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Länderbericht: Republik Korea (Südkorea)

Länderbericht Republik Korea (Südkorea)

Kooperation international

 

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

1Allgemeine Landesinformationen

Bevölkerung und Geografie

Tabelle 1: Bevölkerung und Geografie
Quelle: Auswärtiges Amt, CIA World Factbook, Korea.net

Ländername

Republik Korea

umgangssprachl.: Südkorea

Daehan Minguk (dt.: Große Han-Republik)

Hauptstadt

Seoul

Fläche

99.720 km²

(Stand 2024)

Bevölkerungszahl

52.081.111

(Schätzung 2024)

Lebenserwartung

Männer: 80,3 Jahre,

Frauen: 86,6 Jahre

(Schätzung 2021)

Altersstruktur

0-14: 11,3%

15-64: 69,4%

65 und älter: 19,3%

(Schätzung 2024)

Bevölkerungswachstum

0,21%

(Schätzung 2024)

Sprachen

Koreanisch

Religionen

Buddhisten (16%)

Protestanten (17%)

Katholiken (6%)

Keine (60%)

Nationaltag

3. Oktober (National Foundation Day)

Zeitzone

MEZ + 8

Keine Sommer-/Winterzeitumstellung. Differenz zu Mitteleuropa beträgt im Winter +8 Std. und im Sommer +7 Std.

Unabhängigkeit

Tag der Unabhängigkeitsbewegung (1. März)

 

Tag der Verfassung (17. Juli)

 

Tag der Befreiung (15. August)

 

Hangeul-Tag (9. Oktober)

Währung

Won (KRW)

   

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Politik und Administration

Tabelle 2: Politik und Administration
Quellen: Auswärtiges Amt, Ministry of Foreign Affairs, Ministry of Education, Ministry of Science and ICT, Ministry of Science and ICT, Ministry of Trade, Industry and Energy, National Assembly of the Republic of Korea, Korea.net

Ländername

Republik Korea

Hauptstadt

Seoul

Staatsform / Regierungsform

Republik mit Präsidialverfassung, nur eingeschränkte Selbstverwaltung der Kommunen und Provinzen

Staatsoberhaupt

YOON Suk-yeol

(seit 10. Mai 2022)

Regierungschef

HAN Duck-soo

Außenminister

CHO Tae-yul

(seit Dezember 2023)

Minister/-in für Bildung

LEE Ju-Ho

Minister für Wissenschaft und IKT

YOO Sang-im

(seit August 2024)

Minister für Handel, Industrie und Energie

AHN Duk-geun

(Januar 2024)

Parlament

Nationalversammlung (300 Sitze)

Nächste Parlamentswahl 2028

(alle 4 Jahre)

 

Nächste Präsidentschaftswahl 2027

(alle 5 Jahre)

 

Aktuelle Zusammensetzung (April 2024):

Democratic Alliance: 175 Sitze

People Power Party: 108 Sitze

Rebuliding Korea Party: 12 Sitze

New Reform party: 3 Sitze

New Future Party: 1 Sitz

Regierungsparteien

Democratic Party of Korea (175 Sitze, Stand April 2024)

Verwaltungsstruktur

9 Provinzen, 6 Großstädte, 1 besondere Stadt (teugbyeolsi) und 1 besondere selbstverwaltete Stadt (teukbyeoljachisi)

   

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Politisches System

Die Republik Korea ist ein demokratisch regiertes Land mit einer Präsidialverfassung und einem Einkammer-Parlament ("Gukhoe" - Nationalversammlung).

Das Staatsoberhaupt (Präsident) der Republik Korea wird direkt vom Volk gewählt. Der Präsident ernennt die Minister und - mit Zustimmung der Nationalversammlung - den Premierminister. Er verfügt über ein aufschiebendes Vetorecht gegen Beschlüsse der Nationalversammlung. Gleichzeitig ist er oberster Befehlshaber der Streitkräfte.

Der Premierminister der Republik Korea wird mit der Zustimmung des südkoreanischen Parlaments vom Präsidenten ernannt. Er leitet die Regierung. Die Parlamentarier werden für vier Jahre gewählt.

Am 10. April 2024 fanden in Südkorea die 22. Parlamentswahlen statt. Die größte Oppositionspartei, die Demokratische Partei (DP), gewann mit 175 Sitzen die Mehrheit der 300 Sitze in der Nationalversammlung gegenüber 108 Sitzen der regierenden People Power Party (PPP). Die Wahlbeteiligung war mit 67 Prozent die höchste seit 32 Jahren. Die Wahl, die traditionell als implizites Referendum über den amtierenden Präsidenten angesehen wird, fand große Beachtung als Gelegenheit, die Zustimmung der südkoreanischen Bürger zu Präsident Yoon Suk Yeol zu messen. Der Sieg der größten Oppositionspartei deutet darauf hin, dass die Beziehungen zwischen Präsident Yoon und der Legislative weiterhin angespannt sein werden. Seit seinem Amtsantritt stößt die Innenpolitik von Präsident Yoon häufig auf starken Widerstand in der Nationalversammlung, die überwiegend von der progressiven Opposition kontrolliert wird, die etwa 60 Prozent der Sitze innehat. Er werden in der neuen Legislaturperiode keine wesentlichen Änderungen erwartet.

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Wirtschaftsinformation

Südkorea hat einen bemerkenswerten Aufstieg hinter sich. Noch Ende der 50er Jahre gehörte es zu den ärmsten Ländern der Welt mit einer von Landwirtschaft geprägten Ökonomie. Heute gehört es zu den wirtschaftlich stärksten Nationen und stellt ein Hochtechnologieland mit hohem Innovationstempo dar. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 1.713 Mrd. USD (2023) liegt Südkorea auf Platz 14 der Volkswirtschaften der Welt (IMF). Das Bruttonationaleinkommen pro Kopf lag 2023 bei 33.192 USD. Bei den Währungsreserven belegte Südkorea Ende 2023 mit 394,6 Mrd. USD weltweit Rang 8. Im Jahr 2023 erzielte Korea ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag 2023 bei 2,7 Prozent.

Die tatsächlich getätigten ausländischen Direktinvestitionen lagen 2022 bei 17 Mrd. USD. Wichtigste Investoren in dem Zeitraum waren EU (28 Prozent), Kaimaninseln (20,2 Prozent), USA (12,4 Prozent), Singapur (10,9 Prozent), Japan (5 Prozent), Taiwan (1,8 Prozent) Hongkong (1,7 Prozent), und China (1,6 Prozent).

Ausführliche Wirtschaftsdaten zu Korea finden Sie in der Reihe „Wirtschaftsdaten kompakt“ von Germany Trade and Invest (GTAI). Diese wird zweimal jährlich im Mai und November aktualisiert.

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2Zusammenfassung

2.1 Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik

Südkorea gehört mit seiner leistungsstarken Wirtschaft und seinen großen technologischen Fähigkeiten zu den wirtschaftlich stärksten Ländern der Welt. Seine Erfolge in der Wirtschaftspolitik sind auch darauf zurückzuführen, dass Südkorea schon früh in Forschung und Entwicklung (FuE) investierte. Im weltweiten Vergleich liegt Südkorea mit FuE-Gesamtausgaben in Höhe von 143,7 Milliarden USD (kaufkraftbereinigt; kaufkraft- und inflationsbereinigt: knapp 134 Millarden USD) 2023 auf Rang 5 hinter den USA, China, Japan und Deutschland. Einen Spitzenplatz nimmt Südkorea in Bezug auf seine FuE-Intensität, das heißt den Anteil der gesamten FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP), ein: Hier platziert sich Südkorea mit 5 Prozent OECD-weit auf dem zweiten Rang hinter Israel mit 6,3 Prozent und somit deutlich vor den USA mit 3,45 Prozent (siehe FuE-Indikatoren).

Die hohe FuE-Intensität ist in Südkorea vor allem durch das starke Engagement der Unternehmen bedingt, deren Anteil – ähnlich wie in Japan und Israel - mehr als drei Viertel an den Gesamtausgaben ausmacht. Der Staat hat in Südkorea durch vergleichsweise intensive staatliche Förderung gleichwohl seinen Anteil an den Ausgaben der Unternehmen. Der Großteil der FuE-Ausgaben wird von industriellen Großunternehmen (u.a. Samsung, Hyundai, LG-Group) bestritten. Dabei geht es seit jeher primär um anwendungsnahe Forschung. Die hohe Akzeptanz für technische Neuerungen und die großen Anstrengungen der koreanischen Regierung beschleunigen das Tempo der technischen Entwicklungen.

In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen liegt Südkorea 2023 im weltweiten Vergleich auf Rang 12, während China Rang 1, die USA Rang 2, Indien Rang 3 und Japan Rang 7 belegt (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 22, 2025, from https://www.scimagojr.com).

Im Global Innovation Index (GII) 2023 werden Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet werden. Südkorea platziert sich auf Rang 10 und hat sich im weltweiten Vergleich somit etwas verschlechtert (2022: Rang 6; 2021: Rang 5). Dennoch ist Südkorea im GII 2023 damit nach Singapur (Rang 5) und vor China (Rang 12) und Japan (Rang 13) das zweitinnovativste Land Asiens. Wichtige Forschungsbereiche, in denen Korea führend ist, sind Halbleiter, Elektronik, Mikrosystemtechnik, Robotik, Nanotechnologien, Displaytechnologien, Optische Technologien und Biotechnologie.

Das Ministerium für Wissenschaft und IKT (Ministry of Science and ICT, MSIT) und das Ministerium für Technologie, Industrie und Energie (Ministry of Technology, Industry and Energy, MOTIE) sind die staatlichen Hauptakteure im Bereich Forschung, Entwicklung und Innovation. Daneben sind weitere Ministerien für Forschung in ihren jeweiligen Bereichen zuständig. Für Schulen und Hochschulen liegt die Zuständigkeit beim Bildungsministerium (Ministry of Education, MOE). In Bezug auf Berufsbildung teilt sich das Bildungsministerium die Zuständigkeit mit dem Ministerium für Beschäftigung und Arbeit (Ministry of Employment and Labor, MOEL).

Südkorea gehört zu den wenigen OECD-Ländern, in denen die Ausgaben für FuE an außeruniversitären Forschungseinrichtungen über denen der Hochschulen liegen (siehe FuE-Indikatoren). Insgesamt sind etwa 50 Institute den beiden großen Dachorganisationen National Research Council of Science and Technology (NST) und National Research Council for Economics, Humanities and Social Sciences (NRC) unterstellt. Dazu kommen Ressortforschungseinrichtungen, so zum Beispiel für Meeresforschung. Die Etablierung von international wettbewerbsfähigen Exzellenzuniversitäten wurde in Südkorea seit 1999 durch eine Reihe von Programmen vorangetrieben, darunter durch das „Brain Korea 21 Project“ (aktuell „BK21 FOUR” ) und das „World Class Universities Project“. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sind viele Hochschulen unter einem zentralen Evaluierungssystem verpflichtet worden, Studienplätze zu reduzieren.  Inzwischen plant das Bildungsministerium allerdings, die zentrale Kontrolle über die südkoreanischen Hochschulen abzumildern. Damit verbunden ist ein Mehr an Hochschulautonomie sowie eine Verbindung mit regionalen Innovationssystemen.

Die wichtigste Forschungsfördereinrichtung für Hochschulen ist die National Research Foundation (NRF), während für Unternehmen das Korea Institute for the Advancement of Technology (KIAT) und eine Vielzahl spezialisierter Förderorganisationen tätig wird.

Die Abhängigkeit der koreanischen Wirtschaft von wenigen Großunternehmen soll durch die Förderung von Innovation und Internationalisierung der bislang stark von den Chaebol abhängigen mittelständischen Unternehmen sowie von Start-Ups reduziert werden. Dafür wurde ein eigenes sükoreanisches Ministerium, das Ministerium für KMU und Startups (MSS) geschaffen. Der Anteil der KMU an den FuE-Ausgaben der Unternehmen ist in den letzten Jahren leicht angewachsen.

Die strategischen Ziele der Regierung für den Zeitraum 2023-27 gibt der Fünfte Basisplan /Masterplan für Wissenschaft und Technologie („5th Science and Technology Basic Plan/Master Plan“) vor. Südkorea muss seine Forschungspolitik vor dem Hintergrund eines zunehmenden Kampfes zwischen den USA und China um die technologische Vorherrschaft gestalten. Die südkoreanische Politik bleibt daher stark auf Technologien fokussiert. 12 nationale strategische Technologiefelder werden unter dem Fünften Basisplan schwerpunktmäßig gefördert. Dazu zählen 1. Halbleiter, 2. Bildschirme, 3. wiederaufladbare Batterien, 4. fortgeschrittene Mobilität, 5. Next-Gen-Kernenergie, 6. fortgeschrittene Biotechnologie, 7. Luft- und Raumfahrttechnik sowie Meerestechnik, 8. Wasserstoff, 9. Cybersicherheit, 10. Künstliche Intelligenz (KI) und Kommunikation der nächsten Generation, 11. fortgeschrittene Robotik und Fertigung sowie 12. Quantentechnologie. Die Regierung hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, bis 2030 in den Bereichen KI-Halbleiter, Biotechnologie und Quantentechnologie jeweils zu den drei globalen Spitzenreitern zu gehören (siehe Download Office of the President Republic of Korea: Leap to Global Top 3 in AI-Semiconductor, Advanced Biotechnology & Quantum Technology”, 25 April 2024).  

