SERB) naturwissenschaftliche und technische Grundlagenforschung in öffentlichen Einrichtungen.
In vielen Förderprogrammen sind die indischen außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen und/oder Unternehmen ebenfalls antragsberechtigt und konkurrieren somit mit den Hochschulen um die Mittel für Infrastrukturen und Projektförderung. Da sich der erhebliche Nachholbedarf der indischen Hochschulen so nicht decken lässt, entstand der Bedarf für eine neue Fördereinrichtung. Die 2017 gegründete Higher Education Financing Agency (HEFA) ist für die Finanzierung von Bildungs- und Forschungsinfrastruktur an indischen Hochschulen durch Kredite zuständig.
Eine Grundsatzentscheidung zur Einrichtung einer neuen unabhängigen Forschungsförderstiftung war bereits im Rahmen der „National Education Policy 2020" (NEP 2020, S. 46 ff.) getroffen worden. Im August 2023 schuf das indische Parlament die gesetzliche Basis für die Gründung der Anusandhan National Research Foundation (ANRF), die das SERB ersetzt und dessen Förderbudget in Höhe von 438 Millionen EUR übernimmt. Die Homepage der neuen ANRF ist derzeit noch unter der SERB-Adresse mit den bisherigen SERB-Programmen eingerichtet (Stand April 2024). Die ANRF soll laut Mandat alle wissenschaftlichen Disziplinen abdecken. Dementsprechend wird sie von einem 18-köpfigen Verwaltungsrat geleitet, in dem Forschende und Fachleute verschiedener Disziplinen vertreten sind. Zu den Hauptzielen der ANRF gehören die Finanzierung der Forschungsinfrastruktur, die Stärkung von Indiens Beteiligung in Schlüsselbereichen von nationaler und globaler Bedeutung, die Koordinierung und Planung der Forschung sowie die Empfehlung wichtiger politischer Initiativen an den Premierminister und das Parlament bezüglich Forschung, Innovation und Bildung. Geplant ist, Forschung und Entwicklung an den indischen Hochschulen bis 2028 mit 5,5 Milliarden EUR zu fördern. Allerdings sehen die Pläne auch vor, dass mehr als die Hälfte der Fördermittel von privater Seite aufgebracht werden. Die Übernahme der Präsidentschaft durch den indischen Präsidenten Modi weist auf eine enge Bindung der Stiftungstätigkeit an die Politik hin.
Unternehmen, die aktiv in Indien forschen und entwickeln, können z.B. Förderungen durch CSIR, DST, SERB, TDB oder durch Fachministerien wie das Ministerium für Elektronik und Informationstechnologie (MeitY) einwerben. Das Department für Biotechnologie (DBT) hat für die Förderung von Unternehmensforschung 2011 eine eigene Einrichtung gegründet. Ein Förderschwerpunkt des Biotechnology Industry Research Assistance Council (BIRAC) ist die Zusammenarbeit von Unternehmen mit dem öffentlichen Sektor.
Eine besondere Rolle bei der Förderung von Unternehmen spielt das öffentlich-private Partnerschaftsunternehmen Global Innovation & Technology Alliance (GITA). GITA wurde 2013 von dem TDB, der indischen Regierung sowie der Confederation of Indian Industry (CII) gegründet. GITA identifiziert systematisch Technologielücken in Indien, berät Unternehmen und fungiert als Projektträger für nationale wie internationale Ausschreibungen (siehe unter Internationale Kooperationen).
Die Einrichtung National Institution for Transforming India (NITI Aayog) wurde 2015 vor allem als Planungs- und Beratungsgremium eingerichtet (siehe unter Beratungsgremien). Daneben bietet NITI Aayog aber auch wettbewerbliche Förderung an, um in Indien eine Unternehmer- und Innovationskultur zu fördern. Ein zentrales Förderinstrument der NITI Aayog ist die „Atal Innovation Mission“ (AIM).
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Links/Institutionen
- Indien: DST - Department für Wissenschaft und Technologie
- Indien: DBT - Department für Biotechnologie
- Indien: DSIR - Department für wissenschaftliche und industrielle Forschung
- Indien: CSIR – Council of Scientific and Industrial Research
- Indien: ISRO – Indian Space Research Organization
- Indien: ICMR – Indian Council of Medical Research
- Indien: ICSSR – Indian Council of Social Science Research
- Indien: UGC – University Grants Commission
- Indien: ANRF - Anusandhan National Research Foundation
- Indien: TDB – Technology Development Board
- Indien: GITA - Global Innovation and Technology Alliance
- Indien: NITI Aayog - National Institution for Transforming India
FuE im öffentlichen und privaten Sektor
Die indischen Bundesstaaten (vergleichbar den deutschen "Bundesländern"), die eine aktive Forschungs- und Innovationspolitik betreiben, liegen primär im Süden und Westen von Indien. Dazu gehören insbesondere die Regionen mit den folgenden Städten (in Klammern das Ranking der Städte im Innovation Cities Index India/Global):
- die indische Hauptstadt Delhi (2/179);
- Karnataka mit der Hauptstadt Bangalore bzw. Bengaluru (3/201);
- Maharashtra mit der Hauptstadt Mumbai (1/105) und Pune (6/313);
- Telangana mit der Hauptstadt Hyderabad (4/292);
- Tamil Nadu mit der Hauptstadt Chennai früher bekannt als Madras (5/293).
Als forschungsstark benannt werden daneben auch die Bundesstaaten Punjab, Haryana, Kerala und Gujarat (Quelle: Krishna, V.: RIO Country Report (2015): India, S. 53, siehe dazu die jüngste Ausgabe des India Innovation Report 2021, S. 96 f. und für Profile der einzelnen Bundesstaaten und Territorien, S. 136 ff.). in den aktiven Bundesstaaten werden verschiedene Forschungsprogramme in eigener Verantwortung, insbesondere in den Bereichen Agrar- und Energieforschung finanziert.
Der öffentliche Forschungssektor in Indien wird durch eine Vielzahl von außeruniversitären spezialisierten Forschungseinrichtungen dominiert, die den Fachministerien (z.B. Landwirtschaft, Gesundheit) unterstehen. Besonders hohe Forschungsausgaben entstehen in den Bereichen Verteidigung, Kernenergie sowie Raumfahrt (siehe vorheriger Abschnitt).
Von den mehr als 350 Hochschulen der Bundesstaaten wurden nur etwa 5 Prozent als forschungsstark eingeschätzt, dazu kamen etwa 20 der 47 zentralstaatlichen Hochschulen (siehe Krishna, V.: RIO Country Report 2015: India). Traditionell sind indische Hochschulen auf die Lehre konzentriert und sie belegen in internationalen Forschungsrankings häufig hintere Plätze. Bedeutende Forschungsleistungen erbringen hauptsächlich Hochschulen mit einem besonderen Status und besonderer Finanzierung wie das Indian Institute of Sciences (IISc) in Bangalore sowie die Indian Institutes of Technology (IITs, siehe unter Schulen und Hochschulen). Das IISc sowie vier IITs erhalten neben 7 anderen Hochschulen als „Institutions of Eminence" für fünf Jahre einen besondere Förderung. Damit sollen Einrichtungen für Lehre und Forschung von Weltklasse gefördert werden (siehe unter Bildungspolitische Ziele und Programme). Die bestplatziere Hochschule im Shanghai Ranking 2023 ist das Indian Institute of Science in Bangalore auf den Rängen 301-400, dahinter folgen 2. das Indian Institute of Technology Kharagpur, 3. Indian Institute of Technology Delhi, 4. die University of Delhi und 5. die Banaras Hindu University.
Die privaten Unternehmen sind jeweils für etwa 40 Prozent der Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) verantwortlich (siehe oben FuE-Finanzierung und FuE-Durchführung). Zur Steigerung des Unternehmensbeitrags sollen auch die Maßnahmen der indischen Regierung beitragen. Diese strebt an, die industrielle Forschung zu stärken, beispielsweise durch fiskalische Anreize, durch die Erleichterung des Imports erprobter Technologien, die Einfuhr moderner Forschungsgeräte oder die Einrichtung von Technologieparks.
