Länderbericht: Vietnam
Länderbericht: Vietnam
Kooperation international

Inhaltsverzeichnis
-
Zusammenfassung
Zusammenfassung -
Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und –politik
Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und –politik -
Internationale Kooperationen des Landes in Bildung, Forschung und Innovation
Internationale Kooperationen des Landes in Bildung, Forschung und Innovation
1Allgemeine Landesinformationen
Bevölkerung und Geografie
Ländername |
Sozialistische Republik Vietnam |
Hauptstadt |
Hanoi (7,7 Mio. Einwohner, Großraum) |
Fläche |
332.800 km² |
Bevölkerungszahl |
105.758.975 (Schätzung 2024) |
Lebenserwartung |
Männer: 73,5 Jahre, Frauen: 78,9 Jahre (Schätzung 2024) |
Altersstruktur |
0-14 Jahre: 23,27 Prozent (Schätzung 2024) |
Bevölkerungswachstum |
0,89 Prozent (Schätzung 2024) |
Bevölkerungsgruppen |
Vietnamesen (Kinh): 85 Prozent, |
Sprachen |
Vietnamesisch (Amtssprache), Zunahme von Englisch als Zweitsprache, ansonsten: Französisch, Chinesisch und Khmer; Sprachen der Minderheiten in Bergregionen (Mon-Khmer und Malayo-Polynesisch) |
Religionen |
|
Nationaltag |
2. September (Unabhängigkeitstag 1945) |
Zeitzone |
MEZ + 6 (UTC + 7) |
Währung |
1 Vietnamesischer Dong VND/ 100 Xu |
Vorwahl |
+84 |
Vietnam, das Land im äußersten Südosten des asiatischen Kontinents, bildet einen 3.260 km langen, geschwungenen Küstenstreifen zum Südchinesischen Meer. Der Norden des Landes grenzt an China. Die Mitte des Landes, ein schmaler Küstenstreifen, wird im Westen von Laos und Kambodscha begrenzt und beschreibt einen südwestlichen Bogen bis in den Golf von Thailand.
Der Kernraum des nördlichen Vietnam ist Tonkin (Bac Bô), die weite Schwemmlandfläche im Delta des Roten Flusses, wo sich die Hauptstadt Hanoi befindet. Der Rote Fluss, aus dem südchinesischen Gebirgssystem von Norden nach Vietnam kommend, wird nach seinem Grenzübertritt von hohen Gebirgszügen gesäumt, zu denen auch der Fan Si Pan, mit 3.142 m der höchste Berg Vietnams, gehört.
Südlich des Roten-Fluss-Deltas schließt sich ein hügeliges Küstentiefland an, das der bewaldeten Annamitischen Kordilliere (Trung Bô) vorgelagert ist und in dessen Zentrum sich die Küstenstadt Da Nang befindet. Die Kordilliere erreicht mit dem Ngoc Linh (2.598 m), dem Ataouat-Massiv (2.500 m) und dem Chu Yang Sin (2.405 m) ihre höchsten Erhebungen. Im mittleren Teil fällt das Gebirgsland zur Küste hin steil ab. Nur an den Mündungen der Flüsse haben sich Schwemmlandebenen gebildet, die dicht bevölkert sind.
Ganz im Süden erstreckt sich das sumpfige und sehr fruchtbare Delta des Mekong mit der Provinzhauptstadt Can Tho (Universitätsstadt). Seine häufig überschwemmte, weit ins Landesinnere reichende Aufschüttungsebene Cochinchina (Nam Bo), bildet den wirtschaftlichen Kernraum im Süden Vietnams. Am Nordostrand des Mekong-Deltas befindet sich Ho-Chi-Minh-Stadt (früher Saigon), heute das industrielle Zentrum des Landes.
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Links/Institutionen
Politik und Administration
Ländername |
Sozialistische Republik Vietnam |
Hauptstadt |
Hanoi |
Regierungsform |
Einparteiensystem |
Staatsoberhaupt |
To LAM, Staatspräsident seit März 2024, gleichzeitig Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Vietnams |
Regierungschef |
Pham Minh CHINH, Premierminister seit April 2021 |
Außenminister/in |
Bui Thanh SON, seit April 2021, gleichzeitig Vize- Premierminister seit August 2024 |
Minister/in für Bildung und Ausbildung |
Nguyen Kim SON, seit 2021 |
Minister/in für Wissenschaft und Technologie |
Nguyen Manh Hung, seit 2025 |
Parlament |
Einkammerparlament, 14. Nationalversammlung, rund 500 Abgeordnete, Legislaturperiode 2021-2026, Wahl alle 5 Jahre |
Regierungsparteien |
Kommunistische Partei Vietnams |
Oppositionsparteien |
Keine |
Verwaltungsstruktur |
Aufteilung in 58 Provinzen, und 5 Stadtverwaltungen (Hanoi, Ho-Chi-Minh-Stadt, Da Nang, Can Tho und Hai Phong) |
Politisches System
Vietnam befindet sich in einem Transformationsprozess zu einem marktwirtschaftlichen System, in dem die Kommunistische Partei Vietnams (KPV) jedoch an ihrem Machtmonopol festhält.
Es gibt zwar einen politischen Willensbildungsprozess, in den Partei, Regierung und Parlament auf nationaler, Provinz- und Bezirksebene einbezogen sind. Ein Mehrparteiensystem und eine starke Bürgerbeteiligung lehnt die KPV indes ab. Es gibt keine organisierte Opposition. Verbände, Organisationen und die Gewerkschaft sind in der "Vaterländischen Front" zusammengefasst und damit Teil des Systems.
Die alte Verfassung schreibt in Artikel 4 die führende Rolle der KPV in Staat und Gesellschaft fest. Anfang 2014 trat eine neue Verfassung in Kraft, die die Führungsrolle der KPV zementiert. Die KPV ist jetzt nicht mehr nur Führer der Arbeiterklasse, sondern aller Vietnamesen und der ganzen Nation. Die Legislative, Exekutive und Judikative werden weiterhin von der KPV-Führung kontrolliert. Das 15-köpfige Politbüro bestimmt die Richtlinien der Politik. Es wird seit August 2024 von Generalsekretär To Lam geleitet. Das 175-köpfige Zentralkomitee der Partei ist das zweithöchste Parteiorgan und tagt in der Regel zweimal im Jahr.
Die Mitglieder der Nationalversammlung sind in der Regel KPV-Mitglieder. Die Nationalversammlung emanzipiert sich seit einigen Jahren und hat an Einfluss und Macht gewonnen (Quelle: Auswärtiges Amt).
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Wirtschaftsinformation
Vietnam gehört zu den aufstrebenden Wirtschaftsnationen Asiens. Das Land ist ein bedeutender Produzent von Agrarprodukten, Textilien, Schuhen und Elektronik. Bergbau und Industrie, Handel und die Land-, Forst-, und Fischereiwirtschaft sind die Industrien mit der größten Bruttowertschöpfung.
2024 wuchs Vietnams Wirtschaft um 6 Prozent an und für das Jahr 2025 sehen die Aussichten ebenfalls positiv aus. Ausländische Direktinvestitionen erreichten 2024 einen Rekordwert von 23 Milliarden US-Dollar und auch Exporte aus Vietnam stiegen von 350 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf über 400 Milliarden US-Dollar an. Die Inflationsrate liegt derzeit bei circa 4 Prozent. Für die nächsten Jahre sind Reformen geplant, die das Wirtschaftswachstum ab 2026 auf ein zweistelliges Niveau heben sollen. Die Nationalversammlung verabschiedete auch ein neues Elektrizitätsgesetz, die seit Jahren stockende Energieprojekte schneller umsetzbar machen sollen.
Ausführliche Wirtschaftsdaten zu Vietnam finden Sie in der Reihe „Wirtschaftsdaten kompakt“ von „Germany Trade and Invest (GTAI)“. Diese wird zweimal jährlich im Mai und November aktualisiert.
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Handel mit Deutschland
Vietnams Außenhandelsbilanz ist positiv (Einfuhr 326,4 Mrd. vs. Ausfuhr von 354,7 Mrd. US-Dollar im Jahr 2023). Die deutschen Einfuhren aus Vietnam hatten 2023 einen Umfang von 13,6 Mrd. Euro. Die wichtigsten deutschen Importgüter aus Vietnam sind Elektronikwaren (29,8 Prozent) und Schuhe (17,9 Prozent). Die deutschen Ausfuhren nach Vietnam sind eine Zeit lang stetig gestiegen und erreichten 2018 einen Wert von 4,1 Mrd. Euro, seitdem aber wieder etwas zurückgegangen und hatten 2023 einen Wert von 3,5 Mrd. Euro. Die drei wichtigsten deutschen Exportgüter sind chemische Erzeugnisse (27,9 Prozent), Maschinen (18,3 Prozent) und Luftfahrzeuge (13,7 Prozent). Aus vietnamesischer Perspektive ist Deutschland nach den Niederlanden in Europa mit einem Anteil von 2,4 Prozent der wichtigste Handelspartner; die Hauptlieferländer Vietnams sind asiatische Nachbarländer (China, gefolgt von Südkorea, Japan und Taiwan). Aus deutscher Perspektive nimmt Vietnam bei den deutschen Ausfuhren Rang 49 von 239 Ländern ein, bei den deutschen Einfuhren Rang 24 von 239 Ländern (Quelle: Germany Trade & Invest (GTAI): Vietnam Wirtschaftsdaten kompakt, Dezember 2024).