2.2 Überblick zur internationalen Kooperation

Für Südkorea ist die internationale Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung in erster Linie Außenwirtschaftspolitik. Diese wird durch das koreanische Außenministerium MOFA (Ministry of Foreign Affairs), aber auch durch die entsprechenden Ministerien vorangetrieben. Für die internationale Bildung ist das Bildungsministerium (MOE) zuständig, das bei der Umsetzung seiner Strategien durch das National Institute for International Education (NIIED) unterstützt wird. Südkoreanische Hochschulen bieten verschiedene Stipendienprogramme für ausländische Studierende an, die zwischen 30 bis 100 Prozent der fälligen Studiengebühren decken können. Darüber hinaus steht eine Reihe von staatlichen Stipendien zur Verfügung. Ein solches Regierungsprogramm ist zum Beispiel das Global Korea Scholarship (GKS) (Quelle: DAAD-Ländersachstand 2020). Das gegenwärtige Ziel sind 200.000 ausländische Studierende bis zum Jahr 2023.

Ein Blick auf Studierende, die einen Abschluss in Südkorea anstreben, zeigt allerdings, dass das Hochschulstudium in Südkorea derzeit noch vergleichsweise wenig internationalisiert ist. So betrug der Anteil der etwa 119.000 ausländischen Studierenden an der Gesamtzahl der Studierenden 2021 lediglich 3,1 Prozent und lag somit unter dem OECD-Durchschnitt (siehe Bildungsindikatoren). Auch der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an der Gesamtzahl der wissenschaftlichen Publikationen war in Südkorea im Jahr 2023 mit 34,3 Prozent vergleichsweise gering, in Deutschland werden aktuell über 50 Prozent erreicht (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).

Zum Vergleich: In Deutschland liegen die entsprechenden Anteile deutlich höher, so für den Anteil der internationalen Ko-Publikationen bei 52,7 Prozent und für internationale Studierende insgesamt bei 11 Prozent. In der für die Wissenschaft wichtigen Promotionsphase hatte Südkorea über längere Zeit höhere Anteile als Deutschland von ausländischen bzw. internationalen Promovierenden. 2020 meldete Deutschland jedoch einen Anteil von 23 Prozent (2019 von 12 Prozent). Dies liegt nun über den 17 Prozent von Südkorea, siehe Bildungsindikatoren). Die wichtigsten Herkunftsländer für ausländische Studierende in Südkorea sind China, Vietnam, die Mongolei, Usbekistan und Japan.

Der Anteil der koreanischen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben, liegt über dem OECD-Durchschnitt (siehe Bildungsindikatoren). Die wichtigsten Zielländer sind die USA, Japan, Australien, Kanada und Großbritannien. Deutschland folgt auf Rang 6 (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).

Unter den fünf wichtigsten Ko-Publikationsländern der letzten vier Jahre liegen die USA an erster Stelle, gefolgt mit deutlichem Abstand von China, Indien, Japan und Großbritannien. Deutschland belegt als zweitplatziertes europäisches Land hinter Großbritannien Rang 6 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).

Sowohl die National Research Foundation (NRF) als auch die Förderagentur für Unternehmen, das Korea Institute for Advancement of Technology (KIAT), fördern internationale Forschungskooperationen im Rahmen bilateraler Bekanntmachungen mit ausgewählten Partnerländern. Das NRF gibt auf seiner Webseite einen Überblick aller internationalen Programme (Überblick Programme).

Einige Niederlassungen im Ausland hat Südkorea teilweise schon vor Jahrzehnten gegründet, so beispielsweise 1996 das Korea Institute of Science and Technology (KIST Europe) in Saarbrücken sowie in den 2010er Jahren die Korea Innovation Centres (KIC) in Europa, China und den USA (KIC Washington und KIC Silicon Valley, KIC China). Die Aufgabe von KIC ist es, innovativen kleinen und mittleren Unternehmen und Start-Ups aus Südkorea durch internationale Vernetzung neue Marktchancen zu eröffnen (siehe nächster Abschnitt zu KIC-Europe in Berlin und KIST Europe).

Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Wettberwerbs um technologische Vorherrschaft hat die südkoreanische Regierung eine strategische Neuausrichtung der internationalen Kooperation unter der 2023 verkündeten „Global R&D Promotion Strategy“ in Angriff genommen (MSIT Press Release:Preparing the Foundation for Investment, Cooperation System, and Strategy to Advance as a Global Leader in International Research and Development“,  30 May 2024). Die bestehenden Zentren im Ausland sollen neu organisiert und besser koordiniert werden. Bei der Auswahl von Kooperationsländern soll eine „Global R&D Strategy Map“ helfen. Geplant ist auch eine ministerienübergreifende Konzentration von Ressourcen auf sogenannte „Global R&D Flagship Projects“. Neu ist ein 2024 gestartetes Programm der koreanischen Regierung zur Einrichtung von internationalen Technologiekooperationszentren. Fünf von sechs ausgewählten Partnern sind Hochschulen in den USA (u.a. Massachusetts Institute of Technology MIT, Yale University etc.). Daneben wurde als einzige Einrichtung außerhalb der USA auch die deutsche Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) mit acht ihrer Institute ausgewählt (siehe „Korea aims to promote global R&D projects with 6 overseas institutions In: Korea Times, 5 April 2024 und Abschnitt Kooperation mit Deutschland).

Mit der Europäischen Union (EU) hat Südkorea 2007 ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit  abgeschlossen. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Zusammenarbeit mit Südkorea im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden.

Die Verhandlungen über die Assoziierung Südkoreas mit der Säule II des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) konnten im März 2024 erfolgreich abgeschlossen werden. Nach der Unterzeichnung und Ratifikation des Assoziierungsabkommens könnten südkoreanische Hochschulen und sonstige südkoreanische Einrichtungen als Mitglieder erfolgreicher Projektkonsortien voraussichtlich ab Anfang 2025 Fördermittel unter Horizont Europa erhalten.

Bevor eine Assoziierung in Kraft tritt, gelten folgende Regeln: Einrichtungen aus Südkorea sind unter Horizont Europa (2021-27) teilnahmeberechtigt, erhalten jedoch in der Regel keine europäischen Fördergelder. Zur Schließung dieser Lücke hat Südkorea einen Ko-Finanzierungsmechanismen eingerichtet. Ähnliche Regeln galten bereits seit 2020 unter dem Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Bis Januar 2025 warb das Land unter Horizont Europa noch ohne Assoziierung Fördergelder in Höhe von etwa 275.000 Euro ein. Unter den insgesamt 50 Projekten, an denen sich Südkorea beteiligte, verzeichneten mit 40 Projekten vier Fünftel auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).

Als erstes asiatisches Land trat Südkorea im Juni 2009 als assoziiertes Mitglied dem Netzwerk zur Unternehmens- und Innovationsförderung EUREKA bei. Das Land  beteiligt sich auch an dem gemeinsamen Förderprogramm Eurostars. Vertreten wird Südkorea in diesen Programmen jeweils durch die international sehr aktive Förderagentur für Unternehmen Korea Institute for the Advancement of Technology (KIAT).

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2.3 Überblick zur Kooperation mit Deutschland

Das Pendant zum deutschen Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ist das nationale Forschungszentrum KRIVET (Korea Research Institute for Vocational Education and Training). Beide Institute arbeiten wissenschaftlich zusammen. 2018 haben BIBB und KRIVET im Rahmen einer neuen Kooperationsvereinbarung eine vertiefte Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Forschung und Entwicklung zur beruflichen Bildung sowie einen regelmäßigen Informations- und Erfahrungsaustausch insbesondere zum Thema „Digitalisierung der Arbeitswelt“ beschlossen. Neben dem KRIVET arbeitet auch HRD Korea (Human Resources Development Service of Korea), eine dem koreanischen Arbeitsministerium MOEL (Ministry of Employment and Labor) unterstellte Institution, bilateral mit Deutschland zusammen.

Südkoreanische kleine und mittlere Unternehmen setzen bereits vereinzelt auf Ausbildungsmodelle, die an das deutsche Modell angelehnt sind. So hat beispielsweise das koreanische Unternehmen C&M Robotics eine „Meister-Akademie“ nach dualem Vorbild aufgebaut. Die Außenhandelskammer (AHK) in Südkorea entwickelt derzeit gemeinsam mit den Firmen Mercedes Korea und BMW Korea eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker in Korea, an der sich 90 Auszubildende beteiligen sollen. Ziel ist es, Fachkräfte für die Betriebe in Korea zu qualifizieren.

Für Südkorea hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für südkoreanische Studierende platziert sich Deutschland unter den Top 5, als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen unter den Top 10 (siehe vorheriger Abschnitt).

Seit der Unterzeichnung des Regierungsabkommens zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit im Jahr 1986 haben sich zahlreiche und weitgefächerte Kooperationen zwischen Deutschland und Südkorea entwickelt. Das Bundesministerium für für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) als Nachfolger des BMBF stellt über seine internationale Abteilung Mittel Strukturmaßnahmen und 2+2-Projekte bereit. Zudem wurde im Sommer 2024 eine gemeinsame bilaterale Förderbekanntmachung des BMBF und des südkoreanischen Wirtschaftsminsteriums MOTIE zu den Themen Halbleiter und Assistenzrobotik veröffentlicht (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMFTR).

Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist 626 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Südkorea aus. 172 deutsche Hochschulen kooperieren mit 98 südkoreanischen Hochschulen und 12 sonstigen Einrichtungen (Stand: 08/2024). Besonders aktiv ist die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen.

Das Korea Institute of Science and Technology Europe (KIST Europe) nutzt die räumliche Nähe zur Universität Saarbrücken. 2017 haben die beiden Akteure das „Transferzentrum Nachhaltige Elektrochemie“ gegründet, um zu Fragen der Energiespeicherung gemeinsam zu forschen.

Internationale Mobilität von und nach Korea wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.

2023 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Südkorea an 714 (510) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 41 (43) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 244 (287) und 77 (61) Geförderte aus Südkorea eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt, darunter auch Deutschlandaufenthalte, zu finanzieren.

Die AvH fördert Spitzenwissenschaftlerinnen  und -wissenschaftler aller Fächer und Länder, die mit Hilfe von Forschungsstipendien und -preisen in Deutschland tätig werden. 2023 vergab die AvH 4 Forschungsstipendien und 2 Forschungspreise an Geförderte aus Südkorea.

Auch die großen deutschen Forschungsorganisationen pflegen die Zusammenarbeit mit Südkorea.

2023 beherbergte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) 223 südkoreanische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und sie führte 47 Projekte mit Partnern in Südkorea durch. 2012 wurde ein Max-Planck-Forschungszentrum an der POSTECH University im südkoreanischen Pohang eingerichtet (siehe unten).

2023 hat die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) 106 Forschungsprojekte mit koreanischen Partnern durchgeführt. Ab 2023 soll das „Germany-Korea Technology Cooperation Center for Global Value Chains“ am Fraunhofer IKTS in Dresden deutsch-südkoreanische Projekte zur industriellen Forschung und Entwicklung (FuE) koordinieren. Auch in Südkorea selbst ist die FhG vor Ort präsent (siehe unten).

Die Leibniz Gemeinschaft registrierte 25 vertragliche Kooperationen mit Südkorea. Für die Einrichtung eines gemeinsamen Forschungszentrums vor Ort erhielten das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) und eine Hochschule in Seoul eine Förderung des koreanischen Wissenschaftsmininsteriums unter dem „Global Development Research Center“-Programm (siehe unten, Quelle: GATE-Länderprofil Südkorea).

Eine Reihe von Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) unterhalten Forschungskooperationen mit Südkorea, unter ihnen das Alfred-Wegener-Institut (AWI), das Forschungszentrum Jülich, das GFZ Potsdam, das Helmholtz-Zentrum Geesthacht und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Seit 2013 ist das Korea Institute of Ocean Science and Technology (KIOST) wichtigster südkoreanischer Partner des GEOMAR. 2022 beherbergte die HGF 64 Gastforschende aus Südkorea.

Im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energe (BMWE) seit 2015 bilaterale Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit koreanischen Partnern. Die verantwortliche Förderorganisation in Südkorea ist das Korea Institute for Advancement of Technology (KIAT).

Im Folgenden werden noch einmal die Präsenzen vor Ort zusammengefasst.