Unter den weltweit 100 größten FuE-Investoren kann sich 2022 kein Unternehmen platzieren, das seinen Hauptsitz in Indien hat. Der Automobilhersteller Tata Motors belegt Rang 107. Insgesamt befinden sich unter den 2.500 größten FuE-Investoren 22 Unternehmen mit Hauptsitz in Indien, davon knapp die Hälfte aus dem Sektor Pharmazie und Biotechnologie. Zum Vergleich: Unter den TOP 2.500 sind 827 Unternehmen mit Hauptsitz in den USA platziert, 679 mit Hauptsitz in China, 229 mit Hauptsitz in Japan und 113 mit Hauptsitz in Deutschland (Quelle: 2023 EU Industrial R&D Investment Scoreoboard, Anm.: FuE-Ausgaben je Unternehmen im IRI umfassen Ausgaben für Aktivitäten im Hauptsitzland, aber auch allen anderen Ländern)..
Neben den einheimischen Unternehmen führen zahlreiche Unternehmen mit Hauptsitz im Ausland FuE-Aktivitäten in Indien durch. Mehr als 1.000 multinationale Unternehmen haben Forschungs- und Entwicklungszentren vor Ort eröffnet (siehe „Strategy for New India@75“ (2018-22), S. 17). Der Bericht „Invest in India (2020): The Case for FDI in Research and Development in India“ benennt auf S. 12 die wichtigsten Zielregionen für ausländische FuE-Investitionen: Demnach fließen etwa 30 Prozent der Investitionen in den Bundesstaat Maharashtra (mit der Hauptstadt Mumbai und Pune), jeweils etwa 20 Prozent in die National Capital Region Delhi und nach Karnataka (Hauptstadt Bangalore bzw. Bengaluru) und etwa 10 Prozent nach Gujarat. Weitere Zielregionen sind Tamil Nadu (mit der Hauptstadt Chennai, früher Madras), Haryana und Uttar Pradesh.
Die Kooperation zwischen Industrie und dem öffentlichen Forschungssektor war in Indien lange nicht besonders ausgeprägt. Dies lag vor allem daran, dass die indischen Unternehmen bisher Innovation über den Einkauf von Technologien betrieben haben und weniger über eigene Forschung bzw. Kooperation mit öffentlichen Forschungseinrichtungen. Eine Umkehr dieses Trends wird angestrebt, lässt sich aber nur langsam umsetzen.
3.3 Fachliche Stärken des Forschungssystems
Übersicht
Der Spezialisierungsindex dient dazu, das wissenschaftliche Profil eines Landes darzustellen. Er zeigt an, in welchen Bereichen ein Land im Vergleich zum gesamten weltweiten Publikationsaufkommen stark oder schwach vertreten ist. Ein negatives Vorzeichen stellt eine unterdurchschnittliche Spezialisierung dar. Der Indikator ist auf einen Wertebereich von -100 (stark negative Spezialisierung) bis +100 (stark positive Spezialisierung) normalisiert. Er geht zurück auf frühere Indikatoren für die Handelsspezialisierung und baut auf dem Konzept des komparativen Vorteils auf.
Indien weist gegenüber dem weltweiten Publikationsaufkommen eine besonders starke Spezialisierung (+25 und mehr) in den Fachgebieten Pharmazie, Informatik, Chemieingenieurwesen, Organische Chemie, Spezifisches Engineering, Materialforschung, Polymere und Elektrotechnik auf (Quelle: Monitoring des Asiatisch-Pazifischen Forschungsraums (APRA) - 2. Bericht (2020), S. 185, 200, Datenquelle: Scopus Elsevier 2016-18).
Spitzenleistungen werden vorwiegend in der Weltraumforschung und -technik, im Bereich Kernenergie, in der Verteidigungsforschung sowie in der Chemie und Informatik erzielt.
Anreize im Umfeld von Forschung und Innovation setzt die Regierung Modi seit 2014 durch mehrere ressortübergreifende Flaggschiff-Initiativen: „Make in India“, „Digital India“, „National Green Hydrogen Mission“, „Smart Cities Mission“ und seit 2024 mit der „IndiaAI mission” für Künstliche Intelligenz. Diese Initiativen sind mit teils milliardenschwere Investitionen der indischen Regierung verbunden.
Das indische Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MST) hatte in dem Dokument „Science, Technology and Innovation Policy (STIP 2013)" die Forschungsgebiete benannt, die die Politik priorisiert: Agrarwirtschaft, Wassermanagement, Umwelt- und Klimaveränderungen, Telekommunikation, Energie, Materialforschung sowie Gesundheit und die Entwicklung von Arzneimitteln. Sowohl STIP (2013) als auch Strategie „Strategy for New India@75“ (2018-22) betonen den Wert von inklusiver Innovation, Graswurzelinnovation bzw. frugaler Innovation, das heißt vereinfachter und anwendungsorientierter Lösungen, die auch für einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen erschwinglich sind.
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Digitaler Wandel
Indien macht seit etwa zwei Jahrzehnten durch die rasante Entwicklung der Informationstechnologie („Silicon Valley“ Bangalore) auf sich aufmerksam. Es sind vor allem (ausgelagerte) Geschäftsprozesse, vom "Call Center" bis zur Softwareentwicklung im Auftrag ausländischer Firmen, die einen großen Anteil dieses Industriesektors ausmachen (siehe zu einer umfassenden Bestandsaufnahme den Bericht UNIDO-DST (2023): „Indian ICT Sectorial System of Innovation“ (IICTSSI).
Einen Schub erhielt die Technologieentwicklung seit 2015 durch die Flaggschiffinitiative „Digital India“, koordiniert vom Ministerium für Elektronik und Informationstechnologie (MeitY), unter der die Regierung stark in den Breitband-Ausbau investiert. Die Digital India Corporation (DIC, früher Media Lab Asia) leitet die Umsetzung der Flaggschiffinitiative. Diese verfolgt drei Kernziele, nämlich die Bereitstellung digitaler Infrastruktur für alle Bürgerinnen und Bürger, Verfügbarkeit von Verwaltung und Dienstleistungen auf Abruf und die digitale Befähigung der Bürger. Weitere Impulse für die digitale Entwicklung setzt die indische Regierung durch den Aufbau von 100 neuen digital vernetzten „Smart Cities“ unter der „Smart Cities Mission“. Neu ist auch die Investition in eine einheimische Halbleiterbranche, die sich allerdings noch im Anfangsstadium befindet (GTAI (2023): Indien will vier Halbleiterfabriken fördern).
Zu einer umfassenden Strategie für Künstliche Intelligenz (KI) hatte die indische Regierung 2018 ein erstes Diskussionspapier vorgelegt „National Strategy for Artificial Intelligence #AIForAll“. Die Fortschritte Indiens in den folgenden Jahren waren beachtlich, was die Ausbildung von KI-Fachkräften und den steigenden Anteil Indiens an wissenschaftlichen KI-Publikationen betraf (siehe „The AI Index 2023 Annual Report“ des Stanford Institute, S. 38 und 182). 2023 konnten sich indische Hochschulen um Fördermittel bewerben, um in Zusammenarbeit mit Unternehmen eines von drei Exzellenzlaboren für KI aufzubauen („Centers of excellence for Artificial Intelligence“), die Entscheidung zur Vergabe steht noch aus (Stand April 2024).