Grundsätzlich haben deutsche Investoren und Unternehmen einen positiven Ausblick auf ihre Geschäftstätigkeiten in Vietnam. Laut dem AHK World Business Outlook vom Herbst 2024 erreichten deutsche Investitionen einen neuen Höchststand von 3,6 Mrd. US-Dollar in diversen Sektoren wie der verarbeitenden Industrie, Spitzentechnologie, Logistik oder erneuerbaren Energien. Steigenden Kosten für Vorprodukte und der intensive lokale Wettbewerb beeinflussen zwar die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf dem vietnamesischen Markt, aber Vietnams stetiges Wirtschaftswachstum und seine strategische Rolle als Produktions- und Exportdrehscheibe bieten auch gute Chancen für deutsche Firmen. (Quelle: AHK World Business Outlook Fall 2024 – Vietnam Results)
2Zusammenfassung
2.1 Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik
Die FuE-Intensität – das heißt der Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – liegt in Vietnam lediglich bei 0,4 Prozent (siehe FuE-Indikatoren). Dennoch hat Vietnam eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich: 2009 betrug der Anteil mit 0,2 Prozent weniger als die Hälfte. Besonders auffällig ist der seit 2011 stark wachsende Anteil der Unternehmen an der FuE-Finanzierung und der FuE-Durchführung. Zu diesen Indikatoren veröffentlicht die UNESCO allerdings keine neuen Daten mehr.
In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen platziert sich Vietnam 2023 im weltweiten Vergleich auf Rang 47 (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 26, 2024, from www.scimagojr.com). Damit gibt es einen deutlichen Aufwärtstrend, nachdem Vietnam 2017 noch Rang 57 belegte.
Im Global Innovation Index (GII) 2023 werden Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet. Seit 2014, als Vietnam Rang 71 belegte, konnte sich das Land um 25 Plätze verbessern und belegt im weltweiten Vergleich nun Rang 46. In der Gruppe der Länder mit niedrigem mittlerem Einkommen („lower middle income countries") liegt Vietnam sogar auf Rang 2 hinter Indien.
Für Forschung und Wissenschaft sowie Bildung sind jeweils eigene Ministerien zuständig, die auch in den Provinzverwaltungen mit Abteilungen vertreten sind. Das Machtmonopol liegt bei der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV). Nach dem letzten Parteitag der KPV 2016 wurde Nguyen Xuan Phuc als neuer Premierminister berufen. Seinem Kabinett gehören u. a. Chu Ngoc Anh als Forschungsminister und Phung Xuan Nha als Bildungsminister an.
Kernelement der gegenwärtigen Wissenschafts- und Technologiepolitik ist die Wissenschafts- und Technologieentwicklungsstrategie 2011–2020. Sie identifiziert Wissenschaft und Technologie als Schlüssel für die angestrebte Entwicklung zu einem modernen Industrieland bis 2020 und zu einer Wissensgesellschaft in der Zeit danach. Vietnam strebt an, mit seinen Wissenschafts- und Technologiekapazitäten bis 2020 zu den Top 3 der ASEAN Länder zu gehören und in ausgewählten Gebieten wie Mathematik, theoretischer Physik und Medizintechnik Anschluss an das internationale Niveau zu finden. Bis dahin sollen 60 Nationale Forschungseinrichtungen Weltniveau erreicht haben. In diesem Rahmen soll die Anzahl internationaler wissenschaftlicher Publikationen um 15-20 Prozent pro Jahr gesteigert und die Anzahl der Patentanmeldungen verdoppelt werden. Darüber hinaus soll der Wert von Hightech-Produkten als Ergebnis angewandter Forschung bis 2020 auf 45 Prozent des BIP steigen. Parallel dazu soll die wissenschaftliche Infrastruktur und Transferstrukturen ausgebaut werden. Hierzu zählt der angestrebte Aufbau von Technologieparks und Inkubatoren in Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Zudem sollen regionale Wissenschafts- und Technologiestrukturen ausgebaut werden, die je nach regionalen Stärken ausgerichtet werden und gleichzeitig lokale Unternehmen unterstützen.
Die aktuelle Strategie, die Ziele bis 2030 formuliert, sieht die Entwicklung von Wissenschaft, Technologie und Innovation als die wichtigste nationale Politik. Neben einer Umstrukturierung des staatlichen Managements ist auch der Aufbau eines nationalen Innovationssystems und die Entwicklung leistungsfähiger Forschungsinstitute geplant. Dabei sollen Investitionsmittel effektiv genutzt werden und mindestens 2 Prozent der Gesamtausgaben des jährlichen Staatshaushalts betragen. Ebenfalls soll internationale Zusammenarbeit in der Wissenschaft aktiv gefördert werden. Für die Umsetzung sollen das Ministerium für Bildung und Ausbildung und das Ministerium für Wissenschaft und Technologie zuständig sein.
Thematisch prioritär sollen in den Naturwissenschaften Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung mit hohem Nutzen für die sozioökonomische Entwicklung des Landes mit Schwerpunkten in der Ernährungs- und Energiesicherheit, Gesundheit, Umweltschutz, der „rationalen“ Nutzung natürlicher Ressourcen nachhaltiger Entwicklung und Ursachen und Auswirkungen von Naturkatastrophen betrieben werden. In den Ingenieurwissenschaften steht der Auf- und Ausbau der technologischen Kompetenzen und Kapazitäten in den Bereichen Biotechnologie, Informations- und Kommunikationstechnologien, neue Werkstoffe, Maschinen-/Anlagenbau und Automatisierung, Energie, Raumfahrt, Marine- und Umwelttechnologien zur Reaktion auf den Klimawandel im Vordergrund. In der Landwirtschaft, als weiterhin wichtigen volkswirtschaftlichen Sektor, soll sich FuE vor allem auf die Themenfelder Biotechnologie-Anwendungen, Züchtung hochproduktiver Pflanzensorten und Tierrassen, Nutzung genetischer Ressourcen und Bewässerung konzentrieren.
Die Forschungsförderung liegt maßgeblich in den Händen des Ministeriums für Wissenschaft und Technologie (MOST) sowie zentraler Fachministerien. Das Förderbudget des MOST wird größtenteils für die laufenden Kosten der staatlichen Forschungseinrichtungen und Forschungszentren der Hochschulen einschließlich Gehälter für wissenschaftliche Mitarbeiter verwendet. Nur etwa 10 Prozent stehen für die Förderung von Forschungs- und Innovationsprogrammen zur Verfügung. Unter MOST ist 2008 die National Foundation for Science and Technology Development (NAFOSTED) gegründet worden, die nach Exzellenzkriterien Mittel für die Grundlagenforschung – und im zunehmendem Maße – auch für angewandte Forschung bereitstellt. Um die Innovationsforschung in Unternehmen voranzutreiben, ist der National Technology Innovation Fund (NATIF) eingerichtet worden, der ebenfalls dem MOST untersteht und seit 2016 Fördermittel vergibt. Im öffentlichen Forschungssektor sind vor allem die Institute der Vietnam Academy of Sciences and Technology (VAST) und die drei führenden Universitäten in Hanoi und Ho Chi Minh Stadt durch internationale Publikationen sichtbar.
Bildung ist ein Schwerpunktthema der vietnamesischen Regierung. Etwa 20 Prozent des Haushaltes werden für diesen Bereich bereitgestellt (5,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts). Ziel ist es, Vietnam in eine wissensbasierte Industriegesellschaft zu transformieren und dafür die notwendigen Fachkräfte auszubilden. Reformziele im Tertiären Sektor werden in der "Higher Education Reform Agenda" (HERA) formuliert; u.a. sollen bis 2020 die Immatrikulationsraten eines Jahrgangs von 13 Prozent auf 45 Prozent angehoben, der Anteil promovierter Dozenten von 14 Prozent auf 35 Prozent erhöht und der private Hochschulbereich ausgeweitet werden. Die Hochschulen sollen sich nach den Zielen von HERA - neben ihrem bildungspolitischen Auftrag, auch stärker in der Forschung engagieren und dadurch neue Einnahmequellen erschließen. Den Hochschulen wird dabei eine deutlich größere Autonomie hinsichtlich der Festlegung ihrer Forschungsschwerpunkte, Personalauswahl und -entwicklung sowie der Mittelverwendung zugesprochen. HERA zielt mithin auf eine Stärkung der dezentralen, eigenverantwortlichen Kräfte, um Anreize für eine international konkurrenzfähige Forschung zu schaffen, die einen wesentlichen Beitrag für eine innovationsgetriebene Gesellschaft in Vietnam leisten soll.
In Vietnam gibt es einer weiten Begriffsdefinition folgend 338 staatliche und 83 private Hochschulen. In diesem Text wird der Begriff Hochschulen jedoch ausschließlich auf die 207 Hochschulen mit Universitätscharakter bezogen. Daneben gibt es 214 Colleges, die eher dem Berufsbildungswesen zuzuordnen sind. Im Jahre 2017 waren 2,3 Millionen Studierende an höheren Bildungseinrichtungen eingeschrieben (siehe unter Bildungsindikatoren). Das Potential für eine internationale Wettbewerbsfähigkeit haben aus Sicht der vietnamesischen Regierung die Nationaluniversitäten in Hanoi und Ho Chi Minh Stadt sowie die Universität Da Nang und die Vietnamese-German University (VGU, oder Vietnamesisch-Deutsche Universität VDU). Alle Hochschulen unterstehen der akademischen Aufsicht des Bildungsministeriums, sind jedoch oft noch zusätzlich den jeweiligen Fachministerien wie Landwirtschaft, Gesundheit, Justiz oder den örtlichen Volkskomitees zugeordnet, was die Einhaltung einheitlicher Standards erschwert. Die Hochschulen finanzieren sich zu 60 Prozent aus staatlichen Zuwendungen, 40 Prozent werden über Studiengebühren eingenommen (Quelle: DAAD, 2018).
Im Bildungsbereich ist das Nationale Komitee zur Erneuerung der Bildung beratend tätig. Das National Institute for Science and Technology Policy and Strategy Studies (NISTPASS) ist der FuE-Think Tank der vietnamesischen Regierung. Darüber hinaus informiert das National Council for Science and Technology Policy (NCSTP) den vietnamesischen Premierminister über aktuelle FuE-Entwicklungen und bei der strategischen Planung von FuE. 2024 unterzeichne der Premierminister einen Beschluss über die Gründung eines National Council for Science, Technology and Innovation. Zu den Mitgliedern zählen neben Leitern ausgewählter Ministerien hochrangige Mitglieder wissenschaftlicher Einrichtungen und andere Experten und Wissenschaftler. Der Council soll als sektorübergreifende Organisation den Premierminister bei der Entwicklung und Umsetzung politischer Maßnahmen und Strategien bezüglich Wissenschaft, Technologie und Innovation unterstützen und für eine bessere Koordination zwischen Ministerien, Städten und Provinzen sorgen.