Südkorea hat folgende Forschungs- und Innovationseinrichtungen in Deutschland:

  • das 1996 gegründete Korea Institute of Science and Technology Europe (KIST Europe) in Saarbrücken;
  • das 2017 gegründete Korea Innovation Centre Europe (KIC Europe) in Berlin.
  • ab Februar 2024 bauen das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS und das Korea Evaluation Institute of Industrial Technology (KEIT) als Projektträger für das Wirtschaftsministerium MOTIE am IKTS-Standort in Dresden-Klotzsche das „Germany-Korea Technology Cooperation Center for Global Value Chains“ auf (Pressemitteilung). Das Zentrum dient als Koordinierungsstelle für FuE-Kooperationen zwischen dem Fraunhofer IKTS, aber auch anderen Fraunhofer-Instituten, Universitäten und Unternehmen aus Deutschland sowie koreanischen Forschungs- und Industriepartnern. Gemeinsam werden Technologiebedarfe und Programme der Technologieförderung für Projekte in beiden Ländern identifiziert, die Projektanbahnung unterstützt und der Technologietransfer vorbereitet.
  • Zusätzlich eingerichtet wurde im April 2024 das  „K-FAST – Korea Fraunhofer Office of Science and Technology" (Pressemitteilung): Zuvor hatte die südkoreanische Regierung die Fraunhofer Gesellschaft (FhG) mit acht ihrer Institute als Partner für eines von sechs internationalen Technologiekooperationszentren ausgewählt. Die anderen fünf Zentren werden sämtlich mit Hochschulen in den USA etabliert. Federführend für K-FAST ist das Fraunhofer IKTS. Ziel des neuen multilateralen Netzwerks ist es, zu Batteriezell- und Halbleitertechnologie gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu planen. Forschende aus Korea erhalten Unterstützung unter einem Programm mit Finanzierung des Wirtschaftsministeriums MOTIE. Projektträger des Programms ist das Korea Institute for Advancement of Technology (KIAT).

Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort in Südkorea, die die Kooperation mit Deutschland tragen und unterstützen:

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Weitere Informationen
Bekanntmachungen
Nachrichten
 

3Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und –politik

3.1 Bildungslandschaft

Indikatoren für Bildung

Tabelle 3: Bildungsindikatoren
Quelle: OECD Data Explorer (Stand Oktober 2024) und "OECD - PISA 2022: Ergebnisse", außer
1 UNESCO Institute of Statistics (Stand Oktober 2024)
* OECD (UNESCO) registrieren nur diejenigen internationalen Studierenden, bei denen aufgrund der Aufenthaltsdauer davon auszugehen ist, dass sie einen Abschluss im Ausland anstreben.
** OECD (UNESCO) registrieren nur diejenigen internationalen Studierenden bzw. Promovierenden, bei denen aufgrund der Aufenthaltsdauer davon auszugehen ist, dass sie einen Abschluss in dem jeweiligen Land anstreben.
*** Statt auf internationale (d.h. bei im Ausland erworbener Hochschulzugangsberechtigung ohne Berücksichtigung der Staatsangehörigkeit) bezieht sich diese Angabe auf ausländische Studierende bzw. Promovierende.

 

Indikator

Südkorea

Deutschland

OECD-Gesamt

Stand

Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: Bildung insgesamt [Prozent]

5,18

4,57

4,91

2021

Wachstum des Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres) [Prozent]

0,11

-0,03

-0,15

2021

Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: tertiäre Bildung [Prozent]

1,55

1,32

1,48

2021

Öffentlicher Anteil an den Ausgaben für tertiäre Bildung [Prozent]

44,8

83,9

68,7

2021

Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]*

2,96

4,08

1,79

2022

Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.]1

2,826

3,363

- -

2022

Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]**

4,36***

12,00

- -

2022

Anzahl Promovierender insgesamt

84.967

200.307

- -

2022

Anteil internationaler abschlussorientierter Promovierender im Land [Prozent]**

19,88***

22,79

- -

2022

Anteil 25- bis 34-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent]

69,69

38,51

47,57

2023

Anteil an neuen Studienabschlüssen in Mathematik, Statistik und Naturwissenschaften [Prozent]

4,54

7,93

5,45

2022

Anteil an neuen Studienabschlüssen in Ingenieurswissenschaften, Fertigung und Konstruktion [Prozent]

20,99

22,53

13,60

2022

PISA-Ergebnisse: Lesen [Punktzahl (Platzierung)]

515 (4)

480 (21)

472

2022

PISA-Ergebnisse: Mathematik [Punktzahl (Platzierung)]

527 (6)

475 (24)

485

2022

PISA-Ergebnisse: Naturwissenschaften [Punktzahl (Platzierung)]

528 (5)

492 (22)

476

2022

         

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Weitere Informationen
Dokumente

Schulen und Hochschulen

Das seit 2013 wieder eigenständig agierendes Bildungsministerium (Ministry of Education, MOE) ist für das Schul- und das Hochschulwesen zuständig, mit Ausnahme der Technischen Universitäten KAIST (Korea Advanced Institute of Science and Technology), GIST (Gwangju Institute of Science and Technology), DGIST (Daegu Gyeongbuk Institute of Science and Technology) und UNIST (Ulsan National Institute of Science and Technology). Diese sind dem Ministerium für Wissenschaft und Informations- und Kommunikationstechnologien (Ministry of Science and ICT, MSIT) zugeordnet. Dies ist insofern bedeutsam, da MSIT, aus einer Organisationsreform des Jahres 2013 hervorgegangen, der größte Teil der staatlichen Forschungsmittel zugeordnet ist.

In Südkorea gibt es keine gesetzlich vorgeschriebene Kindergarten- und Vorschulerziehung, in den urbanen Gebieten besuchen dennoch die meisten Kinder eine solche Einrichtung. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde nach US-amerikanischem Vorbild das 6-3-3-4- System beschlossen (DAAD-Bildungssystemanalyse, 12.07.2024): 6 Jahre Grundschule, 3 Jahre Mittelschule, 3 Jahre Oberschule (High School) und 4 Jahre College beziehungsweise Universität. Bereits mit der Einführung der sechsjährigen Grundschulpflicht 1951 erreichte man – obwohl noch auf dem Stand eines Entwicklungslandes – nach wenigen Jahren eine Einschulungsquote von annähernd 100 Prozent. Daran anschließend findet die Schulausbildung an der verpflichtenden dreijährigen Mittelschule statt. Die Übergangsrate auf die dreijährigen Oberschulen beträgt mittlerweile knapp 100 Prozent. Anders als bei den Grund- und Mittelschulen ist über die Hälfte der Oberschulen in privater Trägerschaft. Bei den Pisa-Ergebnissen  gehört Südkorea regelmäßig zur Spitzengruppe (siehe Bildungsindikatoren).

Der Eintritt in eine Topuniversität wird von vielen Eltern strategisch bis ins Detail geplant und durch private Nachhilfeangebote unterstützt. In der Altersgruppe der 25-34 jährigen können in Südkorea 69 Prozent einen tertiären Abschluss vorweisen (siehe Bildungsindikatoren). Dabei ist allerdings zu berücksichtigen: 21 Prozent in dieser Altersgruppe haben in Südkorea mit dem tertiären Abschluss einen berufsbildenden Kurzstudiengang abgeschlossen, 46 Prozent in der Altersgruppe verfügen über einen Bachelorabschluss. Zum Vergleich: Da Deutschland in Bezug auf Berufsbildung einem anderen Ansatz folgt, fehlt es praktisch vollständig an deutschen berufsbildenden Kurzstudiengänge im Tertiärbereich (Anteil 0 Prozent). Der Anteil der deutschen Bachelor-Abschlüsse beträgt mit 21 Prozent weniger als die Hälfte des koreanischen Anteils von 46 Prozent. Hingegen übertrifft der Anteil der deutschen Masterabschlüsse mit 11 Prozent den südkoreanischen Anteil von 3 Prozent (siehe Bildung auf einen Blick 2023, Tabelle A1.3 Bildungsstand 25- bis 34-Jähriger, nach Ausrichtung des Bildungsgangs (2022, Excel-Tabelle).  

Universitäten und Colleges bieten in Südkorea vierjährigen Bachelor-Studiengänge (sechsjährige bei medizinischen Fächern) und z.T. darauf aufbauenden Master- und Doktorkursen (Graduate Schools). Die Mehrzahl der etwa 430 Hochschulen (226 Universitäten, 160 Junior Colleges und 47 Graduate School Colleges) in Korea sind im Korean Council for University Education (KCUE) zusammengeschlossen. Unter den 190 Volluniversitäten steht mit 156 die Mehrzahl in privater Trägerschaft, lediglich 34 sind in öffentlicher Hand (DAAD-Bildungssystemanalyse, 12.07.2024).

Die Höhe der Studiengebühren variiert beträchtlich je nach Universität, Fächerwahl und Abschluss. Im internationalen Vergleich wird sie generell als hoch eingeschätzt, private Hochschulen verlangen deutlich mehr als öffentliche. Sowohl koreanische als auch internationale Studierende können zur Deckung der Studiengebühren Stipendien einwerben (DAAD-Bildungssystemanalyse, 12.07.2024).

Aufgrund des demografischen Wandels und einem verstärkten Interesse am Tertiärsektor nahm die Anzahl der Studierenden in tertiären Bildungsgängen in Südkorea zwischen den Jahren 2000 und 2012 zunächst von 3 auf 3,3 Millionen zu. Seitdem sinkt die Anzahl stetig auf zuletzt 2,8 Millionen im Jahr 2022 (siehe Bildungsindikatoren, jüngste Daten der UNESCO). Bei Nichtberücksichtigung der Studierenden in berufsbildenden Kurzstudiengängen beträgt die Anzahl der Studierenden an südkoreanischen Hochschulen nur noch knapp 2,4 Millionen (siehe Statista Number of students enrolled in higher education institutions in South Korea from 1980 to 2023).

Die Etablierung von international wettbewerbsfähigen Exzellenzuniversitäten wurde in Südkorea seit 1999 durch eine Reihe von Programmen vorangetrieben, darunter durch das „Brain Korea 21 Project“ und das „World Class Universities Project“, mit dem Lehrkräfte aus dem Ausland gewonnen werden sollten. 2015 hat das Bildungsministerium beschlossen, alle Universitäten zu evaluieren, um die Qualität der Hochschulbildung zu verbessern und die Hochschulen auf einen Rückgang der Studierendenzahlen vorzubereiten. Neuere Ansätze sehen eine Dezentralisierung des Hochschulsystems vor (siehe unter Bildungspolitische Ziele und Programme).

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Berufliche Bildung

Das politische Interesse an der beruflichen Bildung wächst derzeit in Korea deutlich. Hintergrund ist, dass der sehr hohe Stellenwert der Hochschulbildung seit Jahren dazu führt, dass es zwar einen hohen Anteil an Hochschulabsolventen gibt (bis zu 68 Prozent), dadurch jedoch die Bereiche, in denen Facharbeiter gebraucht werden, unter Fachkräftemangel leiden. Um hier gegenzusteuern, müsste die koreanische Regierung die berufliche Bildung stärken. Die gesellschaftliche Anerkennung eines Berufsbildungsabschlusses ist bislang jedoch gering. Die derzeit deutlich zunehmende Jugendarbeitslosigkeit und der Mangel an qualifizierten Fachkräften könnten dazu beitragen, dass zukünftig berufliche Ausbildungen nach einem dualen System sowohl politisch als auch gesellschaftlich deutlich mehr Interesse und Anerkennung finden.

Das jetzige Berufsbildungssystem Koreas beruht auf dem Berufsbildungsgesetz von 2001. Die Verantwortung für die berufliche Aus- und Weiterbildung obliegt dem Bildungsministerium (Ministry of Education, MOE) und dem Ministerium für Beschäftigung und Arbeit (Ministry of Employment and Labor, MOEL). In den Curricula der Mittelschulen sind bereits berufsvorbereitende Fächer wie Technik/Industrie, Hauswirtschaft und EDV enthalten. Die berufsbildenden Oberschulen, die von etwa einem Drittel der Schülerinnen und Schüler nach der Mittelschule besucht werden, gliedern sich im Wesentlichen in die Fachrichtungen Technik, Kaufmännische Ausbildung, Landwirtschaft, Fischzucht und Hauswirtschaft. Aus diesem System geht auch der Großteil der koreanischen FacharbeiterInnen hervor.

Die Berufsausbildung im eigentlichen Sinne wird vom Arbeitsministerium gelenkt. Das Korean Research Institute for Vocational Education & Training (KRIVET) untersteht dem Premierminister und legt die systematische Ausrichtung der Ausbildungsangebote in Korea fest. Außerdem werden von hier aus Bildungskooperationen mit dem Ausland organisiert. Die angebotenen Ausbildungsmaßnahmen lassen sich in Kurse der Erstausbildung, Aufstiegsfortbildung, Umschulung und job transfer training" einteilen, die von staatlichen, autorisierten und betrieblichen Institutionen angeboten werden. Südkoreanische kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) setzen bereits vereinzelt auf Ausbildungsmodelle, die an das deutsche Modell angelehnt sind (siehe unter Überblick Kooperation mit Deutschland).