Im März 2024 genehmigte das indische Kabinett eine umfassende „IndiaAI mission”um die Vision „Making AI in India and Making AI Work for India” durch die Schaffung eines KI-Ökosystems umzusetzen. Die Gesamtverantwortung für die Umsetzung liegt bei einer Abteilung der Digital India Corporation (DIC). Die Mission setzt sich aus den folgenden Komponenten zusammen:
- Unter der Säule „IndiaAI compute pillar“ wird eine hochklassiges Recheninfrastruktur aufgebaut, um die Anforderungen des Forschungssystems und der indischen Start-Ups zu bewältigen. Aufgabe eines neuen „IndiaAI Innovation Centre“ wird es sein, indigene Sprachmodelle („Large Multimodal Models“, LMMs, bekanntestes Beispiel ist Chat GPT) sowie domänspezifische Grundmodelle in kritischen Bereichen zu bauen.
- Eine neue „IndiaAI Datasets Platform“ wird einen Zugang zu hochwertigen Datenbeständen ohne personalisierte Daten für indische Startups und Forschende bereitstellen.
- „IndiaAI Startup” bietet Finanzmittel für innovative Start-Ups, die mit Hilfe von KI an zukunftsgewandten Lösungen arbeiten.
- Weiterhin wird ein Marktplatz für KI („AI marketplace”) geschaffen, auf dem KI-basierte Dienstleistungen und Modelle für Innovatoren gehandelt werden.
- Unter der „IndiaAI Application Development Initiative” soll die Anwendung von KI in kritischen Sektoren gefördert werden, basierend auf dem Input, den zentrale Ministerien und andere Institutionen liefern. Der Fokus liegt auf der Schaffung von KI-Lösungen mit einem Potential für große sozio-ökonomische Transformation.
- Mit Hilfe von „IndiaAI FutureSkills“ werden Studierende gezielt gefördert, die an KI-Programmen an Hochschulen teilnehmen wollen (grundständiges Studium, Master- und Promotionsprogramme).
- Unter der Säule „Safe & Trusted AI” werden Leitplanken eingezogen um die verantwortungsbewusste KI-Entwicklung in entsprechende Bahnen zu lenken. Auch international übernimmt Indien Verantwortung für die Thematik: MIt einer großen Mehrheit der Stimmen wurde das Land zum Vorsitzenden der Global Partnership on Artificial Intelligence (GPAI) für den Zeitraum von 2023-25 gewählt.
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Bekanntmachungen
Ingenieurswissenschaften und Produktionstechnologie
Die Ingenieurwissenschaften spielen in Indien eine wichtige Rolle. Leistungsträger sind die Forschungsinstitute Indian Institutes of Technology (IITs), das Indian Institute of Science (IISc), sowie eine Reihe von Instituten des Forschungsrats Council of Scientific and Industrial Research (CSIR). Der Bereich wird seit 2014 durch die Flaggschiffinitiativen „Make in India“ und „Digital India“ weiter gestärkt.
Das IISc baute mit Unterstützung des Unternehmens Boeing Indiens erste Smart Factory in Bangalore. Besonders in der Kfz- und Elektronikindustrie Indiens werden Wachstumspotenziale für den Einsatz von Industrierobotern gesehen. In der Strategie „Strategy for New India@75“ (2018-22, S. 23) steht eine große Initiative im Fokus, mit der die indische Industrie von Industrie 4.0-Technologien und Konzepten überzeugt werden soll. Dabei ist die Grundannahme, dass gerade Schwellenländer wie Indien stark von der Umsetzung von Industrie 4.0 profitieren. Das Central Manufacturing Technology Institute (CMTI) in Bangalore ist als neues Exzellenzforschungsinstitut für die Durchführung von FuE im Bereich der Industrie 4.0-Technologien und -Systeme vorgesehen und das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) soll FuE-Projekte zwischen Industrie und Hochschulen zu cyber-physischen Systemen fördern.
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Energie
Ein für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes unabdingbarer Bereich ist die Energieforschung. Die zivile Kernenergieforschung, die sich auf die Entwicklung eines kompletten, geschlossenen Brennstoffkreislaufs, also auch auf die Wiederaufarbeitung und -verwendung des Plutoniums in schnellen Brütern, konzentriert, wird im Wesentlichen von den Forschungseinrichtungen des Department für Atomenergie durchgeführt. Neben dem Ausbau der Energieversorgung durch Kernenergie setzt die indische Regierung insbesondere auf regenerative Energien. Die Tatsache, dass es in Indien ein Ministerium für Neue und Erneuerbare Energien gibt (Ministry of New and Renewable Energy Resources (MNRE), früher: Ministry of Non-Conventional Energy Sources - MNES), unterstreicht die politische Bedeutung des Themas.
In absoluten Zahlen ist Indien der viertgrößte Kohlendioxid-Emittent der Welt, strebt aber bis 2070 Klimaneutralität an. Das Land hat im Rahmen seines 2008 verabschiedeten "National Action Plan on Climate Change" acht Missionen auf den Weg gebracht, darunter beispielsweise die „National Mission for Green India“. Diese sieht die Wiederaufforstung von 10 Million Hektar Wald vor sowie ein Programm zur CO₂-Abscheidung von bis zu 60 Millionen Tonnen vor.
Der Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch in Indien betrug 2021 5 Prozent und der Anteil an der Stromerzeugung 10 Prozent. Bis 2030 soll die Kapazität auf bis zu 500 Gigawatt erhöht werden (siehe GTAI (2023): Indien setzt beim Klimaschutz auf erneuerbare Energien). Die indischen Windturbinen produzierten im Finanzjahr 2021/2022 (1. April bis 31. März) rund 69 Terawattstunden Strom. Der Anteil am Strommix lag damit wie in der Vorperiode bei knapp 5 Prozent. Die Stromerzeugung durch Solarenergie war mit 73,5 Terawattstunden geringfügig höher als die durch Windkraft. Zum Vergleich: Mit Hilfe von Kohle wurden 1.041 Terawattstunden erzeugt. Die indische Regierung will die Kapazitäten für Wind- und Solarstromerzeugung bis 2030 deutlich ausbauen, bisher zeigt sich aber eine große Finanzierungslücke, um die gesetzten Ziele zu erreichen (siehe GTAI (2022): Branche hofft auf frischen Wind durch Offshore-Projekte).
Aufgrund der grundsätzlich guten Bedingungen für die Erzeugung von erneuerbarem Strom kann Indien langfristig ein weltweit wichtiger Produktionsstandort von grünem Wasserstoff werden. Mit der „National Green Hydrogen Mission“ vom Januar 2023 hat Indien seine Wasserstoff-Ambitionen unterstrichen. Zu den indischen Zielen gehört es, bis 2030 mindestens 5 Millionen Tonnen Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff pro Jahr zu schaffen und zu diesem Zweck eine Kapazität für erneuerbare Energien von etwa 125 GW zu installieren. Bereits 2022 wurde eine Absichtserklärung zur Deutsch-Indischen Wasserstoffkooperation von beiden Ländern unterzeichnet. Es soll eine bilaterale Taskforce für grünen Wasserstoff eingerichtet werden, um die Kooperation in diesem Bereich zu intensivieren, zum Beispiel durch Rahmenbedingungen für den Handel und gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte (Klima- und Energiepartnerschaften und Energiedialoge Jahresbericht 2022).
Agrar- und Biowissenschaften
Ein deutliches Indiz für die Wichtigkeit, die Biotechnologie in Indien einnimmt, ist die Tatsache, dass es ein eigenes Department für Biotechnologie (DBT) unter dem Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MST) gibt, das alle Forschungsaktivitäten im Land koordiniert. Die Schwerpunktthemen sind an den Bedürfnissen Indiens orientiert, z. B. die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion durch biotechnologische Maßnahmen. Etwa 64 Prozent der Bevölkerung Indiens lebt im ländlichen Raum mit einem Pro-Kopf-Einkommen von weniger als 1,10 EUR pro Tag. Die Leistungen machen lediglich einen Anteil von 18 Prozent am BIP Indiens aus. Daher spielt die sogenannte grüne Biotechnologie eine wichtige Rolle in Indien. Das mit Abstand wichtigste Segment ist allerdings die Herstellung von Biopharmazeutika mit 49 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche (siehe unter Gesundheitsforschung).