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- Vietnam: Ministerium für Wissenschaft und Technologie
- Vietnam: NAFOSTED - National Foundation for Science and Technology Development
- Vietnam: NATIF - National Technology Innovation Fund
- Vietnam: VAST – Vietnam Academy of Science and Technology
- Vietnam: Ministerium für Bildung und Weiterbildung
- VDU - Vietnamesisch-Deutsche Universität
- Vietnam: NISTPASS - National Institute for Science and Technology Policy and Strategy Studies
Nachrichten
2.2 Überblick zur internationalen Kooperation
Die Federführung bei der Internationalisierung von Bildung und Forschung liegt bei den zuständigen Ministerien. Das Programm zur Internationalen Integration von Forschung und Technologie („Program on International Integration in S&T until 2020“) ist handlungsleitend bei der Internationalisierung von Bildung, Forschung und Innovation (Zusammenfassung). Es sollen durch internationale Zusammenarbeit u.a. die Forschungskapazitäten verbessert und die Synergiebildung durch akademische Netzwerke gefördert werden. Durch attraktive Rahmenbedingungen für Studienaufenthalte von Studierenden und Experten bei ausländischen Partnern soll die Förderung von Innovationsprozessen unterstützt werden.
Die Internationalisierung von Hochschulbildung in Vietnam stellt sich sehr unterschiedlich dar, dabei erfassen die Statistiken der UNESCO nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben: Einem geringen Anteil internationaler Studierender in Vietnam von 0,2 Prozent (zum Vergleich: Weltdurchschnitt: 2, 2 Prozent, Deutschland: 8 Prozent) steht ein relativ hoher Anteil von international mobilen Studierenden aus Vietnam gegenüber. An ausländischen Hochschulen waren 2016 82.160 vietnamesische Studierende mit dem Ziel eines Studienabschlusses eingeschrieben: Der Anteil an allen Studierenden in Vietnam liegt damit bei 3,6 Prozent (zum Vergleich Deutschland: 3,9 Prozent, siehe Bildungsindikatoren).
Über 80 Prozent der ausländischen Studierenden in Vietnam kommt aus Laos, gefolgt von den Herkunftsländern Kambodscha, Südkorea, China und Frankreich. Die beliebtesten Zielländer für vietnamesische Studierende sind dagegen Japan, die USA, Australien, Südkorea und Frankreich. Deutschland folgt auf Rang 7 (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).
Impulse für die Internationalisierung der vietnamesischen Hochschullandschaft sollen die Forschungsuniversitäten liefern, die mit Deutschland und Frankreich aufgebaut werden. Weitere Hochschulen mit ausländischer Beteiligung sind die Vietnamesisch-Japanische Universität an der Vietnam National University Hanoi und die Vietnamesisch-Russische Universität - ebenfalls in Hanoi. Das Royal Melbourne Institute of Technology in Ho Chi Minh Stadt ist die bislang einzige private Hochschule, die in ausländischer Trägerschaft betrieben wird.
Die internationale Ko-Publikationsrate von Vietnam hat sich in den letzten zwanzig Jahren unregelmäßig entwickelt. Der hohe Ausgangswert von 66,1 Prozent im Jahr 1996 nahm zunächst weiter zu und erreichte 2006 mit 78,7 Prozent einen Spitzenwert. Seitdem sinkt der Anteil: Seit 2010 wurden die 70 Prozent nicht mehr überschritten, 2023 lag der Anteil bei 50,3 Prozent. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass sich innerhalb von Vietnam nationale Forschungskapazität entwickelt und dementsprechend die starke Abhängigkeit von internationaler Forschungskooperation abnimmt. Zum Vergleich: Der Anteil Deutschlands lag 2023 bei 53,3 Prozent (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).
Die Zusammenarbeit in Forschung und Wissenschaft ist besonders intensiv mit ausgewählten Ländern in Europa, im asiatisch-pazifischen Raum und den USA. Unter den fünf wichtigsten Ko-Publikationsländern der letzten vier Jahre liegt Südkorea an erster Stelle und fast gleichauf dahinter die USA, gefolgt von China, Australien und Japan. Indien platziert sich auf Rang 6, Deutschland auf Rang 12 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).
Im Bereich Innovation kooperiert Vietnam eng mit internationalen Partnern. Das Innovation Partnership Program (IPP) mit Finnland legt einen Schwerpunkt auf innovative KMUs in den Bereichen IKT, Biotechnologie, Ingenieurwissenschaften sowie Energie und deren Fähigkeiten, technologische Weiterentwicklungen zu fördern, neue Produktbereiche zu erschließen und diese kreativ zu vermarkten.
Im Herbst 2013 verständigten sich Vietnam und Südkorea auf den Aufbau eines am Vorbild des südkoreanischen Korea Institute of Science and Technology (KIST) orientierten Forschungsinstituts in Vietnam. Ziel ist es, eine konkurrenzfähige Forschungs- und Innovationsumgebung in den Bereichen Materialwissenschaften, Biotechnologie und IKT zu schaffen (Vietnam-Korea Institute of Science and Technology, VKIST).
Das Weltbank-Programm FIRST (Fostering Innovation through Research, Science and Technology) zielt auf eine Förderung von marktorientierter, angewandter Forschung in Vietnam.
Zur Beteiligung an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont 2020 (2014-20) liegen jetzt vorläufige finale Zahlen vor: Demnach warb Vietnam bis Dezember 2021 Fördergelder in Höhe von 2,9 Millionen Euro ein. Unter den 33 Projekten, an denen sich Vietnam beteiligte, wies mit 22 Projekten zwei Drittel auch eine deutsche Teilnahme auf. Bis Januar 2025 warb Vietnam unter dem Nachfolgeprogramm Horizont Europa (2021-27) Fördergelder in Höhe von 1,162 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 15 Projekten, an denen sich Vietnam beteiligte, verzeichneten mit 8 Projekten mehr als die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).
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Nachrichten
2.3 Überblick zur Kooperation mit Deutschland
Für Vietnam hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für vietnamesische Studierende platziert sich Deutschland unter den Top 10, als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen auf Rang 12 (siehe vorheriger Abschnitt).
Das Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit (WTZ), das anlässlich des Staatsbesuchs des vietnamesischen Präsidenten Truong Tan Sang am 25. November 2015 in Berlin unterzeichnet wurde, bildet die Grundlage der bilateralen Kooperation zwischen Vietnam und Deutschland. Die Zusammenarbeit hat sich über die letzten 20 Jahre dynamisch entwickelt. Ein wesentlicher Motor der Beziehungen ist die große Zahl von etwa 7.000 in der ehemaligen DDR ausgebildeter Forschende, die heute häufig Führungspositionen in Wissenschaft und Politik einnehmen. Über die letzten beiden Jahrzehnte konnte durch zahlreiche gemeinsame Forschungsvorhaben und Bildungsprogramme die Partnerschaft ausgebaut und damit die Bindung der nächsten vietnamesischen Generation an Deutschland weiter gefestigt werden. Vietnam ist ein wichtiges Partnerland des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Südostasien (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMBF).
Das BMBF stellt über seine Internationale Abteilung Mittel für Forschungs- und Vernetzungsmaßnahmen einschließlich German Science Days und den Aufbau von Forschungspräsenzen bereit. Eine erste bilaterale Bekanntmachung zur strategischen Projektförderung wurde 2016 zu den Themen Gesundheitsforschung und nachhaltige Stadtentwicklung veröffentlicht. Eine weitere bilaterale Bekanntmachung im Themenbereich Risikomanagement bei Naturgefahren in Städten und urbanen Regionen ist für 2023 geplant. Öffentlichkeitswirksame Darstellungen der WTZ mit Vietnam und zur Erschließung neuer Netzwerke wurden 2015, 2017 und 2019 auf „German Science Days“ im Partnerland angeboten. Als Ausdruck einer stärker kooperativ orientierten Dialog- und Vernetzungsplattform ist der neue Titel dieser Veranstaltung „German Vietnamese Science Days (GVSD)“, der in 2023 in Vietnam stattfand. Ausgangspunkt der Zusammenarbeit mit Vietnam in den Fachabteilungen waren Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zu Wasser- und Umwelttechnologien, im letzten Jahrzehnt kamen die Themen nachhaltige Stadtentwicklung und Landmanagement hinzu. In der aktuellen Förderbekanntmachung CLIENT II (Internationale Partnerschaften für Nachhaltige Innovationen) war Vietnam ein besonders nachgefragtes Partnerland in den Bereichen Rohstoffeffizienz und -technologien, Wasser- und Landmanagement, Anpassung an den Klimawandel und Klimaschutz/Energieeffizienz. Das Kooperationsfeld Stadtentwicklung wird durch die Förderbekanntmachung „Nachhaltige Entwicklung urbaner Regionen“ vertieft. Vietnam ist eines der priorisierten Partnerländer in der BMBF-Bekanntmachung „Bioökonomie International“, die seit 2013 regelmäßig ausgeschrieben wird, dreimal davon bilateral. Eine vierte bilaterale Förderbekanntmachung ist für 2023 geplant.
Das BMBF fördert die EU-Drittstaatenkooperation mit Vietnam über das „Joint Funding Scheme“ durch welches gemeinsame Verbundforschungsvorhaben fördern soll. Aktuell werden dazu noch zwei Vorhaben vom BMBF in Kooperation mit Vietnam zum Thema Wassermanagement gefördert wird.
Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist derzeit 188 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Vietnam aus. 100 deutsche Hochschulen kooperieren mit 58 vietnamesischen Hochschulen und 3 sonstigen Einrichtungen (Stand: 08/2024).
Internationale Mobilität von und nach Vietnam wird durch DAAD, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.
- 2023 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Vietnam an 140 (224) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 95 (80) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 459 (495) und 212 (226) Geförderte aus Vietnam eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt, darunter auch Deutschlandaufenthalte, zu finanzieren.