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3.2 Forschungs- und Innovationslandschaft

FuE-Indikatoren

Tabelle 4: Indikatoren zu Forschung und Entwicklung (FuE)
Quelle: OECD Main Science and Technology Indicators, Stand März 2025
(1) OECD Patents Statistics, Stand Dezember 2024 (Die Jahreszahl bezieht sich auf das Eingangsdatum der ersten Patentanmeldung (Prioritätsdatum).)
* in laufenden Preisen, kaufkraftbereinigt
** inflations- und kaufkraftbereinigt

Indikator

Korea

Deutschland

OECD

Stand

Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD**]

134.128

158.837

1.930.649

2023/2023/2023

FuE-Ausgabenwachstum im Vergleich zum Vorjahr [Prozent]

3,74

0,85

2,43

2023/2023/2023

Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*]

143.741

178.970

2.196.800

2023/2023/2023

FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent]

4,96

3,11

2,70

2023/2023/2023

Anteil der FuE-Ausgaben des Staates am BIP [Prozent]

1,13

0,92

0,61

2023/2021/2022

Anteil der FuE-Ausgaben der Wirtschaft am BIP [Prozent]

3,77

1,93

1,75

2023/2021/2022

Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*]

113.831

122.149

1.615.925

2023/2023/2023

Anteil der öffentlich finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen (direkter Förderanteil) [Prozent]

5,65

3,52

4,81

2023/2021/2022

Anteil der vom Ausland finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen [Prozent]

0,23

7,90

8,09

2023/2021/2022

Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*]

13.150

30.838

347.351

2023/2023/2023

Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in Hochschulen [Prozent]

12,97

13,09

6,25

2023/2021/2021

Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*]

13.808

21.715

187.216

2023/2023/2023

Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen [Prozent]

1,67

7,93

2,52

2023/2021/2022

Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente)

490.256

498.500

6.327.470

2023/2023/2022

Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1000 Beschäftigte

17,25

10,83

9,91

2023/2023/2022

Anteil der Forschenden (VZÄ) in privaten Unternehmen [Prozent]

81,91

61,75

66,36

2023/2023/2022

Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent](1)

2,3

19,4

8,2

2020

         

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FuE-Finanzierung

In den OECD-Ländern mit überwiegend hohem Einkommen finanziert meist die inländische Wirtschaft den größten Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (OECD Gesamt und Deutschland 64 Prozent). Die Anteile betragen für den Staat 24 bzw. 28 Prozent und für das Ausland 7 Prozent (OECD Gesamt und Deutschland).

Die inländische südkoreanische Wirtschaft liegt mit Finanzierungsanteilen von über 75 Prozent noch deutlich vor Deutschland und den meisten OECD-Ländern. In den USA, Israel, China und Japan ist der Anteil der inländischen Wirtschaft ähnlich hoch. Auffällig ist der sehr niedrige Anteil an Auslandsfinanzierung.

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FuE-Durchführung

Bei der Durchführung von Forschung und Entwicklung nehmen die Unternehmen in den OECD-Ländern meist eine dominante Rolle ein (Anteile für Deutschland und OECD Gesamt liegen bei 67 und 71 Prozent). Im Vergleich dazu haben die Unternehmen in Südkorea ähnlich wie bei der Finanzierung sogar noch deutlich höhere Anteile.

Im öffentlichen Sektor sind der OECD-Raum und in geringerem Maße auch Deutschland hochschulzentriert (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 35 : 65 bzw. 45 : 55). Südkorea investiert jedoch stärker in die außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen als in die Hochschulen (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 55 : 45).

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Forschungs- und Förderorganisationen

Das Ministerium für Wissenschaft und Informations- und Kommunikationstechnologien (Ministry of Science and ICT – MSIT) und das Wirtschaftsministerium (Ministry of Technology, Industry and Energy, MOTIE) tragen die Verantwortung für die wichtigsten Forschungs- und Fördereinrichtungen.

Dem MSIT sind die größte Fördereinrichtung des Landes (s. unten) sowie die größte öffentlich finanzierte Industrieforschungseinrichtung, der National Research Council of Science and Technology (NST) zugeordnet. Die dazu gehörigen 25 Government Research Institutions (GRI) wurden überwiegend in den 70er und 80er Jahren gegründet. 2014 wurden die Institute für angewandte Forschung und Grundlagenforschung, die ursprünglich separaten Einrichtungen zugeordnet waren, unter dem Dach des NST zusammengelegt. Im Ergebnis deckt der NST eine breite Palette von naturwissenschaftlichen und technischen Fachgebieten ab (siehe für einen Überblick der NST-Institute): Astronomie, Geowissenschaften, (Atom-)Energie, Materialwissenschaft, orientalische Medizin, Ernährungswissenschaften, Luft- und Raumfahrt sowie diverse Technologien (chemisch, industriell, Telekommunikation, Energie-, Elektro- und Biotechnologie). Das bekannteste NST-Institut ist das 1966 gegründete Korea Institute of Science and Technology (KIST), das auch international sehr aktiv ist (siehe unter Überblick Internationale Kooperation).

Das System der Finanzierung der GRIs wurde 1996 von der rein institutionellen Finanzierung stärker auf eine Programmfinanzierung umgestellt. Seitdem wurden weitere Reformen durchgeführt, welche die Effizienz und die Innovationsleistung steigern sollen. Die inhaltliche Ausrichtung wird weiterhin vor allem "top down" kontrolliert, auf der Ebene von einzelnen Arbeitsgruppen bzw. Projekten wurde die Autonomie jedoch erheblich gesteigert.

Innerhalb des NST ist das 1988 gegründete Korea Basic Science Institute (KBSI) für die Entwicklung wissenschaftlicher Instrumente und Ausrüstung zuständig. Das 2011 gegründete Institute of Basic Science (IBS) wirkt außerhalb des NST, um verstärkt Grundlagenforschung in Südkorea durchzuführen. Die verschiedenen Institute sind teilweise im Hauptquartier des IBS in Daejon, teilweise an Universitäten angesiedelt, wie beispielsweise das Center for Quantum Nano Science an der Ewha Womans University in Seoul.

Direkt dem Premierminister unterstellt ist der National Research Council for Economics, Humanities and Social Sciences (NRC), der wirtschafts-, geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung in etwa 25 außeruniversitären Instituten betreibt. Dazu gehören auch Institute für Bildungsforschung wie das Korea Educational Development Institute (KEDI) sowie das Korea Research Institute for Vocational Education and Training (KRIVET). Über eigene Ressortforschungseinrichtungen verfügen in Südkorea z.B. das

  • Ministerium für Landwirtschaft (Rural Development Administration, RDA mit vier Agrarforschungsinstituten)
  • das Ministerium für Umwelt (National Institute of Environmental Research, NIER)
  • sowie das Ministerium für Ozeane und Fischerei (u.a. Korea Institute of Ocean Science and Technology, KIOST).

Dem Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt (MOHW) unterstehen ebenfalls eigene außeruniversitäre Forschungsinstitute. Die 2004 gegründeten Korea Centers of Disease Control and Prevention (KCDC), die sich vor allem auf die Bekämpfung von Infektionskrankheiten konzentrieren, wurden 2020 in die Korea Disesase Control and Prevention Agency (KDCA) umgewandelt. Das 1945 gegründete Korea National Institute of Health (KNIH) betreibt auch biomedizinische Forschung zur Verhinderung chronischer Erkrankungen. Das koreanische National Cancer Center (NCC) ist auf Forschungen zu Krebserkrankungen spezialisiert.

Die zahlreichen Förderagenturen Südkoreas sind in dem Korea Council of R&D Funding Agencies (Corfa) zusammengeschlossen. Die wichtigste Förderquelle für die Hochschulen ist die National Research Foundation (NRF), die 2009 aus einer Fusion von drei verschiedenen Vorgängerorganisationen entstand. Die NRF ist im Bereich der Grundlagenforschung aktiv, aber zunehmend auch im Bereich der angewandten Forschung. Die NRF ist direkt dem MSIT unterstellt und verfügt über ein jährliches Budget von umgerechnet 6,4 Milliarden US-Dollar. Für die internationale Zusammenarbeit gibt es ein Budget von 67 Millionen US-Doller (NRF, 2021).

Eine wichtige Förderquelle für Unternehmen ist das Ministerium für Handel, Industrie und Energie (MOTIE) und die ihm unterstellten Förderagenturen KIAT, KEIT und KETEP:

  • Das Korea Institute for Advancement of Technology (KIAT) administriert Förderprogramme, die sich auf die regionale Innovationsförderung, die Kooperation von Hochschulen und Unternehmen, die internationale Zusammenarbeit und die Kommerzialisierung von Förderergebnissen konzentrieren.
  • In Schlüsselsektoren betreiben das Korea Evaluation Institute of Industrial Technology (KEIT) sowie das Korea Institute of Energy Technology Evaluation and Planning (KETEP) eine langfristige Planung zur Entwicklung von Technologien. Auf dieser Basis leisten sie wettbewerbliche Förderung, wobei sie einen Teil der Mittel durch gezielte Ausschreibung von zuvor definierten Projekten vergeben (siehe OECD (2014): Industry and Technology Policies in Korea).Für den Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) wurde 2014 die Förderagentur Institute of Information & Communications Technology Planning and Evalution (IITP) geschaffen.

Insgesamt  gibt es in Südkorea etwa 20 Organisationen, die FuE-Förderung  bereitstellen. Vor diesem Hintergrund wird bis 2022 ein einheitliches Informationsportal geschaffen, das mehr Nutzerfreundlichkeit garantieren soll (UNESCO Science Report 2021,  S. 667).

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FuE im öffentlichen und privaten Sektor

Regional konzentrieren sich die Aktivitäten zur Forschung und Entwicklung (FuE) in Südkorea vor allem auf die Region Daejon mit 28 Prozent der FuE-Gesamtausgaben, die Metropolregion Seoul mit 20 Prozent und die Region Gyeonggi mit 11 Prozent. Der Anteil aller anderen Regionen liegt jeweils unter 10 Prozent (Quelle: 100 Main Science & Technology Indicators of Korea. Volume 2023-March, S. 10. f). Eine gleichmäßigere Verteilung der Ausgaben und Aktivitäten in den verschiedenen Regionen war bereits in der Periode von 2013-17 eine Priorität der Regierung (siehe UNESCO Science Report 2021, S. 668). Für den Zeitraum von 2023-27 wurde bereits der Sechste Plan zur Stärkung regionaler Forschung und Innovation angenommen (siehe unter Forschungs- und innovationspolitische Ziele und Programme). Auch geplante Reformen im Hochschulsystem zur Einführung von „Glocal Colleges“ sind eng mit einer Förderung regionaler Innovation verbunden (siehe unter Bildungspolitsche Ziele und Programme).

Von den 433 Hochschulen in Südkorea engagieren sich nur etwa 50 in der Forschung (Quelle: DAAD-Bildungssystemanalyse, 12.07.2024). Internationale Rankings können Hinweise auf Forschungs- und Innovationsstärke von Hochschulen geben. Die fünf bestplatzierten Universitäten in Südkorea sind (in Klammern Platzierung Shanghai Ranking 2023):

  • Seoul National University (SNU, Rang 94)
  • Sungkyunkwan University (SKKU, Rang 151-200)
  • Hanyang University (Rang 201-300)
  • Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST, Rang 201-300)
  • Korea University (Rang 201-300)
  • Ulsan National Institute of Science and Technology (Rang 201-300).

Die staatliche Förderung für FuE in Unternehmen wird von Japan und Südkorea etwa in derselben Größenordnung als indirekte steuerliche Förderung geleistet, entsprechend 3 Prozent der Gesamtausgaben (BERD). Bei der direkten Finanzierung von BERD durch Zuschüsse und Kredite zeigt sich Südkorea aber mit 5,7 Prozent großzügiger als Japan und übertrifft auch den OECD-Durchschnitt (siehe FuE-Indikatoren). Mehrere andere OECD-Länder liegen im globalen Vergleich allerdings noch vor Südkorea, indem sie jeweils deutlich höhere Anteile entweder direkt finanzieren und/ oder steuerlich fördern, darunter Frankreich, die USA und Kanada (Quelle: OECD.Stat).