Unter der Strategie „Strategy for New India@75“ sind höhere Ausgaben für landwirtschaftliche Forschung und Entwicklung (FuE) vorgesehen, außerdem soll der Schwerpunkt von der Verbesserung einzelner Nutzpflanzen hin zu integrierten Konzepten für die Landwirtschaft verlagert werden, die die gesamte Wertschöpfungskette, einschließlich der Weiterverarbeitung, in den Blick nehmen. Gleichzeitig bleibt die Schaffung klimaresistenter Feldfrüchte eine wichtige Herausforderung. Die Strategie beauftragt ausdrücklich den Indian Council of Agricultural Research (ICAR) und die bundesstaatlichen Hochschulen für Agarwirtschaft (State Agriculture Universities, SAUs), zu beiden Punkten tätig zu werden (S. 26 und 34).
Die Lebensmittelindustrie setzt vor allem auf Digitalisierung und Industrie 4.0-Technologien (vgl. unter Ingenieurswissenschaften und Produktionstechnologie), um eine verbesserte Nahrungsmittelsicherheit für Indien zu erzielen, neue Anforderungen an eine nachhaltige Lebensmittelproduktion zu befriedigen und Exportmärkte zu sichern (siehe Bericht UNIDO-DST (2023): Indian Food Sectorial System of Innovation, S. 48 ff.).
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Gesundheitsforschung
Die indische Gesundheitsforschung hat eine vergleichsweise hohe, z.T. internationalen Standards entsprechende Qualität. Die Schwerpunkte liegen derzeit bei Untersuchungen zu Infektionskrankheiten. Indien zählt heute in der pharmazeutischen Industrie (insbesondere bei Generika) zu den bedeutendsten Herstellern weltweit und gilt dank seiner Generikabranche als Weltapotheke. Firmen wie z.B. Ranbaxy unterhalten eigene große Forschungsabteilungen mit international besetzten Forschungsteams. Nicht nur die Exporte von Arzneimitteln legen rasch zu, sondern auch der heimische Pharma-Markt. Gleichzeitig ist Indien bei komplexen Arzneimitteln weiterhin stark auf Importe angewiesen. Vor diesem Hintergrund wird Indien eine Stärkung seiner Arzneimittelforschung und -entwicklung empfohlen (siehe dazu den Bericht UNIDO-DST (2023): Indian Pharmaceutical Sectorial System of Innovation (IPSSI), S. 58 ff.) .
Die „Strategy for New India@75“ (2018-22, S. 45) sieht vor, dass die Kapazitäten in der Gesundheitsforschung ausgebaut werden. Dazu gehören Forschungskonsortien für vernachlässigte tropische Infektionskrankheiten und neu auftretende Krankheiten sowie ein landesübergreifendes Netzwerk von Forschungslaboratorien zur Virusforschung. Jeder Bundesstaat sollte zudem eine Gesundheitsforschungseinheit in ländlichen Gebieten mit Modellcharakter aufbauen.
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Mobilität und Raumfahrt
Das erfolgreiche indische Weltraumprogramm ist das Aushängeschild indischer Forschung und Technologie. Ziel ist es, indische Satelliten mit indischen Trägerraketen im Weltraum zu stationieren und über eigene Bodenstationen und Datenaufbereitungsanlagen für sogenannte sozio-ökonomische Zwecke wie Rundfunk und Fernsehen, Wettervorhersage, Erntevoraussagen oder Katastrophenschutz zu nutzen. Ein weiteres Ziel ist die Teilnahme an dem lukrativen Weltmarkt für Startdienstleistungen, Satellitenkommunikation und Fernerkundungsdaten. Am 22.10.2008 schickte Indien die erste eigene unbemannte Raumsonde zum Mond und mit der Mission Chandrayaan 3 gelang Indien 2023 eine Mondlandung. Die Raumfahrtforschung liegt in der Hand der Indian Space Research Organization (ISRO), des Departments für Weltraum (Department of Space, DOS) und deren kommerziellem Arm „Antrix Corporation“ (Quellen: DOS, ISRO, CII). Zurzeit arbeitet die IRSO intensiv daran, in Zukunft Indiens erste bemannte Raumfahrtmission zu ermöglichen.
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3.4 Ministerien und Gremien
Für Bildung und Forschung zuständige Ministerien
Der nationale Bildungsbereich in Indien wird vom Ministerium für Bildung (Ministry of Education, MoE) geleitet. Das Ministerium ist in zwei Abteilungen unterteilt, das Department für Schulbildung und Alphabetisierung sowie das Department für Hochschulen. Da Bildung in Indien einen hohen Stellenwert besitzt, ist die Führung des MoE eine politisch wichtige und einflussreiche Position. Das Ministerium für Qualifizierung und Unternehmertum (Ministry of Skill Development and Entrepreneurship, MSDE) wurde 2015 neu gegründet. In ihm sollen alle Belange der Aus- und Weiterbildung sowie der Fachkräfteentwicklung koordiniert werden.
Das Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MST) als zentrales Ministerium verfügt nur über einen kleinen Stab hochrangiger Beamter für Planung, Haushalt und Personal. Die eigentliche Arbeit des Ministeriums wird von drei ihm unterstellten Departments geleistet, nämlich dem Department für Wissenschaft und Technologie (DST), dem Department für wissenschaftliche und industrielle Forschung (DSIR) und dem Department für Biotechnologie (DBT).
Zur ressortübergreifenden Formulierung politischer Ziele sowohl im Bildungs- als auch im Forschungs- und Innovationsbereich wurde als Nachfolgerin der Planungskommission im Jahr 2015 die National Institution for Transforming India (NITI Aayog) gegründet. Sie ist für die Entwicklung strategischer und langfristiger politischer und programmatischer Rahmenbedingungen und Initiativen sowie für die Überwachung der Fortschritte und der Wirksamkeit zuständig. Die aus der Überwachung und dem Feedback gewonnenen Erkenntnisse sollen dabei für innovative Verbesserungen, einschließlich notwendiger Zwischenkorrekturen, genutzt werden.
In Indien gibt es zahlreiche Fachministerien, die Zuständigkeiten für sektorale Forschung und Innovation haben. Dazu gehören das Ministerium für Erdwissenschaften (MoES), das Ministerium für Landwirtschaft (MoA&FW), das Ministerium für Umwelt, Forsten und Klimawandel (MoEFCC), das Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt der Familien (MoHFW), das Ministerium für Elektronik und Informationstechnologie (MeitY) sowie das Ministerium für neue und erneuerbare Energien (MNRE) (siehe unter Forschungs- und Förderorganisationen). Ausführliche Informationen zu den Governance-Strukturen, 3. Bericht Monitoring des Asiatisch-Pazifischen Forschungsraums (2021), APRA-Monitoring-Bericht Schwerpunkt Indien, S. 34 ff.).
Die höchsten FuE-Ausgaben in Indien fallen in den Zuständigkeitsbereich der Ministerien für Verteidigung (DRDO), für Weltraum (DoS) sowie für Atomenergie (DAE). Das Department of Science and Technology (DST) folgt erst an sechster Stelle. In Bezug auf die Finanzierung von FuE außerhalb der zugeordneten Forschungseinrichtungen („Extramural R&D Projects“) liegt das DST jedoch an der Spitze, gefolgt vom Department für Biotechnologie (DBT), dem MEITY für Informationstechnologien und dem MNRE für Erneuerbare Energien (Quelle: Indisches DST: Research & Development Statistics at a Glance 2022-23, S. 4 und 8).