- Die DFG hat die National Foundation for Science and Technology Development (NAFOSTED) als erste exzellenzorientrierte Förderorganisation in Vietnam bei ihrem Aufbau beraten. Ein Memorandum of Understanding aus dem Jahre 2010 ermöglicht seither die wissenschaftliche Zusammenarbeit der DFG mit NAFOSTED. Eine Forschergruppe und ein Sonderforschungsbereich mit Vietnam sind in den letzten Jahren erfolgreich abgeschlossen worden.
Die vier großen deutschen Forschungsorganisationen pflegen die Zusammenarbeit mit Vietnam in unterschiedlicher Intensität. 2023 beherbergte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) 55 vietnamesische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.
2023 verzeichnete die Leibniz-Gemeinschaft 22 vertragliche Kooperationen mit vietnamesischen Partnern, die sich über die Sektionen B (‚Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften‘), C (‚Lebenswissenschaften‘), D (‚Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften‘) und E (‚Umweltwissenschaften‘) erstrecken. Aktuelle Kooperationen der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) mit vietnamesischen Partnern werden vor allem im Rahmen der BMBF-Bekanntmachungen „CLIENT I und II“ sowie „Bioökonomie International“ gefördert, Projektnehmer sind insbesondere das Helmholtz-Zentrum Dresden, das Forschungszentrum Jülich, das KIT Karlsruhe und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) kooperiert derzeit in den Bereichen Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik, solare Energiesysteme und Holzforschung mit vietnamesischen Partnern.
Seit 2010 berät das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) das vietnamesische Institut für Berufsbildung (National Institute for Vocational Training, NIVT). Das BIBB unterstützt das NIVT u.a. bei der Erarbeitung eines jährlichen Berufsbildungsberichts und dem Capacity Building in verschiedenen Schwerpunktthemen, beispielsweise beim Aufbau überbetrieblicher Bildungsstätten und der Indikatorenentwicklung.
Andere Ressorts und Bundesländer sind beziehungsweise waren ebenfalls aktiv. Vietnam ist ein Schwerpunktland des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Die Zusammenarbeit konzentriert sich auf die Bereiche Berufliche Bildung, Forstwirtschaft/Küstenschutz/Biodiversität und Erneuerbare Energien. Im Rahmen des „Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand“ (ZIM) veröffentlichte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Förderbekanntmachungen mit dem vietnamesischen Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MOST).
Vor Ort tragen und unterstützen folgende Einrichtungen die deutsch-vietnamesische Kooperation:
- Der DAAD unterhält in Hanoi eine Außenstelle und in Ho Chi Minh Stadt ein IC-Büro.
- Auf Initiative Hessens wurde 2008 die Vietnamesisch-Deutsche Universität (VDU, bekannt auch als Vietnamese German University, VGU) als forschungsbasierte Modellhochschule gegründet, an der mittlerweile 1.500 Studierende in 15 Studiengängen eingeschrieben sind (Zahlen für 2020). In dem Konsortialverein VGU e.V. sind neben dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK), der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und das BMBF Mitglieder. Eine Reihe deutscher Hochschulen sind Partner der VDU/VGU und haben gemeinsam Studienprogramme mit Doppelabschlüssen eingerichtet.
- 2015 wurde das Vietnamese-German Center for Medical Research (VG-CARE) für klinische Forschung zu Infektionskrankheiten am Tran Hung Dao Hospital (108 Military Central Hospital) Hanoi eingerichtet. Finanzielle Unterstützung von deutscher Seite her leisteten BMBF, DAAD sowie das Institut für Tropenmedizin an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
- Der DAAD etabliert bis 2025 mit 28 Partnerinstitutionen aus 5 asiatischen, 4 europäischen und 11 afrikanischen Ländern die „PAN ASEAN Coalition for Epidemic and Outbreak Preparedness“ (PACE-UP, DAAD-Seite). Thema ist der Aufbau effektiver Kapazitäten und Systeme zur Reaktion auf Infektionskrankheiten mit epidemischem oder pandemischem Potenzial. PACE-UP ist damit eines von acht fächerübergreifenden „Globalen Zentren“ zur Bewältigung weltweiter Herausforderungen. Die Projektverantwortung liegt bei der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, der führende ausländische Partner ist das VG-CARE.
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Nachrichten
3Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und –politik
3.1 Bildungslandschaft
Indikatoren für Bildung
Indikator |
Deutschland |
Stand |
|
---|---|---|---|
Anteil öffentlicher Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
2,89 |
4,54 |
2022/2022 |
Wachstum des öffentlichen Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres) [Prozent] |
-0,06 |
-0,91 |
2022/2022 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]* |
4,63 |
3,75 |
2022/2022 |
Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.] |
2,90 |
3,36 |
2022/2022 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]** |
0,27 |
12,00 |
2022/2022 |
Anzahl Promovierender insgesamt |
11.700 |
200.307 |
2022/2022 |
Anteil 25- bis 65-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent] |
14,69 |
29,85 |
2023/2022 |
PISA-Ergebnisse: Lesen [Punktzahl (Platzierung)] |
462 (34) |
480 (21) |
2022 |
PISA-Ergebnisse: Mathematik [Punktzahl (Platzierung)] |
469 (31) |
475 (24) |
2022 |
PISA-Ergebnisse: Naturwissenschaften [Punktzahl (Platzierung)] |
472 (35) |
492 (22) |
2022 |
Weitere Informationen
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Schulen und Hochschulen
Das nationale Bildungssystem umfasst einheitlich zwölf Schuljahre, unterteilt in eine Primarstufe und die Sekundarstufen I und II. Die Sekundarstufe II endet mit der Prüfung zur allgemeinen Hochschulreife, welche jedoch bisher nur bei sehr guten Leistungen direkt zur Aufnahme an einer Universität berechtigt. Im Allgemeinen verlangen die Hochschulen eine Aufnahmeprüfung, die seit 2014 zumindest an einigen ausgewählten Hochschulen wieder dezentral durchgeführt wird. Neben dem akademischen Zweig gibt es die Möglichkeit, schulische Berufsbildungsgänge in der Sekundarstufe I und II zu belegen, die mit einem Fachabiturabschluss enden.
Nach Abschluss des Abiturs bzw. des Fachabiturs stehen den Absolventen verschiedene Hochschulstudiengänge offen. Vollzeitstudiengänge an Hochschulen sind auf vier bis sechs Jahre angelegt, ein Fachhochschulstudium dauert drei Jahre. Die meisten größeren Hochschuleinrichtungen bieten neben Vollzeitstudiengängen verschiedene Formen des Teilzeitstudiums und unterschiedliche Intensiv- und Fernstudienangebote an.
Bis Ende der 1980er Jahre orientierte sich das vietnamesische Bildungssystem an osteuropäischen Standards. Anfang der 1990er Jahre erfolgte eine zunehmende Ausrichtung an westeuropäischen und US-amerikanischen Bildungsstandards und -abschlüsse. Neben dem bisherigen Promotionssystem wurden Masterstudiengänge eingeführt. Die universitäre Qualifizierung sieht drei Stufen vor:
- allgemeiner Hochschulabschluss, der dem amerikanischen Bachelor-Grad nahe kommt (cu nhan), in bestimmten Fachbereichen äquivalente Spezialabschlüsse, z.B. Medizin (bac si), Ingenieurswesen (ky su),
- Masterstudium (thac si),
- Doktorat (tien si).
Nur wenige BA-, MA- und PhD-Abschlüsse sind bislang international akkreditiert (Stand 2018). Daher bemüht sich Vietnam um internationale Kooperationen, um gemeinsam Studiengänge aufzubauen und die fachliche Qualifikation des akademischen Personals zu verbessern. Eine Vorbildfunktion sollen die beiden sog. "New Model Universities" als Forschungsuniversitäten übernehmen, die in Kooperation mit Deutschland und Frankreich aufgebaut werden. Das Royal Melbourne Institute of Technology in Ho Chi Minh Stadt ist die bislang einzige private Universität, die in ausländischer Trägerschaft betrieben wird.
In Vietnam gibt es einer weiten Begriffsdefinition folgend 338 staatliche und 83 private Hochschulen. In diesem Text wird der Begriff Hochschulen jedoch ausschließlich auf die 207 Hochschulen mit Universitätscharakter (Dai Hoc) bezogen. Daneben gibt es 214 Colleges, die eher dem Berufsbildungswesen (Cao Dang) zuzuordnen sind (siehe nächster Abschnitt).
Die vietnamesischen Hochschulen sind – mit Ausnahme der beiden Nationaluniversitäten, die direkt dem Premierminister unterstellt sind – entweder den Lokalregierungen oder den Fachministerien (z.B. Gesundheit oder Umwelt) zugeordnet. Das vietnamesische Ministerium für Bildung und Ausbildung (MOET) ist im engeren Sinne nur für die pädagogischen Hochschulen zuständig. Das MOET übt jedoch die akademische Aufsicht über alle Hochschulen aus und teilt in Kooperation mit anderen Ministerien auch das Budget zu (Quelle: DAAD Bildungssystemanalyse).
Nach dem QS Ranking Asia (2019) sind die beiden Nationaluniversitäten in Hanoi und Ho Chi Minh Stadt die besten des Landes (Platz 124 und 144); führende Universitäten in vergleichbaren Schwellenländern Südostasiens schneiden deutlich besser ab.
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Berufliche Bildung
Das Berufsbildungssystem Vietnams umfasst drei Formen beruflicher Bildungseinrichtungen, die sich nach Zugangskriterien, Dauer der Angebote und Abschlussmöglichkeiten unterscheiden:
- Berufszentren/Berufliche Trainingscenter (Vocational Training Center),
- Berufsschulen (Vocational Training Schools),
- Berufscolleges (Vocational Colleges).