Forschung und Entwicklung findet in Südkorea traditionell vor allem in den großen Industrieunternehmen statt. In dieser Kategorie fallen 2021 noch immer 60 Prozent der Ausgaben an, allerdings mit sinkender Tendenz: 2018 lag der Anteil noch bei 63 Prozent. Ähnlich wie in Deutschland und Japan dominiert auch 2021 in Südkorea die industrielle Fertigung mit Anteilen von etwa 86 Prozent, Dienstleistungen haben einen Anteil an den FuE-Ausgaben der Unternehmen von etwa 12 Prozent (Quelle: 100 Main Science & Technology Indicators of Korea. Volume 2023-March, S. 10. f). Die koreanische Politik sieht daher vor, kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sowie den Dienstleistungssektor zukünftig verstärkt zu fördern (siehe unter Forschungs- und Innovationspolitische Ziele und Programme). Die Branche Informations- und Kommunikationstechnologien zeichnet für etwa die Hälfte der Ausgaben veranwortlich (siehe unter Fachliche Stärken: Digitaler Wandel).

Auf einer weltweiten Rangliste der größten FuE-Investoren liegt das südkoreanische Unternehmen Samsung mit 18 Milliarden EUR 2022 auf Rang 7. Allerdings ist Samsung gleichzeitig das einzige Unternehmen mit Hauptsitz in Südkorea, das sich unter den TOP 50 platzieren konnte. Zum Vergleich: In Deutschland gelingt dies 8 Unternehmen. Unter den Top 100 sind mit dem Elektronikhersteller LG Electronics, dem Halbleiterhersteller SK Hynix und dem Fahrzeughersteller Hyundai Motors drei weitere Unternehmen mit Hauptsitz in Südkorea vertreten. Unter den Top 2.500 platzieren sich  insgesamt 47 südkoreanische Unternehmen (zum Vergleich: Frankreich: 54 Unternehmen; Deutschland: 113; Japan: 229; China: 679; USA: 827. Quelle: 2023 EU Industrial R&D Investment Scoreoboard, Anm.: FuE-Ausgaben je Unternehmen im IRI umfassen Ausgaben für Aktivitäten im Hauptsitzland, aber auch allen anderen Ländern).

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3.3 Fachliche Stärken des Forschungssystems

Übersicht

Der Spezialisierungsindex dient dazu, das wissenschaftliche Profil eines Landes darzustellen. Er zeigt an, in welchen Bereichen ein Land im Vergleich zum gesamten weltweiten Publikationsaufkommen stark oder schwach vertreten ist. Ein negatives Vorzeichen stellt eine unterdurchschnittliche Spezialisierung dar. Der Indikator ist auf einen Wertebereich von -100 (stark negative Spezialisierung) bis +100 (stark positive Spezialisierung) normalisiert. Er geht zurück auf frühere Indikatoren für die Handelsspezialisierung und baut auf dem Konzept des komparativen Vorteils auf.

Südkorea weist gegenüber dem weltweiten Publikationsaufkommen eine besonders starke Spezialisierung (+25 und mehr) in den Fachgebieten Nukleartechnologie, Elektrotechnik, Materialforschung, Chemieingenieurwesen, Medizintechnik, Ernährung, Informatik und Polymere auf (Quelle: Monitoring des Asiatisch-Pazifischen Forschungsraums (APRA) - 2. Bericht (2020), S. 185, 216, Datenquelle: Scopus Elsevier).

Im November 2022 wurden auf der Generalversammlung des Presidential Advisory Council on Science & Technology (PACST) 12 nationale strategische Technologiefelder vorgestellt, die unter dem Fünften Wissenschafts- und Technologie Basisplan im Zeitraum von 2023-27 schwerpunktmäßig gefördert werden sollen. Diesen zwölf Technologiefeldern sind insgesamt 50 Schlüsseltechnologien zugeordnet. Bei den nationalen strategischen Technologiefeldern handelt es sich um

  1. Halbleiter
  2. Bildschirme
  3. wiederaufladbare Batterien
  4. fortgeschrittene Mobilität
  5. Next-Gen-Kernenergie
  6. fortgeschrittene Biotechnologie
  7. Luft- und Raumfahrttechnik sowie Meerestechnik
  8. Wasserstoff
  9. Cybersicherheit
  10. Künstliche Intelligenz (KI) und Kommunikation der nächsten Generation
  11. fortgeschrittene Robotik und Fertigung
  12. Quantentechnologie.

Für 2024 sind Investitionen von 5 Billionen Won (3,8 Milliarden US-Dollar) in Forschung und Entwicklung in die 12 Technologiefelder vorgesehen (siehe Korea to invest $3.8 bil. in R&D for 12 strategic technologies in 2024", in Korea Times, August 29, 2023).

Die Regierung hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, bis 2030 in den Bereichen KI-Halbleiter, Biotechnologie und Quantentechnologie jeweils zu den drei globalen Spitzenreitern zu gehören. Um dieses Ziel zu erreichen, plant die Regierung intensiv in diese Technologien zu investieren, Wertschöpfungsketten für markterschließende Technologien zu schließen und die Zusammenarbeit mit verbündeten Nationen auszubauen (siehe Download Office of the President Republic of Korea: Leap to Global Top 3 in AI-Semiconductor, Advanced Biotechnology & Quantum Technology”, 25 April 2024).

Nach drei Jahrzehnten koninuierlich steigender Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) hatte die Regierung 2023 erstmals deutliche Kürzungen bei staatlichen Ausgaben durchgesetzt. Diese betrafen vor allem die Grundlagenforschung und sollten internationalen Kooperationsprojekten zugute kommen (siehe South Korean scientists’ outcry over planned R&D budget.cuts", in: Nature, 05 October 2023). Viele Universitäten haben bereits Abteilungen der Grundlagenforschung geschlossen bzw. durch Industrieforschung ersetzt. Im Sommer 2024 kündigte das Wissenschaftsministerium MSIT an, für das Jahr 2025 insgesamt 24,8 Billionen Won (17,9 Milliarden Dollar) für sein FuE-Budget zur Verfügung stellen. Davon sollen 3,5 Billionen Won in die drei obengenannten Schwerpunktbereiche fließen: Chips mit künstlicher Intelligenz, fortgeschrittene Biotechnologie und Quantentechnologie. Für die Grundlagenforschung werden 2,94 Billionen Won bereitgestellt und weitere 2,4 Billionen Won sind für Spitzentechnologien wie Halbleiter und Kommunikation der nächsten Generation vorgesehen. Nach Angaben des Ministeriums wird die Regierung außerdem erstmals mehr als 1 Billion Won in die Raumfahrtindustrie investieren, um Südkorea zu einer globalen Raumfahrtnation zu machen (siehe Science Ministry sets 24.8 trillion won for 2025 R&D budget". in: Korea JoongAngDaily, 27 June 2024).

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Fortgeschrittene Biotechnologie

Im Bereich der Biotechnologie liegt der Schwerpunkt auf der Bewältigung der Herausforderungen, die sich aus der Konvergenz von Digitalisierung und Biotechnologie ergeben. Zudem ist Advanced Biotechnology eines der 12 strategischen Technologiefelder, die Südkorea im Zeitraum von 2023-27 schwerpunktmäßig fördert sowie eine von drei Bereichen, in denen Südkorea bis 2030 zur Weltspitze gehören möchte (siehe unter Fachliche Stärken Übersicht). Die „Advanced Biotechnology Initiative“ ist eine nationale Strategie, die darauf abzielt, Korea bis zum Jahr 2035 von einem Nachzügler zu einem führenden Land im Biotechnologiesektor zu machen. Zu den Hauptzielen gehören die Weiterentwicklung der synthetischen Biologie, die Generierung von Big Data Sets und die Entwicklung von Gentransfertechnologien zur Behandlung unheilbaren Krankheiten (Presidential Advisory Council on Science and Technology (PACST 2023).

Das wichtigste staatliche Forschungsinstitut ist das Korea Research Institute for Bioscience and Biotechnology (KRIBB). Die Zentren der Bioindustrie sind zahlreich: Bio21-Center in Jinju (Gyeongsang Provinz), Chuncheon Bioindustry Foundation (Gangwon Provinz) und Jeonbuk Institute for Bioindustry (Jeonbuk Provinz). Ein weiteres wichtiges Cluster in der Biotechnologie ist das Gyeonggi Bio-Center in Suwon südlich von Seoul. Hinzu kommen regionale Bioparks. Die wichtigsten sind der Medical Industry Park in Wonju und der Ochang Scientific Industrial Complex. Die Regierung fördert in Osong (Chungcheongbuk Provinz) zudem den Aufbau eines Komplexes für Spitzentechnologien im Bereich der Biopharmazeutika und medizinischer Geräte auf Basis der Biotechnologie.

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Energie

Der ehemalige südkoreanische Präsident Moon hatte 2020 verkündet, dass das Land bis 2050 Klimaneutralität („Net Zero“) anstrebe. Ende 2021 erklärte die Regierung dann, die Emissionen von Treibhausgasen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 2018 reduzieren zu wollen. Dies ist Südkoreas national festgelegter Beitrag (NDC) im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens. Im Hinblick auf das Erreichen dieser Ziele wurde die „Technology Innovation Promotion Strategy for Carbon Neutrality and Green Growth“ angenommen (2022-37), unter der kohlenstoffneutrale Technologien besonders gefördert werden soll. Die koreanische Regierung von Moon sah Kernenergie nicht als ein Mittel zum Erreichen von Net Zero an. Dies änderte sich mit der Wahl des neuen Präsidenten Yoon im Jahr 2022: Angestrebt für die Kernenergie wird nun ein Anteil von 30 Prozent am Strommix im Jahr 2030. Außerdem ist die Kernenergie der nächsten Generation eines der 12 strategischen Technologiefelder, die Südkorea im Zeitraum von 2023-27 schwerpunktmäßig fördert (siehe unter Fachliche Stärken Übersicht). Im Frühjahr 2024 unterzeichnete das Ministerium für Wissenschaft und IKT (MSIT) ein Übereinkommen mit acht Unternehmen, das auf gemeinsame Anstrengungen beim Bau neuartiger Reaktoren setzt. Im Fokus stehen der von Korea entworfene kleine modulare Reaktor SMART (SMR), Salzschmelzenreaktoren, Hochtemperatur-Gasreaktoren und natriumgekühlte schnelle Reaktoren (siehe „Korea gears up for advanced reactor development“, in: World Nuclear News, 22 March 2024).

Ehrgeizige Ziele verfolgt die südkoreanische Regierung seit langem im Bereich Fusionsenergie. Südkorea beteiligt sich seit 2006 an dem Internationalen Thermonuklearen Experimentellen Reaktor (ITER), der ab 2025 im südfranzösischen Cadarache mit der Produktion des ersten Plasmas beginnen soll. Zusätzlich hat Südkorea einen eigenen nationalen Forschungsreaktor KSTAR („Korea Superconducting Tokamak Advanced Research“) in Daejon gebaut. Die Anlage konnte im Frühjahr 2024 einen bedeutenden Durchbruch in der Fusionsenergieforschung vermelden. Ab 2035 ist in Südkorea der Bau eines Fusionskraftwerks geplant, das ab 2050 Strom liefern soll.

Bei erneuerbaren Energien orientiert sich auch die neue Regierung weiter an den Vorgaben der Roadmap 2030 von Ende 2017 (UNESCO Science Report, S. 669 ff.). Gemäß der Roadmap soll der Anteil neuer und erneuerbarer Energie am Strommix von 7 Prozent im Jahr 2016 auf 20 Prozent im Jahr 2030 gesteigert werden (siehe „Regierung will Kernenergie und Erneuerbare ausbauen", German Trade and Invest GTAI, 2023).

Im Januar 2019 stellten verschiedene Ressorts (u.a. Wirtschafts- und Energieministerium, Wissenschafts- und Technologieministerium und Umweltministerium) die „Korea Hydrogen Economy Roadmap 2040“ vor. Die Roadmap legt im Unterschied zu den deutschen Planungen ein starkes Gewicht auf den Transport- sowie den Energiesektor:  Bereits 2030 will das Land weltweit die Nummer 1 bei der Produktion von Brennstoffzellen und bei wasserstoffbetriebenen Verkehrsmitteln sein. Im Jahr 2040 sollen 6,2 Millionen Autos mit Brennstoffzellenantrieb auf koreanischen Straßen unterwegs sein, während gleichzeitig 15 Gigawatt (GW) Leistung durch Brennstoffzellen erzeugt werden (u.a. durch Wasserstoff-Brennstoffzellenkraftwerke). 2022 wurde die „Future Srategy for Hydogen Technologies“ angenommen.

Bis 2025 liegt der Forschungsschwerpunkt auf der Erdgasreformierung (Blauer bzw. Türkiser Wasserstoff), bis 2030 soll die Technologie der Wasserelektrolyse (50 Kilowattstunden je Kilogramm Wasserstoff, 100 Megawatt) entwickelt und mit erneuerbaren Energien wie Windkraft und Solarenergie zur Produktion von Grünem Wasserstoff) kombiniert werden (siehe „Südkorea treibt Wasserstoffwirtschaft massiv voran“, GTAI, Mai 2020). In einem schwimmenden Offshore-Windpark mit 6 Gigawatt vor Ulsan soll 2025 eine Pilotanlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff mit einer Kapazität von 100 Megawatt entstehen (siehe „Südkorea setzt im Kraftwerksbau stärker auf erneuerbare Energien“ GTAI Juni 2021).