Alle 28 indischen Bundesstaaten (vergleichbar den deutschen Bundesländern) haben Ministerien für Wissenschaft und Innovation eingerichtet. Teilweise sind diese mit den Bildungsministerien kombiniert, die die Verantwortung für die bundesstaatlichen Hochschulen tragen (Quelle: Krishna, V.: RIO Country Report (2015): India, S. 53). Die forschungspolitische Koordination zwischen der Zentralregierung und den Regierungen der Bundesstaaten wird durch die National Institution for Transforming India (NITI Aayog) (“Team India“) geleistet.
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Beratungsgremien für Forschungs- und Bildungspolitik
Das Beratungsgremium Central Advisory Board of Education (CABE) ist das älteste und wichtigste bildungsrelevante Beratungsgremium der indischen Regierung. Seine prioritäre Aufgabe besteht darin, die Zentral-und Landesregierungen in Bildungsangelegenheiten zu beraten. Auf Vorschlag des CABE wurde ein Beratungsausschuss eingerichtet, um die Vorbereitung des Lehrplans der Lehrbücher durch den Bildungsrat National Council of Educational Research and Training (NCERT) zu beaufsichtigen. Das NCERT ist eine Organisation der indischen Regierung, die auf zentraler und Bundesstaatenebene die Regierung unterstützt und zu akademischen Angelegenheiten im Zusammenhang mit der Schulbildung berät.
Die Beratungsgremien Prime Minister’s Science, Technology and Innovation Advisory Council (PM-STIAC) und die Empowered Technology Group (ETG) beraten die Regierung hinsichtlich der nationalen Entwicklung von Wissenschaft und Technologie, wobei das PM-STIAC auch für die Formulierung von Politikempfehlungen zuständig ist. Außerdem haben alle Bundesstaaten und Unionsterritorien eigene Wissenschafts- und Technologieräte (SCST) (Quelle: 3. APRA-Bericht 2021, S. 21).
Die National Institution for Transforming India (NITI Aayog) die an der Entwicklung strategischer und langfristiger politischer und programmatischer Rahmenbedingungen und Initiativen sowie an der Überwachung ihrer Fortschritte und ihrer Wirksamkeit beteiligt ist (siehe vorheriger Abschnitt), führt Studien durch („Knowledge and Innovation Hub“) und berät die Regierung in Bezug auf die Weiterentwicklung des indischen Forschungs- und Innovationssystems.
Der Technology Information, Forecasting and Assessment Council (TIFAC), der dem Department für Wissenschaft und Technologie (DST) des Ministeriums für Wissenschaft und Technologie (MST) unterstellt ist, ist für die Technikfolgenabschätzung zuständig.
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3.5 Politische Zielsetzungen und Programme
Bildungspolitische Ziele und Programme
Die grundlegendsten bildungspolitischen Ziele wurden in der NPE als Vorgängerin der aktuellen „National Education Policy (NEP)“ festgelegt. Die bildungspolitischen Ziele der NPE decken von der Elementarbildung über die Sekundarbildung bis zur Hochschulbildung, sowohl in ländlichen als auch in den städtischen Gegenden Indiens, alle Bereiche der Bildung ab. Sie unterstreicht folgende drei Schwerpunkte in Bezug auf die Elementarbildung: (1) universeller Zugang zu Bildung, (2) universelle Schulpflicht für Kinder bis 14 Jahre sowie (3) die Verbesserung der Bildungsqualität. 2010 trat der „The Right of Children to Free and Compulsory Education (RTE) Act“ von 2009 in Kraft.
Die Regierung Modi strebt eine grundlegende Reform des indischen Bildungswesens an. Insbesondere die Berufsbildung soll verbessert und ausgebaut werden. Dazu hat das 2015 neu gegründete Ministerium für Qualifizierung und Unternehmertum (MSDE) das zentrale Strategiedokument „National Policy for Skill Development and Entrepreneurship" veröffentlicht. Das MSDE schätzt, dass zwischen 2015 und 2022 jedes Jahr etwa 16 Millionen junge Menschen in Indien die Schule beenden und Arbeit suchen. Nur für einen Bruchteil kommt der Besuch einer Hochschule infrage. Vor diesem Hintergrund bemüht sich das Ministerium, so schnell wie möglich einen Rahmen für ein nationales Berufsbildungssystem aufzubauen. Insgesamt sollen bis zum Jahr 2022 104 Millionen Neuankömmlinge für den Arbeitsmarkt geschult werden und zudem knapp 300 Millionen älteren Arbeitskräften ohne formelle Berufsbildung eine Aus-/Weiterbildungsmöglichkeit vermittelt werden.
Dennoch bleiben Zweifel, ob der indische Arbeitsmarkt alle Neuankömmlinge integrieren kann: Daher wird die Gründung von Start-Up-Unternehmen durch das MSDE besonders gefördert. Zudem wird die indische Jugend ermutigt, eine Beschäftigung im Ausland zu suchen, primär in jenen Industrieländern, die aufgrund von Überalterung an einem Fachkräftemangel leiden. Zudem kündigte die indische Regierung 2017 an, insgesamt 50 „India International Skills Centres" (IISC) aufzubauen.
In der „Strategy for New India@75“ wurden bildungspolitische Ziele für den Zeitraum von 2018-22 formuliert (S. 111-125). Demnach war eine Steigerung der Immatrikulationsquote und ein Ausbau des Hochschulsektors geplant. Darüber hinaus erhalten als „Institutions of Eminence" 8 öffentliche und 4 private indische Hochschulen eine besondere Förderung, um Lehre und Forschung von Weltklasse zu fördern.
Unter Präsident Modi wurde im Juli 2020 die „National Education Policy 2020" (NEP 2020) wirksam, die nach 34 Jahren die letzte Bildungsreform Indiens ersetzt hat. Mit dem Ziel, Indien zu einer globalen „knowledge superpower“ zu erheben, sind im gesamten Bildungssystem Umstrukturierungen geplant. In Schulen soll eine Umstrukturierung von Lehrplan und Pädagogik in einem neuen 5+3+3+4-Konzept durchgeführt werden, um eine ganzheitliche Bildung zu ermöglichen, sowie die Lehrkräfteausbildung verbessert werden. Dazu soll die Bedeutung von Berufsbildung einen höheren Stellenwert erhalten. Möglichkeiten zur Berufsbildung sollen sowohl in Sekundarschulen als auch in die Hochschulbildung integriert werden, so dass bis 2025 mindestens 50 Prozent aller Lernenden Erfahrungen in diesem Bereich gemacht haben sollen.
Im Bereich der Hochschulbildung sind wichtige Punkte die Reform der Struktur der indischen Hochschullandschaft und der Hochschulregulierung sowie die interdisziplinäre Ausrichtung und Internationalisierung von Hochschulen (siehe unter Internationale Programmatik).
„Ein wichtiges Ziel ist es, die starke Fragmentierung der Hochschullandschaft aufzuheben, indem bis 2040 kleinere Hochschulen zu großen Universitäten, Colleges und Hochschulcluster mit einem breiten Fächerprofil und einer Mindestzahl von 3.000 eingeschriebenen Studierenden umstrukturiert werden. Durch diese Mindestgröße soll ein Austausch zwischen Studierenden verschiedener Fachbereiche ermöglicht und interdisziplinäre Forschung angestoßen werden – beides im Sinne einer Förderung der Kreativität. Die Universitäten sollen unterschiedlichen Kategorien zugeordnet werden: Forschungsintensive Universitäten, die etwa gleichermaßen Wert auf Lehre als auch Forschung legen und lehrintensive Universitäten, die den Fokus auf die Lehre legen, jedoch auch bedeutende Forschung betreiben. Eine weitere Kategorie sind die Autonomous degree-granting colleges, die sich auf die multidisziplinäre Lehre auf Bachelor-Ebene konzentrieren.“ (Quelle: 3. APRA-Bericht 2021, S. 44).
Durch einen landesweiten Ausbau dieser multidisziplinären Hochschulen soll bis 2035 Brutto-Immatrikulationsquote (Gross Enrolment Ratio) von 50 Prozent erreicht werden (aktuell 26,3 Prozent).