Berufszentren bieten kurze Weiterbildungen (drei bis zwölf Monate), deren Angebot sich am Bedarf der lokalen Wirtschaft orientiert. Die Abschlüsse von Berufszentren gelten nicht als Qualifikation für den Zugang zu Berufsschulen oder Berufscolleges. Die Ausbildung an Berufsschulen dauert zwei bis drei Jahre. Der Abschluss an einer Technischen Berufsschule ermöglicht den Übergang an die Universität, zur fachgymnasialen Oberstufe oder zum Berufscollege. Der Abschluss an einer Vollzeitberufsschule hingegen ermöglicht ausschließlich den Besuch eines Berufscolleges. Das höchste Berufsbildungsniveau bieten die Berufscolleges. Hier wird zwischen "pädagogischen Berufscolleges" zur Ausbildung von Primarschullehrern, "medizinischen Berufscolleges" zur Ausbildung von Pflegekräften oberhalb des Krankenpflegerberufes und "technischen Berufscolleges" mit Angeboten in den Bereichen Wirtschaft, Finanzen, Kultur und Kunsthandwerk unterschieden. Der Abschluss an einem Berufscollege berechtigt zu einem Studium. Alle genannten Berufsbildungseinrichtungen sind rein schulisch ausgerichtet, ohne praktische Ausbildungsmodule in Betrieben.
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Weiterbildung
Die Bereitschaft, sich in der Freizeit und auf eigene Kosten weiterzubilden, ist in Vietnam sehr hoch. Ziel ist dabei sowohl die aktuelle Arbeitsplatzsicherung als auch die Weiterqualifizierung für neue Aufgaben. Beliebte Themen bei privaten Weiterbildungen sind kaufmännische Inhalte, Management, Sprachen, EDV oder Soft-Skills wie „Präsentationstechniken“ oder „Interkulturelle Kompetenz“. Diese Kurse werden sowohl von spezialisierten Bildungsinstituten als auch von Berufsbildungsinstitutionen und Hochschulen angeboten. Daneben führen Branchenverbände und Organisationen wie die Vietnam Chamber of Commerce (VCCI) ebenfalls Fort- und Weiterbildungen durch.
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3.2 Forschungs- und Innovationslandschaft
FuE-Indikatoren
Indikator |
Vietnam |
Deutschland |
OECD-Gesamt |
Stand |
---|---|---|---|---|
FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
0,4 |
3,1 |
2,7(1) |
2021/2022/2022 |
Anzahl der Forschenden (VZÄ) je Million Einwohner-/innen |
779 |
5.811 |
-- |
2021/2022/- |
Indikatoren Stand März 2021 (Archiv)
Indikator |
Vietnam(1) |
Deutschland(2) |
OECD-Gesamt(2) |
Stand |
---|---|---|---|---|
Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*] |
3.566 |
147.502 |
1.560.968 |
2017/19/19 |
FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
0,5 |
3,2 |
2,5 |
2017/19/19 |
Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*] |
2.604 |
101.747 |
1.112.817 |
2017/19/19 |
Anteil von BERD am BIP [Prozent] |
0,4 |
2,2 |
1,8 |
2017/19/19 |
Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*] |
190 |
25.528 |
258.395 |
2017/19/19 |
Anteil von HERD am BIP [Prozent] |
0,03 |
0,6 |
0,4 |
2017/19/19 |
Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*] |
759 |
20.227 |
151.334 |
2017/19/19 |
Anteil von GOVERD am BIP [Prozent] |
0,11 |
0,4 |
0,2 |
2017/19/19 |
Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente) |
66.953 |
449.464 |
5.347.423 |
2017/19/18 |
Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1000 Beschäftigte |
1,2 |
9,9 |
8,9 |
2017/19/18 |
Anteil der Forschenden (VZÄ) in privaten Unternehmen [Prozent] |
24,1 |
60,7 |
63,6 |
2017/19/18 |
FuE-Finanzierung (Archiv, neue Daten fehlen)
In den OECD-Ländern mit überwiegend hohem Einkommen finanziert meist die inländische Wirtschaft den größten Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (OECD Gesamt 62 Prozent, Deutschland 66 Prozent). Die Anteile betragen für den Staat 25 bis 28 Prozent und für das Ausland etwa 6 bis 7 Prozent (OECD Gesamt und Deutschland).
Vietnam hat sich in rasanter Geschwindigkeit in Richtung des OECD-Modells hin entwickelt: Innerhalb von vier Jahren (2011-15) verdoppelte die Wirtschaft ihren Finanzierungsanteil von 29 auf 58 Prozentpunkte und hat nach einem nochmaligen Anstieg mit 64 Prozent inzwischen sogar die Durchschnittswerte der OECD überholt.
FuE-Durchführung (Archiv, neue Daten fehlen)
Bei der Durchführung von Forschung und Entwicklung nehmen die Unternehmen in den OECD-Ländern meist eine dominante Rolle ein (Anteile für Deutschland und OECD Gesamt liegen bei 69 und 71 Prozent). Hier ist die Entwicklung in Vietnam sogar noch rasanter als bei der Finanzierung: Innerhalb von zwei Jahren (2011-13) hat sich der Anteil der Unternehmen an der Durchführung von FuE in Vietnam von 26 auf 51 Prozent verdoppelt, ist bis 2017 noch einmal um mehr als 20 Prozentpunkte gewachsen und übertrifft inzwischen die Werte der OECD. Bei dieser sprunghaften Entwicklung sollte man allerdings in Betracht ziehen, dass auch statistische Erfassungsprobleme eine Rolle spielen könnten.
Im öffentlichen Sektor sind der OECD-Raum und in geringerem Maße auch Deutschland hochschulzentriert (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 35 : 65 bzw. 45 : 55). Obwohl in Vietnam zuletzt eine leichte Verschiebung zugunsten der Hochschulen festzustellen ist, dominieren die außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen nach wie vor klar (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 80 : 20).
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Forschungs- und Förderorganisationen
Die zentralen Verantwortlichkeiten im vietnamesischen Forschungs- und Innovationssystem sind auf den Premierminister und das Ministerium für Wissenschaft und Technologie (Ministry of Science and Technology, MOST) verteilt. Die beiden großen vietnamesischen Forschungsakademien sind, der Tradition Russlands und China folgend, keinem Ministerium, sondern einer übergeordneten Autorität - in diesem Fall dem Premierminister Vietnams - unterstellt. Die beiden Nationaluniversitäten sind ebenfalls dem Premierminister zugeordnet. Das MOST trägt dagegen die Verantwortung für die wichtigsten Hochtechnologie- und Nuklearforschungseinrichtungen (s.w.u.) sowie für die beiden zentralen Fördereinrichtungen für Grundlagen- und angewandte Forschung sowie Innovation (vgl. unter Für Bildung und Forschung zuständige Ministerien).
Ein erster Vorgänger der Akademie für Sozialwissenschaften wurde bereits 1953 gegründet. Seit 2012 trägt die Dachorganisation die Bezeichnung Vietnam Academy of Social Sciences (VASS). Die Akademie ist verantwortlich für sozialwissenschaftliche Forschung einschließlich der Postgraduiertenausbildung und der Erarbeitung wissenschaftlicher Grundlagen für die Politikberatung in Vietnam. Zum VASS-Verbund gehören 35 wissenschaftliche Institute, acht weitere Einrichtungen sowie 17 Ausbildungseinrichtungen für Postgraduierte. Vertreten sind die Fachgebiete Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Internationale Studien und Regionale Studien. VASS beschäftigt 1425 akademischen Mitarbeiter, hiervon über 130 Professoren und Associate Professors sowie über 270 Promovierte. Die Akademie gibt 30 wissenschaftliche Zeitschriften, davon sechs auf Englisch, heraus.
Die Vietnam Academy of Science and Technology (VAST) entstand 1975 aus der Vietnamesischen Akademie der Wissenschaften. Sie konzentriert sich neben der Grundlagenforschung auch zunehmend auf angewandte Forschung und Technologieentwicklung. Zu ihr gehören 30 Nationale Institute, sieben nicht-akademische Einrichtungen sowie weitere umsetzungsorientierte Organisationen. Vertreten sind die Fachrichtungen der Grundlagenforschung Mathematik und Physik, Chemie, Ökologie und Biologische Ressourcen, Marine- und Geowissenschaften sowie Materialforschung. Eine Reihe von Instituten forschen zu Technologien und ihren Anwendungen, so zum Beispiel zu Energie sowie Umwelt-, Bio-, Informations-, Raumfahrt- und Chemischen Technologien. Im VAST-Verbund sind mehrere wissenschaftliche Spitzeneinrichtungen angesiedelt, darunter vier von 16 der sog. Key Labs in den Bereichen Biotechnologie, Materialwissenschaften und IKT sowie ein Zentrum für wissenschaftliches Hochleistungscomputing (vgl. unter Forschungs- und Innovationspolitische Ziele und Programme).
In Vietnam gibt es auch Industrieforschungseinrichtungen mit öffentlicher Finanzierung, die dem Ministerium für Industrie und Handel (MOIT) unterstehen. Eine staatliche Einrichtung, die auch international kooperiert, ist das National Research Institute of Mechanical Engineering (NARIME). Andere Einrichtungen, die wie zum Beispiel die Industrial Machinery and Instruments Holding (IMI Holding) in Wissenschafts- und Technologieunternehmen umgewandelt wurden, unterstehen weiterhin dem MOIT.
Das National Center for Technological Progress (NACENTECH), das 1984 gegründet wurde, ist seit 1994 im Auftrag des MOST in verschiedenen Gebieten der Hochtechnologie tätig (Laser, Mikroelektronik, Informatik, Materialforschung und Biowissenschaften). Nachdem sich das Zentrum zu Beginn seiner Tätigkeit auf Forschung und Entwicklung konzentriert hat, liegt der Fokus nunmehr auf der Kommerzialisierung von Anwendungen und der Erbringung von Dienstleistungen für die Industrie.
Das MOST ist zusätzlich für Forschungseinrichtungen der Nuklearenergie zuständig. Der Organisation Vietnam Atomic Energy Institute (VINATOM) unterstehen eine Vielzahl von Instituten und Zentren, darunter das Nuclear Research Institute (NRI), das einen Forschungsreaktor betreibt. Die Vietnam Atomic Energy Agency (VAEA) nimmt beratende und koordinierende Funktionen war.