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Digitaler Wandel und Künstliche Intelligenz

In Südkorea spiegelt sich der hohe Stellenwert der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) auch in der Bezeichnung des Ministeriums (Ministry of Science and ICT, MSIT) wider. Zur Förderung der Entwicklung von IKT wurde 2014 die Förderagentur Institute for Information & Communications Technology Promotion (IITP) geschaffen

2022 hat das Land die „Korea Digital Strategy“ angenommen mit dem Ziel, Südkorea zu zum digital fortschrittlichsten Land der Welt zu machen. Dabei helfen soll die K-Digital Platform (KDP) und die Initiative für 1 Million digitale Talente. Rechte werden seit 2023 durch eine „Digital Bill of Rights“ garantiert, die die Regierung mit Hilfe eines Aktionsplans für eine neue digitale Ordnung umsetzen will (siehe MSIT (2024): „Korea Unveils Plan to Establish a New Digital Order“, Press Release May 21, 2024).  

Viele der 12 strategischen Technologiefelder, die Südkorea im Zeitraum von 2023-27 schwerpunktmäßig fördert, sind aufs engste mit der Digitalisierung verbunden, wie beispielsweise Halbleiter, Bildschirme und Künstliche Intelligenz (KI) (siehe unter Fachliche Stärken Übersicht). Bereits heute liegt Südkorea bei der Nutzung digitaler Technologien in Unternehmen in Bezug auf drei von vier untersuchten Technologien (Internet of Things, Big Data Analytics und KI) unter allen OECD-Ländern an der Spitze (siehe OECD Digital Economy Outlook 2024-1, Grafik 3.10).

Die im Juni 2023 durch die Regierung angekündigt Nationale Quantenstrategie Koreas wird flankiert durch die Eröffnungen von Quantum Science Technology Cooperation Center in Washington und Brüssel in den Jahren 2022 und 2023 (Pressemitteilung Ministerium MSIT). In die Entwicklung von Quantentechnologien werden bei der Bewältigung von globalen Herausforderungen große Hoffnungen gesetzt, jedoch haben diese überwiegend das Stadium der Marktreife noch nicht erreicht. Südkorea sieht sich aufgrund seiner Vorarbeiten gut positioniert, eine Führungsrolle zu übernehmen und neue Märkte zu erschließen, unter anderem durch Fortschritte bei Quantenmaterialien, Quantensensorik sowie dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Quantenform zur Effizienzsteigerung im maschinellen Lernen (Download Office of the President Republic of Korea: Leap to Global Top 3 in AI-Semiconductor, Advanced Biotechnology & Quantum Technology” , 25 April 2024).

Bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) sieht sich Südkorea ebenfalls in einer guten Ausgangsposition, da es über Stärken im Hardwarebereich, darunter eine erstklassige Wettbewerbsfähigkeit im Bereich der Speicherchips, sowie über robuste Fertigungskapazitäten verfügt. Weltweit war Südkorea das dritte Land, welches ein Large Language Model (LLM) entwickelt hat. Zur Erlangung einer weltweiten KI-Führungsposition kündigte Südkorea im Sommer 2024 Investitionen in 9 „Key Technology Innovation Projects“ und damit verbundene Initiativen an. Geplant ist unter anderem eine Weiterentwicklung der „Artificial General Intelligenz“ (AGI), die die Grenzen der bestehenden generativen KI überschreitet und der Sicherstellung leichtgewichtiger und stromsparender KI-Technologien. Ziel ist es, die uneingeschränkte Nutzung von KI auf allen Geräten zu ermöglichen. Außerdem will Korea schnell die Führung bei KI-Sicherheitstechnologien übernehmen. Ein besonderes Augenmerk bei den 9 Technologien liegt auf der Schnittstelle zwischen KI und Halbleitern. Hier will Südkorea KI-Berechnungsfunktionen in Speicherchips integrieren, um die Rechengeschwindigkeit erhöhen und gleichzeitig den Stromverbrauch drastisch senken. Geplant ist auch ein eigener südkoreanischer KI-Prozessor („K-AP“). Neuromorphe KI-Halbleiter, die die Struktur des menschlichen Gehirns nachbilden, sollen bis zur Vermarktungsreife fortentwickelt werden. Zur Entwicklung eines KI-Halbleiter-Ökosystems werden spezielle Maßnahmen getroffen (Download Office of the President Republic of Korea: Leap to Global Top 3 in AI-Semiconductor, Advanced Biotechnology & Quantum Technology” , 25 April 2024).

Die südkoreanische Strategie für Künstliche Intelligenz („National Strategy for Artificial Intelligence: AI for Everyone, AI of Everything" datierte von Ende 2019. 2024 hat das Wissenschaftsministerium MSIT das „AI Research Hub Project" lanciert. Öffentlich-private Konsortien können sich als Träger eines zentralen nationalen Forschungs-Hub bewerben. Bis 2028 sollen 36 Billionen Won investiert werden (siehe MSIT: „Korea Aims to Become One of the Top Three AI Powerhouses by Establishing a National AI Research Hub”, Press Release May 14, 2024).

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3.4 Ministerien und Gremien

Für Bildung und Forschung zuständige Ministerien

Der gesamte Bildungsbereich ist im eigenständigen Bildungsministerium (Ministry of Education, MOE) angesiedelt. Das Ministerium für Wissenschaft und IKT (Ministry of Science and ICT, MSIT) hat die Federführung für Forschung und Entwicklung (FuE). Das Ministerium für Technologie, Industrie und Energie (Ministry of Technology, Industry and Energy, MOTIE) ist zuständig dafür, eine Grundlage für Wirtschaftswachstum zu schaffen und die Außenhandelsbeziehungen zu pflegen.

Das staatliche FuE-Budget von etwa 20,97 Mrd. USD verteilte sich 2020 wie folgt auf die einzelnen Ministerien und Verwaltungen (Quelle: KISTEP R&D and Beyond 2020, S. 48, berücksichtigt werden Mittel für die Durchführung von Projekten in eigenen Forschungsinstituten und Fördermittel an Dritte):

  • Ministerium für Wissenschaft und IKT (MSIT): 33,0 Prozent
  • Ministerium für Technologie, Industrie und Energie (MOTIE): 17,2 Prozent
  • Defense Aquisition Programme Administration (DAPA): 16,2 Prozent
  • Ministerium für Bildung (MOE): 9,1 Prozent
  • Ministerium für KMU und Startups (MSS): 6,1 Prozent
  • Sonstige Ressorts: 18,4 Prozent.

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Beratungsgremien für Forschungs- und Bildungspolitik

Der Presidential Advisory Council on Science & Technology (PACST) war bereits 1987 als Beratungsgremium gegründet worden. 2018 wurde der National Science and Technology Council (NSTC) aufgelöst und seine beratenden Funktionen mit denen des PACST zusammengeführt. Das Gremium hat aktuell zwei Funktionen: die Beratung des Präsidenten zur Bildungs- und Forschungspolitik („advisory“) und die Beratschlagung zu den strategischen Leitlinien („deliberate“). Dabei soll der PACST auch in einen Dialog mit der Bevölkerung und den Forschungsorganistionen treten (siehe OECD STIP COMPASS). Der Rat tagt unter Vorsitz des Staatspräsidenten, die 30 Mitglieder kommen aus dem privaten und dem öffentlichen Bereich. Dazu gehören die Ministerien für Finanzen, Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, KMUs sowie die Beraterin des Präsidenten für Wissenschaft und Technologie (2020 OECD O.N.E Sight). In den letzten Jahren war der PACST stark an der Umstrukturierung des administrativen Systems für Forschung und Innovation sowie an dem Aufbau der Infrastruktur insbesondere für die strategisch wichtigen Technologiebereiche beteiligt.

Dem Ministerium für Wissenschaft und IKT (MSIT) ist das Korea Institute of Science & Technology Evaluation and Planning (KISTEP) unterstellt. Die Leistungen von KISTEP sind sehr vielfältig: das Institut  führt Foresight-Studien und sonstige Zukunftsstudien durch, erstellt Entwürfe für die Fünfjahrespläne, unterstützt bei der Zuweisung von Haushaltsmitteln und bei der Koordinierung der staatlichen FuE-Projekte, führt Evaluationen von Programmen durch und veröffentlicht Berichte (z.B. Main Science & Technology Indicators of Korea). Außerdem hat KISTEP eine globale Kooperationsplattform zur Stärkung der nationalen diplomatischen Kapazitäten im Bereich Wissenschaft und Technologie mit Industrie- und Entwicklungsländern sowie der internationalen Gemeinschaft gegründet.

Das Science and Technology Policy Institute (STEPI) ist als Institut des National Research Council for Economics, Humanities and Social Sciences (NRC) direkt dem Premierminister unterstellt. Das STEPI forscht zur Wissenschafts- und Technologiepolitik und legt Vorschläge für die Ausgestaltung von Förderprogrammen vor.

Neben KISTEP und STEPI gibt es auch zwei nationale Wissenschaftsakademien in Südkorea, die unabhängige Politikberatung leisten: die National Academy of Sciences (NAS) sowie die Korean Academy of Science and Technology (KAST).

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3.5 Politische Zielsetzungen und Programme

Bildungspolitische Zielsetzungen und Programme

Ein wichtiger Ansatz im koreanischen Bildungssystem ist der konsequente Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Im Zuge des „Comprehensive Plan for Information Education" wurden bereits bis zum Jahr 2000 weitgehend alle Schulen mit PC-Laboren und z.T. Multimedia-Ausrüstung ausgestattet sowie ans Internet angeschlossen. Das gesamte Bildungssystem soll digitalisiert werden, inklusive von digitalen Textbüchern, der Nutzung von Mobilfunk-Apps und Tablet-PC-Nutzung. Südkorea möchte sich hier als Vorreiter im Bereich der IKT-Nutzung in der Bildung positionieren. Begleitet wird dieser Ansatz durch eine Einrichtung des Bildungsministeriums, den Korea Education and Research Information Service (KERIS).

Wichtige Reformen in der Bildungspolitik wurden in den 1990er Jahren eingeleitet. Der Fokus verschob sich von Quantität auf Qualität. Ziel war es, das primär prüfungsorientierte Lernen zu überwinden und die notwendige Infrastruktur für Lebenslanges Lernen (Lifelong Learning") als Grundlage einer innovativen Wissensgesellschaft und als Antwort auf die beginnende Alterung der Gesellschaft zu schaffen. Gleichzeitig erhält das Schulsystem mehr Autonomie und soll sich didaktisch stärker an der Förderung von Kreativität ausrichten. Im Ausbildungsbereich wurden Meisterschulen eingerichtet, die sich bewusst, auch begrifflich, am deutschen Ausbildungssystem orientieren. Durch die Meisterschulen soll eine praxisnähere Ausbildung erreicht werden.

Die Etablierung von international wettbewerbsfähigen Exzellenzuniversitäten wurde in Südkorea seit 1999 durch eine Reihe von Programmen vorangetrieben, darunter durch das „Brain Korea 21 Project“ und das „World Class Universities Project“ (2008-13), mit dem Lehrkräfte aus dem Ausland gewonnen werden sollten (Kang, Jean S. (2015): Initiatives for Change in Korean Higher Education: Quest for Excellence of World-Class Universities. International Education Studies, Vol. 8 No. 7, Publikation). Das „Brain Korea 21 Project“ befindet sich derzeit als „BK21 FOUR” in seiner vierten Phase (2020-27). Gefördert werden soll vor allem die Reorganisation von Graduiertenschulen, die Ausbildung von Master-Studierenden und Promovierenden und die Anstellung von Post-Doc Forschenden (Quelle: OECD Europ. Kommission STIP COMPASS).

2015 beschloss das Bildungsministerium, alle Universitäten zu evaluieren, um die Qualität der Hochschulbildung zu verbessern und die Hochschulen auf den Rückgang der Studierendenzahlen vorzubereiten (siehe unter Bildung und Hochschulen). So führte bereits die Regierung der vorigen Präsidentin Park Geun-hye ein Evaluierungssystem ein, das die Hochschulen in fünf Qualitätskategorien einteilte; in unteren Rängen eingestufte Universitäten sind von Kürzungen, Fusionsdruck oder sogar Schließung bedroht. Auch unter der aktuellen Regierung wird diese Politik mit einigen Änderungen weitergeführt: Schlecht bewerteten Hochschulen wurde eine Reduzierung der Studierendenzahlen um ein Drittel auferlegt, gut benotete Universitäten werden mit erhöhten Zuwendungen belohnt. Hier ergibt sich jedoch ein gewisser Konflikt mit dem Ziel, die sehr starke gesellschaftliche und akademische Orientierung auf Spitzenuniversitäten abzumildern. Aufgrund des Rückgangs der Studierendenzahlen gewinnt die Internationalisierung der südkoreanischen Hochschulen an Bedeutung (DAAD-Bildungssystemanalyse, 12.07.2024).