Die indische Regierung informiert über den Stand der Umsetzung von NEP 2020 (Stand Juli 2023). Bisher wurden diverse Richtlinien und Regulierungen zum Erreichen dieser Reformpläne eingeführt, noch ist allerdings unklar, was die genauen Auswirkungen sind. Nennenswert sind hierbei Regulierungen für mehr akademische Kollaboration zwischen indischen und internationalen Hochschulen und Richtlinien für verstärkte Multidisziplinarität in Bildung und Forschung, die beide 2022 in Kraft getreten sind (Überblick Richtlinien unter NEP 2020).
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Forschungs- und Innovationspolitische Ziele und Programme
Die „Strategy for New India@75“, die von Niti Aayog im Oktober 2018 veröffentlicht wurde, gab forschungs- und innovationspolitische Ziele für den Zeitraum von 2018-22 vor (S. 16-19). Sie hielt an dem schon früher formulierten Ziel fest, in Indien einen Anteil der gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2 Prozent zu erreichen. Außerdem sollte Indien 2022/23 unter den TOP 50-Ländern des Global Innovation Index (GII) platziert sein. Dieses Ziel wurde erreicht, 2023 belegt Indien den 40. Rang und gehört zu der Gruppe von Ländern, die im letzten Jahrzehnt am schnellsten in der GII-Rangliste aufgestiegen sind (siehe Länderanalyse Indien im GII 2023).
Die „National Education Policy 2020" (NEP 2020) beinhaltet Ziele mit starkem Forschungs- und Innovationsbezug, so z.B. durch die geplante Schaffung von Forschungsuniversitäten (siehe vorheriger Abschnitt). Mit dem Etablieren von Forschungs- und Entwicklungszentren für neue Technologien an Hochschulen soll eine stärkere Verbindung zwischen Industrie und Hochschulen sowie interdisziplinäre Forschung ermöglicht werden (siehe Guidelines for the establishment of Research & Development Cell (RDC) in Universities and Colleges, März 2022). Zudem wurde 2023 eine neue Forschungsförderorganisation, die Anusandhan National Research Foundation (ANRF) gegründet (siehe Abschnitt Forschungs- und Förderorganisationen).
Das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) sowie das Office of the Principal Scientific Adviser (PSA) streben an, durch einen bottom-up, dezentralen und inklusiven Ansatz eine ganzheitliche und pragmatische Politik für Wissenschaft, Technologie und Innovation zu erarbeiten. Im Dezember 2020 wurde der Entwurf einer neuen Richtlinie vorgelegt, die nach ihrem Inkrafttreten die von der Vorgängerregierung im Jahr 2013 formulierte STIP ersetzen soll (Entwurf Science, Technology and Innovation Policy „STIP 2020“). Der Status der Richtlinie ist derzeit unklar. Übergreifendes Ziel ist es, Indiens technologische Eigenständigkeit zu erreichen und das Land unter den ersten drei wissenschaftlichen Supermächten im kommenden Jahrzehnt zu platzieren. Die Zielsetzungen der NEP 2020 werden ausdrücklich begrüßt. Wichtige Elemente des STIP-Entwurfs sind (siehe APRA-Bericht 3/2021, S. 47):
- Schaffung eines umfassenden Open Science Rahmens;
- Förderung forschungsorientierter Universitäten für interdisziplinäre Wissenschaft, die den Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht wird;
- Etablierung einer Wissenschafts-, Technologie- und Innovationseinheit mit einem Mindestetat in sämtlichen Ministerien und Departments der Zentralregierung, der Bundesstaaten und Gemeinden sowie alle staatlichen Unternehmen;
- Förderung der Zusammenarbeit zwischen Grassroots-Innovatoren und Wissenschaft durch gemeinsame Forschungsprojekte, Fellowships und Stipendien;
- Weiterentwicklung der Wissenschaftsdiplomatie u.a. durch eine häufigere Platzierung von Wissenschafts- und Technologie-Referenten in den indischen Botschaften im Ausland;
- Erschließung der indischen Diaspora mit dem Ziel „die besten Talente durch Stipendien, Praktika und Forschungsmöglichkeiten nach Hause zu holen“.
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Nachrichten
4Internationale Kooperationen des Landes in Bildung, Forschung und Innovation
4.1 Internationale Programmatik
Strategien und Programme
Federführend für die internationale Bildungszusammenarbeit ist das Ministerium für Bildung (MoE). Um die Anzahl der internationalen Studierenden in Indien zu erhöhen, hatte das Vorgängerministerium MHRD im April 2018 das Portal „Study in India" lanciert. Bereits in 2015 wurde die „Global Initiative for Academic Networks" (GIAN) lanciert, um Hochschulpersonal aus dem Ausland für einen Lehraufenthalt an einer indischen Hochschule zu gewinnen.
Die Internationalisierung des indischen Hochschulsektors wird seit 2021 unter der „National Education Policy 2020" (NEP 2020) vorangetrieben. Seit 2023 können Universitäten unter Berücksichtigung der vorhandenen Infrastruktur selbst entscheiden, wie viele neue Studienplätze sie für ausländische Studierende einrichten und in welcher Höhe sie Studiengebühren von diesen erheben. Auch ausländischen Hochschulen bieten sich neue Chancen in Indien, da die Ansiedlung von indischen Zweigstellen sowie die Einrichtung von Studiengängen mit dualen und gemeinsamen Abschlüssen („Joint Degrees“) erleichtert wird. Dazu hat die University Grants Commission (UGC) rund 500 ausländische Hochschulen gezielt angeschrieben und diese unter Verweis auf indische Hochschulen, welche die geforderten Kriterien erfüllen, über die neuen Kooperationsmöglichkeiten informiert. Unter den zahlreichen Richtlinien zur Umsetzung der NEP 2020 sind die folgenden besonders relevant für die Internationalisierung des indischen Hochschulsektors:
- UGC & Department of Education (DoE) 2021: Guidelines for Internationalisation of Higher Education
- UGC 2022: Academic Collaboration between Indian and Foreign Higher Educational Institutions to offer Twinning, Joint Degree and Dual Degree Programmes Regulations
- UGC 2022: Guidelines for admission and supernumerary seats of international students in UG and PG programmes in HEIs in India
- UGC 2203: Setting up and Operation of Campuses of Foreign Higher Educational Institutions in India Regulations
Für die Außenwissenschaftsbeziehungen ist das indische Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MST) in enger Abstimmung u.a. mit dem Ministerium für Auswärtige Beziehungen (MEA), den Indischen Auslandvertretungen sowie den indischen Wissenschaftsreferenten an den Botschaften in Deutschland, Japan, Russland und den USA zuständig (zu den Abkommen siehe Auswahl an Regierungs- und Ressortabkommen mit Partnerländern).
Im Wissenschafts- und Technologiebereich gibt es noch keine übergreifende indische Strategie zu Mobilität und internationaler Kooperation. Für die Förderung von Mobilität sind verschiedene Ministerien und Einrichtungen wie die University Grants Commission (UGC) zuständig. Seit 2017 fördert Department für Wissenschaft und Technologie (DST) Kurzaufenthalte von ausländischen Forschenden, die vor Ort in Indien für einen Zeitraum von bis zu drei Monaten mit einem indischen Partner kooperieren („Visiting Advanced Joint Research Faculty Scheme", VAJRA). Die Zuständigkeit für die Umsetzung wurde von dem aufgelösten Science and Engineering Research Board (SERB) 2024 an die neue National Research Foundation (NRF) transferiert.