Die vietnamesischen Ministerien verfügen über zahlreiche Ressortforschungseinrichtungen. Nachfolgend werden die wichtigsten Einrichtungen der Agrar-, Umwelt- und Gesundheitsministerien benannt. Unter dem Landwirtschaftsministerium (Ministry of Agricultural and Rural Development, MARD) wurden beispielsweise Einrichtungen für Agrarwissenschaften, Forstwissenschaften und Wasserwirtschaft in den Akademien Vietnam Academy of Agricultural Sciences (VAAS) und Vietnamese Academy of Forest Sciences (VAFS) zusammengefasst. Weitere Einrichtungen des MARD erforschen Aquakultur (Research Institute for Aquaculture No.1), Tierzucht und Tiermedizin oder widmen sich wasserwirtschaftlichen Fragen (Vietnam Academy for Water Resources, VAWR). Zu den Einrichtungen des Ministeriums für Umwelt und natürliche Ressourcen (Ministry of Environment and Natural Resources, MONRE) zählen das Vietnam Institute of Geosciences and Mineral Resources (VIGRM) sowie das Vietnam Institute of Meteorology, Hydrology and Climate Change (IMHEN). Unter dem Gesundheitsministerium (Ministry of Health, MOH) sind u.a. Ressortforschungsinstitute zu Infektionskrankheiten wie das National Institute of Malariology, Parasitology and Entomology (IMPE) und das National Institute of Hygiene and Epidemiology (NIHE) angesiedelt. Als zentrales Institut für öffentliche Gesundheitsfürsorge in Vietnam plant NIHE eine Ausweitung seiner Aktivitäten auf nicht-übertragbare Krankheiten.
Neben der Zentralregierung sind auch die 53 vietnamesischen Provinzen in der Forschung und Entwicklung aktiv. Sämtliche Provinzen verfügen über eigene Forschungsabteilungen (Department of Science and Technology, DOST) (Quelle: OECD (2014): Reviews of Innovation Policy, Science, Technology and Innovation in Vietnam, S. 146). Andere Behörden der Provinzen führen zusätzlich oder unterstützend zu ihren regulativen Aufgaben Forschungen durch.
Eine Studie von Fraunhofer/IFQ (Capacity Building for Research Evaluation in Vietnam - (EvaCap) Final Report) fand 2014 Nachweise für die Existenz von knapp 1.000 vietnamesischen Forschungseinrichtungen. Miteinbezogen in die Prüfung wurden allerdings nicht nur die außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Akademien VAST und VASS und der zentralen Ministerien und der Provinzen, sondern auch Forschungsabteilungen der Hochschulen und der Unternehmensverbände.
Forschungsförderung leisten traditionell das MOST sowie zentrale Fachministerien und die Regierungen der Provinzen (Fraunhofer/IFQ (2014), S. 87). Das FuE-Budget des MOST wird größtenteils für die laufenden Kosten der Forschungseinrichtungen und Forschungszentren der Universitäten einschließlich Gehälter für wissenschaftliche Mitarbeiter verwendet. Nur etwa 10 Prozent (gemessen an den Zahlen von 2013 ca. 64 Mio. US-Dollar) stehen für die Förderung von Forschungs- und Innovationsprogrammen zur Verfügung. Auch diese Summe kann nur in Teilen für Forschungs- und Innovationsvorhaben verwendet werden, da nicht verauslagte Mittel in einem Projektjahr wieder dem Staatshaushalt zufließen; 2011 betrugen diese Rückflüsse 6.25 Mio. US-Dollar.
Ähnlich wie Russland und China hat Vietnam erst relativ spät eine eigene Einrichtung für die Vergabe wettbewerblicher Förderung gegründet. Die National Foundation for Science and Technology Development (NAFOSTED) untersteht seit 2008 dem MOST. NAFOSTED fördert die Durchführung von Grundlagenforschung und – in zunehmenden Maße – auch von angewandter Forschung an Hochschulen und den Akademien-Instituten. Seit 2015 werden jährlich 25 Mio. USD an Fördermitteln von NAFOSTED zur Verfügung gestellt.
Auch Unternehmen können im Verbund mit Hochschulen und/oder Forschungseinrichtungen für angewandte Forschung Förderung von NAFOSTED erhalten. Seit 2016 vergibt zusätzlich die Förderorganisation National Technology Innovation Fund (NATIF) Fördermittel, die ebenfalls dem MOST untersteht. Die primäre Zielgruppe sind Unternehmen, Organisationen und Individuen, die die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung kommerzialisieren und hochwertige innovative Produkte entwickeln (vgl. unter Forschungs- und Innovationspolitische Ziele und Programme).
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Links/Institutionen
- Vietnam: Ministerium für Wissenschaft und Technologie
- Vietnam: VASS – Vietnam Academy of Social Sciences
- Vietnam: VAST – Vietnam Academy of Science and Technology
- Vietnam: NACENTECH - National Center for Technological Progress
- Vietnam: NAFOSTED - National Foundation for Science and Technology Development
- Vietnam: NATIF - National Technology Innovation Fund
FuE im öffentlichen und privaten Sektor
Im öffentlichen Sektor sind vor allem die Institute der Vietnam Academy of Sciences and Technology (VAST) und die drei führenden Universitäten in Hanoi und Ho Chi Minh Stadt in Forschung und Entwicklung durch internationale Publikationen sichtbar. Die Forschung an Universitäten soll weiter ausgebaut werden.
Fördermaßnahmen für Unternehmen, die an High-Tech-Entwicklungen und deren Anwendung sowie an anderen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten beteiligt sind, wurden erstmals durch das MOST im Jahr 2000 gesetzlich definiert. Der Regierungsbeschluss Nr. 6/2000 NDCP über die Kooperation mit ausländischen Investoren in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Erziehung und Ausbildung und wissenschaftliche Forschung gestattet ausländischen Investoren in den genannten Bereichen Einrichtungen in Vietnam zu errichten und unterstützt die Zusammenarbeit vietnamesischer Einrichtungen mit ausländischen Institutionen. Das Hochtechnologiegesetz von 2008 sieht u.a. Maßnahmen zur Förderung der Ansiedlung von Hochtechnologie-Unternehmen vor.
Die Fördermaßnahmen tragen langsam Früchte. So sind die Forschungsausgaben der Unternehmen in den letzten Jahren deutlich gestiegen und erreichen nach neuesten Angaben einen Anteil von über 50 Prozent an den Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung gemessen am Bruttoinlandsprodukt; in Südostasien liegen nur in Malaysia und Singapur die vergleichbaren Anteile des privaten Sektors an den FuE-Gesamtausgaben mit 70 bzw. 60 Prozent noch höher. Diese Entwicklung wird vor allem durch größere staatliche und multinationale Unternehmen getragen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verfügen meist nicht über die erforderlichen Ressourcen und Kompetenzen, um sich an FuE-Vorhaben in nennenswertem Umfang zu beteiligen.
Kooperationen zwischen öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen stehen in Vietnam noch am Anfang. Hier ist besonders die Vietnam Academy of Science and Technology (VAST) zu nennen: Die VAST führt sowohl für staatliche als auch private Akteure Auftragsforschung durch. Im Jahr 2016 haben Institutionen der VAST 1076 Verträge mit einem Gesamtbudget von 480 Milliarden VND (17,3 Millionen Euro) unterzeichnet. Davon wurden 834 Verträge mit einem Gesamtbudget von etwa 200 Milliarden VND (7,2 Millionen Euro) mit privaten Unternehmen geschlossen (Quelle: VAST Annual Report 2016, S. 5 /45).
Bis heute beschränkt sich die Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und/oder Hochschulen mit Unternehmen in der Regel auf einzelne Auftragsforschungen und Fachgutachten. Da die öffentlichen Forschungseinrichtungen und Hochschulen im Rahmen der Dezentralisierung weitreichende Freiheiten hinsichtlich der Drittmittelbeschaffung erhalten haben, lässt sich von einer Art "symbiotischen Kooperationskultur" sprechen. Durch Auftragsforschung, Fachgutachten und wissenschaftliche Beratung können die größeren Hochschulen beispielsweise ihren eher schmalen Haushalt aufbessern; die Auftraggeber umgehen ihrerseits bürokratische Hindernisse bei der Anmeldung von Forschungs- und Entwicklungsabteilungen und sparen sich Investitionen.
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3.3 Fachliche Stärken des Forschungssystems
Übersicht
Der Spezialisierungsindex dient dazu, das wissenschaftliche Profil eines Landes darzustellen. Er zeigt an, in welchen Bereichen ein Land im Vergleich zum gesamten weltweiten Publikationsaufkommen stark oder schwach vertreten ist. Ein negatives Vorzeichen stellt eine unterdurchschnittliche Spezialisierung dar. Der Indikator ist auf einen Wertebereich von -100 (stark negative Spezialisierung) bis +100 (stark positive Spezialisierung) normalisiert. Er geht zurück auf frühere Indikatoren für die Handelsspezialisierung und baut auf dem Konzept des komparativen Vorteils auf.
Vietnam weist gegenüber dem weltweiten Publikationsaufkommen eine besonders starke Spezialisierung (+25 und mehr) in den Fachgebieten Mathematik, Biologie, Elektrotechnik, Informatik, Ökologie und Klima sowie Maschinenbau auf (Quelle: Monitoring des Asiatisch-Pazifischen Forschungsraums (APRA) - 2. Bericht (2020), S. 185, 224, Datenquelle: Scopus Elsevier 2016-18).
3.4 Ministerien und Gremien
Für Bildung und Forschung zuständige Ministerien
Das Bildungsministerium (Ministry of Education and Training, MOET) ist die oberste, zentrale Bildungsbehörde in Vietnam entstanden. Dem Bildungsministerium obliegt die Erarbeitung von Richtlinien und Rahmenlehrplänen für alle Bildungsstufen von der Vorschule bis zur Universität. Die Lehrerausbildung und erziehungswissenschaftliche Forschung liegen ebenso im Kompetenzbereich des Ministeriums wie die Erstellung allgemeiner Prüfungs- und Studienordnungen, das Schulbuchdesign und die Aufsicht über alle Bildungsstufen. Viele Hochschulen sind jedoch noch zusätzlich den jeweiligen Fachministerien wie Landwirtschaft, Gesundheit, Justiz oder den örtlichen Volkskomitees zugeordnet, was die Einhaltung einheitlicher Standards erschwert. Direkt unterstehen dem Bildungsministerium die zentralverwalteten pädagogischen Hochschulen, in denen Lehrer und Lehrerinnen für das allgemeinbildende und berufliche Schulwesen ausgebildet werden. Die Website des Ministeriums ist nur auf Vietnamesisch verfügbar.