Inzwischen plant das Bildungsministerium allerdings, die zentrale Kontrolle über die südkoreanischen Hochschulen abzumildern. Damit verbunden ist ein Zuwachs an Hochulautonomie sowie eine Verbindung mit regionalen Innovationssystemen. Bis 2026 sollen über 26 „Glocal Colleges“ entstehen, die die traditionelle Trennung zwischen Hochschulen und Colleges überwinden sowie lokale und internationale Communities verbinden (siehe Korean Ministry of Education Government Policies and Goals: „Innovating Higher Education and Breaking Barriers“).

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Forschungs- und Innovationspolitische Ziele und Programme

Südkorea gibt sich nicht mit einem der weltweit höchsten FuE-Intensitäten zufrieden (Anteil der gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Bruttoninlandsprodukt, 2022 bei 5,2 Prozent), sondern forciert seit einigen Jahren einen Politikwandel. Angestrebt wird, die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor zu intensivieren und die kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) zu stärken. Die Small and Medium Business Administration (SMBA), die 1996 gegründet worden war, wurde im Juli 2017 in ein Ministerium für kleine und mittlere Unternehmen und Startups (Ministry of SMEs and Startups, MSS) umgewandelt.  Die langfristige nicht bindende Future Vision of Science and Technology 2045 (2020) hebt ebenfalls die Lebensqualität, soziale Werte und die Bedeutung von Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMUs) hervor (siehe UNESCO Science Report 2021, S. 664).

Die strategischen Ziele der Regierung für den Zeitraum von 2023-27 gibt der Fünfte Basisplan /Masterplan für Wissenschaft und Technologie („5th Science and Technology Basic Plan/Master Plan“) vor. Dazu gehört die Schaffung eines missionsorientierten Forschungs- und Innovationssystems. Die vorhandenen FuE-Ressourcen sollen auf ausgesuchte Missionen konzentriert werden. Dabei versteht Südkorea Missionen aber auch als Technologieförderung: Als Beispiele für Missionen wird sowohl das Erreichen von Kohlenstoffneutralität bis zum Jahr 2050 als auch die Kultivierung kritischer und aufkommender Technologien benannt. Forschungsinstitute mit staatlichen Finanzierungen sollen Missionen für einzelne Technologien zugewiesen werden.

Damit vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in Südkorea weiterhin ausreichend Humankapital für Forschung und Innovation zur Verfügung steht, ist die Annahme eines langfristigen Unterstützungsprogramms für Forschende („long-term researcher support program, up to 10 year“) vorgesehen.

Für neue Industrien und Technologien sollen die Unternehmen auch ausländische Fachkräfte anwerben können. Die Förderung für Forschung und Innovation im Privatsektor wird mit Hilfe von neuen öffentlich-privat besetzten Ausschüssen noch stärker an die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst. Ein Schwerpunkt liegt nach wie vor auf der Förderung von Start-Ups. Geplant ist dabei, die Kooperation zwischen dem Ressort für KMU und Start Ups sowie anderen Ressorts, beispielsweise dem Bildungsministerium und dem Ministerium für Wissenschaft und IKT zu verbessern. Ebenfalls geplant ist eine Regionalisierung von FuE: Angestrebt wird, in 17 Städten und Regionen Südkoreas neue regionale Institute für Wissenschaft und Technologie aufzubauen. Diese sollen vor Ort die Aufgabe von Wachstumsmotoren übernehmen.

Unter dem Fünften Wissenschafts- und Technologie Masterplan wurden 12 Technologiefelder ausgewählt, in denen bis 2027 klar definierte Fortschritte erzielt werden sollen (siehe unter Fachliche Stärken Übersicht).

Der koreanische Plan zur systematischen Stärkung der Forschungssicherheit („Security Measures for the National R&D Programs“) für den Aufbau eines vertrauenswürdigen Forschungsökosystems wurde im September 2023 veröffentlicht. Korea unterteilt nationale Förderprojekte in geheime, sensible und reguläre Forschungsprojekte. Vorher gab es nur reguläre und geheime Projekte, wobei geheime Projekte nur etwa 1 Prozent ausmachten. Forschende, die staatliche Projektmittel beantragen, müssen künftig Angaben zu ausländischen Finanzierungsquellen oder internationalen Partnern machen. Weitergehende Offenlegungspflichten bestehen für sensibel oder geheim eingestufte Projekte oder Forschungsinstitutionen in sicherheitsrelevanten Bereichen wie Weltraum oder Kernenergie. Es sollen Anreize geschaffen werden, um mehr Forschende für sensible und geheime Projekte zu gewinnen und das Bewusstsein für Forschungssicherheit zu stärken.

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Ergebnisse von Evaluierungen

Südkorea hatte auf eigene Initiative hin sein Forschungs- und Innovationssystem bereits 2009 und 2013 von der OECD begutachten lassen. Im Sommer 2023 legte die OECD auf Wunsch Südkoreas eine dritte umfassende Bestandsaufnahme des Forschungs- und Innovationssystems vor (OECD Review of Innovation Policy Korea 2023). Südkorea wird unter anderem empfohlen, eine begrenzte Anzahl hochrangiger nationaler Missionen zu beschließen, um gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Diese Missionen sollten eine breite Palette von Aktivitäten (Forschung, Infrastruktur, Qualifizierung Ausbildung usw.) für technologische und nichttechnologische Lösungen mit Hilfe eines Pakets politischer Maßnahmen (Subventionen, regulatorische Reformen, Beschaffungen usw.) umfassen.

Viele weitere OECD-Empfehlungen betreffen Erleichterungen für Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Start Ups, auch in Bezug auf Digitalisierung und Internationalisierung.

Die Empfehlungen der OECD im Hinblick auf internationale Kooperation (S. 21 ff.) werden im Abschnitt Internationale Kooperation: Ergebnisse von Evaluierungen dargestellt.

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Weitere Informationen
 

4Internationale Kooperationen des Landes in Bildung, Forschung und Innovation

4.1 Internationale Programmatik

Strategien und Programme

Für Südkorea ist die internationale Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung in erster Linie Außenwirtschaftspolitik. Diese wird durch das koreanische Außenministerium MOFA (Ministry of Foreign Affairs), aber auch durch die entsprechenden Ministerien für Bildung und Forschung vorangetrieben. Für die internationale Bildung ist das Bildungsministerium (MOE) zuständig, das bei der Umsetzung durch das National Institute for International Education (NIIED) unterstützt wird. Mit dem Korean Government Scholarship Program des NIIED wird die Mobilität von Studierenden in beide Richtungen gefördert.

Für die internationale Kooperation in Forschung und Innovation sind in erster Linie das Ministerium für Wissenschaft und Informations- und Kommunikationstechnologien (Ministry of Science and ICT, MSIT) und das Ministerium für Technologie, Industrie und Energie (Ministry of Technology, Industry and Energy, MOTIE) zuständig.

  • Die National Research Foundation (NRF, Überblick) fördern internationale Forschungskooperationen im Rahmen bilateraler Bekanntmachungen mit ausgewählten Partnerländern. Das Wissenschaftsministerium (MSIT) hat darüber hinaus auch Programme, unter denen koreanische Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen für die Pflege von globalen Forschungsnetzwerken und den Aufbau von internationalen Forschungszentren („Global Development Centers“) Mittel erhalten können.
  • Die Förderagentur für Unternehmen Korea Institute for Advancement of Technology (KIAT, Überblick) fördert internationale Technologiekooperationen.
  • Da Südkorea vor einigen Jahrzehnten selbst ein Entwicklungsland war, ist es sehr bestrebt, sich in der Entwicklungszusammenarbeit zu engagieren. Das Auswärtige Amt hat eine eigene Förderagentur, die Korea International Cooperation Agency (KOICA). Für Forschung und Innovation haben auch das Wissenschaftsministerium (MSIT) und die NRF eigene Förderprogramme, mit denen zum Beispiel Stipendien an Forschende aus Entwicklungsländern vergeben oder Forschungszentren aufgebaut werden.

Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Wettbewerbs um technologische Vorherrschaft hat die südkoreanische Regierung eine strategische Neuausrichtung unter der im November 2023 verkündeten „Global R&D Promotion Strategy“ in Angriff genommen. Übergreifendes Ziel ist es, Investitionen in internationale FuE-Kooperation in strategischen Technologiefeldern (siehe unter Fachliche Stärken Übersicht) zu erhöhen, ebenso wie die Investitionen in exzellenzorientierte globale Grundlagenforschung.

Die bestehenden Forschungs- und Innovationszentren im Ausland (siehe nächster Abschnitt) sollen als „Global R&D Strategic Hub Centers“ neu organisiert und besser koordiniert werden. Bei der Auswahl von Kooperationsländern und -sektoren soll eine „Global R&D Strategy Map“ helfen (siehe unter Regierungs- und Ressortabkommen). Geplant ist auch eine ministerienübergreifende Konzentration von Ressourcen auf sogenannte „Global R&D Flagship Projects“ (siehe MSIT Press Release: Preparing the Foundation for Investment, Cooperation System, and Strategy to Advance as a Global Leader in International Research and Development, 30 May 2024).

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Internationale Präsenz

Im April 2024 verkündete der südkoreanische Wirtschaftministerium MOTIE, welche Institutionen es für den Aufbau von globalen Technologiekooperationzentren ausgewählt hat: Neben fünf Hochschulen in den USA (Massachusetts Institute of Technology MIT, der Yale University, der Purdue University, der Johns Hopkins University und dem Georgia Institute of Technology) zählt auch die deutsche Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) mit acht ihrer Institute dazu. Das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS ist federführend am Aufbau des „K-FAST – Korea Fraunhofer Office of Science and Technology“ beteiligt (siehe unter Überblick Kooperation mit Deutschland). Korea plant, in den nächsten fünf Jahren 684 Milliarden Won (506 Millionen US-Dollar) in diese Zentren zu investieren, einschließlich 57,5 Milliarden Won in 2024, um 45 Projekte zu starten (siehe „Korea aims to promote global R&D projects with 6 overseas institutions In: Korea Times, 5 April 2024).

Weiterhin wurde in 2022 das Korea-US Quantum Technology Cooperation Center in Washingtion (QIST) sowie in 2023 das Korea Europe Quantum Science Technology Cooperation Center (KE - QSTCC) in Brüssel eröffnet, um gemeinsame Projekte auf dem Gebiet zu stärken.

Südkoreanische Ministerien und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen hatten bereits vor Jahrzehnten im Zuge von Internationalisierungsbestrebungen Niederlassungen im Ausland gegründet. Zukünftig sollen bestehende Forschungs- und Innovationzentren im Ausland als „Global R&D Strategic Hub Centers“ neu organisiert und besser koordiniert werden (siehe vorheriger Abschnitt). Bevorzugte Standorte sind Asien, Europa und Nordamerika. Das 1966 gegründete Korea Institute of Science and Technology (KIST) war das erste koreanische Forschungsinstitut, das im Jahr 1996 mit KIST Europe in Saarbrücken eine solche Auslandsniederlassung gegründet hat (siehe auch unter Überblick Kooperation mit Deutschland). Dazu kommt das Indo-Korea Research and Technology Center in Indien. Um die Zusammenarbeit mit dem wichtigen Partner China zu begleiten, hat das koreanische Wissenschaftsministerium (MSIT) das Korea-China S&T Cooperation Center (KOSTEC) in Peking eingerichtet.

Sogenannte Korea Innovation Centres (KIC) in Europa, China und den USA wurden ebenfalls durch das Wissenschaftsministerium, auch in Kooperation mit der National IT Industry Promotion Agency (NIPA) aufgebaut. Die Aufgabe von KIC ist es, innovativen kleinen und mittleren Unternehmen und Start-Ups aus Südkorea durch internationale Vernetzung vor Ort neue Marktchancen zu eröffnen (KIC Europe in Berlin, siehe auch unter Kooperation mit Deutschland, KIC Washington und KIC Silicon Valley). Weitere Zentren mit einem Entwicklungsfokus wurden in Äthiopien und Tansania sowie in Nepal und in den südostasiatischen Ländern Indonesien, Kambodscha, Laos und Vietnam aufgebaut (UNESCO Science Report 2021, S. 671).