Indien hat nicht in demselben Umfang wie China Programme aufgelegt, um die zahlreichen ins Ausland abgewanderten Forschenden zurückzuholen. Es gibt jedoch seit dem letzten Jahrzehnt einzelne Maßnahmen in Form von Stipendien für Rückkehrende („Ramanujan Fellowship" des Department für Wissenschaft und Technologie DST, das primär Rückkehrwillige anspricht, „Ramalingaswamy Re-entry Fellowship" des Department für Biotechnologie, DBT). Auch bisher haben indische Hochschulen von Rückkehrenden profitiert. Eine Umfrage an indischen Hochschulen ergab, dass 19 Prozent der dort beschäftigten promovierten Lehrkräfte ihren Doktorgrad im Ausland erlangt hatten. Von diesen hatten 71 Prozent in den USA promoviert, 10 Prozent in Großbritannien und 7 Prozent in Deutschland (Quelle: Kumar et al. (2014): Analysis of India’s Manpower Resources with Respect to Migration Aspect of Resources and Comparative Capabilities. Published by CSIR-NISTADS).
Zur Forschungskooperation gibt es eine Vielzahl von bilateralen Programmen und Ausschreibungen. Für Ausschreibungen zu naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung und angewandter Forschung ist auf indischer Seite meist das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) zuständig, das teilweise die Global Innovation & Technology Alliance (GITA) mit der Projektadministration beauftragt.
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Internationale Präsenz
Durch zahlreiche indische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die im Ausland ihre Ausbildung absolvieren und forschen, ist Indien international präsent. Das Land hat sich aber bisher bei der Gründung von Forschungs- und Fördereinrichtungen im Ausland zurückhaltend gezeigt. Das Ministerium für Elektronik und Informationstechnologien (MeitY) hat in Südostasien, Zentralasien und in Subsahara-Afrika Technologiezentren eingerichtet, z.B. das Ghana - India Kofi Annan Centre of Excellence in ICT (AITI-KACE), das 2003 gegründet wurde.
Zur Pflege der bilateralen Beziehungen haben eine Reihe von Staaten — Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und die USA — bilaterale Forschungs- und Fördereinrichtungen mit Indien aufgebaut (siehe nächster Abschnitt). Der Sitz dieser Organisationen befindet sich überwiegend in Indien, Sitz des Russian-Indian Scientific & Technological Centre ist in Moskau.
4.2 Bi- und multilaterale Kooperationen
Auswahl an Regierungs- und Ressortabkommen mit Partnerländern
Das Bildungsministerium (MHRD) hat „Educational Exchange Programmes" mit einer Vielzahl von Ländern abgeschlossen (Überblick).
Im Bereich Forschung und Entwicklung bestehen derzeit bilaterale Kooperationsvereinbarungen („bilateral S&T cooperation agreements“) mit 83 Ländern, die durch das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) gepflegt werden. Als wichtige Partnerländer, mit denen die Beziehung ausgebaute wurde, benennt das DST Australien, Kanada, die EU, Frankreich, Deutschland, Israel, Japan, Russland, Großbritannien und die USA (Quelle: Webseite des DST).
Neben dem DST, das bilaterale Kooperationsabkommen in Wissenschaft und Technologie pflegt, sind auch zahlreiche indische Fachministerien in der bilateralen Kooperation aktiv. Meist unterzeichnen die Fachministerien Memoranda of Understanding mit Partnerländern. Zu den aktiven Ministerien, die über ihre Kooperationen informieren, gehören das Ministerium für Elektronik und Informationstechnologien (MeitY Internationale Kooperation) und das Ministerium für neue und erneuerbare Energien (MNRE Internationale Kooperation).
Das indische Department für Biotechnologie (DBT) hat gemeinsam mit der privaten gemeinnützigen Organisation Wellcome Trust 2015 eine eigene Fördereinrichtung für biomedizinische Forschung in Indien („The Wellcome Trust/DBT India Alliance“) gegründet, die Individualförderung vergibt.
Zur Pflege der bilateralen Beziehungen haben eine Reihe von Staaten bilaterale Förder- und Forschungseinrichtungen mit Indien aufgebaut. Viele der Fördereinrichtungen arbeiten bereits über einen längeren Zeitraum, so die United States India Education Foundation (USIEF) seit 1950, das Shastri Indo-Canadian Institute (SICI) seit 1967, das Indo French Centre for the Promotion of Advanced Research (IFCPAR/CEFIPRA) seit 1987 und das India-US Science & Technology Forum (IUSSTF) seit dem Jahr 2000. Deutschland hat mit der Einrichtung des Indo-German Science and Technology Centre (IGSTC) im Jahr 2010 eine ähnliche Initiative unternommen.
Die Dachorganisation der britischen Forschungsräte UKRI unterhält eine Auslandspräsenz in Neu-Delhi (UKRI India). Mit Großbritannien hat Indien 1996 einen Kooperationsvertrag zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit unterzeichnet. Seit 2006 wurden in drei Phasen Kooperationen der Hochschulen unter dem Programm „UK India Education and Research Initiative" (UKIERI) gefördert. 2018 wurde zudem eine UK-India Tech Partnership vereinbart. bei der Neuausrichtung der britischen Forschungskooperation mit Hilfe des International Science Partnership Fund (ISPF) ist Indien eines der wichtigsten Partnerländer 2023 vereinbarten die beiden Länder unter anderem
- die Gründung des UK-India Net Zero Innovation Virtual Centre zur Dekarbonisierung von Produktion und Verkehr;
- Mehrere gemeinsame Förderaufrufe von UK Research & Innovation (UKRI) zusammen mit dem indischen Ministerium für Wissenschaft und Technologie (DST);
- ein Programm für britisch-indische Hochschulpartnerschaften.
Unter der Präsidentschaft Bidens baut die USA die Kooperation mit Indien als größter Demokratie der Welt in einer Reihe von Forschungsfeldern gezielt aus. Dies geschieht zum einen multilateral innerhalb der sogenannten Quad Gruppe zusammen mit Australien und Japan (siehe unter Mitgliedschaften in internationalen Regierungsorganisationen und -foren), aber auch bilateral. Im Mai 2022 kündigten US-Präsident Biden und der indische Premierminister Modi die amerikanisch-indische Initiative für kritische und neu entstehende Technologien an, um die strategische Technologiepartnerschaft und die industrielle Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich zwischen den Regierungen, Unternehmen und akademischen Einrichtungen beider Länder zu verbessern und auszubauen.
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Teilnahme an europäischen Programmen und Initiativen
Indien engagiert sich seit längerem in Organisationen, die große Forschungsinfrastrukturen in Europa aufbauen und betreiben. So beteiligt sich Indien als einer von sieben gleichberechtigten Partnern – Japan, Russland, China, Südkorea, Indien, die USA und die Europäische Atomgemeinschaft EURATOM – an der Errichtung von ITER („International Thermonuclear Experimental Reactor“) in Frankreich. Das Fernziel von ITER ist die Stromerzeugung aus Fusionsenergie.
Bei der 1954 gegründeten Europäischen Organisation für Kernforschung CERN mit Hauptsitz in Genf hatte Indien bereits seit Langem einen Beobachterstatus. 2017 erhielt Indien als zweiter nicht-europäischer Staat nach Pakistan den Status eines Assoziierten Mitglieds.
Indien ist außerdem seit 2010 der einzige nicht-europäische Mitgliedsstaat in der Trägerorganisation für die Teilchenbeschleunigeranlage FAIR (Anlage für Antiprotonen- und Ionenforschung), die in Darmstadt aufgebaut wird. FAIR wurde in die Roadmap des European Strategy Forum on Research Infrastructures (ESFRI) aufgenommen.
In der Bildung arbeiten Indien und die EU vor allem im Bereich Hochschulen zusammen: Seit 2007 fördert das Erasmus-Mundus-Programm (jetzt Erasmus+) die Mobilität von Studierenden und Hochschullehrkräften.
Seit 2001 besteht ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit zwischen Indien und der Europäischen Union.
Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Kooperation mit Indien im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden. Einrichtungen aus Indien können sich an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in Ausnahmefällen auch eine Förderung erhalten. Dasselbe galt bereits für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Zur Beteiligung an Horizont 2020 liegen jetzt vorläufige finale Zahlen vor. Bis Dezember 2021 warb Indien Fördergelder in Höhe von 4 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 78 Projekten, an denen sich das Land beteiligte, wies mit 44 Projekten mehr als die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Vertragsdatenbank). Ab 2018 stellten unter Horizont 2020 zwei Ministerien Ko-Finanzierungen für indische Einrichtungen bereit. Das Department für Biotechnologie (DBT) war dabei für Gesundheit, Landwirtschaft, Bioökonomie und Bioenergie zuständig, während das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) die Zuständigkeit für sonstige Wissenschaftsbereiche übernahm, die für Indien von strategischem Interesse sind. Ein vergleichbarer Unterstützungsmechanismus fehlt derzeit noch für Horizont Europa.
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Mitgliedschaften in internationalen Regierungsorganisationen und -foren
Indien ist Mitglied der G20. Während die G7 ein informeller Zusammenschluss der klassischen Industrieländer ist, gehören zu den G20 auch die BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika sowie Argentinien, Australien, Saudi-Arabien und die Türkei. Durch die Mitgliedschaft ist das Land an den jährlichen Beschlüssen der Staats- und Regierungschefs beteiligt, die auch Bildung und Forschung betreffen können. Zusätzlich finden Treffen der G20-Bildungs- und Wissenschaftsministerien statt.
Indien ist bereits seit 1946 Mitglied der UNESCO. Neuigkeiten und Informationen zu UNESCO-Aktivitäten in Indien in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation finden sich auf der Länderseite der UNESCO.
Indien ist ein Schlüsselpartner der OECD. Es hat sich an mehreren Initiativen der Direktorate für Bildung und für Wissenschaft beteiligt.
Indien ist außerdem Mitglied in den folgenden internationalen Regierungsorganisationen, die Schwerpunkte in den Bereichen Forschung und Innovation setzen:
- Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC);
- Weltbiodiversitätsrat (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, IPBES).
Seit 2017 ist Indien mit der Internationalen Energieagentur (International Energy Agency, IEA) assoziiert. Eine Mitgliedschaft in der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency, IRENA) besteht derzeit nicht.
Darüber hinaus ist Indien seit 1992 Dialogpartner der zehn ASEAN-Mitgliedsstaaten („Association of South East Asian Nations“).
Indien gehörte 2007 mit den USA, Australien und Japan zu den Gründungsmitgliedern der sogenannten Quad-Gruppe. Dabei handelt es sich um eine Kooperation großer Demokratien im asiatisch-pazifischen Raum, die zunächst ausschließlich auf Sicherheitspolitik fokussiert war. Seit 2022 treiben die Mitglieder auch die Kooperation in Wissenschaft und Technologie voran, so beispielsweise mit einem neuen Stipendienprogramm.
Seit 2009 treffen sich die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika jährlich. Zwischen 2014 und 2018 fanden die ersten sechs Treffen der BRICS-Minister für Wissenschaft und Technologie statt. Zu den bisherigen Ergebnissen des BRICS-Prozesses gehören die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding von 2015 („MoU on Cooperation in Science, Technology and Innovation between the Governments of BRICS Countries“), ein gemeinsames Forschungsrahmenprogramm (siehe unten) sowie ein Aktionsplan zur Innovationskooperation (2017-2020).
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- UNESCO - Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur
- OECD: Themenseite Bildung
- OECD: Themenseiten Wissenschaft, Technologie und Innovation
- IPCC - Weltklimarat
- IPBES - Weltbiodiversitätsrat
- IEA - Internationale Energieagentur
- ASEAN - Vereinigung südostasiatischer Staaten
- BRICS STI Framework Programme - Zusammenarbeit der BRICS-Staaten in Forschung, Technologie und Innovation
Teilnahme an multilateralen Programmen und Initiativen
Die BRICS haben 2015 auf dem vierten Ministertreffen in Moskau ein gemeinsames multilaterales Rahmenprogramm für Wissenschaft, Technologie und Innovation ins Leben gerufen (BRICS STI FP). Das Sekretariat, das bei der Russian Foundation for Basic Research (RFBR) eingerichtet wurde, hat seit 2016 sechs koordinierte Förderbekanntmachungen für prioritäre Themen veröffentlicht (Stand Januar 2024). Die Partner der Forschungskonsortien müssen aus mindestens drei verschiedenen BRICS-Ländern stammen. Die verantwortliche Förderorganisation auf indischer Seite ist das Department für Wissenschaft und Technologie (DST).
Im Rahmen der Kooperation mit ASEAN hat Indien seit 2008 den gemeinsamen Förderfonds „ASEAN India S&T Development Fund" (AISTDF) aufgebaut, um damit Kooperationsprojekte und Mobilität zwischen den südostasiatischen Staaten und Indien zu unterstützen. Das DST und das indische Ministerium für Auswärtige Beziehungen (MAE) tragen gemeinsam die Kosten von 5 Millionen USD jährlich (ASEAN-India Science and Technology Collaboration, AISTIC).
Indien ist assoziiertes Mitglied in der Initiative Global Biodiversity Information Facility (GBIF).
Die Indian National Science Academy und der Indian Council of Social Science Research (ICSSR) vertreten Indien in der weltweit größten Nichtregierungsorganisation im Bereich Wissenschaft, dem Internationalen Wissenschaftsrat (Internationalen Science Council, ISC).
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Sitzland für Einrichtungen internationaler Organisationen
Das International Center for Genetic Engineering and Biotechnology (ICGEB) ist eine internationale Forschungs- und Fördereinrichtung, die sich durch hohe Exzellenzstandards auszeichnet. Das ICGEB erreichte 1996 die volle Unabhängigkeit und hat heute über 60 Mitgliedsländer. Neben dem Hauptsitz in Italien (Triest) gibt es Zweigstellten („components") in Indien und Südafrika (Kapstadt). Die indische Zweigstelle in Neu Delhi arbeitet mit der Jawaharlal Nehru University (JNU) zusammen. Die Forschungen konzentrieren sich auf den biomedizinischen Bereich. Das Scimago Institutions Ranking (SIR) listet das ICGEB über die letzten Jahre regelmäßig unter den zehn besten außeruniversitären Forschungseinrichtungen Indiens auf.
Das International Crops Research Institute for the Semi-Arid Tropics (ICRISAT) in Patancheru arbeitet an der Züchtung von dürresistenten Nutzpflanzen. Als Teil der Beratungsgruppe für Internationale Agrarforschung (CGIAR) ist ICRISAT global vernetzt und verfügt auch über Forschungsstationen in Afrika.
Das 1992 etablierte UNESCO Chairs Programme fördert internationale Kooperation zwischen Universitäten mit dem Ziel institutionelle Kapazitäten durch Wissensaustausch und Zusammenarbeit zu erweitern. In Indien gibt es zehn UNESCO Chairs. Der jüngste von ihnen ist der UNCESCO Chair in Gender Equality und wurde 2016 von der Amrita University in Coimbatore ins Leben gerufen (Quelle: UNESCO).
5Weitere Informationen
Nähere Informationen zu Indien erteilt im Auftrag des BMBF der DLR Projektträger.
Fachlicher Ansprechpartner für Indien ist:
Herr Dr. Martin Goller
DLR Projektträger
Europäische und Internationale Zusammenarbeit
Tel: +49 228 3821 - 1407
E-Mail: martin.goller(at)dlr.de
Impressum
Erscheinungsweise online unter
Eine Initiative vom:
Gemeinsame Betreiber des Portals Kooperation International und Herausgeber der Länderberichte sind:
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
DLR Projektträger
Europäische und internationale Zusammenarbeit
Heinrich-Konen-Str. 1
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VDI Technologiezentrum GmbH
Abteilung Innovationspolitik
VDI-Platz 1
40468 Düsseldorf
Zentrale E-Mail: info(at)kooperation-international.de