Zu den Kernaufgaben des Ministeriums für Wissenschaft und Technologie (Ministry of Science and Technology, MOST) zählen die Entwicklung von Rahmenplänen zu Forschung und Entwicklung, die Forschungsförderung in allen Fachbereichen und die Aufsicht über alle staatlich geförderten Aktivitäten in Forschung, Innovation und Technologietransfer. Daneben ist das Forschungsministerium Aufsichtsbehörde in den Themenfeldern geistiges Eigentum, Normierung, Bewertung und Qualitätskontrolle, Atomenergie und nukleare Sicherheit. Das Forschungsministerium hat eine Dependance in Ho Chi Minh Stadt (Southern Regional Office of the Ministry of Science and Technology, SROMOST) und ist auch in allen Provinzen durch entsprechende Abteilungen vertreten (Department of Science and Technology, DOST).
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Beratungsgremien für Forschungs- und Bildungspolitik
Im Bildungsbereich ist das Nationale Komitee zur Erneuerung der Bildung beratend tätig. Der Premierminister ist Vorsitzender, Mitglieder sind u.a. der Bildungs- und der Arbeitsminister (Ministry of Labour, Invalides and Social Affairs, MOLISA), letzterer in seiner Zuständigkeit für das Berufsschulwesen.
Das National Institute for Science and Technology Policy and Strategy Studies (NISTPASS) ist der FuE-Thinktank der vietnamesischen Regierung. Das Gremium ist 1996 durch Zusammenführung von NISTFASS (National Institute for Science and Technology Forecasting and Strategy Studies) und ISM (Institute for Science Management) gegründet worden. Das NISTPASS-Portfolio untergliedert sich in vier Bereiche: FuE-Strategien, FuE-Personalpolitik, Innovations- und Technologiemarkt sowie FuE-Finanzierung. NISTPASS unterhält zahlreiche internationale Kontakte.
Darüber hinaus informiert der National Council for Science and Technology Policy (NCSTP) den vietnamesischen Premierminister über aktuelle FuE-Entwicklungen und berät ihn insbesondere im Hinblick auf die strategische Planung und Entwicklung von FuE, nationale Projekte und Programme sowie Jahres- und 5-Jahrespläne im Bereich FuE.
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3.5 Politische Zielsetzungen und Programme
Bildungspolitische Zielsetzungen und Programme
Im Bereich der Höheren Bildung formulierte die vietnamesische Regierung in der 2005 beschlossenen "Higher Education Reform Agenda" (HERA) folgende - bis 2020 zu erreichende - Hauptziele:
- Aufbau eines Hochschulnetzes, das Vietnams sozioökonomische Entwicklung unterstützt und ermöglicht,
- Entwicklung eines Hochschulcurriculums, das Forschung ermöglicht, Studierende arbeitsmarktgerecht ausbildet, Qualitätssicherung gewährleistet und von akkreditierten Hochschulen eingesetzt wird,
- Fortsetzung des Wachstums des Bildungsmarktes und weitere Steigerung der Zahlen eingeschriebener Studierende,
- Verbesserung der Qualifikationen von Hochschulpersonal mit dem Ziel, ein 20:1 Verhältnis zwischen Studierenden-Dozenten zu erreichen, und mindestens 60 Prozent des gesamten wissenschaftlichen Personals mit Masterabschluss und mindestens 35 Prozent mit Promotion zu beschäftigen,
- Ausbau von wissenschaftlich-technologischer Forschung und Entwicklung an Schlüsseluniversitäten mit dem Ziel, mindestens 25 Prozent des Umsatzes einer Hochschule aus diesen Aktivitäten zu generieren.
Die vietnamesische Wissenschaftscommunity ist sich einig, dass die Qualität von Forschung und Lehre ein entscheidendes Problem ist. Dies wird in der Agenda jedoch nicht mit operationalen Zielen angesprochen. Die Höherqualifizierung der Dozenten sollte mit einer Verbesserung der Lehrqualität, insbesondere der Anwendung von modernen Methoden der Wissensvermittlung einhergehen. Das Thema "Lernkultur" berührt jedoch die Wurzeln der kulturellen Identität und würde eine umfassende Diskussion und Reform verlangen, welche derzeit nicht erkennbar ist. Daher sind die durch HERA geschaffenen Veränderungen eher im formellen denn im inhaltlichen Bereich zu sehen.
Es bleibt abzuwarten, ob eine schrittweise Umstellung von passiver Wissensvermittlung zur Entwicklung kritischer und kreativer Wissensverarbeitung in Vietnam gelingt. Innerhalb der Region ist dieser kulturelle Wandel bereits in Singapur, Taiwan und Südkorea erfolgreich praktiziert worden.
Forschungs- und Innovationspolitische Ziele und Programme
Die Wissenschafts- und Technologieentwicklungsstrategie 2011–2020 formuliert die forschungs- und innovationspolitischen Ziele, u.a.
- Wissenschafts- und Technologiekapazitäten sollen bis 2020 zu den Top 3 in ASEAN gehören;
- Anschluss an das internationale Niveau in ausgewählten Bereich, insbesondere in Mathematik, theoretischer Physik und Medizintechnik;
- 60 Nationale Forschungseinrichtungen sollen bis 2020 Weltniveau erreicht haben;
- in diesem Rahmen soll die Anzahl internationaler wissenschaftlicher Publikationen um 15-20 Prozent pro Jahr gesteigert und die Anzahl der Patentanmeldungen verdoppelt werden;
- der Wert von Hightech-Produkten als Ergebnis angewandter Forschung soll bis 2020 auf 45 Prozent des BIP steigen.
Parallel dazu sollen die wissenschaftliche Infrastruktur und Transferstrukturen ausgebaut werden. Hierzu zählt der angestrebte Aufbau von Technologieparks und Inkubatoren in Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Zudem sollen regionale Wissenschafts- und Technologiestrukturen ausgebaut werden, die je nach regionalen Stärken ausgerichtet werden und gleichzeitig lokale Unternehmen unterstützen. Schlüsselelement sind hierbei sogenannten National Key Laboratories (NKL), die auf internationalem Niveau forschen und den Brückenschlag von angewandter Forschung zur Kommerzialisierung innovativer Produkte leisten sollen. Bislang wurden 16 NKLs in strategischen Bereichen, wie Biotechnologie, IKT sowie Material- und Energieforschung aufgebaut. Die NKLs wurden seit Anfang des letzten Jahrzehnts mit je 3-5 Mio. US-Dollar gefördert.
Inhaltlich sollen sich Forschungsprogramme an der „Vietnam Green Growth Strategy" (VGGS) orientieren, mit der das Land eine grüne, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Ökonomie anstrebt.
Um die Innovationsforschung zwischen den einzelnen Akteuren zu fördern, wurde 2011 der National Technology Innovation Fund (NATIF) ins Leben gerufen. Antragsberechtigt sind staatliche und private Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit einem Sitz in Vietnam. Gefördert werden FuE-Symposien und FuE-Projekte. Aus dem NATIF Fond können seit 2016 Mittel beantragt werden.
Neben dem MOST bemühen sich auch andere Ministerien um die Stärkung der Innovationsfähigkeit des Landes, hierunter fallen beispielsweise Programme des Industrie- und Handelsministeriums (MOIT) zur Förderung der pharmazeutisch/chemischen Industrie und des Landwirtschaftsministeriums (MARD) zur Entwicklung und Anwendung biotechnologischer Verfahren im Agrarbereich.
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Ergebnisse von Evaluierungen
Die OECD hat die Forschungs- und Innovationslandschaft evaluiert („Science, Technology and Innovation in Vietnam“, 2014). Die Studie hebt hervor, dass FuE-Kapazitäten sowohl in der Industrie als auch im öffentlichen Sektor bislang unterentwickelt sind und Förderprogramme unzureichend mögliche Synergien zwischen den einzelnen Akteuren nutzen. Unternehmen und deren Forschungskapazitäten sollten im Mittelpunkt der vietnamesischen Innovationspolitik stehen (vgl. neuere Entwicklungen in Kap. 4.1.2). Es wird empfohlen, die Koordination von Förderaktivitäten zwischen den zuständigen Ministerien, Agenturen und Zuwendungsempfängern besser abzustimmen und die Entscheidungsgrundlage für Förderprogramme in Form aktueller und umfassender Bildungs- und Forschungsstatistiken zu verbessern. Insgesamt sieht der Bericht Vietnam im Bildungsbereich auf einem guten Weg und führt hierzu die Ergebnisse der PISA-Studie (2012) zu den naturwissenschaftlich-mathematischen Kenntnissen bei Schülern der Sekundarstufe an. Erhebliche Defizite bestehen jedoch weiterhin bei der Vermittlung neuesten Wissens im Hochschulbereich und einer praxisnahen, nachfrageorientierten Ausbildung, insbesondere an Berufsschulen.
Eine weitere OECD-Studie („Effectiveness of research and innovation management at political and institutional levels in Cambodia, Malaysia, Thailand and Vietnam”, 2014) kommt u.a. zu dem Ergebnis, dass sich politische Entscheidungsträger und Führungskräfte zu wenig von globalen Trends bei der Konzeption von Förderprogrammen leiten lassen. Eine stärkere Autonomie von Hochschulen kann einen positiven Impuls für Forschung und Innovation geben. Gleichzeitig bedarf es eines gezielten Ausbaus von Managementkapazitäten an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, um ein effektives und verantwortliches Handeln zu stärken.