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Ergebnisse von Evaluierungen

Das südkoreanische Science and Technology Policy Institute (STEPI) hat im April 2024 eine Untersuchung zur internationalen Technologiekooperation Südkoreas veröffentlicht. Die STEPI-Insight Studie (Vol. 323 Apr. 9th. 2024) „A Study on the Advanced System of the S&T International Cooperation Responding to Technopolitics Era“ (Download pdf englischsprachige Zusammenfassung) stellt fest, dass die Nutzung und Beherrschung  von Kerntechnologien zunehmend ganze Politikbereiche bestimmt und die internationale Technologiekooperation dadurch immer weiter an Bedeutung gewinnt. Im Sommer 2023 hatte die OECD auf Wunsch Südkoreas bereits eine umfassende Bestandsaufnahme des Forschungs- und Innovationssystems vorgelegt, die auch internationale Aspekte mit einschließt (OECD Review of Innovation Policy Korea 2023, zu internationalen Aspekten S. 21 ff., allgemein unter Politische Zielsetzungen: Ergebnisse von Evaluierungen).

STEPI wie auch die OECD kommen im Hinblick auf internationale Kooperation zu ähnlichen Schlussfolgerungen: Derzeit fehle es an Anreizen für Forschende an den Hochschulen und Institutionen Südkoreas, sich international stärker zu engagieren. Die OECD empfiehlt Entscheidungen über wissenschaftliche Karrieren starker an das Kriterium internationale Vernetzung zu koppeln.

STEPI kritisiert die fragmentierten Maßnahmen verschiedener Ministerien und unterstreicht die Bedeutung eines umfassenden Ansatzes bei der Internationalisierung. Die südkoreanische Organisation empfiehlt

  • die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf langfristige Ziele hin auszurichten;
  • durch gezielte Selektion und Konzentration die Effizienz internationaler Kooperation zu stärken;
  • ein Monitoring- und Bewertungssystem für internationale Projekte zu schaffen;

Der OECD Review of Innovation Policy stellt nicht allein auf die Projektarbeit ab, sondern gibt eine Reihe von Empfehlungen für die darüber hinausgehende Internationalisierung von Wissenschaft, Technologie und Innovation. Für eine stärkere regionale asiatische Vernetzung empfiehlt die OECD die Auflage regionaler Fördermöglichkeiten in Asien und die Schaffung einer regionalen Forschungsinfrastruktur, vergleichbar der Schaffung von CERN in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Angesichts des demografischen Wandels solle das Land mehr tun, um internationale Fachkräfte anzuziehen. Weiterhin könne Südkorea gezielt Online Meetings nutzen, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus anderen Ländern beispielsweise bei der Entscheidung über Stellenbesetzungen in südkoreanischen Hochschulen und Institutionen zu beteiligen. Schließlich könnte ein besserer Schutz geistiger Eigentumsrechte ausländische Unternehmen dazu bringen, sich verstärkt in Südkora zu engagieren.

4.2 Bi- und multilaterale Kooperationen

Auswahl an Regierungs- und Ressortabkommen mit Partnerländern

Südkorea hat Regierungsabkommen über die wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit mit über 40 Ländern geschlossen. Mit Blick auf internationale Publikationen und Patente sind die wichtigsten Partnerländer die USA und China. Die Anzahl gemeinsamer chinesisch-koreanischer Projekte in der angewandten und Grundlagenforschung wurde auf rund 800 geschätzt. Weitere wichtige Kooperationsländer liegen in Europa wie Deutschland, Großbritannien und Frankreich (siehe dazu APRA-Monitoring Bericht Korea (2023), S. 35 ff.).

Bei der Auswahl von Kooperationsländern ist Südkorea zunehmend durch den globalen Wettbewerb um technologische Vorherrschaft zwischen China und den USA betroffen („USA China technological hegemony competition“). Der sich verschärfende Wettbewerb bringt die Gefahr der Blockbildung mit sich. Südkorea muss gleichzeitig die Versorgung der eigenen Industrie mit Rohstoffen und Produkten in den globalen Lieferketten sicherstellen. Vor diesem Hintergrund empfehlen Fachleute des südkoreanischen regierungseigenen Forschungsinstituts KISTEP, die Kooperation mit befreundeten Ländern zu intensivieren (Der Aufbau der neuen Technologiekooperationszentren mit Einrichtungen und Hochschulen in den USA und mit Fraunhofer ab 2024 trägt diesen Überlegungen bereits Rechnung, siehe unter Internationale Präsenz). Gleichzeitig sollen die Beziehungen mit Ländern fortgesetzt werden, die anderen Blöcken zugerechnet werden. Für die Kooperation mit China besonders geeignet seien multilaterale Formate zum Management globaler Herausforderungen. Um Südkoreas Zugang zu seltenen Rohstoffen abzusichern und Lieferketten stabil zu halten, wird empfohlen, die Beziehungen zu Indien und zu den ASEAN-Staaten auszubauen (siehe Download Kistep R&D and Beyond 2023: Directions for Korea's S&T Diplomacy in the Competition for Technological Hegemony, S. 46 ff.).

Zu den wichtigsten Ko-Publikationsländern Südkoreas zählen bereits heute Japan und Indien. Die Beziehungen zu Japan waren zwar auf Regierungsebene längere Zeit durch historische Belastungen eingeschränkt. Die Kooperationen von individuellen Forschenden waren jedoch intensiv, beispielsweise im Feld der Fusionsenergie. Weiterhin baut Südkorea die Kooperation mit dem regionalen Wissenschafts- und Technologiezentrum Singapur aus, insbesondere im Bereich Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (siehe dazu APRA-Monitoring Bericht Korea (2023), S. 38).

Unter der neuen „Global R&D Promotion Strategy“ wird für die Auswahl von Kooperationsländern ein systematischer Ansatz gewählt: Eine Globale FuE-Strategiekarte („Global R&D Strategy Map“) wird jeweils für eine Reihe von Technologien (kritisch und aufkommend; Net Zero) erstellt, um die aktive strategische Zusammenarbeit mit exzellenten Forschungsinstituten und Unternehmen im Ausland durch eine datenbasierte Analyse des Entwicklungsstandes verschiedener Länder zu ermöglichen. Die Globale FuE-Strategiekarte besteht aus zwei Teilen: eine Karte, die das Niveau des technologischen Fortschritts jedes Landes analysiert und einer Karte, die technologiespezifische Kooperationsstrategien für verschiedene Länder aufzeigt (MSIT Press Release:Preparing the Foundation for Investment, Cooperation System, and Strategy to Advance as a Global Leader in International Research and Development“, 30 May 2024).

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Teilnahme an europäischen Programmen und Initiativen

Mit der Europäischen Union (EU) hat Südkorea 2007 ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit  abgeschlossen. Die EU hat vier EU-Zentren an koreanischen Universitäten: zwei Zentren in Seoul, ein Zentrum in Busan und ein Zentrum in Daegu. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Zusammenarbeit mit Südkorea im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden.

Die Verhandlungen über die Assoziierung Südkoreas mit der Säule II des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) konnten im März 2024 erfolgreich abgeschlossen werden.  Nach der Unterzeichnung und Ratifikation des Assoziierungsabkommens könnten südkoreanische Hochschulen und sonstige südkoreanische Einrichtungen als Mitglieder erfolgreicher Projektkonsortien voraussichtlich ab 2025 Fördermittel unter Horizont Europa erhalten, sobald Förderaufrufe veröffenlicht werden.

Bevor eine Assoziierung vereinbart wird, gelten folgende Regeln: Einrichtungen aus Südkorea sind unter Horizont Europa (2021-27) teilnahmeberechtigt, erhalten jedoch in der Regel keine europäischen Fördergelder. Zur Schließung dieser Lücke hat Südkorea einen Ko-Finanzierungsmechanismen eingerichtet. Ähnliche Regeln galten bereits seit 2020 unter dem Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Zur Beteiligung Südkoreas liegen jetzt vorläufige finale Zahlen vor. Bis Dezember 2021 warb das Land Fördergelder in Höhe von 2,34 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 79 Projekten, an denen sich Südkorea beteiligte, wiesen mit 62 Projekten mehr als drei Viertel auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Vertragsdatenbank). Der fachliche Fokus der Kooperation lag auf 5G, Internet der Dinge, Cloud und KI, Nanoelektronik und Nanosicherheit, innovative Saubere Energie, Infektionskrankheiten, Epigenomforschung und Satellitennavigation. Neue Bereiche von gegenseitigem Nutzen sind antimikrobielle Resistenz, Automatisierte Fahrsysteme, Katastrophenschutz und Sicherheit und Polarforschung.

Als erstes asiatisches Land wurde Südkorea im Juni 2009 als assoziiertes Land bei EUREKA, einem europäischen Netzwerk zur Unterstützung marktorientierter industrieller Forschender, aufgenommen. Im Juni 2017 erhielt Südkorea den Status des EUREKA-Partners. Das Land ist an einer wachsenden Zahl von EUREKA-Projekten beteiligt und leitet in mehreren Fällen mittlerweile auch das Projektkonsortium. Außerdem ist Südkorea Mitglied in EUROSTARS.

An dem Aufbau des Internationalen Thermonuklearen Reaktors (ITER) in Frankreich ist Südkorea ebenfalls beteiligt. Das Land hat zudem Vereinbarungen mit EURATOM und der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) getroffen.

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Mitgliedschaften in internationalen Regierungsorganisationen und -foren

Südkorea ist Mitglied der G20-Staaten und ist damit an jährlichen Beschlüssen der Staats- und Regierungschefs beteiligt, die auch Bildung, Forschung und Innovation betreffen können. Südkorea ist weiterhin Mitglied der Vereinten Nationen (UN) und seit 1950 auch Mitglied der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). 1996 ist Südkorea der Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD) beigetreten und arbeitet seitdem auch in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Technologie mit den entsprechenden OECD-Gremien eng zusammen.

Weiterhin beteiligt sich Südkorea auch an den folgenden Regierungsorganisationen, die Schwerpunkte in den Bereichen Forschung und Innovation setzen:

  • Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC);
  • Weltbiodiversitätsrat (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, IPBES);
  • Internationale Energieagentur (International Energy Agency, IEA);
  • Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency, IRENA).

Südkorea ist Gründungsmitglied des Asien-Pazifik Wirtschaftsforums (APEC), das sich die Liberalisierung und Förderung von Handel und Investitionen in der Region sowie wirtschaftliche und technische Kooperationen zur Aufgabe gemacht hat. Die koreanische Regierung beteiligt sich daher beispielsweise an den APEC-Programmen der Economic and Technical Cooperation (ECOTECH). Südkorea ist außerdem Dialogpartner der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN). 

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Teilnahme an multilateralen Programmen und Initiativen

Südkorea beteiligt sich seit dem Jahr 2000 regelmäßig an dem OECD-Programm zur Kompetenzmessung von Schülern (PISA). Im Zeitraum von 2008-13 hat Südkorea an dem OECD-Programm zur Kompetenzmessung der erwachsenen erwerbsfähigen Bevölkerung (PIAAC) teilgenommen.

Südkorea ist außerdem Mitglied in der Global Biodiversity Information Facility (GBIF).

Südkorea wird in der weltweit größten Nichtregierungsorganisation im Bereich Wissenschaft, dem Internationalen Wissenschaftsrat (Internationalen Science Council, ISC) durch die National Academy of Sciences (NAS)), Korean Academy of Science and Technology (KAST) sowie den Korean Social Science Research Council (KOSSREC) vertreten.

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Sitzland für Einrichtungen internationaler Organisationen

Korea wurde von verschiedenen internationalen Organisationen als Standort für ihren Hauptsitz ausgewählt. Der Green Climate Funds (GCF) mit Sitz in Incheon unterstützt Entwicklungs- und Schwellenländer dabei, ihre Volkswirtschaften klimafreundlich umzugestalten und sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen.

Schwerpunkt der Arbeit des Global Green Growth Institute (GGGI) ist die Unterstützung von Entwicklungs- und Schwellenländern bei der Entwicklung von Strategien und Politiken für Nachhaltigkeit, insbesondere im Hinblick auf die Förderung von umweltfreundlichen Technologien und Innovationen.

Das International Vaccine Institute (IVI) ist eine unabhängige, gemeinnützige, internationale Organisation, die aus der Überzeugung heraus gegründet wurde, dass die Gesundheit von Kindern in Entwicklungsländern durch den Einsatz neuer und verbesserter Impfstoffe drastisch verbessert werden kann. In Zusammenarbeit mit der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft, Organisationen des öffentlichen Gesundheitswesens, Regierungen und der Industrie ist das IVI in allen Bereichen des Impfstoffspektrums tätig - vom Design neuer Impfstoffe im Labor über die Impfstoffentwicklung und -evaluierung im Feld bis hin zur Erleichterung der nachhaltigen Einführung von Impfstoffen in Ländern, in denen sie am dringendsten benötigt werden.

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Weitere Informationen

5Weitere Informationen

Nähere Informationen zur Republik Korea (Südkorea) erteilt im Auftrag des BMBF der DLR Projektträger.

Fachliche Ansprechpartnerin für die Republik Korea (Südkorea) ist:
Frau Dr. Carolin Lange
DLR Projektträger
Europäische und Internationale Zusammenarbeit
Tel: +49 228 3821 2081
E-Mail: c.lange(at)dlr.de

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