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4Internationale Kooperationen des Landes in Bildung, Forschung und Innovation
4.1 Internationale Programmatik
Strategien und Programme
Das Programm zur Internationalen Integration von Forschung und Technologie („Program on International Integration in S&T until 2020“) ist handlungsleitend bei der Internationalisierung von Bildung, Forschung und Innovation. Zielsetzungen sind u.a.,
- Verbesserung der Forschungskapazitäten inkl. des Managements durch Zusammenarbeit in bi- und multilateralen FuE-Vorhaben und Einbindung internationaler Partner in Postgraduiertenprogramme in Vietnam;
- Förderung von Innovationsprozessen, insbesondere im Bereich der Hochtechnologien, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit in industriellen Schlüsselbereichen zu stärken; hier ist u.a vorgesehen, attraktive Rahmenbedingungen für Studienaufenthalte von Studierenden und Experten bei ausländischen Partnern zu schaffen;
- Förderung von Patentschutz und entsprechender Standardsetzung durch internationale Zusammenarbeit, u.a. durch die Identifizierung von für Vietnam relevanten Technologien und möglichen Transfermechanismen.
Bei der Umsetzung des Programms wird die Rolle von vietnamesischen Wissenschaftlern im Ausland, insbesondere in der EU hervorgehoben. Es wird vorgeschlagen eine EU Alumni-Datenbank einzurichten. Es bleibt unklar, inwieweit dieser Vorschlag umgesetzt wurde. Ebenso ist bislang keine Zischenbilanz zur Umsetzung des oben genannten Programms, das 2011 verabschiedet wurde, verfügbar.
Die vietnamesische Regierung hat durch das Stipendienprogramm „322“ im Zeitraum von 2002-2012 7000 jungen Hochschulabsolventinnen und -absolventen ein Auslandsstudium für einen Master- oder Promotionsabschluss ermöglicht. Das erfolgreiche Programm wird seit 2013 unter dem Kürzel „911“ fortgeführt.
Internationale Präsenz
Im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung gibt es zahlreiche Kooperationen mit ausgewählten Partnerländern (vgl. unter Auswahl an Regierungs- und Ressortabkommen mit Partnerländern). Die sog. „New Model Universities“ (von diesem Begriff ist die vietnamesische Regierung allerdings in jüngster Zeit abgerückt, sie sieht diese als Teile eines allgemeinen Reformprozesses) in Partnerschaft mit Deutschland und Frankreich sind Beispiele für die Internationalisierung des vietnamesischen Hochschulwesens.
Zur Umsetzung der innovationspolitischen Ziele sind vor allem folgende internationalen Programme zu nennen.
Das Innovation Partnership Program (IPP) ist ein von Finnland und Vietnam gemeinschaftlich finanziertes Projekt zur Stärkung und Weiterentwicklung des vietnamesischen Innnovationssystems. Es richtet sich an Unternehmen, Regierungsbehörden, Hochschulen, und Forschungseinrichtungen aber auch interessierte Privatpersonen in beiden Ländern. Der Schwerpunkt liegt auf innovativen KMUs in den Bereichen IKT, Biotechnologie, Ingenieurwissenschaften sowie Energie und deren Fähigkeiten, technologische Weiterentwicklungen zu fördern, neue Produktbereiche zu erschließen und diese kreativ zu vermarkten (Laufzeit: 2009-2018).
Im Herbst 2013 verständigten sich Vietnam und Südkorea auf den Aufbau eines am Vorbild des koreanischen KIST (Korea Institute of Science and Technology) orientierten Forschungsinstituts in Vietnam. Ziel des VKIST ist es, eine konkurrenzfähige Forschungsumgebung für vietnamesische und internationale Wissenschaftler zu schaffen. Das Institut wird sich auf die Forschungsbereiche Materialwissenschaften, Biotechnologie (insbesondere Landwirtschaft und Gesundheit) und IKT konzentrieren. In der ersten Phase (2013-2017) wurden der Bau sowie die generelle Planung abgeschlossen; hierfür waren Mittel in Höhe von 70 Mio. US-Dollar vorgesehen, die zur Hälfte von Südkorea getragen wurden. Für die zweite Phase (2018-2022) werden 50-80 Mio. US-Dollar veranschlagt (Pressemitteilung zur Einrichtung des Vietnam-Korea Institute of Science and Technology (VKIST), Dezember 2017).
Unterstützung beim Aufbau des vietnamesischen Forschungs- und Innovationssystems leistet außerdem die Weltbank (siehe unter Teilnahme an multilateralen Programmen und Initiativen).
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Nachrichten
4.2 Bi- und multilaterale Kooperationen
Auswahl an Regierungs- und Ressortabkommen mit Partnerländern
Nach Regierungsangaben kooperiert Vietnam mit mehr als 70 Ländern und internationalen Organisationen im Bereich Forschung und Entwicklung. Vietnams Hauptinteresse liegt dabei auf Ländern, mit denen bereits eine strategische Partnerschaft besteht, und von denen man sich weitere Technologietransfers erhofft.
Neben der WTZ mit Deutschland spielen folgende Länder, mit denen auch Regierungs- und/oder Ressortabkommen abgeschlossen wurden, eine besondere Rolle (wichtige Kooperationsfelder in Klammern): Südkorea (Innovationsforschung), USA (zivile Nutzung der Kernenergie), Japan (Landwirtschaft, Aufbau einer gemeinsamen Universität), Russland (Aufbau einer Technischen Universität), Großbritannien (Ausbildung, Forschung & Innovation), Frankreich (Aufbau einer gemeinsamen Universität), Finnland (Innovationsprogramm), Niederlande (Wasser- und Umweltmanagement; Vietnam-Netherlands Center for Water and Environment - VINWATER) und Dänemark (Klimaforschung und Aufbau von Forschungskapazitäten).
Teilnahme an europäischen Programmen und Initiativen
Vietnam hat ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN).
Unter dem Siebten Forschungsrahmenprogramm der EU (FP7) wurden 41 Kooperationsprojekte mit vietnamesischen Partnern gefördert. Gemessen an der Anzahl der Vorhaben ist Vietnam damit gleichauf mit Thailand führend in Südostasien (insgesamt 112 Vorhaben). Durch diese Projekte erhielt Vietnam insgesamt 5,6 Mio. Euro Fördergelder aus dem FP7; die zweithöchste Förderung innerhalb der ASEAN Staaten nach Thailand. Die inhaltlichen Schwerpunkte waren Landwirtschaft/Ernährung (10 Projekte), Gesundheit (8 Projekte) und Umwelt (8 Projekte). Vietnam beteiligte sich ebenfalls an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont 2020 (für Details, siehe Überblick zur Internationalen Kooperation).
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Mitgliedschaften in internationalen Regierungsorganisationen und -foren
Vietnam ist seit 1951 UNESCO-Mitglied und trat 1995 der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) bei.
Vietnam ist kein OECD Mitglied, aber Mitglied der OECD-Sonderorganisation "Development Centre", die - auch in Kooperation mit anderen Organisationen - teilweise Bildungs- und FuE-Systeme von OECD-Nichtmitgliedsländern analysiert.
Weiterhin beteiligt sich Vietnam auch an den folgenden Regierungsorganisationen, die Schwerpunkte in den Bereichen Forschung und Innovation haben:
- dem Weltklimaausschuss (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) sowie
- dem Globalen Rat zur Biologischen Vielfalt (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and ecosystem Services, IPBES).
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Teilnahme an multilateralen Programmen und Initiativen
Vietnam beteiligt sich seit 2012 an dem OECD-Programm zur Kompetenzmessung von Schülern (PISA).
Das Forschungs- und Innovationssystem von Vietnam wurde im Rahmen einer regionalen OECD-Studie zu Südostasien (2013) analysiert. Finanziert wurde die Studie durch das BMBF, das japanische Forschungsministerium MEXT und das Netzwerk SEA-EU-NET. Eine OECD-Länderstudie zu Vietnam wurde 2014 im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der OECD und der Weltbank erstellt.
Das Weltbank-Programm FIRST (Fostering Innovation through Research, Science and Technology) zielt auf eine Förderung von marktorientierter, angewandter Forschung in Vietnam. Zusätzlich soll mit dem Programm auch die Anzahl unter der Armutsgrenze lebender Bevölkerungsschichten weiter gesenkt werden. Im Zeitraum von 2014 bis 2019 stellt die Weltbank Mittel in Höhe von 100 Mio. US-Dollar zur Verfügung, die durch die vietnamesische Regierung um weitere 10 Mio. US-Dollar aufgestockt werden. Das FIRST-Programm ergänzt die Bemühungen der vietnamesischen Regierung Forschung und Entwicklung zu fördern. Politische Zielsetzungen in diesem Bereich sind in der „National Strategy on Science and Technology" und dem „High Technology Law" beschrieben. Prioritäre Sektoren sind Biotechnologien, industrielle Fertigung und Informations- und Kommunikationstechnologien. Das Weltbank-Programm fördert darüber hinaus auch Vorhaben in den Bereichen Wassermanagement, Meteorologie sowie Umwelt- und Klimaschut.
Die Vietnam Union of Science and Technology Associations vertritt Vietnam in der weltweit größten Nichtregierungsorganisation im Bereich Wissenschaft, dem Internationalen Wissenschaftsrat (Internationalen Science Council, ISC).
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Sitzland für Einrichtungen internationaler Organisationen
In Vietnam haben drei UNESCO Chairs ihren Sitz: UNESCO - Cousteau Ecotechnic Chair in Environmental Education (1995) an der Vietnam National University in Hanoi; UNESCO - NATURA Chair in Extension Strategies for Rural Development: Gender Sensitive Approaches (1992) an der University of Can Thô; UNESCO-MHI Chair in Engineering of Automation of Thermal Power Plants and Environmental Protection Equipment (1997) an der Hanoi University of Science&Technology (HUST).
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5Weitere Informationen
Nähere Informationen zu Vietnam erteilt im Auftrag des BMBF der DLR Projektträger.
Fachlicher Ansprechpartner für Vietnam ist:
Dr. Gerd Rücker
DLR Projektträger
Europäische und internationale Zusammenarbeit
Tel.: +49 228 3821 1180
E-Mail: gerd.ruecker(at)dlr.de
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